optimale Linsenanordungen ?

Begonnen von Reinhard, September 03, 2020, 16:00:17 NACHMITTAGS

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Reinhard

Hallo Freunde,

ich hätte zwei Fragen zur Optik:

1. nehmen wir an, ich möchte mit einem hochaperturigen Objektiv (1,4) an meinem Phomi eine vertretbar hohe
    Gesamtvergrößerung erzielen und hätte dazu die Auswahl, dies entweder mit einem 16er Okular bei Optovareinstellung
    1,0 oder aber mit einem 10er Okular und der Optovareinstellung 1,6 zu bewerkstelligen.
    Was wäre vorzuziehen; oder anders gefragt: sind die Linsen des Optovars denen eines Okulars ebenbürtig (oder sogar besser)?

2. da ich sowieso nur durch ein Okular schaue, wäre es dann besser, durch eines der Okulare eines BinoTubus zu schauen oder besser,
    gleich einen Monotubus anzubringen. Hier sind ja weniger Grenzflächen vorhanden; wirkt sich das sichtbar auf die Bildqualität aus?

Danke für Antworten
Reinhard
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jochen53

#1
Hallo Reinhard,

Hier eine Beobachtung von mir: Ich habe ein altes Leitz Laborlux 1 mit Binokulartubus, so ähnlich aufgebaut, wie der des Ortholux. Er hat den Tubusfaktor 1,25x.
Die Bildfeldwölbung der Achromaten (10x bis 45x) tritt bei meinem Binokulartubus mit einfachen 10x-Periplan- und Huygens-Okularen viel stärker in Erscheinung als bei einem einfachen Monokulartubus. Man kann in den äußersten Randzonen die Unschärfe der Bildfeldwölbung durch Nachfokussieren nicht ganz beseitigen. Die Randunschärfe ist m.M.n. bei den einfachen Periplanen sogar noch stärker ausgeprägt als bei den Huygens. Meiner Meinung nach ist dieser alte Bino-Tubus nicht in der Lage, qualitativ akzeptable größere Bieldfelder wiederzugeben, als es die SFZ dieser alten Okulare (manche nennen sie "Schlüsselloch-Okulare") bieten. Periplan GF 12,5x ist z.B. völlig indiskutabel.
Das optische Tubus-System des Binokulartubus ist in meinem Fall deutlich qualitätsmindernd, die beiden Teilbilder sind (wie bei den meisten Bino-Tuben) auch nicht gleich hell.
Sicher werden jetzt die Leitz-Fans über mich herfallen, aber wir sprechen hier über optische Oldtimer. Jede zusätzliche Linse, Glas-Luft-Fläche oder Prisma im Strahlengang ist qualitätsmindernd (meine Meinung).

Viele Grüße, Jochen.

reblaus

Hallo -

auch ich gehöre zu den Einäugigen und habe die binokulare Komplettausrüstung an den meisten Mikroskopen nur aus sammlungsästhetischen Gründen bzw. für binokuläre Besucher.

Ich hatte schon zu Zeiss-Endlichzeiten das Gefühl, dass eine möglichst hohe Primärvergrößerung die bessere Auflösung bringt und da war ja das PlanApo 40/1,40 sozusagen das Ende der Fahnenstange, den mein 100er PlanApo hatte eine geringere num. Apertur, war also nicht direkt zu vergleichen
Heute kann ich das beim Axioskop besser: Theoretisch sollte das PlanApo 63x/1,40 mit 1,6x Nachvergrößerung per Optovar die gleiche Auflösung bringen wie ein 100x/1,40 ohne. Ich habe an meinem Axiovert einen wirklich edeln, dicken Optovar der eigentlich ein 100er überflüssig machen sollte, wobei ja das 63er bei Bedarf bequemerweise auf ein größeres Gesichtsfeld heruntergeschaltet werden könnte.
Tatsächlich habe ich jetzt neben dem PA 40x/0,95 nur noch das PA 100x/1,40 in meinem Objektivsatz und der Optovar dient mir nur noch zur leeren Nachvergrößerung wegen altersbedingter Minderung der Scharfsichtigkeit.

