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Analogfotografie

Begonnen von Holger, Dezember 02, 2009, 08:59:22 VORMITTAG

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reblaus

Hallo -
hier ist ein hochinteressantes Problem angesprochen.
Wenn auch nicht bei Gesteinsschliffen sondern bei histologischen/mykologischen Objekten hatte ich gefühlsmäßig ähnliche Probleme, nachdem ich vorzeiten mit einer Olympus OM2 und Kodak gearbeitet hatte.

Nachdem ich jetzt mit einer Canon 500D am Monitor wieder angefangen hatte zu mikroskopieren, erschien mir die Schärfe und Klarheit der Farben im mikroskopischen Bild viel besser als daneben auf dem Monitor und ich meinte mich zu erinnern, dass das mit dem Analogsystem früher alles viel besser war. Das erstaunte mich, denn bei normaler Fotografie von Landschaften oder Personen hatte ich eigentlich immer den gegenteiligen Eindruck.

Allerdings - früher war zwischen Mikroskopie und Betrachtung der Dias immer ein großer Zeitunterschied und ich habe mir nach 1 bis 14 Tagen nie die Mühe gemacht, das Originalobjekt im Mikroskop mit dem Dia zu vergleichen. Auch hat man das Dia dabei selten projiziert, sondern irgendwie behelfsmäßig betrachtet.
Dei Frage ist also, was lässt sich objektiv feststellen und was ist durch die physischen und psychischen Umstände bedingt und ich bin gespannt was bei dem anstehenden Vergleich analog/digital herauskommen wird!

Gruß

Rolf

derda

Hallo Holger,

ich würde mich freuen, wenn du zum Vergleich mal ein mit der Leica aufgenommenes Polbild zeigen könntest. Vielleicht kann mit Hilfe von Sperrfiltern noch einiges herausgeholt werden?

Viele Grüße

Erik

Holger

Hallo Erik,

werde ich gerne machen, sobald ich wieder einen Photobucket-Account habe ;D

By the way: Wie und wo hast Du diesen Sperrfilter in den Strahlengang gebracht? Ich habe bei Baader nachgeschaut - es gibt ja einige ungefaßte Ausführungsformen, die leider alle recht groß und sperrig sind...

Gruß,
Holger

Ralf

Hallo,

nur als Beispiel gemeint.

- Objekt: Dünnschliffe von Erik
- Mikroskop: Erik's Jena Pol-Mik
- Camera: Canon G9 am Zeiss Adapter

Alle Bilder wie geschossen, also ohne jede nachträgliche Bildbearbeitung







Ich finde die Bilder gut und kann mir (bis zum Beweis des Gegenteils) nicht vorstellen, dass eine analoge Kamera das besser können sollte.



derda

Hallo Ralf,

schön, daß du Bilder rausgesucht hast. In der Tat ist deine Adapterlösung ziemlich kompfortabel. Man kann einfach das originale Okular rausziehen und gegen die Kamera mit Adapter eintauschen.

@Holger:

Ich nutze das Baader UV-IR-Sperrfilter. Ohne diesen geht das Schwarz ins Rote über. Nur wenn ich bei extrem kontrastschwachen Objekten (farblose Tümpelobjekte) die Grauwerte stark spreize, sehe ich die Glühwendel schwach leuchten. Bisher habe ich noch keinen BG40-Filter ausprobiert. Vielleicht bringt der auch etwas => zumindest Zeiss empfielt diesen für seine Kameras.

Viele Grüße

Erik




PAKRO

Hallo Ralf!

ZitatIch finde die Bilder gut und kann mir (bis zum Beweis des Gegenteils) nicht vorstellen, dass eine analoge Kamera das besser können sollte.

Also die von Dir gezeigten Bilder finde ich auch recht ordentlich, kann mir auch nicht vorstellen das ein analoges Bild "besser" wäre.

Außer vielleicht mit einer Hasselblad, aber meine habe ich zur Zeit leider verlegt und kann es daher nicht Testen!  ;) ;D


Beste Grüße

Peter

TPL

Zitat von: Ralf in Dezember 02, 2009, 20:02:59 NACHMITTAGSIch finde die Bilder gut und kann mir (bis zum Beweis des Gegenteils) nicht vorstellen, dass eine analoge Kamera das besser können sollte.

