Versuche rund um Kernschwarz

Begonnen von Bob, Dezember 08, 2020, 16:41:13 NACHMITTAGS

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jako_66

#30
Hallo zusammen,

habe an diesem Wochenende mit der Kernschwarz Lösung Version 6 gute Erfahrungen gemacht. Es wird einfach Tannin (zuerst lösen) mit Gallussäure zusammengemischt und filtriert. Die Lösung muss klar sein. Bei mir hält sich dieser Ansatz seit ca. 2 Wochen. Lösung B ist "normales" Eisen(III)chlorid in Wasser 2%ig.

Bei der Färbung bin ich dazu übergegangen, Lösung A für 2 min bei 40°C einwirken zu lassen und direkt darauf ungefähr gleiches Volumen an Lösung B zuzugeben. So gelingt auch die Anfärbung von Paraffinschnitten (leider färbt sich das Eiweiß-Glycerin auch an...). Die verwendete Chrysoidin/Safranin O Lösung (0.03%ig mit 2-3 Tropfen Safranin O auf 100 ml) für frische Schnitte müsste allerdings konzentrierter für die Färbung von Paraffinschnitten sein.

Viele Grüße

Sven

jako_66

#31
 - und hier noch ein Bild von der Petersilie. Alle Schnitte wurde 5 h bei 40°C mit der verdünnten Chrysoidin/Safranin Lösung, gefolgt von 15-20 s Kernschwarz, gefärbt. Eingedeckt mit Canadabalsam.

So einfach wie zuerst gedacht ist die Sache mit dem Kernschwarz doch nicht! Zumindest färben sich auch unverholzte Bereiche eines Paraffinpräparates mit Kernschwarz.

Viele Grüße

Sven

Fahrenheit

Liebe Schwarzfärber,

so, nun kann ich meine ersten drei Versuche vorstellen. Mit recht wechselnden Ergebnissen.

Im ersten Versuch habe ich das Hamburger Kernschwarz Version 4 verwendet und mit einer vorhandenen Lösung aus Safranin, Chrysoidin und Diamantfuchsin gegen gefärbt.

Hier das Protokoll:

30.01.2021 (Versuch 1)
- Mehrfaches Spülen der Schnitte mit Ethanol 70% um Formaldehyd und Essigsäure des AFE zu entfernen
  Die Schnitte verbleiben als Vorrat unter Ethanol 70% im Uhrglas

  Lösung A zugeben und 5 Minuten einwirken lassen (Schnitte gut bedeckt)
  Dann ohne Absaugen Lösung B zugeben (12 auf 9 Tropfen - 3 Tropfen weniger als Lösung A, laut Anleitung ist Eisenüberschuss zu vermeiden)
  Kernschwarz entsteht sofort als schwarze Wolke
  Kurz einwirken lassen. -> ca. 1 Minute unter leichtem Schüttel

- Gründliches Spülen mit Aqua dest.

- Mikroskopkontrolle im Uhrglas unter Aqua dest.:
  Die Färbung fällt kräftig aus, verholzte Zellen sind nicht gänzlich farblos. Hier wird sich zeigen, wie gut eventuelle Reste
  von der Gegenfärbung verdrängt werden.
  Trotz mehrfachen Spülens mit Aqua dest. verbleibt ein gräulicher Schatten im Wasser. Daher die Schnitte mit dem Pinsel in ein frisches Uhrglas mit
  Aqua dest. übertragen.
  Unter dem Mikroskop zeigt sich anschließend, dass auf dem Wasser im alten Uhrglas unzählige feine, plattenförmige Kristalle schwimmen. Was mag das sein?
  Außerdem einige schwarz angefärbte Staubflusen.

- Im neuen Uhrglas nochmals mit Aqua dest. gespült

- Chrysoidin Lösung mit Niederschlag und Safranin nicht vorrätig, daher Gegenfärbung mit Safranin/Diamantfuchsin/Chrysoidin von RDM (fertige Lösung)

- Schnitte zur Färbung gut mit Aqua dest. bedeckt (30 Tropfen). Zugabe von des Safranin/Diamantfuchsin/Chrysoidin Farbgemisches (ebenfalls 30 Tropfen),
  Färbung 4 Stunden.

