Zeiss "Diffraktionskasten" vollständig?

Begonnen von Peter V., September 22, 2020, 09:15:21 VORMITTAG

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Peter V.

Hallo,

ich besitze einen sogenannten "Diffraktionskasten", wobei ich zugebe, dass ich mich bislang noch nicht ernsthaft damit beschäftigt habe.
Meine Frage an die diesbezüglich Wissenden: Ist der Kasten vollständing oder fehlen wesentliche Teile? Sind auch Dinge dabei, die nicht dazugehören?
Es sind zwei recht seltsame Objektive dabei. Bei den "Okularen" handelt es sich um ein Phako-Einstellfernrohr, eine 16x Kleinsche Lupe und ein 10x Periplan-Okular.
Die Objektive sind 3x / 0.11 (unbekannter Hersteller) und ein "russisches" Objektiv  F-2.77 A - 1.25 unendlich.  (mit noch einigen weiteren kyrillischen Buchstaben -bei Bedarf kann ich die Objektivbeschriftung noch fotografieren). Der metallene Objektträger ist eine "Diffraktionsplatte", eine Zeiss-Linse trägt die Teilenummer 46 51 37

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

junio

Lieber Peter,
der Kasten ist fast komplett und das Herzstück ,die Diffraktionsplatte, ist hoffentlich unversehrt.
Die Objektive sind nicht original. Hier fehlt ein Achromat 6,3x, der m.W. eine kürzere Bauart hat, damit die hintere Brennebene erreichbar ist. Der Diffraktionstrichter nimmt dann in Höhe der Brennebene die verschiedenen Blenden auf. Ob Deine Objektive brauchbar sind, müsste getestet werden. Das wäre doch einmal einen Besuch in HA wert.
Beschrieben ist alles im Michel "Die Grundzüge der Theorie des Mikroskops" auf den Seiten 314 ff. oder eben hier in verständlicherer Weise.

http://www.mikroskoptechnik-hagen.de/mikroskoptechnik.htm

Beste Grüße von Jürgen aus Hagen

Peter V.

#2
Lieber Jürgen,

Du hast recht
mit diesen Fragen
sollt ich mich nach Hagen wagen  ;)

Ja, wir können das gerne einmal zusammen ausprobieren.

Offenbar ist der Kasten ja vollständig - bis auf (ggf.) die Objektive, wobei ich aber davon ausgehen, dass sich diese seltsamen Objektive nicht zufällig in den Kasten verirrt haben. Die Diffraktionsplatte ist auf jeden Fall in Ordnung.

In diesem Kasten befand sich ja auch seltsamerweise ein Leitz-Objektiv.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38563.msg283506#msg283506


Herzliche Grüße
Peter


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junio

Lieber Peter,
nach meinem optischen Verständnis ist die Vergrößerung von ca. 6x zumindest für einige Versuche wichtig, u.a. wenn es darum geht, dass verschiedene  Informationen ( Nebenmaxima) mit Hilfe der z.B. 3er-Blenden ausgeblendet werden müssen.
Ein ungeplanter Achromat 6,3x ist selten, aber Du hast ihn bestimmt. Den könnte man bzgl. eines Einsatzes testen.

Beste Grüße von Jürgen

Diana1982

#4
Hi,

Ich hab gar keine Ahnung, was ihr aus einem 6er bzw. 6,3er Objektiv (unplan) basteln, es umbauen, aufrüsten oder damit testen wollt/könnt...
Aber ein 6er von Leitz kann ich beisteuern (allerdings TL170.... 170/-  6/0.18).
Falls das völlig unsinnig ist und ihr wirklich ein "fertiges" Diffraktionskasten-6er/6,3er sucht, bitte meinen Beitrag löschen.

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

jochen53

Hallo Peter,
das "Periplan 10x" hat sich sicher auch aus einem Kasten der bösen Konkurrenz eingeschlichen.
Jochen.

Alfons Renz

#6
Hallo,

Es gab offenbar zwei Varianten in der Konstruktion dieser Diffraktionskästen und ihrer Ausstattung. Mit braunem oder grauem Polster im Deckel und kleineren Variationen in der Ausstattung. Peter hat offenbar den Kasten mit 'grauem Deckelpolster'. Dies scheint mir die jüngere Version zu sein.

=> Der Kondensor in Peter's Kasten scheint nicht komplett zu sein: Wie sieht dieser von oben aus? Optik, Gravur?

