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Ein Trommelmikroskop

Begonnen von peter-h, Februar 07, 2012, 16:03:24 NACHMITTAGS

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peter-h

Liebe Freunde der alten Technik,

viele Jahre stand ganz weit hinten im Regal noch ein Messingstückchen vom einem Flohmarkt. Sollte es nicht Wert sein ein Versuch zu riskieren? Leider ein Noname ohne jede Kennung.


Gut als Reisemikroskop zu verwenden !


Ein modernes Satzobjektiv


Eine beachtliche Okular Feldlinse mit 20mm Durchmesser


Und wie fototauglich ist das alte Stück ?

Ein Präparat von Robin Wacker mußte herhalten. Schwächste Vergrößerung.
Zugegeben, an der Ausleuchtung muß ich noch feilen  ;D


Wie oben, aber mit allen 3 Objektivteilen.

Ein netter Spaß, wenn man bedenkt, dass das Mikroskop vermutlich vor oder um 1900 entstand und nun mit einer LED beleuchtet und mit einer 5MP CMOS-Kamera und PC Steuerung die Bilder aufgenommen wurden.

Viel Spaß beim Betrachten
Peter


Ernst Hippe

Lieber Peter,
das ist wirklich kein schlechter Fund, und die Fotos zeigen doch eine erstaunlich gute Optik! Es ist der Vorgänger meines Hensoldt TAMI, das ich als Mini-Reisemikroskop sehr schätze. Viele Grüße!
Gruß Ernst Hippe
Vorstellung:Hier klicken

Florian Stellmacher

#2
Lieber Peter,

da hast Du ein nettes Stück ergattert! Der eigentliche Witz ist, dass es ziemlich schwer ist, das Mikroskop zu datieren! Urprünglich wurde dieser Typ von MARTIN eingeführt (Martin Type) und dann im 19. Jh. weiterentwickelt. Hierbei gab es einerseits die kompakten aber komplett ausgestatteten englischen Modelle, wie unten abgebildet, die vor 1850 in Mode kamen, andererseits brachten vor allem französische Hersteller kleine, abgespeckte Mikroskope dieses Typs auf den Markt - genauso wie Du eines besitzt. In Sammlungskatalogen (z.B. der Billing's Collection der AFIP, Washington) werden auch für diese Mikroskope Baujahre nach 1840 und z.T. vor 1860 angegeben.
Auch ich habe so ein Mikroskop mit Holzkasten (es gibt sogar Varianten, bei denen der Mikroskopfuß auf dem Deckel des Kastens fetgekeilt werden kann), das ich bis heute nicht datieren konnte. Bei den einfachen Modellen war es offenbar nicht üblich, den Hersteller zu gravieren, was die Datierung natürlich erheblich erschwert.



Herzlliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Lothar Gutjahr

#3
Guten Abend,

danke Peter fürs posten der Fotos und danke an Ernst für die Erläuterung. Vor ein paar Wochen war so eines in ebay und ich habe es für unter 5 Euro erstanden. Leider ist bei meinem Okular die Feldlinse gebrochen und die obere fehlt ganz. Aber jetzt wo auch noch feststeht wer es gebaut hat, wird es erhalten wie es ist.  ;D Die NEX-5 muß ja nicht unbedingt da drauf.  ;D

Gruß Lothar

Sehe gerade Florian hat auch eines vorgestellt, was mehr als Trommel bezeichnet werden kann Unsere beiden sind brav zylindrisch.

Die obere Linse bitte wegdenken, dann entspricht es meinem.

Florian Stellmacher

Hallo Lothar,

leider haben etliche dieser kleinen Trommelmikroskope ein schweres Schicksal als Kinderspielzeug hinter sich, sodass oft etwas fehlt oder gebrochen ist. Die Preisspanne, in der man in ein Trommelmikroskop investieren kann, ist sehr groß, es gibt auch noch andere Varianten, z.B. nach Oberhäuser (später von Nachet übernommen). Das Mikroskop auf meinem Foto habe ich in einem schottischen Antiquitätengeschäft abgelichtet und musste es (in Begleitung meiner Frau :-\) liegen lassen, denn der Verkäufer wusste recht genau, was er dort für ein Instrument hatte (Dollond/London, komplett)...

Viele Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Dr. Timo Mappes

#5
Guten Morgen zusammen,

zwei kleine Ergänzungen zu Florians Beschreibung - an diesem professionellen Gerät aus dem Jahre 1840 kann man die "Trommel"-Form sehr schön erkennen:

(1) Pankratisches Dissektionsmikroskop von Georges Oberhaeuser, Paris, Nr. 790


Im Ende wohl bedeutender für das Wohlergehen der Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts war aber folgender Gerätetyp, der eigens für das bescheidene Budget der Studierenden jener Zeit eingeführt wurde, wie in der verlinkten Beschreibung ausgeführt ist:

(2) "Microscope pour hospices" von Georges Oberhaeuser, Paris, Nr. 638 um 1840


Sehr ähnlich, jedoch mit weiterem Zubehör und der originalen Gebrauchsanleitung als Scan ist hier ein Nachfolgemodell gezeigt:

(3)  "Microscope achromatique réduit" von Georges Oberhaeuser, Paris, Nr. 2165 aus 1855


Beste Grüße
Timo Mappes
Prof. Dr.-Ing. Timo Mappes
Deutsches Optisches Museum
Carl-Zeiss-Platz 12
07743 Jena

*************************
privat:
Museum Optischer Instrumente
www.musoptin.com

Die erste vollillustrierte deutschsprachige Seite zur Geschichte der Mikroskope für die Wissenschaft im 19. & frühen 20. Jahrhundert

peter-h

Einen schönen guten Morgen

Vielen Dank für die hilfreichen Erläuterungen zu diesem kleinen Trommelmikroskop. Der Reiz lag für mich auch in einem Test, es einmal im Gebrauch zu dokumentieren, also als Fotomikroskop einzusetzen. Und da soll jemand sagen , dass man besondere Fotookulare, Projektive und Universaladapter benötigt  ;D

Schönen Tag
Peter

Nomarski

#7
/

peter-h

Liebe Trommler,

zum Abschluß noch ein Härtetest  ;D



Alle 3 Linsen = höchste Vergrößerung eingeschraubt ! Welch eine Fummelei wenn man feinfühlige Bewegungen von guten Tischen gewohnt ist.  :o


Pinnularia nobilis , das sollte man sich dann doch nicht antun  ;)

Getrommelte Grüße
Peter