- Nach 4 Stunden Kontrolle unter dem Mikroskop: Farbe zieht nicht auf.
  Neuer Färbeansatz mit unverdünnter Lösung. Färbung für ca. 18 Stunden

31.01.2021
- Absaugen der Farblösung und Zugabe von reinem Isopropanol zum Entwässern
  Dabei entsteht ein wenig dunkelvioletter Niederschlag - ggf. Reste der Plattenkristalle aus der Kernschwarz-Färbung?
  Umsetzen der Schnitte in ein weiteres Uhrglas mit reinem Isopropanol

- Kontrolle unter dem Mikroskop:
  Die unverholzten Zellen der Schnitte zeigen eine dunkelviolette Färbung, nicht wie erwartet das dunkelgrau bis schwarz des Kernschwarz
  Da hier eine Überfärbung vorliegen könnte (die Schnitte bluten im Wasser-Isopropanol-Gemisch stark), kurzes Differenzieren mit Salzsäure-Alkohol
  Es geht viel vom Safranin/Diamantfuchsin/Chrysoidin Farbgemisch ab, das Rotviolett der Sklerenchyme ist nun etwas blass. Die Parenchyme sind wieder
  grauschwarz mit einem leichten violetten Einschlag z.B. bei Kollenchymen.

- Entwässern mit reinem Isopropanol (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
  Präparate 3805 - 3808 Hedera helix Blattstiel
  Präparate 3809 & 3810 Akebia quinata Spross

  Prüfung am Eingedeckten Schnitt bestätigt die Kontrolle im Uhrglas. Wichtig: es treten in den Schnitten keine schwarzen Niederschläge auf.

  Farbwirkung Efeu:
  - Parenchyme grauschwarz (nicht tiefschwarz)
  - Kollenchyme dunkelgrauviolett
  - disfunktionales Phloem dunkelgrauviolett
  - Sklerenchyme und Xylem blassviolett
  - Mittellamellen der Sklerenchymzellen violett
  - Cuticula kräftig orange (Verblassen möglich?)

  Farbwirkung Akebie:
  - Parenchyme grauschwarz (nicht tiefschwarz)
  - Kollenchyme nv
  - Sklerenchyme und Xylem blassviolett, an dickeren Stellen des Schnittes violett
  - Mittellamellen der Sklerenchymzellen violett
  - Phellem kräftig braunorange (Eigenfärbung - Verblassen zu braun möglich?)


  Fazit: das Safranin/Diamantfuchsin/Chrysoidin Farbgemisch ist nicht optimal, zudem war die Färbezeit zu lang.
         Die Farbwirkung der frischen und alten Präparate unterscheidet sich (abgesehen von den zu erwartenden Unterschieden bei unterschiedlichen Proben) nicht.
         Im Vergleich mit Rolf-Dieters 30µm Schnitten (Präparate 3204 & 3214) scheinen Kernschwarzfärbungen von dünneren Schnitten zu profitieren.
         Zur Erklärung mag die Größe des Farbstoffkomplexes dienen: seine "Eindringtiefe" dürfte recht gering sein, was ggf. bei dickeren Schnitten ungefärbte
         Innenbereiche der Strukturen hinterlässt.

Und die dazugehörigen Bilder:

Vom Blattstiel des Efeus (Hedera helix):



Und vom Spross der Fingerblättrigen Akebie (Akebia quinata):



Nicht ganz das, was erreicht werden sollte. Auffällig ist, dass die Gegenfärbung auch auf die mit Kernschwarz gefärbten nicht sklerifizierten Zellwände übergreift.
Zwischenzeitlich habe ich die Safranin-Lösung (1%) frisch angesetzt und die Chrysoidin-Lösung (auch 1%) gefiltert. Gong zur zweiten Runde!

Zunächst das Protokoll:

04.02.2021 (Versuch 2 - Kernschwarz Hamburg, Safranin, Chrysoidin)
- Überführen von einigen Schnitten in ein weiteres Uhrglas

- Stufenweises überführen in Aqua dest.

- Färbung mit Kernschwarz (Hamburg Rezept 4 ohne Gummi Arabicum) nach Bobs Anleitung

- Lösung A pur für 5 Minuten unter leichtem Schütteln, Schnitte gut bedeckt
- Abpipettieren
- 2 * Spülen mit Aqua dest.
- 10 Tropfen Wasser, ein Tropfen Lösung B, schnell vermischen, für 1-2 Minuten unter leichtem Schüttel
  Schnitte färben sich etwas unregelmäßig schwarzgrau. Besonders der dünnste Hedera Schnitt bleibt blass.

