Versuche rund um Kernschwarz

Begonnen von Bob, Dezember 08, 2020, 16:41:13 NACHMITTAGS

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Bob

Hallo Sven,
die Eisengallustinte nach Originalrezept wird so beschrieben:
1. zunächst blass, färbt sich erst and der Luft
2. sehr sauer, pH bis 1,5
3. greift Schreibgeräte an
4. flockt aus

Bei den heute erhältlichen Tinten mit Eisengallus-Anteil wird zum Teil sogar mit Füllfederhalter-Tauglichkeit geworben - dass passt nicht zu den beiden letzten Punkten. Neben der Verdünnung und Ergänzung eines zweiten Farbstoffs wurde als offenbar ein Weg zur Zähmung dieser widerborstigen Suppe gefunden. Bei meinen Versuchen mit der Salix-Tinte kam es in der Regel nicht zu Ausflockungen, sie entstanden aber gelegentlich bei Mischen mit anderen Farbstoffen oder mit dem Dinatriumdisulfit.
Es stellt sich für mich auch die Frage, wie man von einer Tinte mit Eigenschaft 1 zu einem Mikroskopie-Farbstoff kommt.
Tannine (gibt offenbar unterschiedliche) werden zur Gerbung eingesetzt - vielleicht liefert das einen Hinweis auf die Funktion im Rezept.

Auf Deine weiteren Versuche bin ich auf jeden Fall gespannt! Wenn man zu einer Zweitopflösung käme, die vor der Färbung gemischt werden muss, wäre das ja auch erträglich. Eine der Lösungen könnte man vielleicht mit dem Farbstoff einer Gegenfärbung vermischen.

Viele Grüße,

Bob

jako_66

Hallo Bob,

mit Eisen(III)chlorid als zweite Komponente funktioniert die Farbstoffbildung zumindest im Regenzglas. Das ist die schnelle Methode, die überspringt das "blass". Zum Ausprobieren mit Pflanzenschnitten komme ich erst am Wochenende. Da bist Du mit Deiner Methode eindeutig im Vorteil!

Auf Papier getrocknete Tinte lässt sich nicht mehr mit Wasser oder Alkohol abwaschen. Bei "befallenen" Hemden hilft die Waschmaschine auch wenig.

Viele Grüße

Sven

Bob

Zitat von: jako_66 in Dezember 14, 2020, 22:08:09 NACHMITTAGSBei "befallenen" Hemden hilft die Waschmaschine auch wenig

Hallo Sven,
so wollen wir unsere Farbstoffe! Das klingt auf jeden Fall schon deutlich vielversprechender als meine Tinten-Versuche. Da war die schwarz-Komponente eher schwach und auch nicht so eindeutig beständig.

Viele Grüße,

Bob

Bob

Hallo zusammen,
es geht weiter!
Ich habe eine Schüssel von 50µ-Schnitte mit Zylindermikrotom und Cutterklingenhalter angefertigt. Der Zweig vom Apfelbaum ließ sich sehr gut schneiden, da hatte ich wegen der späten Jahreszeit eher Bedenken. Jetzt warten diese schön gleichförmigen Schnitte darauf, gefärbt zu werden.
Sven hat mir einen von ihm hergestellten schwarzen Eisengallus-Farbstoff und ein paar Hinweise dazu geschickt - danke auch hier nochmal!
Als nächstes geht es an die weitere Behandlung der Schnitte - das Ergebnis werde ich Euch nicht vorenthalten - versprochen.

Viele Grüße,

Bob

jcs

Hallo Bob,

bin schon gespannt auf die Ergebnisse! Das Kernschwarz hat definitiv einen hohen ästhetischen Reiz.

Jürgen

Bob

Hallo zusammen,
hier mal ein Anwendungsversuch von Svens Farbstoff.
Express-Version 40 Minuten 11 Tropfen Schwarz, die letzen 10 Minuten davon 1 Tropfen 1% Chryosidin-Lösung zugegeben. Zellinhalt nicht mit Clorix entfernt. Foto vom frischen Präparat, Schnappschuss.
Für mich sieht das schon sehr brauchbar aus. Parallel habe ich auch langsam kalt gefärbt, aber noch kein fertiges Präparat davon. Das Chryosidin könnte man noch um einen Rotton ergänzen, das sähe bestimmt ganz gut aus. Es gibt auf jeden Fall noch einiges zu experimentieren!

