Neuling mit Russischem Mikroskop M-9

Begonnen von Marcel1988, September 26, 2020, 21:04:46 NACHMITTAGS

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Marcel1988

Hallo Allerseits!

Ich bin, was Mikroskopie betrifft, ein absoluter Neuling auch wenn mich die Makro Fotografie schon immer interessiert hat.
Zwar hatte ich als Kind so ein billigst Plastikmikroskop aber das landete schnell in der Ecke ::)

Nun bin ich auf dem Dachboden über diesen massiven Dinosaurier gestolpert. Nach einer Rolle Zewa und einer Flasche Glasreiniger kann man es soweit als Mikroskop erkennen.
Es handelt sich um ein Russisches Mikroskop aus dem Bj. 1940
Dabei sind drei Objektive: "8 0,20", "40 0,65 0,17" und ein "90 1,25"
Okulare habe ich ein 10x, 15x und ein völlig unbrauchbares 7x

Leider besitzt es nur einen (doppel) Spiegel, sodass ich mir mir diversen Taschenlampen bzw. wenn möglich Sonnenlicht aushelfen muss.
Das Mikroskop macht einen sehr soliden Eindruck, die Grob und Feineinstellung laufen geschmeidig, ebenso Kreuztisch und die Höhenverstellung des Kondensers.

Mich interessiert vor allem, ob das Mikroskop mit Objektiven und Okularen anderer Hersteller kompatibel ist. Auch ob es irgendeine Möglichkeit gibt einigermaßen passable Bilder aufzunehmen.
Im Moment sieht es so aus, dass ich mit einer Hand das Handy über dem Okular balanciere während ich mit der anderen Hand den Fokus einstelle in der Hoffnung dass die Taschenlampe nicht verrutscht.
Dementsprechend sind natürlich auch die Bilder. Drei "gute" Exemplare habe ich mal hochgeladen.

Was meint Ihr? Briefbeschwerer und nach etwas Besserem ausschau halten oder für die ersten Schritte geeignet?

Denn eins steht fest, nach dem ersten Bärtierchen und anderen Dingen hat mich das Fieber voll gepackt  ;D

Viele Grüße,

Marcel


ortholux

Zitat von: Marcel1988 in September 26, 2020, 21:04:46 NACHMITTAGS
... ob es irgendeine Möglichkeit gibt einigermaßen passable Bilder aufzunehmen...


??????

Wie jetzt? Das hast du doch eben bewiesen!

Das mittlere Bild ist etwas flau.

Ist das ein Präparat, das Du selbst angefertigt hast?

Also mal grundsätzlich: es soll Spaß machen. Und das tut es offensichtlich. Man kann mit nahezu jedem Mikropskop (ich meine natürlich Mikroskope und nicht Plastik-Scheiss vom Discounter) vernünftige Ergebnisse produzieren, wenn man weiß, was man tut. Und dieses Wissen kommt vom "Machen".

Also los!

Wolfgang

Marcel1988

Huhu und vielen Dank für die Antwort!

Die Sachen stammen aus dem Garten, das erste ist Borretsch, zweite glaub Tomate und das letze dürfte Sonnenblume sein.
Also so Stängel Querschnitte finde ich spannend :)

Das Färben ist allerdings noch ein K(r)ampf. Iodtinktur, farbige Tinte und Alkohol und Wasser um den Moment zu erwischen wo es sich zufällig gerade mal passabel färbt ;)
Etzold FCA dürfte das Mittel der Wahl sein, aber irgendwie nur überteuert oder einzelne Komponenten aus dem Ausland zu bekommen...
Geschnitten mit Rasierklinge....es ist eben alles improvisiert.