Hallo Ralf,
ich finde die Bilder nicht nur gut, sondern richtig schön. Allerdings sind sie nicht ideal, um die Kontrast-Problematik vieler Dünnschliff-Bilder zu illustrieren:

Bild 1) das hochbrechende, mit dem Plagioklas verwachsene Mineral zieht alle Aufmerksamkeit auf die Mitte des Bildfeldes. Aus ästhetischen Gründen ist das sinnvoll, aber wenn ich mir die Bildränder ansehe, dann sind die nicht nur unscharf und stark farbfehlerbehaftet, sondern auch überwiegend dunkel. Diese ansehnliche Vignette um das leuchtende Zentrum ist zwar schön, aber sie zeigt das Kontrast-Problem in voller Härte: wenn die hellen Partien gut durchgezeichnet sind, saufen die Dunklen Partien komplett ab.

Bild 2 und 3) diese Karbonat-Zwillingslamellen sind ebenfalls sehr schön, aber vom Kontrast her keiner der sonst so häufigen Problemfälle. Durch die intensive Verzwillingung werden selbst die Partien der Kristalle, die gerade in Auslöschungsstellung liegen aufgehellt. Einen verzwillingten Kalzit wirklich schwarz zu bekommen ist fast unmöglich. Also hatte es der Chip hier nicht so schwer. Nur nebenbei: Vielleicht liegt's am Weißabgleich, aber eigentlich müssten die neutralgrauen Karbonat-Kristalle in einem blassen Cremeton erscheinen, der zwischen zartem grün und hellem rosa irisiert. Das würde zwar der Bildwirkung schaden, aber es wäre die realitätsnahe Wiedergabe, an der Holger (und mir) so liegt.

Bitte verstehe diese Nörgelei nicht falsch: schöne Bilder müssen nicht realitätsnah sein. Aber wenn eben Realitätsnähe das Ziel ist...
Wie schon geschrieben glaube ich nicht, dass hier eine filmbasierte Kamera mir-nichts-dir-nichts realitätsnähere Bilder dieser Motive liefern würde, aber zumindest würde sie einem nicht mit einem (automatischen?) Weißabgleich ins Handwerk pfuschen.

@Erik: wie hast Du welchen der verschiedenen Baader-Filter mechanisch adaptiert und in welcher Position?

Bernhard Lebeda

Hallo Polfreunde

einen Begriff vermisse ich bei der ganzen Diskussion:

HDR !!!


Und gerade Du, Holger, warst doch einer der ersten hier im Forum, die uns damit vertraut gemacht haben und Du hast damals sehr gute Polbilder damit gezeigt. Wieviele Aufnahmereihen hattest Du denn so eingeplant, um den hochsensiblen Diafilm richtig zu belichten? Na dann viel Erfolg!!

Zu dem UV IR Filter: den hatten wir hier schon öfter diskutiert und er sollte bei Halogenbeleuchtung ohnehin auf der Lichtaustrittsöffnung liegen! Ich verwende diesen hier:

http://www.teleskop-express.de/shop/product_info.php/info/p1572_TS-Optics---1-25--IR---UV-Sperrfilter.html



Viele Grüsse


Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Ralf

Hallo Thomas,

die Vignettierung kann man bei digitalen Bildern durch stacken ausgleichen. Den Weißabgleich, der hier auf "Auto" eingestellt war, kann man bei der G9 auch manuell vornehmen.

Die Bilder wurden ohne jedliche besondere Sorgfalt anlässlich eines Mikronachmittags bei mir zu Hause gemacht. Wir wollten eigentlich nur sehen, ob der Zeiss (West) Adapter wohl auch an das Jena Mik passt.

Wenn man weiß, worauf es ankommt, kann man mit einer nachträglichen Bildbearbeitung auch noch "Schwazpunkte" setzen. Dann ist auch wirklich das schwarz, was schwarz sein soll. Aber ich habe von diesen Dünnschliffen keine Ahnung und kann das daher nicht demonstrieren.

Bei analogen Bildern hat man diese Möglichkeiten der Nachbearbeitung nicht. Man ist darauf angewiesen, welchen Weißabgleich der Automat im Fotolabor für angemessen hält. Da habe ich bei bei analogen Aufnahmen schon so manche (negative) Überraschung erlebt.




Holger

Hallo an alle!