Viele Grüße
Rolf

PS. Schließlich ist es ja auch bei Fotoobjektiven so, dass selbst die edelsten Zooms bei vertretbarem Konstruktionsaufwand nicht die gleiche Bildqualität bringen wie entsprechende Festobjektive und bei einem Optovar wird die gleiche Nachvergrößerungslinse für ein ganzes Objektivspektrum benutzt.

Reinhard

#3
Hallo Jochen, hallo Rolf,

es geht mir darum, sagen wir für ein Diatomeenpräparat eine hohe Vergrößerung zu bekommen.
Ich rechne also: maximale, brauchbare Vergrößerung: das (500-) 1000-fache der Apertur.
Bei meinem PlanApo 63/1,4 (Ph3) wäre also eine Vergrößerung von theoretisch 1400 denkbar.
Ich habe also als Vergrößerungsfaktor noch 1400/63 (= 22,2) zur "Verfügung.

Ich könnte also jetzt folgendes tun:
den Optovar auf "1" stehen lassen und ein (fiktives) 20er Okular nehmen
den Optovar auf "1,6" stellen und das 12,5er Okular nehmen
den Optovar auf "2" stellen und ein 10er Okular nehmen.

Was wäre die optisch beste Lösung, sofern das überhaupt beatwortbar ist.

Viele Grüße
Reinhard
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Reinhard

#4
Nachtrag:

Es sind ja bei Einschaltung des Optovars mindestens 2 Grenzflächen zur Luft da, die wahrscheinlich nicht wirklich förderlich für die Bildqualität sind.
Nehmen wir also besser ein Standard und lassen den Optovar für die Einstellung "1" ganz weg, sodaß ich vermuten würde, die Kombination:
Standard ohne Optovar--PlanApo 63/1,4--"25"er Okular müsste allen Kombinationen mit Optovar weitaus überlegen sein.
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JB

#5
Zitat von: Reinhard in September 03, 2020, 16:00:17 NACHMITTAGS
1. nehmen wir an, ich möchte mit einem hochaperturigen Objektiv (1,4) an meinem Phomi eine vertretbar hohe
    Gesamtvergrößerung erzielen und hätte dazu die Auswahl, dies entweder mit einem 16er Okular bei Optovareinstellung
    1,0 oder aber mit einem 10er Okular und der Optovareinstellung 1,6 zu bewerkstelligen.
    Was wäre vorzuziehen; oder anders gefragt: sind die Linsen des Optovars denen eines Okulars ebenbürtig (oder sogar besser)?

Hallo Reinhard,

Die Optovarstellung 1,0 gibt es doch mein Phomi gar nicht? Nur die 1,25x.

Der Vorteil der Kombination geringer Tubusfaktor + hohe Okularvergroesserung ist ggf. der hohe Sehwinkel des Okulars. Z.B. Okular 10x/18: 41 Grad; Okular 16x/16: 55 Grad.

Bei gleicher Vergroesserung in Kombination mit dem Optivar bekommen Sie also ein weiteres Bild durchs Okular. Wobei man als Brillentraeger nicht immer in den Genuss des vollen Bildes kommt.

Beste Gruesse,

Jon

JB

Zitat von: Reinhard in September 03, 2020, 17:55:42 NACHMITTAGS
sodaß ich vermuten würde, die Kombination:
Standard ohne Optovar--PlanApo 63/1,4--"25"er Okular müsste allen Kombinationen mit Optovar weitaus überlegen sein.

Das laesst sich theoretisch nicht so einfach sagen. Das Okular 25x ist auch komplizierter aufgebaut als ein Okular 10x. Was beim Optovar eingespar wurde kommt dann beim Okular wieder dazu.

