Wie kann ich mein altes Immersionsöl polymerisieren?

Begonnen von Dünnschliffbohrer, August 19, 2020, 18:34:13 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Dünnschliffbohrer

Hier noch meine dritte und vorerst letzte Frage:
Ich habe seit längerem ein kleines Fläschchen mit altem Immersionsöl (Beifang bei einem alten Mik.), welches bereits zähflüssig wie Honig ist. Ein Objektiv würde damit wohl niemand freiwillig benetzen wollen. Zum wegschmeissen ist es aber doch zu schade, und soll daher als Einbettungsmittel für Sporen und dergleichen Verwendung finden. Damit das Deckglas aber nicht langsam davon schwimmt, würde ich es gerne noch weiter polymerisieren. Ein Präparat habe ich damit schon gemacht und dabei darauf geachtet, dass die Schicht möglichst dünn ist, damit die Adhäsion hoch bleibt.
Ob da in die Sonne legen (wegen der UV-Strahlung) schon ausreichen könnte? Das dünne Deckglas sollte ja nicht soviel UV-Licht schlucken. Hat hier schon mal einer so etwas gemacht?
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Bob

Erwähnenswert wäre, dass manche alte Immersionsöle PCB enthalten. Da würde ich nicht ohne dringenden Grund mit herumpantschen.

Viele Grüße,

Bob

Dünnschliffbohrer

ZitatErwähnenswert wäre, dass manche alte Immersionsöle PCB enthalten. Da würde ich nicht ohne dringenden Grund mit herumpantschen.

Ich weiss, musste mal in einem Institut an einer Austuschaktion deswegen teilnehmen. Aber Ich komme damit ja nicht in Berührung, und in die Umwelt gelangt es auch nicht. Aber waren PCB´s auch schon in den Vorkriegs-Immersionsölen enthalten? Vermutlich ist es nämlich bereits so alt.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

JB

Genau, die Oele aus den 70ern enthalten 30-45 % PCB! https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=35370.msg258932#msg258932 Das ist nur noch zum Entsorgen gut, bitte zum Schadstoffmobil damit, samt Flasche  ;)  Wirklich Polymerisieren tut das ohnehin nicht, die chemische Struktur sollte gerade die Polymerisation verhindern. (Das ganz alte Zedernholzoel ist unproblematisch.)

Es gibt da viel bessere Moeglichkeiten; modernes Immersionsoel mit Deckglaslack umrandet, oder Euparal, oder UV-Glaskleber!

Beste Gruesse,

Jon

Dünnschliffbohrer

Wie geschrieben weiss ich nicht genau wie alt es ist. Ich würde aber nach allem, was mit dabei war annehmen das es mindestens Anfang 60er Jahre, höchst wahrscheinlich aber viel älter, nämlich aus der Zwischenkriegszeit stammt. Woran könnte ich denn erkennen, ob es Zedernholzöl ist (bzw. war, denn als Öl kann man es eigentliuch nicht mehr bezeichnen). Ein Öl aus den 70er Jahren würde bestimmt auch nicht so sehr verharzen, wie es bereits ist.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Peter Reil

Hallo "Dünnschliffbohrer" (komischer Name),

Zedernholzöl würdest du mit Sicherheit am Geruch erkennen.

Freundliche Grüße
Peter

PS: Mein Opa hatte noch ein paar Tabletten aus der Zwischenkriegszeit. Da war kein Etikett dabei. Kann ich die noch nehmen?....  ;D
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Peter V.

Hallo Peter

ZitatHallo "Dünnschliffbohrer" (komischer Name),

Warum sich DSB so nennt wie er sich nennt, weiß ich nicht, aber einen Dünnschliffbohrer gibt es wirklich! Und er wurde von jemandem entwickelt, den Du sogar kennst:

Mikro-Bohrgerät

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Peter Reil

Hallo Peter,

danke für die Aufklärung.

Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass Olaf sich einen Zweitaccount zugelegt hat.  ;)

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Dünnschliffbohrer

ZitatWarum sich DSB so nennt wie er sich nennt, weiß ich nicht

Ganz einfach: weil ich zur Dünnschliffherstellung (leider aus Zeit- und Platzgründen in den letzten Jahren kaum noch praktiziert) gerne eine Kleinbohrmaschine (so gen. "Dremel") mit Diamant-bestzter Trennscheibe benutze, um den mühsamen Grobschliff mit dem gröbsten Schleifpulver abzukürzen. So eine praktische Fräse, wie früher im Institut habe ich nicht, und könnte sie auch nirgendwo aufstellen.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Jürgen Boschert

Hallo "DSB",

wie Peter Reil schon geschrieben hat, besitzt Zedernöl einen typischen, süßlichen Geruch, nicht unangenehm (zumindest für mich). Ich denke, Dein Immersionsöl ist auch Zedernöl, denn die späteren dicken nicht ein. Man kann aber problemlos für die Objektive ein neuzeitliches Öl verwenden. Auf die Alternativen zur Eindeckung wurde ja auch schon hingewiesen.
Beste Grüße !

JB

jochen53

Hallo,

um, die wenig sinnhafte Diskussion abzukürzen:
Du kannst es nicht polymerisieren, weil es nicht polymersisieren kann. Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus Di-n-Butylphthalat und polychloriertem Biphenyl (PCB, Aroclor oder Clophen genannt). Beide können nicht polymerisieren.
Bring es zur Giftmüllsammelstelle und kauf Dir ein neues.

Gruß, Jochen (Chemiker).

Dünnschliffbohrer

Hallo Jochen,
ZitatDu kannst es nicht polymerisieren, weil es nicht polymersisieren kann.
Aber es ist doch schon teilweise polymerisiert (d.h. verharzt  oder ist das keine Folge einer Polymerisation?) und stark eingedickt! Meine Frage war doch, wie ich den Rest auch noch soweit beschleunigt polymerisieren kann, ohne nochmal 60 - 80 Jahre zu warten weil ich dann nicht mehr lebe. Insbesondere ob da UV-Licht hilft.
Für mich waren einige Antworten durchaus sinnhaft, denn wenn ich es richtig verstanden habe:
1) wurde damals reines Zedernholzöl verwendet, ohne weitere Zusatzstoffe
2) PCB-haltiges Öl ist es sicherlich nicht, weil es eben stark eingedickt ist (wusste ich vorher auch noch nicht sicher, hatte es aber geahnt) und bestimmt deutlich älter ist als die Einführung der PCB-haltigen Immersionsöle (war mir auch erst aus der Diskussion hier bekannt geworden, dass die erst in den 70ern aufkamen). Gut gerichtsfest kann ich es noch nicht beweisen, da ich noch keine Geruchsprobe gemacht habe, kommt aber noch...
3) Für eine aufwendige Entsorgung in dr Giftmüllsammelstelle gibt es auch keine Veranlassung.
Um schnell mal ein Präparat mit trocknen Sporen zu machen, ist es noch gut. Neues Immersionsöl muss ich auch nicht kaufen, weil ich es - wie in der Eingangsnachricht geschrieben - auch nicht zum immergieren oder Linsenkitten nehmen möchte, und auch ausreichend neues Immersionsöl habe. Viel mehr als ich verbrauchen kann. Wir leben ja in einer Wegwerfgesellschaft aber letztlich entscheide ich selbst, was ich aufhebe, noch verwende, oder entsorge. Viele professionelle Anwender würden ja die Mikroskope, mit denen die meisten hier arbeiten, dem Kehrichtmann mitgeben und lieber etwas neues kaufen, fördert ja das Bruttosozialprodukt in China ...
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Jürgen Boschert

Hallo DSB,

eingedickt heißt ja nicht unbedingt polymerisiert. Es ist einfach das Lösungsmittel über die Zeit ausgedünnt, verdunstet. Deshalb glaube ich auch nicht, dass Du ein synthetisches Öl hast, da passiert das praktisch nicht, sondern Zedernöl. Immersionsöl kostet ja nicht die Welt und ist wirklich leicht zu beschaffen, sei es nun Zedernöl oder synthetisches. Im Zweifel das alte Öl "fachgerecht" über die entsprechende Müllstation entsorgen.
Beste Grüße !

JB