Viele Grüße,

Marcel

Gerd Schmahl

#3
Hallo Marcel,
Färbemitte bekommst Du bei unserem Forenmitglied Klaus Hermann auch in kleinen Mengen zu erschwinglichen Preisen. Schreibe ihm eine mail und Du bekommst eine Preisliste.
Zum Fotografieren mit Smartphon vielleicht mal diesen Adapter ausprobieren. Es gibt billigere Modelle, aber dieser schein wirklich gut zu sein.
Auf der Seite der Bonner findest Du auch Anleitungen zum Schneiden und Färben.
Auch mit so einem Dino kann man noch viel Freude haben.
Wenn Du wissen willst, welche Fremdoptiken kompatibel sind, zeig uns mal ein paar Fotos von den Objektiven oder schreibe alles auf, was drauf steht, wenn Du mit einer Kyrillischen Tastatureinstellung umgehen kannst. Wichtig ist vor allem die Zahl, die die Tubuslänge angibt, meist so um 160...170...210. Steht bei vielen Herstellern an dritter Stelle, nach Vergrößerung und Deckglaskorrekturwert, aber bei vielen alten Mikroskopen leider auch gar nicht drauf. Dann musst Du messen. Aber ich bin mir sicher, dass sich sicher noch der Wolfgang "liftboy" melden wird, der sich auf russische Mikroskope spezialisiert hat. Der wird das wissen.
Weiterhin viel Freude mit dem Mikrokosmos wünscht.
Gerd
EDIT: Stell Dich doch bitte in der Rubrik "Mikroskopiker im Netz" kurz vor. Region nicht vergessen, denn es gibt zahlreiche lokale Gruppen, die sich über Mikroskopiker in ihrer Nähe freuen würden.
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Klaus Herrmann

#4
Hallo Marcel,

wilkommen im Club. Hier bist du richtig und du hast dich ja schon schön eingeführt.
Gerd hat Recht - auch wenn er meinem Nachnamen nur mit einem R schreibt, was ihm noch ein Mal verziehen sei. ;)

Du kannst Färbelösungen bei mir bekommen und ein Kredit bei der EZB ist sicher nicht erforderlich. Ein Mail  hilft, dann bekommst du meine Liste. Bin allerdings ab Montag eine Woche in Inzigkofen zum Mikrokurs für den ich schon viele Schnittserien hergestellt habe. Ein Beispiel die Kardendistel. Und aus dem Urlaub mitgebracht Blatt vom Olivenbaum.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Gerd Schmahl

Hallo Klaus,
ich bin dafür bekannt, dass Reihenfolge und Anzahl der Buchstaben eines Wortes bei mir nicht immer konstant sind. Du kannst also froh sein, dass ich Deinen Nachnamen nicht mit Doppel-M geschrieben habe... ;D
Ich danke Dir aber für Deine Absolution!
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Muschelbluemchen


Bob

Hallo Marcel,
ich habe ein ähnliches Mikroskop in Reise-Ausführung, das zum Transport zusammengelegt und in eine kleine Kiste gepackt werden kann. Diese Mikroskope stammen wohl aus einer Zusammenarbeit mit Zeiss, die den Russen eine Mikroskopfertigung aufgebaut hatten. Mein Mikroskop ist ausgesprochen gut verarbeitet. Die Objektive haben ca. 33mm Abgleichlänge, also alter Zeiss-Standard. Du könntest Zeiss Jena oder LOMO-Objektive daran verwenden. Großartig eingeschränkt ist man mit so einem Mikroskop nicht, die Abstriche muss man vor allem beim Komfort, nicht bei der optischen Leistung machen. Ein besseres Handy reicht als Kamera schon sehr weit und ist einfach zu adaptieren. Noch besser wäre eine kleinere Systemkamera, wie ich sie hier samt Adaption gezeigt habe: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38621.0;topicseen

Viele Grüße und viel Spaß in der Welt der Mikroskopie,

Bob

jochen53

#8
Hallo,
es gibt sehr günstige Ansteckleuchten, sicher nichts hochwertiges, aber wenn mal keine andere Lichtquelle da ist:

https://www.amazon.de/Ycncixwd-LED-Lampe-LED-Beleuchtung-biologisches-einstellbar/dp/B07ZZ86BHD/ref=psdc_598329011_t1_B0811ZVFRS

Evtl. muß man da etwas improvisieren, um sie zu befestigen. Manchmal findet man auch Ansteckleuchten, in die man eine 3 W LED Kühlschrankbirne mit E 14 reindrehen kann.

