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Desmidiaceen

Begonnen von Muschelbluemchen, Oktober 10, 2020, 22:03:07 NACHMITTAGS

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Muschelbluemchen

Liebe Mikroskopbegeisterte,

vor einigen Wochen stieß ich beim Schwammerlsuchen (Pilzesuchen) im Wald, in einer Wasserrinne neben dem Waldweg auf ein Massenauftreten einer Closteriumart.
In der Nähe der Closteriumfundstelle fand sich ein zerstörtes Quellmoor. Dort an einer Stelle ein Massenauftreten eine Micrasterias-Art
Ich habe einige Fotos davon angefertigt.



Eigentlich besteht die Aufnahme aus 15000x11875 Pixel. Bei Flickr kann etwas gezoomt werden:
https://flic.kr/p/2jRqXZC

Mit Rheinbergbeleuchtung (Blauer Zentralfilter, gelber Randfilter):


Hier der Link direkt zu flickr:
Clo4_16160x10000_100

Wieder Rheinberg, diesmal zentraler Rotfilter und grüner Randfilter:


Diese Aufnahme hat 16054x11270 Pixel:
clo16_16054x11270_100

Dunkelfeld darf natürlich auch nicht fehlen:


Nur 18000x14972 Pixel:   ::)
Clo9_18000x14972_272

Noch besser gefällt mir Micrasterias (vermutlich M.rotata - muss mich da aber noch einarbeiten):


Micra2_20000x15735_288

und auch wieder im rot-grün Rheinbergfilter:

Micra3_13616x11937_110


Micrasterias-16000x12595

und im Dunkelfeld:

Micra1_18000x14797_256

Die Aufnahmen habe ich auf einem Lomo Biolam erstellt, als Kamera kam die neue 12,3 MPixel RaspberryPi-Kamera zum Einsatz:
https://www.reichelt.at/at/de/raspberry-pi-kamera-12mp-sony-imx477r-rasp-cam-hq-p276919.html?&trstct=pos_10&nbc=1

LG
Leo

Jürgen Boschert

Hallo Leo,

das sind wundervolle Aufnahmen.
Danke fürs Teilen!
Beste Grüße !

JB

Ole Riemann

Hallo Leo,

vielen Dank für die eindrucksvollen Funde; da hast Du tolle Stellen entdeckt. Bei Micrasterias denke ich, es ist M. thomasiana.

Beste Grüße

Ole

plaenerdd

#3
Hallo Leo,
schöne Aufnahmen. Das sind immer wieder dankbare Objekte.
Konnte M. thomasiana sein. Dazu bräuchte man aber mal eine etwas höhere Vergrößerung. Die Mondsichelchen sollten Closterium ehrenbergii sein, die als Merkmal die verteileten Pyrenoide zeigt.
In den ersten Aufnahmen ist C. moniliferum zu sehen, mit den perlschnurartig aufgereihten Pyrenoiden.

Meine Bestimmung nehme ich zurück. Da gibt es ja doch noch ein paar mehr Closterium-Arten als im "Wassertropfen". Jedenfalls sind mindestens 2 Arten zu sehen.
Mit welchen Objektiv hast Du die Micrasterias abgelichtet? Scheint ein sehr kleines gewesen zu sein oder ist das ein Stitch?
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Alex H.

Hallo Leo,

wie bist du denn auf dieses Massenauftreten aufmerksam geworden? Hast du das mit dem bloßen Auge erkannt, vielleicht in Form eines grünen Films?

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Muschelbluemchen

#5
Zitat von: Alex H. in Oktober 11, 2020, 12:19:27 NACHMITTAGS
Hallo Leo,

wie bist du denn auf dieses Massenauftreten aufmerksam geworden? Hast du das mit dem bloßen Auge erkannt, vielleicht in Form eines grünen Films?

Grüße
Alex

Hallo Alex,

ich hatte das Glück während meines Biologiestudiums (welches ich leider nicht abgeschlossen habe) zweimal an einer Moorexkursion mit Prof.Url teilzunehmen.
Einmal im Bregenzerwald, Vorarlberg und einmal in Tamsweg, Salzburg.
Es ist dieser Prof. Url, der auch mit Anderen jene Arbeit verfasst hat: https://www.springer.com/de/book/9783709138755
War eine geile Zeit - und Prof. Url war nicht nur ein Desmidiaceenbegeisterter, sondern auch ein Lichtmikroskopfanatiker.

Bei ihm habe ich auch die wichtigsten Werkzeuge für die Zieralgenjagd kennengelernt: den Löffel und eine starke Lupe:


Im Foto ist auch noch mein Exkursionsmikroskop zu sehen, ein Reichert Y - aber eigentlich geht die Desmidiaceenjagd auch ohne.
Bei der Lupe handelt es sich um ein chinesisches Produkt, mit LED-Beleuchtung inkludiert (kann nützlich sein z.B. bei wolkenverhangenem Himmel, ...)
Unterwegs im Freien ist damit sehr effektiv zu arbeiten - mit dem Löffel schöpfen, dann mit der Lupe kontrollieren, dann (meist) wieder enttäuscht ausleeren und weiterziehen oder
laut Jubeln mit den Worten von Prof. Url: "Edelschlatz, Edelschlatz"   ;D   und dann ab damit ins Töpfchen!
"Schlatz" ist österreichisch für Schleim, denn die Desmidiaceen bilden oft kleine Schleimflocken, die unter der Lupe als mit kleinen grünen Punkten durchsetzt erscheinen.

