Lagerung von Mikroskopen und Objektiven

[Soki]

Hallo liebe Mikro Gemeinde,

aktuell lagere ich meine Ausrüstung in einem Holzschrank mit einer Glastüre. Leider habe ich in meiner Wohnung (und auch in besagtem Schrank) oft eine hohe Luftfeuchtigkeit (aktuell 67%).
Da ich keineswegs Glaspilz auf meiner Ausrüstung haben will, stellt sich für mich nun die Frage, ob Handlungsbedarf besteht. Haltet Ihr einen Luftentfeuchter für notwendig? Wie handhabt Ihr das?

Vielen Dank und liebe Grüße,
Simon

[liftboy]

Hallo Simon ,

meine einer lagert das einfach so:

[Dr. Jekyll]

Hallo Simon,

über 60% Luftfeuchte sind kritisch! Im Schrank kannst Du mit einer großen Packung Silikagel das schlimmste verhindern, wenn dieser einigermaßen dicht ist. Für die Raumluft habe ich einen Elektro-Luftentfeuchter aus dem Baumarkt. Das ist aber nur sinnvoll, wenn Du ein separates Mikroskopierzimmer hast. Im Wohnzimmer oder noch schlimmer im Schlafzimmer kommst Du damit auch nicht sehr weit.

[TPL]

Hallo Simon,

bei Luftentfeuchtern, zumindest solchen auf Salz-Basis, wäre ich vorsichtig, denn damit treibst den Teufel (Luftfeuchte) eventuell mit dem Beelzebub (Korrosion) aus.

Während meiner Zeit in Kinshasa / DR Kongo hatte ich in meiner Wohnung selten Luftfeuchten unter 70 % – trotz Dauerbetrieb, 24/7 der Klimaanlagen im Trockenmodus. Um bei Wartung oder Ausfällen der Anlage sicherzugehen, dass nicht meine ganze Mikro- und Fotoausrüstung Schimmel ansetzt, habe ich nach Benutzung alles in weitgehend dichten Alukoffern mit ordentlich Silika-Gel verpackt. Letzteres lässt sich im Backofen regenerieren.

Den Plan einer luftentfeuchtenden Vitrine konnte ich nicht mehr umsetzen: Holz ist dafür zwar nicht ideal, aber es gibt auch dafür Anleitungen, die alle auf einer relativ niedrig in der Vitrine platzierten, gewöhnlichen Glühlampe basieren. Gibt es unten und oben in der Vitrine genügend Luftzutritt (evtl. mit einem Filter davor) wirkt der Kamin-Effekt und durch die Wärme bleibt der Innenraum auch nachts über dem Taupunkt. Sicher nichts für Energiespar-Füchse, aber dafür sieht's hübsch aus.

Viele Grüße,
Thomas

[jako_66]

Hallo Simon,

habe das Problem auch. Setze auf einen elektrischen Entfeuchter von DeLonghi, nachdem ein Bekannter mit einer Baumarkt-Lösung fast abgebrannt wäre. Bei mir sind es die guten alten Nikon-Objektive, die gefährdet sind. Schalte das Gerät ca. 5-10x pro Jahr über Nacht ein, wenn die Luftfeuchtigkeit auf die 70-75% zugeht. Bisher (>4 Jahre) keine Probleme mit Glaspilz.

Diese Silikagel-Kissen hatte ich auch mal überlegt. Würde aber eher die wertvollen Teile unter Argon lagern, wenn es ganz schlimm kommt.

Viele Grüße

Sven

[Werner]

Es gibt auch große Plastikwannen (PP) mit Deckel, die bei Gewichtsbelastung desselben ziemlich dicht sind (Baumarkt, Ikea).
Größe etwa Umzugskarton. Darin lagere ich Zement, Kalk und Gips in Säcken jahrelang. Die brauchen kein Trockenmittel, weil sie selber eins sind. Ohne Deckel-Belastung empfiehlt sich Klebeband rundrum.

Gruß - Werner

@Sven: Dann aber in verschweißten Plastiktüten, zwei ineinander (So werden die Detektoren für die Massenspektrometrie geliefert).

[JB]

Hallo Simon,

Ich versuche selbst die Luftfeuchte unter 60 % zu halten - nur an feuchten Sommertagen liegt sie hoeher. Allein schon um Schimmel im Zimmer zu vermeiden.

Wenn die Luftfeuchte dauerhaft hoch ist wuerde ich deshalb zunaechst umraeumen (Schrank von der Wand etwas weg) um bessere Zirkulation zu bekommen und die Lueftung (Stosslueften) streng rational machen. Wenn das nicht ausreicht braucht man meiner Ansicht nach tatsaechlich einen Entfeuchter im Sommer, auch wenn der Energieverbrauch schmerzt (immerhin hat man etwas Aqua dest. fuer's Fensterputzen ). Fenster und Tuer sollten beim Einsatz des Luftentfeuchters gut schliessen, sonst ist kein Ende in Sicht.

Wenn der Schrank gut schliesst wuerde ich 500 g Silikagel mit Indikator nehmen und bei Bedarf in der Mikrowelle regenerieren.

