Flechten schneiden, aber wie?

Begonnen von icho_mann, November 12, 2008, 16:48:07 NACHMITTAGS

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icho_mann

Folgenden Fund:

Würde ich gerne dünn schneiden.
Das Problem ist dass das ganze nicht besonders einfach ist.
Die Fleche (wenn es denn eine ist) ist ziemlich weich und gebrechtlich UND hohl.
Dadurch ist es ziemlich ungemütlich diese zu schneiden.
Und eher unmöglich sie dünn genug zu schneiden.
Was tun?

Danke
Jonathan B.
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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Detlef Kramer

Hallo Jonathan,

die Standard-Methode ist natürlich in Holundermark oder Styrodur einschließen. Aber es geht auch anders: leg einen Thallus auf eine ebene Oberfläche z.B. Objektträger. Dann fixier ihn mit einem Zeigefinger und schneide mit der Rasierklnge am Finger entlang durch. Dann drück die Klinge ein wenig fester gegen dien Finger und schneide wieder usw. Auf diese Weise bekommt man in sehr kurzer Zeit eine Unmenge an Schnitten, von den die allermeisten Schrott sind. Aber der eine oder andere eben nicht. Die Technik verlangt etwas Übung!

Gruß

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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icho_mann

Gibt es spezielle Kunstharze in die man Flechten oder auch andere Okjekte zum schneiden einbetten kann?


Danke schonmal soweit!
Jonathan
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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Klaus Henkel

#3
Zitat von: icho_mann in November 12, 2008, 19:09:47 NACHMITTAGS
Gibt es spezielle Kunstharze in die man Flechten oder auch andere Okjekte zum schneiden einbetten kann?

Hallo icho-Mikromann!
Sie rackern ja ganz schön und fegen wie ein Wirbelwind durch die Botanik!

Wie schon Dr. Kramer vorschlug, so machen sie es. Halten Sie den Zeigefinger, mit dem Sie das Flechtenstück niederdrücken, senkrecht, damit Sie die Rasierklinge an der Breitseite des Fingernagels entlang führen können. Das verhindert mit Sicherheit, daß man sich vor Schreck gleich die Fingerkuppe mit abschneidet, wenn die Mutter nebenan gequält aufschreit: Wo sind meine Dateien geblieben?!
Dann nehmen Sie einen hinreichend dünnen Schnitt - es dürfen aber schon mehrere Zellagen sein, legt sie auf einen Objektträger und tropft einen, zwei oder drei Tropfen Etzold darauf. Wenn sich dann zeigt, daß zu viele Luftblasen in der Botanik waren, dann fragt man wieder hier im Forum. Dann gem. Etzolds Verfahren (siehe Mikrofibel) mit Iso entwässern und in Euparal einschließen.

Ergänzender NACHTRAG
Färben mit Etzold 5 bis 15 min. Wenn man ein Gasfeuerzeug unter den Objektträger hält (Achtung das Glas am besten mit einer hölzernen Wäscheklammer festhalten!) dann kann man das Objekt in Etzolds Farbgemisch einige Sekunden richtig aufkochen. (So machte es Etzold in Erlangen bei bot. Übungen an der Uni auch. Aber ich finde die länger dauernde Kaltfärbung ergibt schönere, besser differenzierende Farben.)

Eine andere Methode, bei der die natürliche Färbung des Flechtenwesens erhalten bleibt, teile ich auf besonderen Wunsch mit.
In diesem Fall schließt man in einfachheitshalber in Glyzeringelatine ein - ein überaus einfaches und schon seit über hundert Jahren bewährtes Verfahren. Mein Rechtschreibprogramm empfiehlt mir soeben, Glyzeringelatine durch Nitroglyzerin zu ersetzen. Ich sags ja, diesen verrückten Mikroskopikern würde ich als Drogist noch nicht einmal ein einziges Gramm Gelatine verkaufen, obwohl man es in den Tüten von Dr. Oetker bei jedem Tengelmann bekommt.
KH

Ralf

Hallo Jonathan,

ich schneide Moose und Flechten genau so so, wie Detlef es beschrieben hat. Zum Schneiden nehme ich eine halbierte Rasierklinge, die sind immer scharf undimmer preiswert. Vor dem Schneiden lege ich das trockene Material für 24 h in eine 20 % Lösung von PEG 1500 (Polyethylenglycol). Dann lege ich das nasse, durchtränkte Blatt oder einen Teil davon auf einen Objektträger und lasse das Wasser verdunsten (ca. 24 h). Anschließend ist das Objekt mit PEG imprägniert (eingebettet) und gleichzeitig auf dem Obfekträger leicht festgeklebt. Dann beginnt das Schneiden unter dem Bino. Etwas Übung braucht man schon. Die Schnitte legt man in 10 % ige PEG Lösung, damit sich das PEG nicht zu rasch wieder auflöst. Dann kann man direkt in Glycerin mikroskopieren oder Präparate anfertigen.

icho_mann

Hallo,
ich denke so werde ich es machen, eine Frage habe ich allerdings noch,
soll ich die Flechten wirklich austrockenen lassen??

