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Tanzende Glockentierchen

Begonnen von D.Mon, September 11, 2020, 00:27:40 VORMITTAG

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D.Mon

Hallo zusammen,

ich habe heute ein neues Video hochgeladen, das Glockentierchen und andere Infusorien in meinem Heuaufguss zeigt.
Bei Interesse könnte ihr es hier auf YouTube ansehen.
Ich hoffe, ich liege mit der Bestimmung nicht wieder völlig daneben  8).

Ich finde, Glockentierchen sind ausgesprochen interessante kleine Wesen, deren Beobachtung eine ungeahnte Vielfalt an Formen und Aktivitäten zutage bringt. Beachtlich finde ich unter anderem, welche enormen Strudel die erzeugen können.

Gute Fotos der Vorticella anzufertigen ist eine echte Herausforderung, vor allem wenn man auch den Wimpernkranz und die "Fangleine" schön darstellen möchte. Das unten abgebildete, ist nur ein schnell gezauberter Aufreißer für das Video, weil man das leider nicht direkt ins Forum einbinden kann. Auch die Produktion des Videos ist eine Aufgabe für sich. Da kann man ewig dran rumfummeln, vor allem, wenn man sich - wie ich - den Umgang mit der Software gerade erst aneignet. Ich hoffe, ich habe es nicht mit Effekten und Übergängen übertrieben.

Ich wünsche viel Spass beim Ansehen und bin - wie immer - für Kommentare, Kritik und Anregungen offen.

Herzliche Grüße
D.Mon

Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400

limno

Hallo D. Mon,
das ja ein richtig schöner Massenauflauf an Glockentierchen! 8)
Und beim Komponisten (Philpp Glass) hab' ich sofort richtig getippt!
Beste Grüße von
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

jcs

Hallo d.mon,

social distancing ist in der Glockentier-Community aber noch nicht angekommen! Lange hast Du da vermutlich nicht suchen müssen, bis ein Exemplar durch's Bildfeld geschwommen ist.

Jürgen

D.Mon

Hallo zusammen,

bei den Glockentierchen gibt es, wie ich gelesen habe, koloniebildende und solitär lebende. Überhaupt gibt es eine sehr große Bandbreite an Formen. Zurzeit laufen die mir ständig - auch in anderen Proben - über den Weg.

Beim Heuaufguss kommt es darauf an, von wo man die Probe nimmt. In den oberen Wasserschichten sind die kaum oder gar nicht zu finden. Wenn ich aber unten etwas zwischen den Pflanzenteilen hole, finde ich die in großer Zahl.

Vorticellidae sind für mich schon immer etwas besonderes. Allein diese ruckartigen, spiralförmigen Kontraktionen des fadenartigen Fußes sind mir ein Mysterium. Ich frage mich oft, wie die das anstellen und wundere mich, dass der nicht abreisst. Und warum machen die das überhaupt?

Ich hab dazu schon unterschiedliche Erklärungen gelesen. Dass es "Schreck"reaktionen sein sollen, überzeugt mich, ehrlich gesagt, nicht wirklich. Dafür scheint mir das oft zu rhythmisch stattzufinden. Erst gestern habe ich zwei benachbarte Individuen beobachtet, die das über längere Zeit fast völlig synchron durchgeführt haben, was schon für sich gesehen ein weiteres Rätsel darstellt. Ist es Zufall oder stimmen sie sich aufeinander ab. Falls ja, wie machen die das? Nehmen sie ihre Nachbartierchen  überhaupt wahr? Sind sie sich "bewusst", dass sie von der selben Art sind? Fragen über Fragen. Eine andere Erklärung ist, dass es irgendwie mit der Nahrungsaufnahme oder -verarbeitung zusammenhängt. Konkretere Angaben zu dieser Hypothese habe ich aber nicht gefunden.

Um zum Thema hier zurückzukommen. Ich hoffe, dass mir auch mal einige brauchbare Fotos von Glockentierchen gelingen, Die beiden a nicht mal eben Ihren Wimpernkranz aus und halten dann still.

Viele Grüße
D.Mon
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
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Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400

plaenerdd

Hallo D.Mon,
die Massenentwicklung der Glockentierchen ist sehr beeindruckend.

Was die Aufnahmen angeht: Versuche mal etwas mit der Aperturblende zu spielen! An vielen Stellen scheint sie mir zu sehr zugezogen zu sein, was zwar den Kontrast erhöht, aber auch die Verschmutzungen in anderen Tiefenebenen sehr hervor hebt.