Gibt es in Bonn schon Neuigkeiten?

Viele Grüße,

Bob

Horst Wörmann

Liebe Kollegen,
siehe unter "Zoom-Treffen Kernschwarz".
Viele Grüße aus Bonn
Horst

Bob

Hallo zusammen,
hier noch das Ergebnis eines neuen Versuchs eine Kombinationsfärbung:
Schnitte 40µ mit Klingenhalter und Zylindermikrotom vom jungen Lavendeltrieb. Der Schnitt wurde nicht mit Klorix oder dergl. behandelt.

   - Safranin 1% 1:7 für eine Stunde (also 1 Tr. Safranin-Lösung zu 7 Tropfen Wasser)
    -Differenzieren mit 70% Ethanol mit 0,5% HCl ca.1 Minute
    -Auswaschen mit Wasser
    -Chryosidin 1% 1:10 für 2 Stunden (kommt so noch etwas schwach raus)
    - Differenzieren mit 70% Ethanol (war vielleicht etwas lang, lieber einen Farbstich in den schwarzen Bereichen in Kauf nehmen..)
    - Saure Eisengallustinte "Sven 2" für 30 Minuten
    - Ammoniumpersulfat 1% für ca. 20 Sekunden
    -Wasser => 50% Ethanol => Isopropanol => Euparal

Das Safranin färbt erstmal alles und wird erst durch das Differenzieren selektiv. Dabei müsste man idealerweise sehr sachkundig zugucken, um die optimale Aussage der Färbung zu bekommen. In den verholzten Bereichen hält es sich verbissen. Das Chryosidin geht leichter wieder raus und ist im Präparat etwas erhalten. Vielleicht wäre das Chryosidin besser an letzter Stelle der sequentiellen Färbung aufgehoben.

Viele Grüße,

Bob

jako_66

#23
Hallo zusammen,

mit der Kernschwarz-Ersatzlösung sind wir mittlerweile schon in der Version 3 angekommen. Anbei 2 Bilder nach der "Quick & Dirty"-Methode:
- frischen Thuja-Stengel in Glycerinseife einschließen, 10 Minuten bei -17 °C
- 200 Schnitte am Rotationsmikrotom in 3 Minuten ca. 40 µm
- mit Gallussäure/Tannin 2-3 Minuten "vorglühen"
- 15-20 Sekunden mit 2%iger Fe(III)chlorid (kürzer habe ich es im Uhrglas nicht hinbekommen)
- 30 min mit 0.003%iger Chrysoidin-Lösung nach"färben"
- Schnitt waschen, entwässern und eindecken mit Euparal

Schön ist es nicht geworden, zeigt aber, dass die Methode anscheinend funktioniert.

Viele Grüße

Sven


Bob

Hallo zusammen,
ich bin auch wieder ein Bisschen zum Experimentieren gekommen: Hier zwei Schnitte vom jungen Ginster-Trieb.
Einmal mit Safranin und Svens Zweitopf-Schwarz gefärbt, einmal mit Wacker W3A Sim zum Vergleich.
Beides Schnappschüsse von ganz frischen Präparaten.
Die selektive Färbung von Svens Schwarz ist eindeutig erkennbar. Ginster hält leider nicht so viele passende Zellwände parat, die angefärbt werden könnten, ist aber sonst ein lohnendes Objekt.

Viele Grüße,

Bob

jako_66

Hallo zusammen,

hier die Datei vom ersten Kernschwarz-Treffen am 24.1.21.

Vielleicht kann man die Färbung so optimieren, dass die Ergebnisse zumindest gleichgut wie der Ansatz mit dem Chroma-Farbstoff ausfallen.

Viele Grüße

Sven

Bob

Hallo zusammen,
hier ein Schnelltest zu der Fragestellung welche Ergebnisse die drei Färbemethoden mit Svens Lösungen bringen.