Viel Erfolg,

Jon

[jochen53]

Hallo,

in Museen hat man früher zur Verhütung von Schimmel und Insektenfraß etwas Thymol (2-Isopropyl-5-methylphenol) in Ausstellungsvitrinen getan. p-Chlor-m-kresol (4-Chlor-3-methylphenol; Preventol CMK) müßte auch gehen.

Viele Grüße, Jochen

[Soki]

Hallo,

vielen Dank für die vielen Rückmeldungen! Es steht fest, dass ich was tun muss. Silica Gel (50 kleine Einzelpackungen) habe ich zwar, aber dadurch, dass die Vitrine nicht luftdicht schließt, hat das die Luftfeuchtigkeit nicht gesenkt (habe einige zum Test in eine Glasschüssel gelegt). Ein 1kg Beutel mit Indikator wäre sicher besser. Ich have testweise einen bestellt. Ob ein elektronischer Luftentfeuchter da Sinn macht, ist fraglich. Da sollte ich vermutlich eine andere Aufbewahrungsmöglichkeit verwenden.
Thymol hört sich auch interessant an, da muss ich mich informieren.

beste Grüße an alle,
Simon

[Bob]

Hallo zusammen,
meine 3D-Drucker-Filamente habe ich im Keller in einer großen Zarges-Box mit Dichtung, da sind ca. 2kg Silicagel ohne Indikator in einem Baumwollbeutel und ein kleines Luftfechtigkeitsmessgerät drin. Der Beutel kommt alle 2 Monate oder so für ein paar Stunden bei 120° in den Backofen. Das funktioniert gut.
Thymol stinkt penetrant und manche Stoffe nehmen den Geruch auch an - ich glaube, da zieh ich den Schimmel vor!

Viele Grüße,

Bob

[jako_66]

Hallo zusammen,

wenn sich da mal nicht etwas Thymol aufgrund des zugegeben geringen Dampfdruckes bei Raumtemperatur nicht als "Antireflex-Beschichtung" auf den Glasoberflächen niederschlägt? Mottenkugeln sind auch nicht ohne.

Viele Grüße

Sven

[Werner]

Feuchtigkeitsempfindliche IR-Teile wie Kochsalzfenster oder KBr-Prismen wurden früher (vielleicht auch heute noch) in einem beheizten Blechkasten mit Plexiglasdeckel aufbewahrt. Die Temperatur war etwa 40 °C, also nur knapp über Raumtemperatur. Könnte in der Summe sparsamer sein als das Ausheizen von Silikagel.

Gruß - Werner

[D.Mon]

...
Wenn die Luftfeuchte dauerhaft hoch ist wuerde ich deshalb zunaechst umraeumen (Schrank von der Wand etwas weg) um bessere Zirkulation zu bekommen und die Lueftung (Stosslueften) streng rational machen.
...

Zum Thema Lüften (jetzt nicht bezogen auf Lagerung von Mikroskopen) kursieren leider die absurdesten Ansichten, meist in Hinblick auf Schimmel in Wohnräumen und Kellern, manchmal auch in Hinblick auf sommerlichen Wärmeschutz ("Mach mal das Fenster auf, mir ist warm!" [bei innen 26 und außen 32 °C; möglichst noch bei dunkler, voll besonnter Fassade]).

Wenn es nur darum geht, die Luftfeuchte zu reduzieren, muss man nicht nur das Temperaturgefälle, sondern auch das Gefälle der rel. Luftfeuchte beachten. Der Klassiker ist, dass Leute versuchen ihre Keller im Sommer (weil es da ja schön warm ist) trocken zu lüften, was meist genau das Gegenteil bewirkt. Wenn es innen deutlich kühler ist, als außen, holt man sich durch Lüften u. U. mehr Feuchtigkeit ins Haus, als einem vielleicht bewusst ist. Besonders schlimm: innen schön klimatisierte (kühle) Räume, außen dämpfige Gewitterstimmung. Wahrscheinlich wisst Ihr das eh alle schon; das Thema Taupunkt braucht man ja in einem wissenschaftlichen Forum sicher nicht erklären.

Unabhängig davon sollte natürlich der aus hygienischen Gründen erforderliche Luftwechsel sichergestellt sein.

Gruß
D.Mon

@JB: Mein Beitrag ist nicht als Kritik des deinigen, sondern als Ergänzung gedacht. Du hast es ja völlig korrekt formuliert.

[JB]

@JB: Mein Beitrag ist nicht als Kritik des deinigen, sondern als Ergänzung gedacht. Du hast es ja völlig korrekt formuliert.

Hallo,

Gut, dass Sie das noch mal vertieft haben. Genau das habe ich mit "streng rational" lueften gemeint. Fuer die Regulierung der Feuchtigkeit nur dann lueften, wenn es draussen kalt + trocken ist und/oder die Luftfeuchtigkeit beim Lueften nicht ansteigt. Ich luefte nur mit Hygrometer im Raum. Beim sommerlichen Lueften des Kellers faengt wuerde es bei uns sofort von den Waenden tropfen 

Beste Gruesse,

Jon

[forscherbrain27]

Das ist definitiv eine sehr wichtige Frage! Gar nicht so leicht, sein Equipment vor Feuchtigkeit und dergleichen zu schützen.
Soweit ich gelesen habe, gibt es auch spezielle Nylon Taschen oder Koffer, die einen entsprechenden Schutz gewährleisten.