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Woher kommt die Farbe?

Begonnen von regulus56, Oktober 22, 2020, 19:26:27 NACHMITTAGS

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regulus56

Guten Abend in die Runde.
Beim durchmustern einer Teichwasserprobe, bei 40x Vergeößerung, fiel mir im Dunkefeld ein blau-grün leuchtendes Objekt auf.
Die Farbe blieb bei allen folgenden Vergrößerung bis 400x die selbe. Im Durchlicht allerdings war die Farbe weg.
Wie auf den Fotos zu sehen handelt es sich wohl um eine Kieselalge.
Warum leuchte sie im Dunkelfeld so intensiv und im Durchlicht ist sie farblos?
Kann es an Lichtbrechung, Interferenz liegen?
Natürlich waren auch andere Kieselalgen in der Probe die aber immer ohne die intensive Farbe, um nicht zu sagen farblos.
Bis auf die Aufnahme mit den Ausschnitt 40x Objektiv, sind alle Fotos unbearbeitet und haben ein große Kantenlänge von 42472 Pixeln.
Leider habe ich noch kein Objektmikrometer..
GRuß vom Klaus
,,Ich weiß, dass ich nichts weiß"
Und gern per Du.

jcs

Könnte Opaleszenz sein: feine Strukturen im Objekt streuen das kurzwellige blaue Licht, das langwellige rote Licht "sieht" die feinen Strukturen nicht und geht ungestört durch das Material durch.

LG

Jürgen

limno

#2
Guten Abend Klaus,
beim Dunkelfeld erscheint das Bild des Objekts immer in den Komplementärfarben des Objekts, weil sich allein die Nebenmaxima überlagern und das Hauptmaximum (dessen Licht im Hellfeld den Hintergrund bildet) ausgeblendet (Dunkelfeldblende) bzw. umgelenkt (Kardoidkondensor) wird.Wer das nicht weiß, verwechselt dann schon mal das häufigere Blaue Trompetentierchen (Stentor coeruleus),mit dem selteneren Roten Trompetentierchen (Stentor igneus) : Um Farben zu beurteilen, also stets das Hellfeldbild heranziehen. Siehe auch: Das Lichtmikrosop von Dieter Gerlach S.125, 1976 bei Thieme erschienen.
Bei der Kieselalgenschalen spielen auch meiner Vermutung nach Interferenzerscheinungen eine Rolle.
Eine gute Nacht wünscht
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

plaenerdd

Hallo Klaus,
ich halte das für Interferenzfarben, die an den sehr feinen Strukturen der Kieselalge entstehen, ähnlich wie bei den Schillerfarben der Schmetterlingsflügel.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Herbert Dietrich

Hallo Klaus,

da bin ich der gleichen Meinung wie Gerd: Interferenz.
Diesen Effekt beobachte ich sehr oft an verschiedenen Diatomeen. Bei Streupräparaten, Dunkelfeld und schwacher Vergrößerung
kann man die betreffenden Diatomeen sehr gut auffinden und dann mit stärkerer Vergrößerung betrachten.

Herzliche Grüße

Herbert

regulus56

Guten Morgen allerseits.
Danke für die Antworten.
Interferenz hatte ich ja auch vermutet, aber da war ich mir durchaus nicht sicher. Habe diesen Effekt vorher noch nicht beobachtet und daher meine Frage.
Und schön das man hier fragen kann!!
Euch einen schönen Tag und ein tolles Wochenende.
Gruß vom Klaus
,,Ich weiß, dass ich nichts weiß"
Und gern per Du.

Bob

Hallo zusammen,
auch von mir ein Dank für die Erklärung dieses Phänomens!

Viele Grüße,

Bob

plaenerdd

Hallo,
es dürfte ähnlich wie bei den Schillerfarben der Schmetterlingsschuppen sein, dass regelmäßige Strukturen, die in der Größenordnung unterhalb der Wellenlänge des Lichtes liegen und mit Lichtmikroskopen nicht aufgelöst werdem können, dafür verantwortlich sind. Hier ein Beispiel aus Wikimedia: REM-Aufnahme Schmetterlingsschuppe
Diatomeen sind ja dafür bekannt, dass sie jedem Lichtmikroskop seine Grenzen aufzeigen können. Auch hier finden sich bei vielen Arten ganz ähnliche wiederkehrende Strukturen. Bild: ebenfalls aus Wikimedia:
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

hugojun

#8
Hallo Klaus ,
der Schmetterlings-Flügel wird nicht erst unter dem Mikroskop schillernd bunt, er ist es schon makroskopisch.
Bei deinem Objekt tritt die Färbung erst bei Betrachtung im Dunkelfeld oder bei starker Reduzierung der
Apertur zum Vorschein. Ich tippe deshalb auf ,,Dispersions-Färbung ,,oder auf neu-deutsch ,,Dispersion-Staining".

http://www.microlabgallery.com/gallery/dsBLN1.66M7-1.662.aspx

oder hier

http://www.mikroskop-online.de/Mikroskop%20BDA/30-050d-1%20%20AMPLIVAL%20pol.pdf

Seite 13 Bild ganz unten

Also durch Lichtbrechung und Abschirmung des Streulichtes .

LG
Jürgen

plaenerdd

Hallo Jürgen,
wie kann man die beiden Arten der farbentstehung denn sauber unterscheiden. Ich habe für mich als Kriterium in Erinnerung, das die Interferenzfarben immer nur unter bestimmten Winkeln zur Lichtquelle auftauchen (wie beim Schmetterling, der eben deshalb schillert, also nicht immer in der gleichen Farbe erscheint. Die Dispersionsfärbung müsste wohl bei Einschluss in einem Medium ähnlicher Brechung wegbleiben. Gibt es noch weitere Kriterien? Auffällig ist zumindest, dass es meist ein Blauton ist, der bei den Diatomeen auftritt. Abhängig von der Größenordnung der Strukturen müssten ja aber auch andere Interferenzfarben zu beobachten sein. Ist jedenfalls mal wieder ein sehr interessanter Fall, bei dem es sich lohnt, genauer hinzusehen und nachzudenken.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

hugojun

Hallo Gerd & Klaus ,
wenn ich davon ausgehe , dass es sich bei der Immersion um Wasser handelt, und das Wasser im Idealfall einen Brechungsindex von nD 1.3332 hat ,dann treten solche Farben nur auf , wenn das Objekt einen Brechungsindex im Bereich des Wasser hat. Die Dispersion des Wassers beträgt zwischen dem blau von 486nm ( F ) und dem Rot   ( C )
von 656 nm ca. 0,0059 .Bildet sich also ein blauer Saum , besteht Index-Gleichheit mit Wasser für die blaue Wellenlänge. Liegt die  Farbe im gelb bis orange , besteht Indexgleichheit unterhalb des, des Wassers.
Im blass-grün-gelben Bereich , besteht Index- Gleichheit mit dem Wasser und in diesem speziellen Fall auch nahe am Index nD für die Wellenlänge von 589,3nm.
Florian hat diesen Beitrag Beispiel gegeben:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=38549.0#lastPost
LG
Jürgen