JB

#7
-

Peter Reil

Hallo Reinhard,

warum probierst du es nicht einfach aus?

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Reinhard

Hallo Jon,

die Vergrößerung "1" beim Phomi gibt es beim "Großfeld-Optovar", das fest am Tubuskopf des Phomi verbaut ist. (ich hoffe, der Name ist zutreffend)
Dieses hat einen Tubusfaktor von 0,63, sodaß hier das 1,6 ungef. einem "1" entspricht !
Aber Sie haben Recht; das Ding liegt bei mir irgendwo 'rum; arbeiten tue ich schon mit dem regulären Optovar, sodaß meine Zahlen so nicht passen.
Es bleibt also schwierig, die optimale Kombination für starke Vergrößerungen auszusuchen.
Der Optovar bleibt aber m.E ein relativer Schwachpunkt wegen der Grenzflächen.

Viele grüße
Reinhard
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Reinhard

Hallo Peter,

ich fürchte, daß das so einfach nicht geht.
Bis man das ganze "ensemble" wieder in der neuen Anordnung fixiert hat, ist der jeweils erzielte "Eindruck" in der "Sehrinde" des Gehirns längst verblasst.
Man müsste schon zwei identische Mikroskope nebeneinanderstehen haben.
Ohne Messungen wird das wahrscheinlich nicht gehen.

Viele Grüße
Reinhard
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rhamvossen

#11
Hallo Reinhard,

Zitatich fürchte, daß das so einfach nicht geht.

Du gehörst doch nicht zu die "Theoretiker" die zuviel Angst haben ein bischen zu experimentieren?   ;). Einfach abbauen, und viele Kombinationen von Okularen und Objektive ausprobieren und alles fotografieren. Das einzige das du brauchst ist etwas Zeit. Beste Grüsse,

Rolf

peter-h

Liebe Auflöser,

auch mein Senf dazu. Wenn ich an die Auflösungsgrenze gehe, so nehme ich mein altes Leitz Apo 90/1,4 Öl, dazu einen Kondensor mit NA 1,4 natürlich auch immergiert und werfe alle nicht benötigten Hilfslinsen ( Optovar u.a. ) aus dem Strahlengang. Danach 1,5x bis 2,0x Nachvergrößerung des Zwischenbildes und so die Anpassung auf eine Kamera mit einem Pixelpitch von 2,2 µm. Somit habe ich durch oversampling in jedem Fall keine Auflösungsverluste.
All meine Amphipleura p. Aufnahmen entstehen/entstanden so.

Feine Grüße
Peter

Reinhard

Hallo Rolf,

"alles photographieren";  schön und gut. Das müsste ja dann alles per Hand über das Okular gehen und wäre
eine ziemlich wacklige Angelegenheit.

Hallo Peter,

sehe ich richtig, daß Du mit Leitz-Objektiv und Zeiss-Mikroskop arbeitest?
Was heißt: "1,5x bzw. 2x Nachvergrößerung des Zwischenbildes in Deinem Fall?

Meine ursprüngliche Frage ging darum:
Sind die Linsen des Optovar denen von Objektiv und Okular gleichwertig und wie muss der Einfluss der dann neu
auftretenden Grenzflächen zur Luft gewertet werden?
Hat jemand evtl. Bilder von "aufgeschnittenen" Optovaren?

Viele Grüße
Reinhard
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Lupus

Hallo Reinhard,

Peter hat es schon angedeutet: Jedes nicht notwendige optische Element (anders als z.B. ein Kompensationsokular in Verbindung mit dem zugehörigen Objektiv) kann durch Kontrastverringerung und eventuell geringem zusätzlichen Bildfehler nur ein schlechteres Bild liefern. Im günstigsten Fall fällt die Verschlechterung nicht auf. Und auf jeder zusätzlichen Außenfläche kann sich Staub ablagern.

Hubert