Danke
Jonathan
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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Ralf

Ja, unbedingt vorher trocknen, wenn mit PEG imprägniert werden soll. Nuir dann gelangt das PEG wirklich vollständig in die Flechte. Ansonsten wird bei feuchten Material das PEG vom Wasser daran gehindert vollständig einzuwirken. Nach dem Motto: Wo schon ein Ding ist, kann kein zweites mehr sein  ;D .

icho_mann

Ok dann habe ich das richtig verstanden.
Ich hbe schon eine paar unfreiwillig gtrockenete Flechten und das PEG werde ich mir in der Apotheke meines Vertrauens holen oder es mit von meiner Mutte raus der Schule mitbringen lassen.

Vielen dank für ihre Beratung
Jonathan
Achja, ihr Motto wo ein Ding ist kann kein zweites sein gilt wohl nur begrenzt...
Wasserstoff diffudiert sogar durch Metalle.
Also kann IN einer Metallplatte Wasserstoff drin sein.
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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Ralf

PEG hat den großen Vorteil, dass es nicht kennzeichnungspflichtig nach der Gefahrstoffverordnung ist und sogar als Lebensmittelzusatz oder in Kosmetikartikeln verwendet werden darf.

Genau betrachtet, kann zwar ein Wasserstoffmolekül (H2) zwischen die Metallatome diffundieren, aber es kann sich niemals genau dort aufhalten, wo sich schon ein Metallatom befindet  8) . Du kannst mich ruhig Ralf nennen, das macht die Kommuniokation leichter  :) .

icho_mann

Gerne doch, Ralf
Natürlich kann es nicht an der selben Stelle sein, ist ja klar.
Wie auch immer ich werde mich mal nach PEG umschauen und das ganze ausprobieren.
Dankeschön
Jonatahn
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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liftboy

Hallo Jonathan,
auch für den Fall, das sich das jetzt dämlich anhört ich habe alle meine Bücher durchgeforstet (und das sind nicht wenige), aber ich habe nichts über Etzold-Färbung gefunden. Vielleicht kannst du mir da mal auf die Sprünge helfen
Vorneweg schon mal vielen Dank.
Gruß
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

icho_mann

Zitat von: liftboy in Dezember 20, 2008, 17:37:08 NACHMITTAGS
Hallo Jonathan,
auch für den Fall, das sich das jetzt dämlich anhört ich habe alle meine Bücher durchgeforstet (und das sind nicht wenige), aber ich habe nichts über Etzold-Färbung gefunden. Vielleicht kannst du mir da mal auf die Sprünge helfen
Vorneweg schon mal vielen Dank.
Gruß
Wolfgang
Als erstes mal was hat das mit Flechten zu tun?
Und als zweites,
Etzold-Färbung ist meines Wissens eine mischung  1:1 aus Fuchsin und einem mir unbekannten Blau oder Grün abhängig von Etzold blau oder Grün.
War das deine Frage?

Grüße
Jonathan
Mit freundlichen Grüßen
Jonathan
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Klaus Herrmann

Hallo Wolfgang,

im Kremer das große Buch der Mikroskopie S. 279 ist sie beschrieben. Eigentlich eine Standardmethode in der botanischen Histologie.

Ich habe noch die grüne Variante hier im Forum mehrfach zum Besten gegeben:

http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?2,46158,46158#msg-46158
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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liftboy

Vielen, lieben Dank.
Mein Gott was bin ich eine Schlafmütze! Tatsächlich: s. 279, ist sogar im Inhaltsverzeichnis, wo hatte ich nur meine Augen!
Das Material ist Gottseidank vorhanden, da werde ich jetzt zum "Barmixer"
Liebe Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Niels Bohr

Klaus Herrmann

Kleiner Hinweis Wolfgang:

Das Fuchsin löst sich nur in der Hitze beim Kochen!. Unbedingt separat lösen , abkühlen lassen und eventuell filtrieren!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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