- Gründliches Spülen mit Aqua dest.

- Zweite Färbung mit Safranin
  90 Minuten in stark verdünnter Safranin-Lösung: 1 Tropfen einer 1%igen Safranin-Stammlösung in 100 cm³ Wasser (!).
  In dieser Verdünnung wurde keinerlei Safranin angenommen (Mikroskopkontrolle)
  Erneut für 90 Minuten mit ca. einem Tropfen in 10 ml Aqua dest.

- Gründliches Spülen mit Aqua dest.

- Dritte Färbung Chrysoidin
  270 Minuten in verdünnter Chrysoidin-Lösung: 1%ige Chrysoidin-Stammlösung 1:10 mit Wasser verdünnt.

- Gründliches Spülen mit Aqua dest.

- Entwässern mit reinem Isopropanol (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
  Präparate 3811 - 3814 Hedera helix Blattstiel
  Präparate 3815 & 3816 Akebia quinata Spross

Farbwirkung Efeu, deutlicher Unterschied bei dünnerem Schnitt (3812) in Klammern:
  - Parenchyme grauviolett (hellviolett)
  - Kollenchyme dunkelgrauviolett (violett)
  - Phloem schwarzgrauviolett (violett, teils leicht braun)
  - disfunktionales Phloem dunkelgrauviolett (violett)
  - Sklerenchyme und Xylem orange (leuchtend orange)
  - Mittellamellen der Sklerenchymzellen rotorange (rotorange)
  - Cuticula kräftig orange (kräftig orange)  -  Verblassen möglich?

  Farbwirkung Akebie:
  - Parenchyme grauviolett bis violett
  - Kollenchyme nv
  - Sklerenchyme und Xylem orange, an dickeren Stellen des Schnittes dunkelorange
  - Mittellamellen der Sklerenchymzellen rotorange
  - Phellem kräftig braunorange (Eigenfärbung - Verblassen zu braun möglich?)


  Fazit: Die Färbung ist im Vergleich zu den Ambrosia artemisiifolia Präparaten von RDM (3204 & 3214) gründlich misslungen
         Die Farbwirkung der frischen und alten Präparate unterscheidet sich (abgesehen von den zu erwartenden Unterschieden bei unterschiedlichen Proben)
         auch hier nicht.

Und die Bilder:

Vom Blattstiel des Efeus (Hedera helix):


Und vom Spross der Fingerblättrigen Akebie (Akebia quinata):


Nun, was soll man sagen: selten ist eine Färbung so schief gegangen.
Aber ich habe noch ein Fläschchen mit dem Kernschwarz von Chroma! Also noch mal ran, wieder mit Safranin und Chrysoidin als Gegenfärbung:

Das Protokoll:

07.02.2021 (Versuch 3 - Kernschwarz Chroma, Safranin, Chrysoidin)
- Überführen von einigen Schnitten in ein weiteres Uhrglas

- Stufenweises überführen in Aqua dest.

- Färbung mit Kernschwarz (Chroma) für 120 min 1:5 in Aqua dest verdünnt (10 Tropfen zu 2 Tropfen)

- Gründliches Spülen mit Aqua dest.

- Zweite Färbung mit Safranin
  90 Minuten in stark verdünnter Safranin-Lösung: 1 Tropfen einer 1%igen Safranin-Stammlösung in 100 cm³ Wasser (!).
  Diesmal wurde das Safranin gut angenommen und färbt nur sklerenchymatische Zellwände. (Mikroskopkontrolle)

- Gründliches Spülen mit Aqua dest.

- Dritte Färbung Chrysoidin
  270 Minuten in verdünnter Chrysoidin-Lösung: 1%ige Chrysoidin-Stammlösung 1:10 mit Wasser verdünnt (1 Tropfen Chrysoidin Lösung auf 10 Tropfen Aqua dest.).

- Gründliches Spülen mit Aqua dest.

- Entwässern mit reinem Isopropanol (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
  Präparate 3817 - 3820 Hedera helix Blattstiel
  Präparate 3821 & 3822 Akebia quinata Spross

  Farbwirkung Efeu:
  - Parenchyme grau bis grauschwarz
  - Kollenchyme grauschwarz (in einem dünneren Schnitt hellgrau)
  - Phloem grauschwarz
  - disfunktionales Phloem dunkelgrauschwarz
  - Sklerenchyme und Xylem leuchtend orange
  - Mittellamellen der Sklerenchymzellen rotorange
  - Cuticula kräftig orange (kräftig orange)  -  Verblassen möglich?

