Wie sehr die Rot-Cyan-Brille ein Bild versauen kann...

Begonnen von plaenerdd, August 02, 2020, 19:40:44 NACHMITTAGS

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plaenerdd

...zeigt sich, wenn man einen blaugrünen Kristall (wahrscheinlich Kupferacetat-Durchdringungszwilling) mit ihr in die 3. Dimension heben will. Bin ich froh, dass ich kürzlich den Kreuzblick gelernt habe! Der Tip erst die Nasenspitze ansehen zu wollen und dann langsam auf das davor liegende Doppelbild zu schauen hats gebracht. Ich kann nur jedem empfehlen, das zu erlernen.
1. Bild: 2-D für den normalen Farbeindruck
2. Bild: rot-cyan-Anaglypenbild - hier erscheint der Kristall fast schwarz
3. Bild: für Kreuzblick
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

olaf.med

Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Siegfried

Bei mir hat's auch wieder geklappt.
Ich sehe deinen Kristall sehr schön, farbecht und wie zum anfassen.
Dann hab ich wieder normal geschaut und konnte ihn nicht mehr greifen. :o
     Gruß von Siegfried

Lupus

Hallo,

das sind aber auch im originalen (Kreuzblick-)Bild nicht gerade leuchtende Farben, und Farbanaglyphen geben bekanntlich nicht die Originalfarben wieder. Aber man kann die Darstellung noch etwas optimieren (siehe mein Versuch, die Vorlage dafür war aber nur 333 Pixel hoch), dann ist blau im Rotkanal nicht ganz schwarz und die Geisterbilder sind auch fast weg.

Hubert

Heribert Cypionka

Hallo Gerd,

es ist klar, dass rote und blaugrüne Strukturen durch eine Rot-Blaugrün-Brille nicht gut dargestellt werden können, da man jeweils durch ein Brillenglas fast nichts sieht. Man kann aber in solchen Fällen

A- vor der Erzeugung des Anaglyphenbilds die Originale in Graubilder umwandeln.
B- die Farbsättigung halbieren
C- Falschfarben nach Dubois verwenden

Bei PICOLAY geht A- über Enhance Image -> Colour saturation = 0
B- und C- lassen sich unter Options voreinstellen und werden dann automatisch auf alle Bilder angewendet.

Viel Erfolg!
Heribert

witweb

Hallo,

Gerd, ich denke auch, dass Rot-Cyan-Bilder bei solchen Objekten immer etwas problematisch sind. Dabei finde ich dein Bild gar nicht sooo schlecht, auf jeden Fall nicht "versaut".  :)
Generell gefallen mir aber die "Schielbilder" um ein Vielfaches besser. Auch deines hier.   

Ich wollte gerade vorschlagen, insgesamt die Bilder noch etwas "aufzuhübschen". Da lese ich von Heribert, dass er empfiehlt, die Farbsättigung zu halbieren. Ich hatte kürzlich hier auch ein Bild von Kupferacetat auf Kupfer gezeigt, dort aber die Farbe und den Kontrast schon deutlich angehoben. Hmm. Natürlich sieht man auch da bei den Farben Probleme, aber ich denke, das ist noch akzeptabel. Ich zeige das Bild hier zur Illustration nochmal, kann es aber gern wieder löschen.

Beste Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

Heribert Cypionka

ZitatDa lese ich von Heribert, dass er empfiehlt, die Farbsättigung zu halbieren.

Das habe ich so nicht direkt empfohlen. Die Reduzierung der Farbe, ist aber eine Möglichkeit, wenn man unbedingt eine Anaglyphenbild zeigen möchte.
Es gibt auch noch andere Methoden als den Kreuzblick, den leider viele nicht beherrschen. Eine davon empfehle ich immer wieder gern - sie funktioniert sogar mit einem Auge ;)

Hier ein knallrotes Beispiel: http://www.picolay.de/forum/Rose_u83.gif

LG
Heribert


plaenerdd

Hallo,
herzlichen Dank für die zahlreichen Antworten.
Ja der Meister, der das Schwert "PICOLAY" geschmiedet hat, weiß natürlich auch am besten damit umzugehen. Die verschiedenen Farbmodi für die Anaglyphenbildberechnung kannte ich noch gar nicht. Die Halbierung der Farbsättigung oder die Falschfarben nach Dubois beziehen sich nur auf die Ananglyphenbilder, nicht auf die Normalbilder. Sie dienen dazu die stark farbverfremdende Wirkung der Ananglyphenbrille etwas auszugleichen. Hier mal ein Vergleich, stark verkleinert, damit die Bilder nebeneinander passen und die Farbwirkung direkt verglichen werden kann. Farblich kommen sie nicht ganz heran, an das Schielbild, aber immerhin lässt sich da noch einiges machen. Ich muss ja zugeben, das ich nach wie vor die Ananglyphenbilder zu schätzen weiß, besonders für Papierbildaustellungen. Da kann man den Betrachtern nicht erst den Schielblick bei bringen, aber eine Brille auf die Nase setzen geht (fast) immer.
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Lupus

