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Chaetodiopsis m. Antenna

Begonnen von Jürgen H., September 11, 2020, 17:33:21 NACHMITTAGS

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Jürgen H.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das beigefügte Bild zeigt einen Längsschnitt durch die Antenne von Chaetodiopsis meigenii. Die Antenne befindet sich unmittelbar neben dem Komplexauge, ist also gemeinsam mit dem Komplexauge am Augenstiel befestigt. Die Schnittebene ist horizontal zur Laufrichtung des Insekts ("zum oberen rechten Bildrand"), der Ansatz des ("linken") Komplexauges ist bei E dargestellt. Die Antenne ist fliegentypisch vierteilig und besteht aus

1. dem Scarpus Sc
2. dem Pedicellus Pe
3. dem Funiculus Fu, der sich glockenförmig über den Pedicellus wölbt
4. der Arista (nicht sichtbar), bei dieser Art eine schmale lange Borste

J ist sehr wahrscheinlich schon Teil des bei dieser Art etwas mager ausfallenden Johnstonschen Organs, mit dem die Fliege die Bewegungen des Funiculus gegen den Pedicellus wahrnimmt; nach der Färbung des Schnittes mit Toulidinblau wird es da Sicherheit geben.

AN ist der Antennennerv, der über den Augenstiel gemeinsam mit dem Sehnerv im Augenstiel zum Zentralgehirn verlaufen wird. Er versorgt das Gehirn mit den Informationen sowohl aus dem Johnstonschen Organ als auch aus den vielfältigen sonstigen Nervenzellen der Antenne.

Die grüne "Färbung" ist durch Autofluoreszens unter Blaulicht entstanden. Der Beitrag soll zeigen, dass man sich mit dem Fluoreszensmikroskop während des Schneidens einfach und schön über die Schnittebene informieren kann. Man schiebt einfach einmal einen Probeschnitt unter das Mikroskop schaltet den Filter und das Blaulicht zu, und braucht nicht eine umständliche Probefärbung mit Farbstoffen vorzunehmen. So kann man die Schnittebene nötigenfalls noch korrigieren, um bestimmte Details darzustellen. Die Eigenfluoreszens ist erstaunlich stark, wenn man bedenkt, dass es sich um einen nur 1µ starken Schnitt von einem Kunststoffblock (LR White) handelt.

Schöne Grüße

Jürgen

anne

Hallo Jürgen,
ohne die Fachkenntnis zu haben, kann ich doch immer wieder nur staunen über Deine Kunst!

lg
anne

Alfons Renz

Lieber Jürgen,

Ein eindrucksvolles Bild eines interessanten Objekts! Ich bin gespannt auf weitere Bilder dieser Stielaugenfliege!

Meine Frage bezieht sich auf die von Dir angegebene Schnittdicke von einem µm: Könnte es sein, dass der Schnitt im Bereich der unteren Antennenglieder ausgebrochen ist und somit das Präparat an dieser Stelle viel dicker ist? Das würde den sehr schönen, räumlichen Eindruck erklären.
Ob es so ist, wird der nächste Schnitt erweisen (oder erwiesen haben). Hast Du diesen schon untersucht?

Mit herzlichen Grüßen,

Alfons

Jürgen H.

Liebe Anne,

Danke für Deine Worte: wobei ich auch sagen muss dass ich immer nur staunen kann über die schönen Diatomeenpräparate, die Du zeigst! Die sauber herzustellen sind alles andere als einfach! Ich könnts nicht...

Lieber Alfons, auch Dir danke ich für Deine Worte und füge ein weiteres Bild an:  Das vorige stammte vom letzten Schnitt den ich vorgestern gemacht habe, mittlerweile habe ich ein wenig weiter geschnitten und bin jetzt an der Stelle, die ich näher sehen wollte: Der Verbindung zwischen Funiculus und Pedicellus. Sie ist im Sinne der Beweglichkeit weichhäutig und fluoresziert nicht, sondern zeigt sich an dem obersten Rotpfeil als Lücke. Auch die übrigen Pfeile zeigen auf die weichhäutigen Verbindungen  der Antennenglieder. Dort wo sich Chitin befindet, leuchtet es hell auf, an sklerotisierten Stellen leider so, dass dort feine Strukuren überstrahlt werden. Das kommt auch daher dass ich zur Erkennbarkeit der übrigen Strukturen den ISOwert ziemlich hoch gesetzt hatte, er lag bei 800. Ausgebrochen ist da, meine ich, nichts, aber es kann durchaus sein, dass das Integument vom Scarpus und Pedicellus leicht tangierend getroffen ist, so dass es dort dicker erscheint, als es ist.

Zum Färben komme ich leider erst nächste Woche. Aber zum Vergleich habe ich bereits einen  vergleichbaren Längsschnitt durch die Antenne, vor einiger Zeit in Paraffin eingebettet, ca. 3-4 µ geschnitten und in Azan gefärbt.

AN Antennennerv
Fu wieder Funiculus
PR eine ringförmige Verdickung des oberen Randes vom Pedicellus
BP zwischen dem verdickten Rand des Pedicellus und dem verdickten Rand des Funiculus besteht die weichhäutige Verbindung und dazwischen im Weichhäutigen eingebettet eine kaum erkennbare Basalplatte, quergeschnitten, die ebenfalls ringförmig in der Lücke zwischen Pedicellus und Funiculus verläuft. An die Verbindung zwischen diesen beiden Antennengliedern greifen die Scolopidien, die Sinnesstifte des Johnstonschen Organs SK an.
SZ Sinneszellen

Das vielleicht noch etwas besser darzustellen soll Gegenstand der Kunststoffschnittserie sein - mal sehen....

Leider muss ich jeden Schnitt einzeln mit einem Glaskügelchen auf den OT bringen, ich weiß nicht, wie ich ein dünnes Band von Kunststoffschnitten aus dem Miniwasserwännchen in einem Stück herausbekommen könnte.  So aber liegen die Schnitte nie in der derselben Ausrichtung...

Schöne Grüße

Jürgen

Ralf Feller

Lieber Jürgen,
Du hattest mir ja schon etwas über die Autofluoreszenz von Chitin erzählt,
aber das das so toll aussieht hätte ich nicht gedacht.

Das sind LR White Schnitte,
trocken mikroskopiert oder mit Wasser und Deckglas?

Mit Technovit geht das wohl nicht?

Ich bin gespannt auf die gefärbten Präparate!

LG Ralf

Jürgen H.

Lieber Ralf,

wegen  meiner Fahrradtour mit Internetferne komme ich jetzt erst zum Antworten:

Das sind ganz simple schnelle Aufnahmen mit dem 20iger ohne Deckglas, so wie sie gerade frisch getrocknet vom Wärmetisch kommen.Ganz so, wie ich mir ein Bild auf die Schnelle zum Orientieren mache, wobei sie im Okular etwas differenzierter erscheinen, als auf dem Photo, meine Kamera ist nicht gerade speziell für Fluoaufnahmen gemacht.

Es funktioniert genauso mit Technovitschnitten. Erst wenn ein Farbstoff auf die Technovitschnitte kommt, fluoresziert der Hintergrund kräftig mit.

Schöne Grüße

Jürgen