Ganz dünne Deckgläser gesucht, als Ersatzteil f. e. alte Kamera - Bitte um Hilfe

Begonnen von semi, Oktober 25, 2020, 14:34:20 NACHMITTAGS

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semi

Hallo!

Ich hätte eine Frage die gar nicht die Mikroskopie direkt betrifft, aber Euer Fachwissen wäre sehr hilfreich. Ich suche ein Ersatzteil, das ich vielleicht im Mikroskopie-Bedarf bekommen kann. Aber der Reihe nach:

Ich möchte eine alte 8mm-Kamera aus den frühen 60er-Jahren reparieren. Es handelt sich um eine Reflex-Kamera, bei der ein Großteil des Lichtes aus dem Objektiv auf den Film fällt und ein kleiner Teil in den Sucher ausgespiegelt wird. Das Ganze passiert nicht durch ein Prisma, wie bei vielen Kameras, sondern durch ein hauchdünnes Glasscheibchen, das im 45°-Winkel zwischen Film und Objektiv angeordnet ist. Hier ist eine Explosionszeichnung der Kamera:

http://www.vintagecameras.fr/emel/emel-reflex

Dieses Glasscheibchen - in der Explosionszeichnung, Teil Nr. 38 - fehlt bei meiner Kamera leider. Vermutlich ist es irgendwann mal zerbrochen. Nun suche ich Ersatz und dachte, evtl. kann man ganz dünne Deckgläser aus der Mikroskopie verwenden.

Nun meine erste Frage an Euch: Wo bekommt man die dünnsten Gläser?

Und gleich noch eine zweite Frage: Gibt es solche Gläser auch mit einseitiger Entspiegelung? Ich befürchte nämlich, daß sich vielleicht zwei Bilder spiegeln könnten - je eins an der Vorder- und an der Rückseite des Gläschens.
Gläschen mit beidseitiger Entspiegelung wären evtl auch interessant, falls man die Entspiegelung auf einer Seite irgendwie entfernen könnte.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir Tips geben könntet, was es gibt und nach welchen Stichworten man am besten sucht.

Vielen Dank schon mal und Grüße aus der Schmalfilmerei,

Semi

Bob

Hallo Semi,
der wesentliche Unterschied zw. eine Glasplatte und einem teildurchlässigen Spiegel wäre das Teilungsverhältnis (geradeaus zu seitwärts weg). Bei einem Deckglas würde das meiste Licht gerade durchgehen, und Du würdest nicht viel sehen. Vielleicht probierst Du erstmal aus, ob Du mir einem Deckglas ein brauchbares Teilungsverhältnis bekommst. Ansonsten habe ich für eine ähnliche Anwendung bei Aliexpress mal einen dünnen teildurchlässigen Spiegel gekauft, der vielleicht in Frage käme.

Viele Grüße,

Bob

Gereon

Hallo Semi,

was meinst Du mit "Entspiegelung" bei den Deckgläsern? Entspiegelung kenne ich nur bei Gläsern für Bilderrahmen o. Ä.
Dabei handelt es sich um eine einseitige leichte Aufrauhung der Glasoberfläche, um reflektiertes Licht nicht gerichtet sondern gestreut zu reflektieren. Oder meintest Du Vergütung, wie bei optischen Gläsern? Das wäre eine dünne Metallschicht in der Dicke einer 1/4 Wellenlänge auf der Glasoberfläche, die bei Reflektion des Lichtes genau dieser Wellenlänge zur Auslöschung führt. (Gibt es auch als Mehrfachvergütung für mehrere Wellenlängen). Als Deckglasbeschichtung kenne ich so etwas allerdings nicht.
Kannst Du mal schreiben, wie groß die Scheibe sein muss? Es gibt halbverspiegelte Folien für Fenster, die man vielleicht verwenden könnte, entweder solo, wenn die Fläche nicht zu groß ist und die Folie eingespannt werden kann (kleben?) um die Planlage zu gewährleisten, oder indem man sie auf ein Deckglas aufbringt. In dem Fall wäre der der Anteil des an der Folienoberfläche gespiegelten Lichtes vermutlich im Verhältnis so viel größer als die rückseitigen Reflektionen, das letztere nicht mehr ins Gewicht fällt.

Aber ohne genauere Infos sind das alles nur Spekulationen. Deshalb wären entsprechende Angaben von Dir hilfreich.

Freundliche Grüße

Gereon

semi

Vielen Dank für Eure schnellen Antworten und das Mitdenken!

Mit Entspiegelung meinte ich eigentlich eine Entspiegelung wie man sie von Brillengläsern kennt. Also vermutlich eine "Vergütung". Bin mir aber noch nicht sicher, ob die überhaupt nötig ist.

Ich hab inzwischen die Info bekommen, daß wohl kein teildurchlässiger Spiegel nötig ist und daß da original wohl auch nur ein Glasblättchen eingebaut war, das ca. 5% des Lichtes in den Sucher spiegelt. Ca 95% des Lichtes fallen demnach auf den Film.

Ich würde es gern mal ausprobieren, mit einfachen Deckplättchen. Wo bekommt man denn die dünnsten Exemplare? Eine Bezugsmöglichkeit für kleine Mengen wäre super. Wenn ich Bruch mit einrechne, würden mir 5-10 Stück vermutlich reichen.

Die Ali-Express-Quelle würde mich aber auch interessieren. Dann könnte ich mal den Unterschied zu nem teildurchlässigen Spiegel ausprobieren. Weißt Du noch, wo Du den damals bestellt hast? Und war der auch schön dünn?