Es sind auch ein paar Scenen zu sehen, in denen die Glocktierte nicht mehr tanzen und wenn dann einen Totentanz. Da sind sie schon ziemlich plattgequetscht. "No animal was harmed" kannst Du da nicht in den Abspann setzten...

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

D.Mon

Danke für Deine sehr konstruktiven Kommentare.
Den Umgag mit dem Mikroskop muss ich auf jeden Fall noch perfektionieren.
Ich bin aber am Üben und aktiv Ausprobieren.

Das Thema Aperturblende habe ich erst heute früh noch einmal ausführlich in der Mikrofibel und anderer Literatur nachgelesen.
Das ist bei solche Aufnahmen (auch Fotos) auf jeden Fall ein wesentlicher Knackpunkt.
Die "scheinbare" Kontrasterhöhung beim Zuziehen ist nur ein Aspekt.
Der andere - aus meiner Sicht wichtigere - ist die Beeinflussung der Schärfentiefe.
Den absoluten Sweetspot habe ich noch nicht gefunden, mal ganz abgesehen davon, dass der unablässig wandert, je nachdem, wie die Tierchen sich drehen und bewegen.

Beim Fotografieren ist es noch schlimmer. So ein Standbild kann man viel genauer betrachten, als die bewegten Bilder.
Wenn ich die Wimpern abbilden will, die sich sehr schnell bewegen, benötige ich sehr (!) kurze Belichtungszeiten, die wiederum hohe ISO Werte erfordern.
Damit bekomme ich aber Luminanz- und Farbrauschen ohne Ende. Auch das Schärfen in der Nachbearbeitung ist immer eine Gratwanderung.
Ich hab zwar schon das eine oder andere Bild, auf dem man immerhin etwas erkennen kann, aber von scharfe  Wimpern bin ich noch weit entfernt.

Dass die Tierchen Schaden nehmen durch mein Mikroskopireen betrübt mich ernsthaft.
Die Aufnahmen, die Du ansprichst, habe ich in diesem Fall bewusst mit hineingenommen.
Ich versuche auch immer wieder Wasser nachzugeben, aber so richtig gut funktioniert das leider selten.

Aber mal ganz ehrlich, wenn ich fertig bin, kommt sowieso das große Zewa.
In den - vorsichtig ausgedrückt - nicht sehr wohlriechenden Heuaufguss kann ich die nicht zurücksetzen.
Wie machen andere das?

Grüße
D.Mon
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400

plaenerdd

#6
Hallo D.Mon.
für die scharfe Abbildung schnell schlagender Wimpern kommt eigentlich nur der Blitz in Frage, der entweder über einen Doppelkollektor oder einen Teilerwürfel, im einfachsten Fall über ein schräg stehendes Deckglas unter dem Kondensor in den Strahlengang "eingefädelt wird, wobei für eine gute Abbildung für die Blitzröhre das Gleiche gild wie für die Dauerlichtquelle: Sie muss an der richtigen Stelle im Strahlengan sitzen, damit sie beim Köhlern dann auch scharf abgebildet werden kann.

Was den ethischen Aspekt angeht: Gute Aufnahmen von Mikroorganismen sind bei höheren Vergrößerungen nur möglich, wenn sie sich dicht ( am besten direkt) am Deckglas befinden. So sind auch viele der tollen Aufnahmen der Topfotografen hier im Forum mit Quetschungen entstanden. Manche Mikroorganismen sind sogar erst denn lichtmikroskopisch bestimmbar, wenn sie zerquetscht sind. Das ist ein Dilemma, in dem sich jeder Mikroskopiker bewegt. Trotzdem denke ich, ist es ein Unterschied, ob ich die Viecher langsam eintrocknen lasse. oder das "Große Zewa"früher kommt, oder die Alkohollösung.
Ich lasse es selber nur ungern zum "äußersten" kommen.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

D.Mon

Zitat von: plaenerdd in September 14, 2020, 06:16:16 VORMITTAG
...
Ich lasse es selber nur ungern zum "äußersten" kommen.
Ich auch. In diesem Fall hatte ich es aber erst nach dem Filmen so richtig bewusst wahrgenommen.
Daraufhin habe ich meine Beobachtungszeiten verkürzt oder verwende bewusst besonders viel Wasser und nehme die entsprechenden "Nachteile" in Kauf.
Überhaupt finde ich es überraschend, wie schnell das Wasser über die dünnen Kanten verdunstet. Ist halt auch nur ein dünner Film.

