Gelbflechte - Xanthoria parietina

Begonnen von Alf, August 29, 2020, 22:36:29 NACHMITTAGS

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Alf

Ich zeige den Aufbau der Apothecien von Flechten anhand der verbreiteten Gelbflechte (Xanthoria parietina). Außerdem stelle ich kurz eine schöne Färbevorschrift für Flechten und Pilze vor.

Die Flechten wurden von einem Baum abgezogen und mit AFE für 24 Stunden fixiert. Danach wurde in Paraffin eingebettet und ca. 10 Mikrometer dünn geschnitten. Gefärbt wurde zuerst mit Lactophenol-Anilinblau fr 10 Minuten. Danach wurde der Farbstoff abgekippt und kurz mit destilliertem Wasser gespült. Danach wurde für 30 sekunden mit einer 1 % wässrigen Safranin O Lösung gefärbt und danach direkt mit 100 % Isopropanol abgespült. Sollte die Rotfärbung zu intensiv ausfallen kann man mit 50% Ethanol selektiv das Safranin wieder entfärben und danach die Differenzierung mit 100% Isopropanol stoppen.



Abb. 1: Übersicht Apothecium

Das Apothecium ist eine schüsselförmige Struktur einer Flechte. Die Apothecien dienen hierbei als Sprenlager, die in Asci heranreifen. Asci sind schlauchförmige Gebilde, die die Sporen beinhalten. Die Asci befinden sich in der obersten Schicht, dem sogenannten Hymenium. Neben den Asci findet man im hymenium auch freie Enden der Pilzhyphen den sogenannten Paraphysen.


Abb. 2: Detailaufnahme des Apothecium

In Abb. 2 erkennt man die Schichtung sehr gut. Die äußerste Schicht über dem Hymenium nennt man auch Epithecium. Darunter liegt das Hymenium und man erkennt bereits Asci und die enthaltenen Sporen. Unter dem Hymenium liegt das Hypothecium, das der Ernährung und Unterstützung des Hymeniums dient. Darunter und am Rand (= Excipulum) findet man zahlreiche Algenzellen.


Abb. 3: Asci


Abb. 4: Asci

Abb. 3 und Abb. 4 zeigen Asci und die darin enthaltenen Sporen. In den Asci finden die meiotischen Teilungen statt währen der Bildung der Sporen.


Abb. 5: Sporen der Gelbflechte

Zwischen den Asci und Paraphysen findet man auch die charakteristischen Sporen der Gelbflechte.

LG,
Alf

witweb

Hallo Alf,
sehr interessanter Beitrag, wieder was gelernt!
Viele Grüße
Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
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Alf

Dünner ist bei weitem nicht immer besser, aber in diesem Fall liefert ein 4 Mikrometer dünner Schnitt bessere Bilder, weshalb ich sie hier noch einfügen möchte. Technik bleibt dieselbe.


Abb. 1: Übersicht


Abb. 2: Detailaufnahme

in Abb. 3 habe ich versucht die Entwicklung der Ascosporen und Asci wiederzugeben. In 1 sieht man einen sehr frühen und schmalen Ascus, der in Abb. 2 schon dicker imponiert. Darin finden die meiotischen Teilungen und die Bildung der Ascosporen statt. In den Aufnahmen 3 und 4 erkennt man Lichtungen in den Asci, die durch Vorstufen der Ascosporen hervorgerufen werden. Die Ascosporen treten wie aus einem Nebelschleier hervor. Sie differenzieren sich weiter, bis man in Aufnahme 5 bereits reife und sehr dicht gepackte Ascosporen erkennt. In Aufnahme 6 sind die Ascosporen soweit ausgereift und warten bis ihre Kapsel aufbricht.
Eine Ascospore alleine bringt keine neue Flechte hervor, aus ihr keimen nur die Hyphen des Pilzes aus. Erst wenn sie auf eine geeignete Alge treffen bilden sie eine neue Flechte.


Abb. 3: Aufnahmen 1-6