Was ich schon immer mal fragen wollte.....Einbettung von Diatomeen

Begonnen von olaf.med, Februar 16, 2021, 17:59:26 NACHMITTAGS

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olaf.med

Liebe Diatomeenfreunde,

gerade geht ja ein Mega-Hype über hochlichtbrechende Immersionen für die Einbettung von Diatomeen ab, und da traue ich mich nun mal eine wahrscheinlich völlig blöde Frage zu stellen:

  • Warum braucht man denn überhaupt ein so hoch lichtbrechendes Medium???
Wenn die Immersion weit entfernt vom Objekt ist führt das doch zu Totalreflektionen im Randbereich, und das muss doch zu Lasten der Auflösung gehen. Irgendwo sollte doch eine optimale Differenz zwischen dem Brechungsindex der Diatomee und dem der Immersion existieren - bei geringerem Unterschied ist der Kontrast zu niedrig und bei höherem die Effekte der Totalreflektion zu hoch. Ist das so, und wenn ja, wie ist dieser Wert?

Wenn es aber darum geht die Differenz zwischen der Diatomee und der Umgebung so groß wie nur möglich zu machen, wäre doch Luft perfekt, da hat man eine Differenz von ca. 0,5 und dazu bräuchte man nach oben die ganz illusorische Immersion von n=2.

Ich hoffe auf Aufklärung.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Peter V.

#1
Lieber Olaf,

ohne den ganzen Thread gelesen zu haben (ich erinnerte mich jetzt nur an ihn) - vielleicht findet sich da irgendwo die Antwort?

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28274.15


Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Carsten Wieczorrek

Hallo,
ich habe gestern mit Ralf telefoniert. Und er sagte, dass er speziell für große Diatomeen und Radiolarien rel. niedrig brechende Eindeckmittel verwendet, da andernfalls besonders große Flächen aufgrund der Totalreflektion schwarz erscheinen.
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Rene

Hi Olaf, air-mounted diatoms limit the usable NA to 1, whereas with high RI medium the full aperture of 1.3-1.4 can be used.
Of course, 'fat' diatoms are better mounted in lower RI mountants, down to canada balsam.

Best wishes,
René

Lupus

Hallo Olaf,

in den meisten Fällen geht es darum, feinste Strukturen an der Auflösungsgrenze zu erkennen. Dazu benötigt man höchste numerische Aperturen und somit Immersionsobjektive, und da macht eine "Einbettung" in Luft unter dem Deckglas wie Du weißt keinen Sinn.

Es geht aber nicht nur um die maximale Auflösung:
Grobe Diatomeen-Strukturen oder überhaupt große Diatomeen erzeugen eine starke Phasenverschiebung, die ist ja das Produkt aus Dicke und Brechungsindex. Wenn die Phasenverschiebung zu stark ist werden reale Strukturen überlagert bzw. entstehen Pseudostrukturen. Daher kann man Diatomeen als Ganzes im Hellfeld im Allgemeinen gut erkennen, selbst wenn der Brechungsindex des Einbettmittels nur gering über dem der Diatomeen liegt. Normales Hellfeld erzeugt bei Phasenobjekten bei einer Phasenverschiebung von 90° einen starken Helligkeitskontrast. Wenn ich aber nur 10° beobachten muss oder kann, benötige ich ein Phasenkontrastverfahren oder eben eine höhere Brechungsindexdifferenz durch das Einbettmedium.

Hubert


Ralf Feller

Liebe Kollegen,

weis Jemand wie sich die Eindeckung mit hochbrechenden Substanzen in der normalen
Histologie (Tiere, Pflanzen) auswirkt?

LG Ralf

Bob

Hallo Ralf,
auch da wird er vereinzelt Anwendungen geben. Bei einem Haar, eingebettet in ein Medium mit ähnlichen Brechungsindex kann man ins Innere gucken. Weicht der Brechungsindex stark ab, sieht man nur die Oberflächenstruktur. Bei durchschnittlichen Anwendungsfällen würde wohl Artefakte und ein gererell schlechtes Bild bekommen.

Viele Grüße,

Bob

olaf.med

Vielen Dank für die erleuchtenden Kommentare - besonders der Hinweis auf die limitierte Apertur bei Luftimmersion ist natürlich sofort einsichtig und wurde von mir bei der Fragestellung einfach übersehen.

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0