Viele Grüße, Jochen

Marcel1988

Hallo und schönen Sonntag!

Vielen Dank für die vielen schnellen Antworten :)

Es handelt sich konkret um dieses Modell: http://scopica.ru/proj/biologicheskiy-mikroskop-m-9/
Dort sind einige Zeichnungen und Daten aufgeführt, die für mich allerdings (hoffentlich noch) Böhmische Dörfer sind ::)

Habe drei Bilder der Objektive hochgeladen, allerdings waren die Russen bei der Beschriftung eher sparsam wie plaenerdd ja bereits vermutet hat.
Ich vermute, dass es sich bei dem 90x Objektiv um eines zur Verwendung mit Öl handelt?!?
Zu mindest befindet sich auf dem Kreuztisch eine dünne Blende die entfernt werden kann um den Kondenser weit genug nach oben fahren zu können.

Was das Thema Bilder betrifft so besitze ich zwar eine alte Canon EOS 400D und eine EOS 7D, das wäre aber für den Anfang etwas overkill und da mein Handy eigentlich sehr gute Bilder macht werde ich es für den Beginn bei einer Halterung belassen  ;)

Die Taschenlampe funktioniert dank verschiebbarem Fokus relativ gut zur Beleuchtung aber klar, das ist Alles keine Dauerlösung.

Das LOMO bzw. Zeiss Jena Objektive kompatibel sein könnten ist ja erstmal eine gute Nachricht :)

Klaus, bei Dir werde ich mich auf jeden Fall melden! Deine Beispielbilder lassen mich in Neid erblassen :D

jochen53

Hallo Marcel,
das O mit dem umgedrehten N auf dem 90er heißt OI und ist einenÖlimmersion.
Mit einer Kameraadaption hat man bei diesen Hufeisenmikroskopen ein weit verbreitetes Problem:
Zur Fokussierung wird nämlich der gesamte Tubus verschoben und das Gewicht der Kamera muß mit angehoben werden. In vielen Fällen drückt das Gewicht der Kamera dann den Tubus ganz langsam nach unten und das Bild wird unscharf. Nur ganz wenige Stative hatten eine Klemmvorrichtung um den Fokustrieb festzuklemmen.
Viele Grüße, Jochen.

Harald Schmitt

Hallo Marcel,

ich habe exakt das gleiche Mikroskop. Ich habe dieses früher immer zum Tümpeln benutzt.
Ich dachte immer das wäre ein Wild 9 Mikroskop :). So kann es gehen.
Hast Du davon außer dem Link noch andere Unterlagen? Das würde mich nämlich schon interessieren.

Gruß aus dem Taunus und noch einen schönen Restsonntag an alle Harald

Gerd Schmahl

Hallo Marcel,
auf der von Dir verlinkten Seite finden sich die Informationen, die nicht auf die Objektive graviert wurden:
тубуса 160 мм = Tubus 160mm
при толщине покровного стекла 0,17 мм = mit Toleranz der Deckglasdicke von 0, 17mm
Конденсор ... максимальная апертура 1,20 = Kondensor ...maximale Apertur von 1,20