Variante 1:
Svens saure Füllertinte (Sven2) 15 Minuten einwirken lassen, dann Ammoniumpersulfatlösung 0,3% dazugeben, kurz einwirken lassen, waschen

Variante 2:
Svens Zweitopflösung (Sven3), erst Lösung A (Gallussäure, Tannin) für 3 Minuten einwirken lassen, mit zweifachem Wasserwechsel spülen, Lösung B (Eisen-3-Chlorid) in 10%iger Nachverdünnung für 2 Minuten einwirken lassen, waschen

Variante 3:
Svens Zweitopflösung (Sven3), erst 2 Tropfen Lösung A für 3 Minuten einwirken lassen, 1 Tropfen Lösung B hinzu, 15 Sekunden einwirken lassen, waschen

Für mich sieht Variante 2 am vielversprechendsten aus. Ein wichtiger Punkt könnte sein, im gesamten Färbeprozess das Entstehen von rostbrauner Farbe zu verhindern.

Viele Grüße,

Bob

Bob

Hallo zusammen,
hier mal ein Vergleich zweier Aufnahmen, die zeitlich gut eine Woche auseinander liegen, oben älter, unten neuer.

Viele Grüße,

Bob

Fahrenheit

#28
Lieber Bob, lieber Sven,

nachdem ich am vergangenen Freitag die Lösungen erhalten habe (Danke Sven!), bin ich nun auch wieder am experimentieren.

In einem ersten Versuch habe ich nach Variante 2 gearbeitet: 15 Tropfen A, 5 Minuten einwirken lassen und dann ohne Spülung 12 Tropfen Lösung B.
Die Gegenfärbung war ein Gemisch aus Chrysoidin, Safranin und Diamantfuchsin unbekannter Konzentration (hatte ich noch da stehen, meine Chrysoidinstammlösung hat einen Niederschlag, die muss ich filtern).

Die Färbung ist ganz gut geworden, das Kernschwarz ist allerdings nach nur einem Tag zu einem Violettgrau ausgeblichen.
Ich werde es jetzt mal mit weniger B probieren und dann auch Fotos einstellen.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Bob

Hallo liebe Mit-Experimentatoren ;D,
hier kurz wie ich Svens aktuellen 2-Topf-Farbstoff verwende:

- Schnitte schneiden, in 70% Ethanol rein

In tiefem Napf-Objektträger:
- Alkoholleiter runter ins Wasser
- Lösung A pur auftragen für z.B. 3 Minuten, kommt m.E. nicht so darauf an, wie lange genau
- Abpipettieren
- Wasser drauf, abpipettieren 2x
- 10 Tropfen Wasser, ein Tropfen Lösung B, schnell vermischen, für 1-2 Minuten, kann auch länger
- Abpipettieren
- Alkoholleiter rauf ins Isopropanol
- Iso 2x wechseln
- Euparal, Deckglas drauf

Der Vorteil gegenüber dem Mischen der beiden Lösungen am Schnitt ist, dass man die ganze Zeit Sichtkontrolle hat. Es färben sich nur Bereiche im Schnitt, die Lösung selbstbleibt fast klar. Auch habe ich so kaum allgemeine Farbeinlagerung, gerade bei dicken Handschnitten fällt das sehr ins Gewicht.

Einen Farbumschlag schwarz gefärbter Bestandteile ins Violette beim Eindecken in Euparal, wie Jörg sie beobachtet hat, konnte ich bislang nicht feststellen. Färbe ich allein mit Svens Schwarz habe ich nur schwarz und weiß im Bild, und ggfs. ein Bisschen Eigenfarbe des Schnitts.

Ich hatte aber bei Mehrfachfärbungen oft einen Farbstich, weil sich grau mit Gegenfärbung überlagerte. Das konnte ich bislang nur mit dem Aufwand wohldosierten Färbens und Differenzierens vermeiden. Ob Jörgs und mein Euparal unterschiedlich sind? Es schadet nicht, 1Tropfen 1% Essigsäure dazuzugeben, wenn Lösung B zum Einsatz kommt, dann rutscht die Färbung nicht so leicht in den alkalischen Bereich.

Viele Grüße,

Bob