Was die Größe angeht - ich hab die Kamera noch nicht zerlegt, kann also noch nicht messen, aber das Bildfenster ist 4,5 x 3,3 mm groß. Das Glasblättchen wird also vielleicht 7x7mm groß sein. Warscheinlich nicht größer als 10x10mm.




Werner

Was dünneres als Deckgläser gibt es nicht im Handel. Dazu müßten die Gläser nochmal dünner geschliffen und dann noch poliert werden, und das macht wegen der zusätzlichen Kosten keiner. Eine Rückseiten-Entspiegelung wäre billiger.
Der Kamerahersteller hat bestimmt normale Deckgläser verwendet, weil die handelsüblich sind.
Ein Doppelbild ist nicht sichtbar, schon gar nicht in einem Sucher, wo das Bild verkleinert und die Bildqualität Nebensache ist.

Probiere es einfach mit einem Deckglas mal aus.

Gruß - Werner

Lupus

ZitatEin Doppelbild ist nicht sichtbar, schon gar nicht in einem Sucher, wo das Bild verkleinert und die Bildqualität Nebensache ist. 
Das sehe ich nicht so. Die Bildverschiebung der Doppelbilder dürfte bei einem Standarddeckglas 0.17 mm nach den Angaben über die Bildgröße etwa 6% der Bildbreite oder Höhe entsprechen. Das ist natürlich schon sichtbar. Aber besser als kein Bild zu sehen.

Hubert

Frank D.

Hallo Semi,

ich hätte noch teilverspiegelte Gläser mit 60x23x0,15 mm, also durchaus Deckglasdicke. Die Dämpfung liegt unter 0,3.

Gruß
Frank

semi

Hallo!

Ich habe inzwischen ein paar normale Deckgläschen mit Stärke von ca. 0,18mm von einem netten Forenmitglied hier bekommen. Vielen Dank dafür nochmal an dieser Stelle!!! :D
In der Kamera habe ich Glassplitter gefunden - die Reste vom (vermutlich) Originalglas (wenn´s nicht schon mal erneuert wurde). Die waren auch 0,18mm stark. Insofern passt das wunderbar.
Die neuen Deckgläschen habe ich mal probeweise eingebaut. Sie spiegeln gut in den Sucher aus. Allerdings könnte das Sucherbild gerne noch etwas heller sein, finde ich.
Problematisch ist jedoch, daß wirklich ein Doppelbild auf der Mattscheibe im Sucher erzeugt wird. Ein Scharfstellen ist so nur sehr schwer möglich. Unten seht Ihr ein Foto vom Blick in den Sucher, mit Doppelbild und wie das Motiv in Wirklichkeit aussieht. 

Ich denke, es ist also wirklich notwendig, daß zumindest die Rückseite des Gläschens entspiegelt/vergütet ist. Eine Teilverspiegelung der Vorderseite wäre auch ausprobierenswert.

Falls jemand einen Händler kennt, bei dem man solche Gläschen zu bezahlbaren Preisen in Mini-Mengen kaufen kann, freue ich mich über Hinweise.
Bei "Edmund Optics" wurde ich fast fündig. Da gibts bezahlbare Teilerspiegel mit passenden Werten und größen, jedoch leider haben die dünnsten Gläser eine Stärke von 1mm und sind damit viel zu dick. Sie würden gar nicht mehr in die Kamera passen. Außerdem würde das Bild, das auf den Film geworfen wird, wohl zu weit verschoben werden.
https://www.edmundoptics.de/f/plate-beamsplitters/12424/

Zitat von: Werner in Oktober 29, 2020, 08:30:15 VORMITTAG
Was dünneres als Deckgläser gibt es nicht im Handel. Dazu müßten die Gläser nochmal dünner geschliffen und dann noch poliert werden, und das macht wegen der zusätzlichen Kosten keiner.
Inzwischen wurde ich auch hier fündig. Schott stellt Gläser mit einer Stärke von bis zu 0,03 mm her:
https://www.schott.com/advanced_optics/german/products/optical-materials/thin-glass/thin-glass-d-263-t-eco/index.html
https://www.schott.com/advanced_optics/german/products/optical-materials/thin-glass/thin-glass-d-263-bio/index.html
ich würde es aber trotzdem lieber erst mal mit rückseitig entspiegelten Gläschen probieren, denn auch bei einem 0,03er Glas würde es ja eine Doppelspiegelung geben. Außerdem befürchte ich, daß sich so dünnes Glas u.U. verbiegen könnte und ein dickeres Gläschen entspräche auch eher dem original, was nicht unbedingt sein muss, aber es schadet bei Reparaturen und Restaurierungen meist nicht, sich am Original zu orientieren.

Zitat von: Frank D. in Oktober 29, 2020, 20:09:46 NACHMITTAGS
ich hätte noch teilverspiegelte Gläser mit 60x23x0,15 mm, also durchaus Deckglasdicke. Die Dämpfung liegt unter 0,3.
Das klingt interessant. Ich bin Optik-Laie. Was bedeutet denn "Dämpfung"? Und wie wäre denn das Verhältnis zwischen Durchlässigkeit und Ausspiegelung? Ist bei deinen Gläsern die Rückseite vergütet/entspiegelt?

Frank D.

Hallo Semi,

ich bezog mich hier auf die Neutraldichte eines ND-Filters. Bei einem ND 0,3 liegt die Durchlässigkeit ja bei 50%. Meine verspiegelten Gläser liegen (geschätzt) bei ca. 75% Durchlässigkeit. Es ist eine Seite verspiegelt.
Wenn das reicht, kann ich Dir so eine Platte zuschicken. Weiteres dann per PN.

Gruß
Frank