Die Objektive sehen denen von Zeiss-Jena aus der gleichen Zeit zum Verwechseln ähnlich und auch denen von LOMO und Zeiss-Jena bis in die 1960er Jahre, bevor in Jena auf 45mm Abgleichlänge umgestellt wurde. Es handelt sich  mit Sicherheit um Objektive mit 33,...mm Abgleichlänge. Wenn Du selten oder nie mit der Ölimmersion arbeitest, könnte ein älteres 20er Objektiv deine Optiken gut ergänzen.
Was ich weder aus der russischen Seite noch aus Deinen Ausführungen herauslesen konnte: Wie viele Objektivplätze hat der Revolver (3 oder 4)? Wenn 4 Plätze da sind, wäre auch ein kleineres Übersichtsobjektiv eventuell sinnvoll, z.B. ein 3er oder 3,5er. Die waren aber damals nicht abggeglichen und hatte schon damals eher 45 mm Abgleichlänge. D.h. Du müsstetst beim Umschalten von 3 auf 8 erstmal fast 12mm herunterkurbeln. Da diese Objektive aber immer sehr kurz gebaut sind, besteht kiene Gefahr, damit auf dem Präparat aufzusetzen, wenn Du zurück zur 3 schwenkst. Diese Aufsetzten ist eigentlich der einzige Grund, warum man die Abgleichlängen der Objektive lieber nicht mischt. Du könntest theoretisch auch 45mm Objektive mit 160mm Tubuslänge anbringen (modernere Zeiss-Objektive), müsstest aber höllisch aufpassen die nicht kaputt zu machen, wenn sie mit den Kurzen gemischt wären. Wenn Du alles auf 45mm Abgleich umstellst, wäre das kein Problem.

Noch ein Tipp zur Beleuchtung von Lampe auf Spiegel:
Entweder ein Mattglas in den Filterhalter (wahrscheinlich 31 oder 32mm Durchmesser - bitte nachmessen) oder eine Milchglasscheibe (kann auch Kunststoff sein) vor das Mikroskop stellen und diese großflächig beleuchten. Das ganze Bild sollte jedenfalls ganz gleichmäßig ausgeleuchtet sein. mit einer nahezu punktförmigen Lichtquelle kann man die hohe Apertur des Kondensors nicht erreichen. Das würde spätestens beim 40er Objketiv genauso sein, als wenn ich die Aperturblende am Kondensor zu weit zu ziehe: zu starker Kontrast, stark vermindertes Auflösungsvermögen.

Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

liftboy

Hallo Marcel,

weitere Infos zu Lomo Mikroskopen und Teilen findes Du hier in der Infothek: http://www.mikroskopfreunde-nordhessen.de/ Bei TEilen oder Reparaturen helfe ich gerne :-)

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Marcel1988

Hallo und guten Abend!

Harald, weitere Unterlagen oder technische Daten habe ich leider nicht gefunden.
Aber wenn du bei Google nach "микроско́п M-9 suchst findet man einige russische Forenbeiträge und jede Menge Auktionen.

Der Revolver hat Platz für drei Objektive und ob ich ein Immersionsobjektiv benötige, Du stellst mir Fragen  ;D
Aus Neugier und mangels passendem Öl und dünnem Präparat habe ich kurzerhand einen Tropfen Blut geopfert und es trotz falschem Brechungsindex mit Glycerin und ohne Färbung probiert.
Das Ergebnis ist wie erwartet mehr als bescheiden aber man kann immerhin etwas erkennen. Naja, mit Phantasie ;)

So wie ich Dich verstehe besitzen die Objektive welche montiert sind dieses "RMS" Gewinde und sofern sie endlich sind passen auch neuere Objektive?
Man könnte also, auch wenn man die Tubuslänge zwischen 160 und 170 und Abgleichlänge anpassen muss, mit günstigen (endlichen) Objektiven experimentieren?
Bei dem Filterhalter messe ich 34mm Durchmesser und wenn meine grauen Hirnzellen sich nicht irren habe ich noch etwas milchiges Plexiglas.

liftboy alias Wolfgang: Die Seite ist sehr informativ und noch viel wichtiger: Endlich mal ein anderer Mensch aus Nordhessen :)
Ich komme aus Schwalmstadt, das dürfte Dir dann eventuell ein Begriff sein ;)

Viele Grüße,

Marcel