  Farbwirkung Akebie:
  - Parenchyme grauschwarz
  - Kollenchyme nv
  - Sklerenchyme und Xylem orange, an dickeren Stellen des Schnittes dunkelorange
  - Mittellamellen der Sklerenchymzellen orange bis orangebraun
  - Phellem kräftig braunorange (Eigenfärbung - Verblassen zu braun möglich?)

  Fazit: Die Färbung ist im Vergleich zu den Ambrosia artemisiifolia Präparaten von RDM (3204 & 3214) fast ebenbürtig.
         Die Farbwirkung der frischen und alten Präparate unterscheidet sich (abgesehen von den zu erwartenden Unterschieden bei unterschiedlichen Proben)
         auch hier nicht.

Und die zugehörigen Bilder, diesmal nur vom Efeu aber nach jedem einzelnen Schritt, die ersten beiden Aufnahmen mit Aqua dest. im Uhrglas:

Nach der Kernschwarz-Färbung (Chroma)


Jetzt mit Safranin


Und nun die komplette Färbung, frisch eingedeckt unter Euparal:



Das kommt dem Ziel, das Rolf-Dieter vor zwei Jahren vorgegeben hat, doch schon recht nahe:

Spross von Ambrosia artemisiifolia nach gleichem Protokoll wie mein Versuch 3:


Irgendetwas macht Chroma mit seiner Eintopf-Lösung richtig, was sich uns noch nicht erschlossen hat.
Ggf. spielt auch der pH-Wert eine Rolle: Safranin ist ja eher sauer, Chysoidin basisch ... (Danke für den Hinweis an Walter Nänny).

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Bob

Hallo Jörg,
danke für die eingehende Untersuchung! Ich habe nochmal nachgesehen, wie meine bislang hübschesten Kombinationsfärbungen gelangen, und da war ich so vorgegangen:
- Safranin
- Differenzieren mit 70% Ethanol + 0,5% HCl bis nur noch rot ist, was gefärbt sein soll
(- Chryosidin
- Differenzieren mit 70% Ethanol bis nur noch gelb ist, was gefärbt sein soll)
- in Wasser überführen
- Svens Schwarz V2 (Basische Eisengallustinte), Oxidation mit Ammoniumpersulfatlösung
- Entwässern, Euparal

Für die Version 4 der Färbung würde ich die gleichen Ergebnisse erwarten.
Ich habe die Schwarzfärbung also im Färbeprozess nicht den anderen Lösungen ausgesetzt.
Anders herum habe ich es auch probiert, aber war schnell bei dieser Reihenfolge gelandet. Eine Schwierigkeit, die mir aufgefallen war ist, dass schwarz und grau nicht hübsch aussehen, wenn sie einen Farbstich haben. Das konnte ich durch das gründliche Differenzieren verhindern. Nachteil war dabei der doch deutliche Aufwand des Färbeprozesses, von einer Eintopfärbung weit entfernt.

Ich hänge noch zwei Bilder an, die das Ergebnis demonstrieren, einmal mit Safranin- und einmal mit Safranin- und Chryosidin- Färbung vorweg.
Als letztes Bild dann noch die Kombinationsfärbung mit Sven2 vorweg und den resultierenden Farbstich.

Viele Grüße,

Bob 

Bob

Hallo Sven,
bei Deinen Paraffinschnitten haben die Farbstoffe ja ganz andere Bedingungen um sich anzulagern, als bei dickeren Schnitten, das Ergenis finde ich ganz interessant.
Kirschlorbeer habe ich auch noch fixiert vorrätig und habe schnell ein paar Handschnitte gemacht und mit Deiner V4 eingefärbt. Dabei konnte ich weniger Unterschied erkennen, zwischen Färbung A+B, A, waschen, B pur und A, waschen, B verdünnt.
Anbei ein Foto von Färbung mit A-B. Bedingt durch den eher dicken Schnitt fällt sie etwas kräftig und fleckig aus. Die Schnittdicke hat evtl. einen größeren Einfluss als bei anderen Farben und muss stimmen, um optimale Ergebnisse zu bekommen.
Was genau hattest Du von V4 zu V6 geändert?