Interessant sind in entsprechender Umgebung (Moore, ..) vor allem Flocken im Wasser, die eine blaugrüne Farbe zeigen.
Der Löffel ist übrigens ein alter Silberlöffel, der sehr tief ist, was praktisch ist im Gelände!

Um die Antwort auf deine Frage noch zu konkretisieren:
Im Wassergraben im Wald (eigentlich ein verstopfter Entwässerungsgraben) haben sich die grünen Schleimflocken durch die Photosynthesetätigkeit
durch anhaftende Luftblasen vom Grund gelöst und sind unter der Wasseroberfläche herumgeschwommen.
Durch die geringe Strömung blieben sie dann an dem einen oder anderen Pflanzenstängel hängen und konnten von mir mit dem Löffel abgeschöpft werden.
Die intensive Grünfarbe der Flocken hat mich da gleich den Löffel zücken lassen!

Eigentlich packt mich da immer die Wut, wenn ich da wieder realisiere, wie tiefe Entwässerungsgräben gezogen wurden, um wieder einen Fichtenforst aufzuziehen.
Was hier an wertvollen Lebensräumen zerstört wird, ist unglaublich.  >:( :-
Warum sowas in den heutigen Zeiten noch erlaubt ist, ist mir eigentlich unverständlich.

ZitatHallo Leo,
schöne Aufnahmen. Das sind immer wieder dankbare Objekte.
Konnte M. thomasiana sein. Dazu bräuchte man aber mal eine etwas höhere Vergrößerung. Die Mondsichelchen sollten Closterium ehrenbergii sein, die als Merkmal die verteileten Pyrenoide zeigt.
In den ersten Aufnahmen ist C. moniliferum zu sehen, mit den perlschnurartig aufgereihten Pyrenoiden.
Meine Bestimmung nehme ich zurück. Da gibt es ja doch noch ein paar mehr Closterium-Arten als im "Wassertropfen". Jedenfalls sind mindestens 2 Arten zu sehen.
Mit welchen Objektiv hast Du die Micrasterias abgelichtet? Scheint ein sehr kleines gewesen zu sein oder ist das ein Stitch?
Beste Grüße
Gerd

Hallo Gerd,

Ich habe die Aufnahmen auf meinem Lomo Biolam gemacht und meine Stitch-Witch war sehr beschäftigt.
Im Dateinamen der Desmidiaceenfotos gibt die letzte Zahl wieder, wieviele Aufnahmen dafür verrechnet wurden.

Hier im Foto mein Arbeitsplatz:
Das Biolam und die Stitch-Witch:


Die Stitch-Witch hat diese beiden schwarzen, runden Knöpfe, die eigentlich Lego-Gummireifen sind.  ;)
Diese werden über die Triebknöpfe der Präparatführung am Biolam gesteckt und fertig eingestellt macht diese Konstruktion dann auch autonom mehrere hundert Aufnahmen von einem Präparat.
Als Objektive hatte ich die Lomo PlanApo 10/0.3 und Lomo PlanApo 16/0.4 im Einsatz.

@Ole und Gerd,
Danke für die Bestimmung!  :D

@Jürgen
THX für das Lob  :)


LG
Leo

plaenerdd

Hallo Leo,
eine 10-fache Lupe ist auch mein wichtigstes Werkzeug bei der Probenbeurteilung Da ich diese aber meist mit einem Schöpfer am 4m Teleskopstiel nehme, ersetzt meine hohle Hand den Löffel. Meine Probenahmemethode habe ich kürzlich hier beschrieben.
Deine Stitch-Witch finde ich ziemlich cool. Ich hatte mich echt gewundert, mit welchem Objektiv man so viele Micrasterias ins Bild bekommt.
Kennst Du dieses Dokument zur Bestimmung von Closterium-Algen
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Muschelbluemchen

Hallo Gerd,

Danke für den Link, ich kannte das Dokument aber schon!
Deine Beschreibung deiner Methode mit dem Teleskopstiel habe ich gelesen, für kleinere Wasseransammlungen wird die Sache aber etwas grob sein.

Meiner Meinung nach finden sie die Zieralgen oft mehr im Randbereich eines Moors, gerade die Mondsicheln sind meist in kleinen Wasseransammlung
auf dem Moor angrenzenden Wiesen zu finden.

Hier noch eine Aufnahme von den Mondsicheln, mit modifiziertem Kreutz-Filter am Lomo Biolam erstellt:


Über den Link ist es möglich etwas in das Bild hinein zu zoomen:
clo6_12995x9338_100

LG
Leo

Lumi


Alex H.

Zitat von: Lumi in Oktober 15, 2020, 23:27:11 NACHMITTAGS

schon heftig was es zu dem Tierchen alles zu erzählen gibt.

Hallo Franz,

diese Einzeller stehen den Pflanzen näher als den Tieren und werden traditionell in der Botanik behandelt.

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

Siegfried

Hallo Leo und Gerd
Sehr interessant, die Aufnahmetechnik. 8)

Danke für das Dokument, zur Bestimmung.
Ist eine große Hilfe.

   Gruß von Siegfried