Brombeere Blatt und Brombeerrost (Phragmidium violaceum)

Begonnen von Alf, Dezember 25, 2020, 13:51:08 NACHMITTAGS

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Alf

In diesem Beitrag möchte ich ein weiteres Pflanzenpathogen vorstellen, den Brombeerrost. Der Brombeerrost (Phragmidium violaceum) ist eng verwandt mit dem bereits vorgestellten Getreiderost, befällt aber hauptsächlich Rubus-Arten, wie die Brombeere.
Die Infektion beginnt mit rundlichen orange/bräunlichen Verfärbungen an der Blattoberseite. Im Sommer bilden sich dann an der Blattunterseite gelbliche Uredien und im Spätherbst schließlich makroskopisch fast schwarze Telien. Die Telien sind eine Überwinterungsform, kälteresistent und enthalten die Teleutosporen. Sie Überleben im herabgefallenen Laub und infizieren im Frühjahr die neu keimenden Blätter.
Der Pilz ist weit verbreitet, der Wirtschaftliche Schaden den er anrichtet ist jedoch gering, obwohl der Pilz bei starkem Befall zum vorzeitigen Abwurf der Blätter führt und die Pflanze schädigen kann.


Technik:

Die Blätter wurden in AFE fixiert und es wurden ca. 10 Mikrometer dünne Paraffinschnitte angefertigt. Gefärbt wurde mit FAC-Auramin O. Eingedeckt wurde in Malinol.
Das Schneiden der Brombeerblätter war ziemlich schwer, da sie ziemlich hart sind.


Ergebnis:

Die Abbildungen 1 und 2 zeigen makroskopische Aufnahmen des Pilzes. Man sieht in Abb. 1 die deutlichen rostbraunen Verfärbungen die der Pilz an der Oberseite hervorruft. Sie sind im Frühsommer das erste Anzeichen einer Infektion. Abbildung 2 zeigt die Blattunterseite mit den dunkelviolett/schwarzen Telien. Die Infektion des Blattes breitet sich immer neben Blattadern aus.
Die Abb. 3-5 zeigen gesunde Ausschnitte und eine normale Blattanatomie. Die obere Epidermis kräftig rot angefärbt, darunter ein zweischichtiges Palisadenparenchym, darunter das Schwammparenchym. Die untere Epidermis trägt zahlreiche Trichome und man findet viele Spaltöffnungen (Abb. 5).
Abb. 6 zeigt den Pilzbefall mit Telien nebst einem Leitbündel. Das rötliche Mycel druchsetzt das Blatt bis in die untere Reihe des Palisadenparenchyms. Der Befall ist aber nur lokal begrenzt. In Abb. 7 erkennt man die Telien sehr gut, sie enthalten mehrere Teleutosporen.



Abb. 1: Blattoberseite 


Abb. 2: Blattunterseite


Abb. 3: gesunder Ausschnitt; normale Blattanatomie


Abb. 4: gesunder Ausschnitt; Leitbündel


Abb. 5: gesunder Ausschnitt; Spaltöffnung


Abb. 6: Übersicht Brombeerrost


Abb. 7: Detail Brombeerrost



LG,
Alf

jcs

Hallo Alf,

sehr interessanter Beitrag mit eindrucksvollen Aufnahmen! Die Präparation dürfte ja durchaus aufwändig, wenn man Deinen Text liest. Aber ohne Paraffin-Einbettung geht das wohl nicht. Das Thema parasitäre Pilze und Mykorhizza interessiert mich auch perspektivisch. Gibt es da auch Färbungen, die den Pilz farblich unterschiedlich zum Pflanzengewebe einfärben? So etwas würde für Anfänger wie mich die Interpretation deutlich erleichtern.

LG

Jürgen

Fahrenheit

Lieber alf,

vielen Dank für den interessanten Beitrag mit den aussagekräftigen Aufnahmen!
Ich habe den Beitrag unter Brombeere gelistet.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Alf

Hallo Jürgen, hallo Jörg,

Lactophenol-Anilinblau sollte für die Färbung des Mycels gut sein!
Ich arbeite noch an der Pianese Färbung.
Schön dass es gefällt und danke fürs Listen!

LG,
Alf

Alf

Hallo Jürgen,

ich habe jetzt noch eine Pianese-Färbung dürchgeführt, so wie sie bei Aeisner beschrieben ist. Sie erlaubt eine sehr schöne Differenzierung zwischen Pilzmycel und pflanzlichem Gewebe. Das Mycel färbt sich rosa an, während pflanzliche Zellen grün bleiben. Auch gesunde Zellinhalte färben sich etwas rosa an, man kann diesen aber klar von Pilzmycel abgrenzen. Eventuell ist es noch besser den Zellinhalt mit Natriumhypochlorit zu entfernen.
Leider sind die Schnitte auf die Schnelle schlecht gelungen und ich werde dazu noch einen eigenen Artikel schreiben.


Abb. 1: nicht befallener Abschnitt des Blattes. Um die grünen Zellkerne herum färben sich manche Strukturen rosa an.


Abb. 2


Abb. 3: wie in Abb. 2 erkennt man zwischen und in den pflanzlichen Zellen viele schlauchartige Strukturen, die sich rosa angefärbt haben. Dabei handelt es sich um das Mycel.


Abb. 4: Ölimmersion; in der Pianese Färbung können einem die Hyphen kaum entgehen. Obwohl hier kein Pilz an der Blattoberseite zu erkennen war, so sieht man deutlich die schlauchartigen Hyphen.


LG,
Alf

jcs

Hallo Alf,

danke für's Ausprobieren der Pianese-Färbung und das Zeigen der entsprechenden Bilder hier. Das sieht ja seh gut aus, damit steht auch schon ein weiterer Punkt auf meiner Liste für Neujahrsvorsätze: Beschaffen der Pianese-Färbung (gibt es offenbar bei Morphisto) und Erlernen von Paraffinschnitten.

LG

Jürgen

Rawfoto

Guten Morgen Alf

Ich bin immer wieder begeistert welche Vielfalt im Forum gezeigt wird, danke. Die Kombination beider Färbungen finde ich genial!

Bin schon gespannt was da noch so kommt ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...