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Holzwürmer gefragt (:

Begonnen von Bastian, Oktober 23, 2020, 12:03:58 NACHMITTAGS

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Bastian

Ich habe hier eine Seltenheit in einem hochmittelalterlichen Eisenverhüttungskontext aud Nordrhein-Westphalen- Keine Sorge ich werde euch keine Schlacknebilder vorlegen -  In einem Stück fand sich mehrere fragmentarisch erhaltene Holzkohlen. Kann mir jemand auf die Sprünge helfen, was das ist. Ich habe  natürlich den Schweingruber hier, und kenne auch die WSL Seite, aber ich bin eben kein Botaniker.
Das Ganze ist ein Bild mit gekreuzten Polarisator Analysator (XPL), die orangenen "Kirchenfensterfüllungen" sind Eisenkorrosionsprodukte, die ich nicht näher bestimmt habe. Ich hoffe einer der werten Kollegen hat einen Tip.
VG,
Bastian


beamish

Hallo Bastian,
mein Tip wäre Buche:
http://www1.biologie.uni-hamburg.de/b-online/wood/images/buche_x.jpg

Ist ein klassisches Holz für Holzkohle.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Bastian

Lieber Martin,
Danke für Deinen Input. Buche ist ein klassisches Holz für Holzkohle. Gar keine Frage.- Buche war auch mein erster Gedanke...
ABER:
Es ist ja gerade die Frage, ob sich zur Zeit der Verhüttung überhaupt noch genügend Buch finden ließ. Der Raubbau an der Natur ist ja nicht erst in der Industrialisierung erfunden worden,  und ich kenne Fundplätze, da ist eine Menge an Hölzern verkohlt worden, die eben nicht den Primärwald dasrstellen...

Ich gebe zu dass das Bild im Link zumindest ähnlich aussieht. Meine Frage ist, aber ob man es denn genau bestimmen kann.
Bastian

beamish

Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

detlef.q

#4
Hallo Bastian,

ich würde sagen, dass man mit dem einen Bild die Holzart nicht bestimmen kann.
Der Querschnitt sieht auch so aus, als ob er leicht schief liegt. Die Gefäße wirken etwas länglich.

Obwohl, der dicke Holzstrahl spricht für Buche.

Als Beispiel habe ich 2 Bilder meiner ersten Schnitte angefügt, einmal Buche und einmal Erle als Vergleich.

Gruß Detlef


Bastian

Detlef,
danke für deinen Input. Die Schnitte sind sehr schön! -
Das ist ja eine Frechheit, dass die Leute im Mittelalter die Holzkohle nicht rechtwinklig in ihe Luppen gelegt haben! Schlimmer noch, die habe das noch nicht einmal markiert.-

Aber tatsächlich zielte meine Frage genau darauf ab. Ab wann ist eine Holzart nicht mehr bestimmbar. Ich nehme an: Je nach Erfahrung desjenigen, der sich das ansieht...
Bastian

detlef.q

Im Mittelalter haben sich bestimmt wenige mit der mikroskopischen Holzbestimmung  beschäftigt ;)

Wenn man das verkohlte Stück schneiden könnte, hätte man eine Chance.

Und ja, Erfahrung ist doch immer wichtig!

Gruß Detlef

Placodus

Guten Abend Bastian,

mit dem Schweingruber / WSL-Schlüssel kommst Du schon weiter:

- Das Bild zeigt den Querschnitt mit Jahrringgrenzen und ein "halbringpriges" Holz = WSL-Schlüssel - Eingangsauswahl.

https://www.wsl.ch/fileadmin/user_upload/WSL/Services_Produkte/Software_Apps/Bestimmungsschluessel/Semiringporous%20wood/diffuse_and_semi-ringporous_wood.html

- Die Holzstrahlen (auch Markstrahlen) sind deutlich als "breite" Ausführung zu erkennen. Diese Holzstrahlen scheinen häufiger aufzutreten.

- Es kommen dann Buche und (theoretisch) Platane in Frage. Wenn diese beiden Gattungen unterscheiden möchte, müsste man sich den Tangentialschnitt (-schliff) anschauen. Hier kommt aber der Lage nach nur Buche in Frage.

Buchen wurden lange und viel für solche Zwecke genutzt, um die Industriestandorte waren die Wälder auch verwüstet. Aber die Landesherren erließen oft Regelwerke: Die Glashütten im Spessart z.B. hatten die Auflage, dass sie vom Standort im Tal "nur" soviel Holz schlagen durften, wie sie von dort aus sehen.

Viele Grüße,
Reinhard







Bastian

Guten Abend Reinhard,
vielen Dank für Deine Antwort. Leider kann ich keinen Tangentialschliff anfertigen, da die Holzkohle in einem metallurgischen Anschliff steckt, den ich nicht zerstören kann. Ich muss mit dem arbeiten was ich habe. es gibt aber noch einige andere Holzkohlefunde in der Probe. Platanen sind soweit ich das weiß für das hohe Mittelalter bei uns nicht belegt und auch kein Waldbaum in der Region aus der die Probe stammt. Damit ist die Buche wohl der wahrscheinlichste Kandidat!

VG,
Bastian