@Bernhard, Ralf: Ja, natürlich kann man mit Stacken, HDR, etc. an solchen Bildern viel verbessern. Genau das hatte ich allerdings - etwas unfein - als "Affenstall von Bildverarbeitungsprogrammen" bezeichnet, den ich mir möglichst sparen will. Abgesehen davon, dass ich ein altmodischer Mensch bin und bei Bildern, die ggf. auch einer wissenschaftlichen Dokumentation dienen können sollten (nein, kein Verb zuviel ;D), von solchen Verfahren gerne Abstand nehmen würde. (Dass nie ein Foto die Realität abbildet - geschenkt. Aber mir sind diese Produkte der digitalen Bildbearbeitung einfach unsympathisch - damit ist nicht gesagt, dass man damit nicht gute Bilder hinbekommt. Aber wenn ich erst quasi künstlerisch tätig werden muss, um an einem Bild das zu erzeugen, was ich mit bloßem Auge sehe, sollte ich vielleicht doch besser einen Kunstkurs besuchen ;D.)

Dann: Thomas hat es schon angesprochen - die Beispielbilder von Ralf sind nicht typisch für das Problem. Ich hoffe, morgen etwas Entsprechendes zeigen zu können.

Und - sorry für so viel Egoismus: Es hilft mir - ehrlich gesagt - nicht wirklich, selbst wenn hier ein Forumsmitglied die "perfekten" Bilder posten würde, denn ich will ja "perfekte" Bilder machen. Dazu habe ich aber prima facie erst mal nur meine Mittel zur Verfügung. Und nach meinen digitalen Erfahrungen werde ich jetzt erst mal bestimmt nicht hingehen und eine Digitalkamera durch eine andere ersetzen, wenn die analoge noch in der Schublade liegt und um Arbeit bettelt... Ausnahme: Jemand kennt ein "narrensicheres" (und bezahlbares) System.

Bis morgen,
Holger

Horst Isele

Guten Abend

Hier meine Eindrücke und Meinung zu diesem Thread.

Ich kriege das Gefühl nicht los, dass hier analoge und digitale Fotografie gegeneinander ausgespielt werden.
Leider mit einigen falschen Vergleichen.

Auflösungsmässig genügen beide Verfahren. Es geht also um andere Dinge.

Analoge Fotografie bedeutet, den richtigen Film auswählen, richtig belichten (was ich mal bei beiden Verfahren als gegeben voraussetze) und beim richtigen Labor entwickeln lassen. Das wars. Sehr einfach.

Digital sieht das ganz anders aus. Richtig belichten (wie gehabt) und dann vielleicht noch hoffen, dass man keine Kamera gekauft hat, deren interne Bildverarbeitung die Daten zu stark verändert (hier denke ich vor allem an das vielfach zu starke Schärfen der JPGs).
Die Laborarbeit fällt aber beim Digitalbild nicht weg!  ;D oder  >:(
Diese Tatsache macht einigen zu schaffen. Müssen doch zusätzliche Programme evaluiert, beschafft und kennen gelernt werden. Kein leichte Sache.
Ohne geht es aber definitiv nicht. Ich bin froh darüber. Mit Kenntnissen in der elektronischen Bildbe(ver)arbeitung habe ich viel mehr Möglichkeiten als früher (nie mehr den falschen Film eingelegt  ;)). Erkaufen muss ich mir das mit einem "Affenstall von Bildverarbeitungsprogrammen", aber das kann ja auch Spass machen.

Fazit:
Analog war gut und ist es immer noch, aber nicht sehr flexibel.
Digital ist für die Mikroskopie längstens gut genug, aber eben nur mit elementaren Kenntnissen in Bildbearbeitung zu haben.
Ohne geht es sicher nicht. Wer das nicht akzeptieren will oder kann, der ist nicht gut beraten mit einer Digitalkamera.

Vielleicht helfen Ihnen meine Argumente.

Und sonst: gut Licht    Horst
das freundschaftliche Du ziehe ich vor

±  µ ∞ λ ¼  ½  ¾   ν  δ  π  σ  φ  ψ  Փ ‰  ‱ ℃  Ω   √  ∛  ∜  ∑  ≤  ≥  ⋲  ♀  ♂

reblaus

Hallo an Alle, speziell an Horst -

besser hätte man das nicht formulieren können (Bitte um Erlaubnis den Text gelegentlich zitieren zu dürfen)!

Rolf

(Ex-Kodak-Selbstentwickler, Bromsilber-Freak, Ex-Assembler-Programmierer)

Horst Isele

Hallo Rolf und auch alle anderen

Mein Text ist meine Meinung.
Die darf selbstverständlich zitiert werden.

