Bärtierchen mit Fühlingsgefühlen

Begonnen von Eckhard2, Februar 25, 2022, 13:40:31 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Eckhard2

Hallo,
Wieder mal ein kleines Video mit Bärtierchen in einer 80mm großen Petrischale.

https://www.youtube.com/watch?v=Skte84q0884&t=83s

Alle haben sich auf einer knapp 2 mm² Fläche versammelt.
Es dürfte sich um ein Paarungsritual handeln.
Wenn nicht klärt mich bitte auf.

Gruß
Eckhard


plaenerdd

#1
Hallo Eckhard,
kann es sein, das die Petrischale eine Zeit lang am Fenster stand? Es kommt oft vor, dass sich die Bewohner einer Petrischale zum Licht hin oder vom Licht weg bewegen.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass für Bärtierchen, die kurz vor dem Ersaufen sind, das Licht den erhofften Ausweg darstellt. In der Natur kommt es auch vor, dass sie aus Moospolstern ausgeschwämmt werden und irgendwo unten am Fuße des Moosposters in einer kleinen Pfütze landen und sich wieder zum Sauerstoff vorarbeiten müssten, der oben beim Licht ist. Das ist natürlich jetzt nur so eine Theorie wie Deine vom Paarungsritual, aber dass die Objekte der Begierde in einer Petrischale sich gerade am Rand einfinden, wo sich Schale und Wasserfläche krümmen und kein vernünftiges Mikroskopieren mehr möglich ist, habe ich schon oft erlebt.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Eckhard2

Hallo Gerd,

danke für deine Antwort.
Die Tierchen leben immer noch, keins ertrunken, warum auch,
in der  Petrischale ist eine grosse Moosinsel, also ein idealer Rückzugsort. 

Zu der Konzentration fast aller Bärtierchen auf einer kleinen Fläche kann ich nur
sagen, es hat sich alles nach 2 Std. wieder aufgelöst.
Bärtierchen sind normal Einzelgänger und haben sich wieder über die ganze
Schale verteilt.
Lichteinwirkung möchte ich ausschließen, weder auf der hellen noch der dunkelen Seite
habe ich eine Anhäufung gesehen.
Ein Link, sieht  ähnlich aus wenn auch im Zeitraffer.
https://www.instagram.com/p/CVWwi_lKR8E/
Eigendlich sollte hier im Forum einige experten geben.

Gruß
Eckhard



plaenerdd

Hallo Eckhard,
also mit Experten im Forum ist das so eine Sache: Echte Bärtierchenexperten, die deutsch sprechen, kann man wahrscheinlich an einer Hand abzählen und sie tummeln sich nicht hier im Forum sondern an verschiedenen Universitäten, bzw. sind wie Hartmut Greven inzwischen emeritiert.
Sicher haben etliche Mikroskopiker hier schon interessante Beobachtungen zu Bärtierchen gemacht und können das eine oder andere Detail beisteuern, aber Experten? Das wird kaum jemand von sich behaupten.
Ich habe gerade noch mal in "Die Bärtierchen" von besagtem Hartmut Greven geschaut: Also das mit der Fortpflanzung ist seeehhhr kompliziert. Da sind ja alle möglichen Konzepte bei den Tardigraden verwirklicht vom "normalen" Männchen-Weibchen-Sex" über Zwitter bis zur Parthenocenose (Jungfernzeugung) mit Arten von denen bisher nur Weibchen bekannt sind. Und es gibt Biotypen der gleichen Art, von denen der Eine sich parthenocenotisch fortpflanzt und der Andere mit Befruchtung von außen. Natürlich müssen sich die Männchen und Weibchen, so es sie denn gibt, irgendwie finden, sehr wahrscheinlich über Pheromone und ja: Vielleicht bilden sie Rudel, wenn ein Weibchen durch Duftstoffe ihre Paarungsbereitschaft signalisiert. Möglich ist es, aber ob es schon jemand eindeutig beobachtet hat...? Aber das ist ja auch gerade das Schöne an unserem Hobby, dass da noch jede Menge Geheimnisse und Überraschungen lauern.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Stefan K.

Hallo Eckhard,

das sich die beobachtete Ansammlung aus paarungsbereiten Bärtierchen gebildet hat, ist möglich, aber mit den vorliegenden Bildern leider nicht zu bestätigen. Diese Studie bietet einen Einblick in das Paarungsverhalten einer Spezies und liefert Hinweise, dass Tardigraden zur Partnererkennung etwa über Pheromone, in der Lage sind. Außerdem werden die auch in dem zweiten Video gezeigten Verhaltensweisen beschrieben. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die in  diesem paper  beschriebene Beobachtung, dass sich paarungsbereite Tiere zu Haufen zusammenfinden (zu sehen in Abb. 4f). Allerdings lässt sich die Paarung nur über die genaue Beobachtung der Individuen nachweisen. Ein erster Schritt wäre schonmal der Nachweis von Männchen in der Population- am leicht gequetschten Tier können die mit Spermien gefüllten Hoden recht gut beobachtet werden.

Viele Grüße
Stefan