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Schleimpilz?

Begonnen von ImperatorRex, Dezember 04, 2020, 23:38:47 NACHMITTAGS

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ImperatorRex

Nachfolgendes Objekt habe ich in einem Kulturansatz von Stephanosphaera pluvialis vorgefunden. Könnte es sich hierbei um einen Schleimpilz handeln?

Nachfolgende Fotos wurden mit einem Smartphone am Stereomikroskop aufgenommen. Das Objekt ist etwas über 10mm Lang und befindet sich am Boden der Petrischale zwischen den Aplanosporen von S. pluvialis.



Ein paar Detail-Photos:





Ein Video, hier ist die Plasmaströmung innerhalb des Objektes sehr deutlich zu erkennen:

https://youtu.be/L8AzAoCGsW4
(die Video Qualität kann mit dem "Zahnrädchen" auf 1080p erhöht werden")

Vielleicht kennt jemand das Objekt. Über Hinweise würde ich mich sehr freuen.

viele Grüße
Jochen

Peter Reil

Hallo Jochen,

das Video ist sehr beeindruckend!

Die Plasmaströmung ist irre schnell. So kommt das bei Amöben vor. Schleimpilze haben ja auch ein amöboides Stadium.
Ohne es genau zu wissen - ich könnte mir schon vorstellen, dass es ein Schleimpilz ist.
Wenn du lange genug wartest, sollte er dann auch feste Fruchtkörper bilden.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

ImperatorRex

Hallo Peter,
ja, wäre da nicht diese Plasmaströmung gewesen, hätte ich den Organismus nicht weiter beachtet, das Objekt meiner Begierde ich ja die S. pluvialis Alge.
Der Gedanke an eine Amöbe kam mir anfänglich in den Sinne, man sieht ja auch ab und an eine der rötlichen Aplanosporen der S.p. Alge mit der Plasmaströmung zirkulieren, welche offenbar von dem Organismus assimiliert wurden. Aber für eine Amöbe ist das Ding mit 10mm ja zu groß?

viele Grüße
Jochen

ImperatorRex

Bin mehr und mehr davon überzeugt, dass es sich um einen Schleimpilz handelt, in dem nachfolgenden, sehr interessanten Video, wird auch die Plasmaströmung erwähnt/gezeigt (bei 2min:34s)
https://www.youtube.com/watch?v=f2cSz14Y_wY

viele Grüße
Jochen

bewie

Bin eigentlich auch von einem Schleimpilz überzeugt. An seiner Peripherie fächert er sich an einer Stelle auf wie Flußdelta, das ist recht typisch. Wechselt an diesen Stellen oder anderen dünnen Stellen gelegentlich mal die Fließrichtung?

Und noch eins würde mich brennend interessieren: Wie und seit wann hast du Stephanosphaera in Kultur?

LG
Bernhard

ImperatorRex

Zitat von: bewie in Dezember 05, 2020, 22:05:48 NACHMITTAGS
Bin eigentlich auch von einem Schleimpilz überzeugt. An seiner Peripherie fächert er sich an einer Stelle auf wie Flußdelta, das ist recht typisch. Wechselt an diesen Stellen oder anderen dünnen Stellen gelegentlich mal die Fließrichtung?

Hallo Bernhard, ja das ist der Fall. Ist meine ich auch ab und an in dem Video zu erkennen.

Ich habe mir S. pluvialis im Mai 2018 von der Burg Drachenfels besorgt. Mit der Kultivierung tue ich mir schwer und nur gelegentlich erweisen sich die gebildeten Dauerstadien also keimfähig.

viele Grüße
Jochen

bewie

Hallo Jochen,

im Video schien es mir auch so, war mir aber nicht ganz sicher. Dürfte dann also ein Schleimpilz sein. Was anderes fällt mir auch gar nicht ein zu diesem Gebilde. Ich hatte zufällig auch mal einen in einer Petrischale mit einer Probe, sogar ein relativ voluminöses Exemplar. Der mochte dann aber doch nicht submers leben, sondern hat sich an den Rändern hochgedrückt und lebte als Ring an der Innenwand. Hab ihn dann wieder rausgesetzt aufs morsche Holz, wo er sich verkriechen konnte.

Wenn du die Stephanosphaera seit 2018 hast, ist das doch schon ein ordentlicher Zeitraum. Das habe ich bisher nicht geschafft. Jetzt hab ich einen neuen Anlauf genommen, mal sehen, wie lange es geht.

LG
Bernhard

ImperatorRex

Hallo Bernhard,
der Schleimpilz lebt jetzt schon so für zwei Monate unter Wasser.
Hast Du eine "Reinkultur" von S.pluvialis? Mein Fehler war, dass ich Mischkulten mit Haematococcus pluvialis weiter kultiviert hatte. Und zum Schluss gab es dann nur noch H. p. und S.p. wurde verdrängt.
Irgendwie tut sich S.p. schwer bei meinen Kulturen Aplanosporen als Dauerstadien auszubilden, welche dann auch keimfähig sind.

viele Grüße
Jochen 
 

bewie

Hallo Jochen,

es gibt ja eine ganze Masse Myxomyceten-Spezies bei uns, offenbar auch welche, die unter Wasser leben ;)
Aber die Myxomyceten sind ein Thema für sich, da kenn ich mich nicht aus. Ich feue mich immer nur, wenn ich mal im Wald ihre schönen Sporangien sehe.

Ich habe die Algen erst wieder seit meiner letzten Tour nach Lindelbrunn vor kurzem. Bisher noch keine Reinkultur. Zwar habe ich sie schon ein bisschen separiert, aber ganz sauber ist das noch nicht, wird wohl noch ein paar Vereinzelungs-Stufen brauchen. Als ich es vor Jahren mal versucht habe, hatte ich sie relativ sauber in Kultur, aber nach einigen Wochen waren sie verschwunden und ich konnte sie auch nicht mehr wiederbeleben. Jetzt bin ich umgezogen, vielleicht funktioniert's in der Pfalz besser.

LG
Bernhard

Ulrich Szewzyk

Hallo Jochen,

ein aquatischer Myxomycet wäre schon recht ungewöhnlich.
Ist denn die Möglichkeit einer Süßwasser-Foraminifere ausgeschlossen worden.
In den Gattungen Reticulomyxa und Wobo sind solche Organismen zu finden.

Beste Grüße
Ulrich

ImperatorRex

#10
Hallo Bernhard, hallo Ulrich.
wenn ein aquatische Myxomycet eher ungwöhnlich ist, wer weiss...an eine Süßwasser-Foraminifere habe ich bislang nicht gedacht.

Die Kultur ist eingetrocknet... und ich habe auch zwei Sporangien vorgefunden. Allerdings nicht in unmittelbarer Nähe des Organismus. Vielleicht irgend ein anderes Sporangium. Die Aufnahmen sind mir leider nicht gut gelungen, mache am Stemi normalerweise keine Aufnahmen.
viele Grüße
Jochen