Dass es die 'Tübinger Kästen' für Leitz-Mikroskope gab, lag am Anspruch des Institsdirektors in der Lehre (=> Kursraumausstattung!) nicht an einen einzelnen Hersteller gebunden sein zu müssen. Die Anpassung des Kondensors wurde (sehr wahrscheinlich) am Institut selbst vorgenommen.

Herzliche Grüße,

Alfons

Peter V.

Lieber Alfons,

ich denke, es ist die "graue" Version.

leider ist gar kein (vollständiger) Kondensor dabei. Muss es denn ein spezieller Kondensor sein?

Herzliche Grüße
Peter
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Lupus

Hallo Peter,

Zitatleider ist gar kein (vollständiger) Kondensor dabei. Muss es denn ein spezieller Kondensor sein? 
für fast alle Versuche benötigt man keinen Kondensor, der beiliegende "Hilfskondensor" dient nur zum Einlegen z.B. der Ringblende oder Spaltblende. Für ergänzende Beugungsversuche an Diatomeen wird ein beliebiger, nicht im Kasten vorhandener Kondensor mit NA bis 1,0 und ein hochauflösendes anderes Objektiv verwendet. Ein Kondensor macht die Experimente ansonsten nur unnötig kompliziert.

Hubert


Alfons Renz

#9
Lieber Peter,

Die Erklärung von Hubert bringt Licht in eine Sache, die auch für mich bislang sehr rätselhaft war. Der Zeiss-Kondensor passt nämlich gar nicht so richtig in die für ihn vorgesehene Aussparung, ganz im Gegensatz zum "Leitz-Kondenor", siehe Bilder. Auch der helle Chromglanz kam mir verdächtig vor. Denn genau so waren die im Institut hergestellten Sonderapparaturen verchromt. Deutlich heller als bei Zeiss.

Demnach wurden die 'Zeiss'- und 'Leitz'-Kondensoren der 'Tübinger Kästen' auf der Basis derselben Optik (die stammte vermutlich von Zeiss) vom Institutsmechaniker eigens hergestellt. Man sieht auch, dass das Finish der Oberflächen weit gröber ist als bei Zeiss damals üblich.

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons


Wutsdorff Peter

Frage eines Dummis:
Was ist ein D´Kasten und wofür braucht man es??
Gruß Peter

junio

Zitat von: Wutsdorff Peter in September 23, 2020, 11:07:18 VORMITTAG
Frage eines Dummis:
Was ist ein D´Kasten und wofür braucht man es??
Gruß Peter


Lieber Peter,
ich kann mich da nur wiederholen. Lies einmal den Vortrag auf der Seite

http://www.mikroskoptechnik-hagen.de/mikroskoptechnik.htm

Es müsste Dich als Ingenieur sehr interessieren.

Beste Grüße von Jürgen

Klaus Herrmann

Lieber Jürgen,
auch wenn dir das dauernde Lob langsam lästig wird ;) muss ich es doch noch anbringen: phantastisch dein Vortrag über den Diffraktionskasten. Hochschulreif!
Vielen Dank dafür!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Wutsdorff Peter

Hallo Jürgen,
vielen Dank, jetzt sterbe ich nicht dumm.
Gruß Peter

jcs

#14
Zitat von: junio in September 23, 2020, 11:20:06 VORMITTAG
Lieber Peter,
ich kann mich da nur wiederholen. Lies einmal den Vortrag auf der Seite

http://www.mikroskoptechnik-hagen.de/mikroskoptechnik.htm

Es müsste Dich als Ingenieur sehr interessieren.

Beste Grüße von Jürgen
Hallo Jürgen,

der Vortrag ist sehr hilfreich, um zu verstehen, wie die mikroskopische Abbildung funktioniert. Eine derart umfangreiche und didaktisch gut überlegte Darstellung habe ich sonst noch nirgends gesehen, danke für's Zeigen!

Nützlich wäre vielleicht noch der Hinweis auf die Fourieroptik, mit der diese Beugungsphänomene mathematisch beschrieben werden. Das Beugungsbild ist ja die Fouriertransformierte des Objekts. Und wenn man im Frequenzraum (Beugungsbild) Änderungen vornimmt (z.B. Abschneiden der höheren Frequenzen durch Schließen der Irisblende) entstehen nach Rücktransformation in den Ortsraum (beobachtetes Bild) die von Dir so schön dargestellten Ergebnisse.

LG

Jürgen