Sogar ohne Quellenangabe.    ;)


Gruss  Horst
das freundschaftliche Du ziehe ich vor

±  µ ∞ λ ¼  ½  ¾   ν  δ  π  σ  φ  ψ  Փ ‰  ‱ ℃  Ω   √  ∛  ∜  ∑  ≤  ≥  ⋲  ♀  ♂

Peter V.

#28
Hallo liebe Ana-Logiker,

zwar bin auch ich überzeugt, dass die höchste Entwicklungsstufe der Filmfotografie vermutlich qualitativ in der Summe den Zenit der Fotografie darstellte, der ( vielleicht ) durch die Digitalfotografie nicht mehr erreicht werden kann ( allein, was die Auflösung betrifft ). Zwar benötigte niemand die Auflösung, die der klassische Film bot, wirklich, aber sie war halt eben systemimmanent und bietet heute noch Überraschungen, wenn historische Filme entwickelt werden und man auf extremen Ausschnittsvgerößerungen Details entdeckt, die man nicht erwartet hätte.
Aaaaaber: Ich frage mich immer, woher die Meinung kommt, die Analogfotografie habe per se ein "realistrisches" / objektives Abbild der Wirklichkeit geboten und die Digitalfotografie liefere nur irgendwelche rohen Daten, aus denen man sich dann nach "künsterlichen Aspekten" erst ein subjektives Bild zusammenbasteln müsse, das nicht "echt" sei.
Vielleicht liegt das daran, dass die Dunkelkammer des Labor früher eine - im doppelten Wortsinne - "Black Box" war und man einfach akzeptiert hat, was diese Box hervorbrachte, solange es einigermaßen gefiel. Dabei waren doch die Filme letztlich auch nur "Rohmaterial", und die Beeinflussung fing doch schon bei der Wahl des Filmes ( Marke, Typ, Lichtempfindlichkeit ) an und endete bei umfangreichen Einstellmöglichkeiten der Entwicklungsmaschinen im Labor, die ebenso viele Variationen erlaubten wie Photoshop. Allerdings lag das nur in den Händen des "Entwicklungs-Maschinisten", davon  bekam der "Endkunde" nichts mit und hielt deshlab das von ihm selbst wenig beinflussbare Endergebis für "objektiv".
Wer mal das gleiche Bild in 10 verschiedenen Labors hat entwickeln lassen, weiß doch, wie unterschiedlich auch in der analogen Ära die Ergebnisse waren.
Wenn jemand keine Lust hat, sich selbst mit EBV zu beschäftigen, kann ich das voll akzeptieren, aber als Argument gegen die Digitalfotografie an sich kann ich das nicht so stehen lassen.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Holger

Seufz! :o

Ich bereue es langsam, die ganze Diskussion überhaupt angefangen zu haben... >:(

Leute, niemand will hier analog gegen digital ausspielen, am wenigsten ich! Und natürlich sind alle Anmerkungen über die Variationsmöglichkeiten, die es in der Analogfotografie auch schon gab, die man aber als Anwender nicht immer mitbekommen hat, zutreffend. Schön und gut.

TORTZDEM ist es mein (zugegebenermaßen rein SUBJEKTIVER) Eindruck, dass man bei einem BESTIMMTEN ANWENDUNGSGEBIET (nämlich der Fotografie am Polarisationsmikroskop, und hier insbesondere bei kontrastreichen Objekten) mit analogen Mitteln einfacher zu einer Abbildungsqualität kam, die mit dem visuellen Bild mehr Ähnlichkeit hatte als das, was eine Digitalkamera produziert. Und genau dieser Frage möchte ich in der Praxis nachgehen und habe deshalb nach Erfahrungen bezüglich eines bestimmten Mikroskoptyps und der Adaption analoger Spiegelreflexkameras an diesem Mikroskop gefragt.

Und was passiert? Offenbar fühlt sich (fast) jeder Anwender digitaler Fotografie in diesem Forum auf den Schlips getreten... ??? Und auf einmal haben wir eine Qualitätsdebatte ???

Jungs, vielleicht kehre ich ja nach einem Ausflug in die analoge Welt, die ich selbst lange nicht mehr betreten habe, reumütig in die digitale Gemeinde zurück. Aber versuchen werde ich es, und wen ihr euch auf den Kopf stellt...

So, das musste mal gesagt werden. :P