Viele Grüße,

Bob

jako_66

Hallo Bob,

v4 hatte Oxalsäure noch mit drin. Diese Version war schon frei von Gummi arabicum. V 6 konnte ich stabil erhalten, nachdem ich erst das Tannin vollständig gelöst hatte, dann Zugabe der Gallussäure. Bei Vorversuchen fiel immer wieder mal etwas Gallussäure aus.

V 6 ist also nur Tannin & Gallussäure, pH ca. 5.

Mittlerweile glaube ich nur noch bedingt an eine Analogie Eisengallus-Tinten und Kernschwarz. Vielleicht sollten wir organische Farbstoffe mit reinmischen?

Viele Grüße

Sven

Bob

Hallo Sven,
welche Erkenntnisse könnte man denn aus einer Analyse des Chroma-Farbstoffs gewinnnen? Würde das einem weiterhelfen? Das heutige Chroma-Kernschwarz soll doch laut Horst einen organischen Farbstoff enthalten. Da gibt es doch eine übersichtliche Zahl an gängigen Kandidaten, die enthalten sein könnten. Direkttiefschwarz hätte ich etwas da.

Viele Grüße,

Bob

jako_66

#37
Hallo Bob,

wir bräuchten Hinweise zur Konzentration/zum Mischungsverhältnis der einzelen Komponenten. Eisen(III) wird da wohl drin sein? Auch welchen pH-Wert die Chroma-Lösung hat wäre gut zu wissen.

Chrysoidin & Safranin O sind beides basische Farbstoffe, die in sauren Lösungen besser wasserlöslich sind. Wenn Chroma mit dem Feststoff des Eisengallus-Komplexes  + schwarzer Farbstoff färbt, gäbe uns dies wichtige Hinweise in welche Richtung wir weiter probieren können. Bei der Feststoffgewinnung fällt ein tiefschwarzes Filtrat in 50%ig ethanolischer Lösung an. Hatte ich seinerzeit entsorgt. Wir haben ja auch noch den isolierten Feststoff. Der Weg wäre dann in Richtung Eintopf-Färbung.

Viele Grüße

Sven

# Update 30.3.21: pH ca. 4, kein Eisen(III oder II) in der Chroma-Lösung, also etwas ganz anderes


jochen53

Hallo Sven,

vielen Dank für die Veröffentlichung der Rezeptur und Herstellvorschrift.

Bitte überprüfe nochmal, ob Du wirklich FeCl3 wasserfrei (CAS Reg. No. 7705-08-0; Molmasse 162,21) verwendet hast. Das ist extrem hygroskopisch und wird sehr selten verwendet. Es sind in der Aufsicht dunkelgrüne, im Durchlicht rote Kristalle, die aber sehr schnell an der Luft zerfließen.
In der Praxis (z.B. zum Leiterplattenätzen) verwendet man fast immer das wesentlich günstigere Hexahydrat FeCl3 x 6 H2O (CAS Reg. No. 10025-77-9; Molmasse 270,29), gelbe, ebenfalls hygroskopische kristalline Brocken.
Der Wassergehalt macht schon einen ziemlich großen Unterschied aus.
Im Gegensatz zu den bekannten Rezepten für Tinten sind in Deiner Rezeptur keine Salzsäure oder andere Säuren enthalten.

Viele Grüße, Jochen


jako_66

Hallo Jochen,

ja, die feinen dunkel-grünen Kriställchen, nicht das hell-orange Zeugs vom Rand. Lagere das wasserfreie Fe(III)chlorid unter Argon. An der Luft dauert es auch einige Minuten, bis sich Wasser anlagert, zumindest in diesen Tagen. Hatte mir das Eisenchlorid seinerzeit für das Damaststahlätzen organisiert.

Gummi arabicum, Oxal- oder Salzsäure erwiesen sich bei der 2-Komponenten-Lösung als nicht erforderlich. Für selbstgemachte Tinten nehme ich das aber mit hinein. Mit 0.5% Anilinblau ergibt das eine sehr schöne blau-schwarze Tinte ähnlich der Montblanc Midnight Blue, die vom Markt verschwunden ist. Das "Gerödel" um Kernschwarz-Färbungen hat den Nebeneffekt, dass ich mich jeden Tag über ein dokumentenechtes, randscharfes Schriftbild freue, was man einfach mit den heutigen käuflichen Tinten nicht hinbekommt. Interessenten schicke ich gerne ein Fässchen zu.