Hallo,

ZitatSie dienen dazu die stark farbverfremdende Wirkung der Ananglyphenbrille etwas auszugleichen
die verschiedenen Verfahren zur Berechnung des Anaglyphenbildes dienen nicht so sehr der möglichst realistischen Farbdarstellung - die ist auch nicht möglich wenn man bedenkt wie stark die Bilder für das jeweilige Auge gefiltert werden. Wichtiger noch ist das Verhindern von "Geisterbildern" bzw. die Verbesserung der Bildverschmelzung für einen ungestörten Stereoeindruck. Speziell Farben, die von einem Filter sehr stark blockiert und vom anderen ungehindert durchgelassen werden lassen sich schlecht wiedergeben. Blau ist besonders kritisch da der Rotfilter gut wirkt. Da erscheinen dann Flächen für das eine Auge fast schwarz, für das andere aufgehellt blau und der große Helligkeitsunterschied der gleichen Fläche verhindert die Stereowirkung bzw. erzeugt einen "unangenehmen" Bildeindruck.

Das Kristallbild ist zur Demonstration vielleicht nicht optimal, die blaue Farbe ist von Anfang an relativ dunkel. Ein alternatives Beispiel wären die blauen Zündhölzer. In der Zusammenstellung ist das Bild links eine normale Vollfarbenanaglyphe, die Strukturen des blauen Zündkopfes verschmelzen nicht richtig. Bei den beiden optimierten Verfahren rechts davon (Halbton und Dubois) werden für jedes Teilbild (links oder rechts) jeweils Farbanteile des anderen, blockierenden Filters in der eigenen Farbe zugemischt. Dadurch hellt sich der blaue Zündkopf im roten Filter deutlich auf und das Bild wird verschmelzungsfähig für beide Augen. Der Blauton ändert sich natürlich leicht zu violett.

Zum Farbvergleich habe ich noch ein Kreuzblick-Bild beigefügt.

Hubert

witweb

Hallo Gerd und Hubert,

danke für die Beispielbilder zu den verschiedenen Methoden. Sehr aufschlussreich, ich werde mir das mal noch genauer anschauen.
Hubert, hast du deine Beispiele auch ausschließlich mit Picolay erzeugt?

Beste Grüße

Michael

Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
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Lupus

Hallo Michael,

die Bilder für jede Perspektive sind zwar mit Picolay gestackt, aber das linke und rechte Bild sind echte Stereofotos aus verschiedenen Positionen, nicht gerechnet aus einer mittleren Perspektive aus den Stackingebenen. Ist zwar aufwändiger, gibt aber immer unverzerrte Bilder und eine bessere Tiefenauflösung (natürlich nur für Puristen  ;) ).
Die Anaglyphen sind dann aus den beiden Stereobildern durch ein Anaglyphenprogramm erzeugt worden.

Hubert

witweb

Alles klar Hubert.
Es ist schön zu sehen, dass man auch bei den Anaglyphenbildern noch einiges optimieren kann.
Ich habe aber auch noch einen Beitrag in Erinnerung, wo auf die Qualität der Brille hingewiesen wurde (ich glaube der war sogar von dir?). Sollte man auch nicht vergessen, wenn man nicht nur das Beste aus seinen Bildern herausholen, sondern auch sehen will.
Ansonsten, wir hatten das Thema ja kürzlich schon mal, Heribert hatte vorgeschlagen, für die Schielbilder eine VR-Brille zu nehmen. Das geht prima, auch schon mit den preiswerteren Teilen für etwa 10.-EUR. Damit kommen wohl auch die meisten klar. Problem eventuell - zu starke Brille.

Viele Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
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witweb

Leitz Orthoplan
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plaenerdd

Hallo Hubert,
ich danke Dir ganz herzlich für weitere Erhellungen zu dem doch sehr komplexen Thema der Ananglyphendarstellung. Ich habe viel gelernt vor allem aber, dass man sich ruhig trauem sollte, eine Vermutung oder These in dieses Forum zu stellen. 
Zitat von: plaenerSie dienen dazu die stark farbverfremdende Wirkung der Ananglyphenbrille etwas auszugleichen.
Sie wird entweder bestätigt oder begründet verworfen. In beiden Fällen hat man was gelernt, im zweiten in der Regel sogar noch mehr als im ersten.
Auch den verlinkten Faden zu Smartphonfotografie fand ich sehr gut. Die Überschrift hatte mich seinerzeit nicht angeregt den zu lesen, weil ich kein Smartphone habe, aber z.B. der Anaglyphenbrillentest ist wirklich super. Meine doch sehr preisweten Papprahmenbrillen haben dabei erstaunlich gut abgeschnitten.
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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