Ultramikrochemie auf dem "condenser rod"

Begonnen von Reinhard, November 28, 2020, 20:09:50 NACHMITTAGS

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Michael L.

Hallo Reinhard,

es ist immer wieder eine Freude Deine spannenden Beiträge zu lesen, ich freue mich immer wenn Du eine neue Tüftelei vorstellst, danke für Deine goße Mühe das mit uns zu teilen.

Viele Grüße,

Michael

Florian D.

Zitat von: Peter V. in November 29, 2020, 17:31:00 NACHMITTAGS
Hallo,

Mein Interesse an der Chemie wurde zu Schulzeiten primär durch die "Sinne" geweckt - durch die Atmosphäre in einem Labor, die Gerüche, die schönen Glasgefäße mit Chemikalien, mehr oder wenige kunstvolle komplexe Glasapparaturen, die Flamme des Bunsenbrenners etc.., das manuelle Arbeiten, Titrieren, Kochen, Eindampfen...
Damit hat ein modernes Labor - speziell in der Biologie/Biochemie - gar nichts mehr gemein. Nein, die schöne neue Plastikwelt der Eppedorfpipetten und - gefäße, der Mikrotiterplatten und Steril- und Sicherheitswerkbänke ist  nicht die meine. Ich bin froh, dass mich mein Weg - eher zufällig - zur Medizin geführt hat

Lieber Peter,
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Als ich studiert habe, war die Anorganische Chemie sehr stark an der TU München vertreten (und ist es noch immer). Die Arbeitsmethoden sind noch wesentlich klassischer, als die der Biochemie, und, wenn man an Themengebiete wie die Elektrochemie oder Katalyseforschung denkt, ebenfalls von grosser Anwendungsrelevanz.
Aber so ist nun mal der Lauf der Zeit und es ändern sich die Methoden. Über unsere Spitzenmikroskope aus dem letzten Jahrhundert lächeln richtige Biologen doch heute nur noch milde. Selbst in der Medizin rümpfen doch viele ambitionierte Ärzte die Nase über die direkte Beschäftigung mit dem Patienten (ABC-Regel: Anything better than clinics). Wir sind doch hier alle hoffnungslose Nostalgiker.

Viele Grüsse
Florian

Peter V.

#17
Lieber Florian,

was mir gerade noch einfällt: Wenn ich hinter meinem Euro IV-Diesel bei laufendem Motor stehe, rieche ich die Stickoxide eindeutig. Weil ich weiß, wie Stickoxide riechen! Weil wir im Chemieunterricht all diese Gerüche kennengelernt haben - unter dem Abzug wurde praktisch nie gearbeitet und ständig lief der Chemielehrer mit Reagenzgläsern und Flaschen durch die Reihen und ließ uns "fächeln". Ich kenne auch den Geruch von Phosphin und die Dämpfe von Brom. Ich weiß es nicht sicher, aber ich vermute mal schwer, dass das alles Erfahrungen sind, die heute niemand mehr im Chemieunterricht macht - machen darf! Gut - mindestens 90 Prozent meiner Mitschüler (und besonders Mitschülerinnen) würden heute vermutlich sagen, dass es ihnen im Leben auch nicht gefehlt hat und sie auf diese Erfahrungen auch gut hätten verzichten können... ;) Chemie war nicht gerade das beliebteste Fach an unserer Schule  ;) Bei den in Chemie weniger Guten potenzierte sich die Übelkeit durch die Gerüche und den äußerst autoritären und anspruchsvollen Chemielehrer.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Florian D.

Ja, Peter, das habe ich auch schon oft gerochen. Die Pilzler nennen diesen Geruch gerne  "alkalisch" oder treffender "nitrös", und es gibt sogar Pilze, wie den Nitrathelmling Mycena alcalina, die daher ihren Namen haben.
Dort rührt dieser Geruch allerdings von Halogenphenolen her, siehe
https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/np0603368
und ich würde vermuten, dass auch beim Diesel andere Substanzen für den nitrösen Geruch verantwortlich zu machen sind.

Viele Grüsse
Florian

Thomas M

Hallo Florian,

Zitat von: Florian D. in November 29, 2020, 22:02:04 NACHMITTAGS
Ja, Peter, das habe ich auch schon oft gerochen. Die Pilzler nennen diesen Geruch gerne  "alkalisch" oder treffender "nitrös", und es gibt sogar Pilze, wie den Nitrathelmling Mycena alcalina, die daher ihren Namen haben.
Dort rührt dieser Geruch allerdings von Halogenphenolen her, siehe
https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/np0603368
und ich würde vermuten, dass auch beim Diesel andere Substanzen für den nitrösen Geruch verantwortlich zu machen sind.

Viele Grüsse
Florian

also da hat der Peter schon recht:

Zitat... was mir gerade noch einfällt: Wenn ich hinter meinem Euro IV-Diesel bei laufendem Motor stehe, rieche ich die Stickoxide eindeutig.

Ich hatte einige Jahre berufsmäßig mit NO2 in der Synthese zu tun und kann eindeutig bestätigen, dass das olfaktorische Erlebnis hinter hochverdichtenden Dieseln (CDI, TDI, etc. aber auch manche Stadtbusse) durch Stickstoffdioxid verursacht wird, ganz besonders wenn selbige beschleunigen.

Herzliche Grüße
Thomas

Heiko

Hallo Reinhard,

auch ich bin bekennender Tripelnitrit-Fan. Dabei dürfen die Kristalle erst einmal gerne etwas größer sein, die Transparenz ist dann allerdings futsch:



Nun hat Deine geniale Ultraminimierung dazu geführt, diese K-Pb-Cu-Species auch einmal transparent sehen zu wollen. Vermittels eines Konzentrationsgradienten ist das ja keine große Sache. Aber ach, die Dinger müssen echt klein sein, ehe Licht durchdringen kann:



Die fetten Brocken, die außerdem entstanden (bei übrigens sparsamem Einsatz der Ausgangsstoffe), machen mir begreiflich, mit wieviel ,,Nichts" Du arbeitest ...

Viele Grüße,
Heiko 

Reinhard

Hallo Heiko,

das sind schöne Bilder von Deinen Züchtungen.
Die Tripelnitrite genügen nicht nur höchsten ästhetischen Ansprüchen, sondern sind mikrochemisch wirklich extrem interessant, weil sich mit ihrer Hilfe
und entsprechenden kleinen Veränderungen der Ausgangssubstanzen eine Vielzahl von Elementen nachweisen läßt, so nicht nur Cu, sondern auch
Ni, Pb, Cd, Ba, Sr, Rb, Cs, und Tl, gemäß der Formel:  (K, Rb, Cs, Tl)2(Pb, Ba, Sr, Cd)(Cu, Ni) (NO2)6
Die Farben sind entweder schwarz, braun bis gelb, oder grün, wenn Sr enthalten ist.



Viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

Heiko

Hallo Reinhard,

ja, da stimme ich zu, und um Ammonium und Cobalt (und wer weiß, was noch) kann man die Reihe der Möglichkeiten noch erweitern ...

Viele Grüße,
Heiko