Einfache Methode zur Schleimfärbung bei Pilzen

Begonnen von Bernd Miggel, Dezember 22, 2020, 11:19:46 VORMITTAG

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Bernd Miggel

Hallo,

zur Färbung von Schleimschichten mit einfachen Mitteln gehe ich seit Kurzem wie folgt vor:

  • Ich nehme den Pilzhut mit der verschleimten Huthaut und lasse die Oberfläche erst einmal abtrocknen, an der Luft oder für kurze Zeit im Dörrgerät.
  • Nun führe ich mit zwei exakt aufeinanderliegenden Rasierklingen einen etwa 5 mm langen und 1 mm tiefen, ziehenden Schnitt durch die Hutoberfläche.
  • Den sich ergebenden Schnitt finde ich entweder zwischen den beiden Klingen oder auf dem Hut.
  • Ich überführe den Schnitt mit Hilfe eines feinen Pinsels in eine stark verdünnte, wässrige Toluidinblau-Lösung direkt auf dem Objektträger.
  • Nach 20 Min. Färbezeit ersetze ich das Toluidinblau durch Wasser und mikroskopiere in Wasser.
  • Sollergebnis: verschleimt violett, unverschleimt blau
Im Bild von oben nach unten (Samtfußrübling):

  • Stark verschleimte Schicht mit dünnen, steil stehenden Hyphen (Epikutis, ein Ixotrichoderm)
  • Dichte, unberschleimte Hyphenlage (Subkutis)
  • Lockerer Bereich breiter, unverschleimter Hyphen (Huttrama)
:



An dieser Stelle ein herzlicher Dank an Sighilde Bayreuther, der ich die Anregung zu dieser Vorgehensweise verdanke!


L.G. - Bernd

Holger Adelmann

Hallo Bernd,

Ich finde es richtig toll, was Du alles ausprobierst um Deine Präparate zu optimieren!

Jetzt wäre es m. E. im nächsten Schritt super, dünnere Schnitte zu machen.
Reichlich Schleim könnte die Paraffineinbettung vielleicht stören, aber wie sähe das mit eine PEG Einbettung aus?
Die ist evt. einfacher realisierbar, würde eine ausreichend dünne Schnittdicke ermöglichen und wäre möglicherweise auch verträglicher mit dem Schleim?

Herzlich,
Holger

Bernd Miggel

#2
Hallo Holger,

bei Pilzbestimmungen, bei denen die Huthautstruktur relevant ist (z. B. bei Milchlingen), muss es schnell gehen. Und dafür ist die Zwei-Klingen-Methode ideal. Mit PEG dauert alles viel länger.

Mein Wunsch wäre, extra dünne Rasierklingen zu bekommen, um noch dünnere Handschnitte hinzubekommen. Aber gibt es solche Klingen überhaupt? Die normalen sind 100 µm dick.

L.G. - Bernd

Peter Reil

Hallo Bernd,

man sieht die Schleimschicht deutlich und überzeugend!

Liebe Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Holger Adelmann

Lieber Bernd,

kannst Du mir die Wichtigkeit der Geschwindigkeit nochmals erklären (vermutlich hast Du darüber schon geschrieben, sorry :-\)
Möchstest Du die Pilze sortieren, bevor die in die Pfanne wandern?  ;D

LG
Holger

Peter Reil

Hallo Holger,

der "Pilzler" sammelt frische Fruchtkörper und bringt sie vorsichtig nach Hause.
Dann gibt es zwei verschiedene Herangehensweisen:

1) Alle frischen Merkmale werden beschrieben, Skizzen angefertigt, Makrochemische Reaktionen vorgenommen und notiert. Dann erfolgen die Skizzen, Beschreibungen, Maße, Formen und chem. Reaktionen der Mikromerkmale.
Im Anschluss packt er den Bestimmungsschlüssel aus und versucht, anhand der selbst gefundenen Merkmale eine Bestimmung vorzunehmen. Das alles braucht ziemlich Zeit.
Untypische Fruchtkörper und unsaubere Feststellung der Merkmale erschweren das Ergebnis.

2) Der erfahrenere Pilzler kennt evtl. bereits die Gattung und geht im Bestimmunsschlüssel gleich auf die mikroskopischen Merkmale, die man für diese Gattung braucht. Bei den Täublingen und Milchlingen kommt immer wieder die Frage nach der Huthautstruktur, der Schleimigkeit, der Anordnung der Hyphen.

Will man genau arbeiten und einen Pilz korrekt beschreiben und bestimmen, sind schnell viele Stunden rum. Und nicht immer kommt man tatsächlich zu einem verifizierbaren Ergebnis.

Die Mikroskopie der Huthaut ist ein Bruchteil dessen, was man anstellt. Deshalb sollte das auch nicht schon alleine Stunden verbrauchen.

Frundliche Grüße
Peter


PS: Das Sortieren nur für die Pfanne ist problemlos - da gibt es glücklicherweise einfachere Methoden.  ;D


Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Bernd Miggel

#6
Hallo,

es gibt natürlich auch Pilzler, die schnibbeln zum Bestimmen so lange an essbaren Pilzen herum, bis nichts mehr zum Essen übrig ist. Passiert mir manchmal leider.  ;)

Liebe Grüße
Bernd