Viele Grüße

Sven

M Beier

Hallo in die Runde,
meine Versuche mit den Lösungen von Sven sind auch schiefgegangen. Die Schwarzfärbung mit den Versionen 4 und 6 gelingen recht gut. Die Eisen-III-chlorid-Lsg habe ich 1:10 verdünnt, weil sich die Schnitte innerhalb von wenigen Sekunden schwarz wurden.
Bei der Gegenfärbung mit Safranin (0,1%) und Chrysoidin (0,03%) waren die Schnitte schon nach ca 5 min nur rot-violett bzw gelblich so wie bei Jörg. Das Schwarz war völlig weg.
Bilder folgen.
Gruß Maria

M Beier

Hier die Bilder:
Blattstiele von Efeu:
Bild 1: Lösung A(V6) für 5 min Lösung B(1:10) wenige Sekunden
Bild 2 Derselbe Schnitt nach 5 min 0,03% Chrysoidin. Bei Alkoholzugegabe ist kein ausziehen der Farbe zu beobachten
Bild 3: Lsg A (V4) Lsg b wie oben
Bild 4: Derselbe Schnitt in Safranin (1% 5min)
Bild 5 Wie Bild 1 nur stärkere Vergrößerung:

Bob

#42
Hallo Maria,
das deckt sich genau mit meinen Erfahrungen, wenn ich die Schwarzfärbung voran stelle. Zu guten Ergebnissen bin ich so gekommen, damals noch mit V2:

Schnitte 40µ mit Klingenhalter und Zylindermikrotom vom jungen Lavendeltrieb. Der Schnitt wurde nicht mit Klorix oder dergl. behandelt.

    Safranin 1% 1:7 für eine Stunde (also 1 Tr. Safranin-Lösung zu 7 Tropfen Wasser)
    -Differenzieren mit 70% Ethanol mit 0,5% HCl ca.1 Minute
    -Auswaschen mit Wasser
    -Chryosidin 1% 1:10 für 2 Stunden (kommt so noch etwas schwach raus)
    - Differenzieren mit 70% Ethanol (war vielleicht etwas lang, lieber einen Farbstich in den schwarzen Bereichen in Kauf nehmen...)
    - Saure Eisengallustinte ,,Sven 2" für 30 Minuten
    - Ammoniumpersulfat 1% für ca. 20 Sekunden
    -Wasser => 50% Ethanol => Isopropanol => Euparal

Das Safranin färbt erstmal alles und wird erst durch das Differenzieren selektiv. Dabei müsste man idealerweise sehr sachkundig zugucken, um die optimale Aussage der Färbung zu bekommen. In den verholzten Bereichen hält es sich verbissen. Das Chryosidin geht leichter wieder raus und ist im Präparat etwas erhalten. Vielleicht wäre das Chryosidin besser an letzter Stelle der sequentiellen Färbung aufgehoben.

Probiert es doch mal so rum.

Viele Grüße,

Bob

M Beier

Hallo Bob,
die umgekehrte Reihenfolge habe ich auch schon ausprobiert. Ich habe aber nur mit 70% Ethanol versucht zu differenzieren, was aber nicht ging. Da ich keine Salzsäure zu Hause habe, werden ich einen Tropfen Essigsäure dazu geben und mal schauen,wie es dann klappt. Seit ich im Ruhestand bin ist mein Zugang zur Chemiesammlung etwas eingeschränkt und  natürlich ganz zu.
Gruß
Maria

jochen53

Hallo Sven,

o.k. Deine Erklärung zum FeCl3 zeigt, daß Du Dich damit auskennst, bliebe noch die Frage, ob das krist. FeCl3 ebenfalls verwendbar wäre, weil nur dieses kommerziell für Privatleute leicht und preiswert erhältlich ist.
Du verwendest Thymol, früher nahm man normales Phenol. Ich dachte zunächst, das dient nur als Konservierungsmittel, aber Phenole bilden mit FeCl3 selbst eine charakteristische Färbung, Phenol z.B. eine rotviolette, laut Organikum liefern aromatische Hydroxyverbindungen blaue bis violette Farbtöne. Könnte es sein, daß das Thymol auch an der Färbung beteiligt ist?

Viele Grüße, Jochen