Grüße
D.Mon
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Michael

Hallo D.Mon,

wenn Dir das Wasser zu schnell verdunstet, kannst Du die Ränder des Deckglases mit Vaseline andichten. Dadurch kannst Du auch bei kleiner Schichtdicke einige Stunden beobachten. Allerdings verändert sich die Chemie des Wassers im Laufe der Zeit (z. B. der Sauerstoffgehalt), so dass viele Organismen nach einigen Stunden versterben.
Um einen Vaselinerand aufzubringen, schmiert man sich einfach etwas Vaseline (aus dem Drogeriemarkt Deines Vertrauens) auf den Handballen und streicht mit allen vier Rändern des Deckglases einen dünnen Steg von der Hand ab. Wenn man das Deckglas dann auflegt und je nach Bedarf auf die optimale Schichtdicke festdrückt, hat man zumindest einige Stunden Freude am Präparat. Für länger haltbare Präparate kann man ein Mikroaquarium herstellen (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=33985.0). Dadurch überleben viele Organismen einige Monate - bei Einschränkungen der optischen Qualität des Präparates. Aber zumindest die Organismen, die sich an der Unterseite des Deckglases befinden oder dort im Laufe der Zeit aufwachsen sind optimal zu beobachten. Durch die längere Beobachtungszeit minimiert man zumindest die unvermeidlichen "Kollateralschäden".

Viele Grüße,

Michael
Gerne per Du

D.Mon

Hallo Michael,

Danke für die Tipps.
Heute früh im Auto ist mir die Idee gekommen, in ein zugeschnittenes Tempo o. ä. ein knapp deckglasgroßes Fenster zu schneiden.
Das hätte ich dann auf dem Objekträger platziert und immer wieder gut angefeuchtet, um die Verdunstung unter dem Deckglas zu minimieren.
Dein Vorschlag ist sicher praktikabler.

Gruß
D.Mon
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plaenerdd

Hallo D.Mon,
Zitat von: D.MonDein Vorschlag ist sicher praktikabler.
Ja das ist er. Ich nutze diese Technik auch schon lange, aber so sehr dünne Schichtdicken sind damit nicht zu machen. Da geht es beser, wenn man das Präparat auf die gewünschte Dicke eintrocknen lässt und dann mit einem feinen Pinsel die Vaseline um den Rand streicht. Dann muss man aber sehr viel vorsichtiger sein, dass man da nicht mit dem Objektiv in die Vaseline kommt, die bei der ersten Methode überwiegend unter dem DG ist. Was noch ein erheblicher Vorteil ist: möglichst große Deckgläser nehmen. Meine Lieblingsgröße bei der "Gut-Glück-Tümpellei" (als wenn man eine Probe auflegt, von der man noch nicht weiß was drinn ist) ist die Größe 24x32mm. Wenn ich allerdings ein bestimmtes Wesen unter dem Stemi abpipettiere und das möglichst ohne weitere störende Viecher oder Detritus fotografieren will, muss das DG möglichst klein sein, damit man das Objekt der Begierde auch wiederfindet.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Inverses: Willovert mit Ph

D.Mon

Zitat von: plaenerdd in September 14, 2020, 06:16:16 VORMITTAG
[...]
für die scharfe Abbildung schnell schlagender Wimpern kommt eigentlich nur der Blitz in Frage, [...]
Danke für diesen Satz.
Ich habe jetzt mal einige erste - zugegebenermaßen noch sehr unbeholfenen - Versuche in diese Richtung gewagt.
Die ersten Ergebnisse sind wirklich noch sehr unzureichend, aber ...
... es ist mir erstmalig gelungen, die Wimpern fotografisch wenigsten ansatzweise abbilden zu können.


Plan Achromat 40x - ISO 200 - 1/160 - Blitz

Das Bild ist weit entfernt von gut, aber die Grundidee ist meines Erachtens, auch mit meinen bescheidenen technischen Möglichkeiten, ausbaufähig und ich denk mit Geduld und Experimentieren lässt sich da noch mehr herausholen.
Der große Fleck oberhalb des Wimpernkranzes müsste übrigens vermutlich der Trichtermund sein.

Herzliche Grüße
D.Mon
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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