Hauptmenü

Übersichtsobjektiv

Begonnen von Jackiii, Dezember 30, 2020, 19:23:41 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Jackiii

Hallo,

ich suche ein gering vergrößerndes Objektiv, um bei Histologie Präparaten, einen guten Überblick zu haben.

Welches soll ich mir dafür besorgen? 4fach? 2,5fach?

Danke

Jakob

plaenerdd

Hallo Jakob,
ja irgendwo in dieser Region bist Du richtig. Kommt aber auch auf Dein Mikroskop an. So haben ältere Zeiss-Jena.Modelle oft einen Tubus mit dem Faktor 1,6 verbaut. Da ist 4x schon fast "unübersichtlich". Bei Zeiss-Jena gehörte auch bei den jüngeren Geräten das 3,2er Semiplan zur Standartausrüstung. Für hitologischen Präparate, ist was halbwegs planes sicher von Vorteil. An welches Mikroskop möchtest Du das Objektiv schrauben.
Beste GRüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Ulf Titze

#2
Hallo Jakob,

für Histologien sind gute Übersichten das A und O. Die Suchstrategie von Pathologen ist nicht, jeder einzelnen Zelle hinter die Ohren zu kucken, sondern geringste Strukturauffälligkeiten im Gewebsverband zu erkennen und erst im zweiten Schritt auf der Zellebene oder ggf. auf subzellulärer Ebene zu klären. Für mein Empfinden sind schon 4x-Objektive mittelstarke Vergrößerungen - echte Übersichtsobjektive sind < 2x. Das Problem an diesen Objektiven ist, dass sie einen großen Ausschnitt des Präparates erfassen, also mindestens 1 cm, eher 1,5 cm oder mehr. Und diese Fläche musst Du auch sauber ausgeleuchtet bekommen, sonst verlierst Du schnell die Freude an dem Übersichtsobjektiv. Bei den meisten Mikroskopen stellen die im Stativfuß verbaute Beleuchtung und die Kondensoren die Limitationen für solche Unterfangen dar.

Beleuchtung: Wenn Du eine im Stativfuß eingebaute Beleuchtung hast, ist bei Sehfeld 20 Schluss. Mit einem 2,5er Objektiv kommst Du dann auf einen überblickten Durchmesser von 0,8 cm. Das ist quasi das Minimum des erträglichen - und schon da hast Du einen mehr oder minder stark störenden Helligkeitsgradienten im Bild. Wirklich Spaß macht die Histologie eigentlich erst ab Sehfeld 23 oder 25 mit einem 2er Objektiv oder kleiner. Das geht dann nur noch mit den großen Stativen der renomierten Hersteller, die ein externes Lampenhaus mit Halogen- oder LED-Beleuchtung haben. Mikroskoptuben mit Tubusfaktoren (1,25x, 1,6x oder gar 2,0x) machen Dir übrigens schon auf der Zwischenbildebene die Übersicht kaputt. Nur Tubusfaktoren 1x oder 0,8x sind akzeptabel, der Rest (1,25x, 1,6x oder gar 2,0x) ist Mumpitz. Es soll sogar Leute geben, die bauen sich freiwillig Optovare mit solchen Nachvergrößerungen in den Strahlengang !?!?! - aus meiner Sicht brauchen die alle mal einen Termin beim Augenarzt.

Kondensoren: Du kannst praktisch alle Kondensoren mit fest verbauter Frontlinse vergessen. Diese hochkorrigierten achromatischen Kondensoren mögen für Tümpler ein Traum sein, für Histologen sind sie schlichtweg unbrauchbar. Aus meiner Sicht sind diese schraubbaren Frontlinsen hoffnungslose Fehlkonstruktionen und genauso nützlich wie eine dritte Schulter. Da Du ohnehin an gefärbten Schnittpräparaten arbeitest, ist der Korrekturgrad ist nicht so relevant. Wirklich arbeiten kann man nur mit Kondensoren, deren Frontlinsen ausklappbar und die mit einer zusätzlichen Großfeldlinse ausgestattet sind (z.B. Linse K4 beim Orthoplan).  Man kann ein wenig tricksen und eine +10dpt-Makrolinse für Fotografie auf die Lichtaustrittsöffnung des Mikroskopes legen, um das Beleuchtungslicht ein wenig aufzuweiten. An meinem Orthoplan habe ich eine solche Linse mit entsprechendem Durchmesser von unten in die abnehmbare Lichtaustrittsöffnung gesteckt, das funktioniert super.

Beste Grüße

Ulf
"Do not worry about your problems with mathematics, I assure you mine are far greater." (A. Einstein)

"Komm wir essen Opi!" - Satzzeichen können Leben retten!!!

Jackiii

Danke für die ausführlichen Antworten.

Ich habe ein Zeiss Standard 14.

derda

Guten Abend,

ich habe ein WL-Pol mit Klappkondensor und Hilfslinse. Das 2.5x Objektiv bekomme ich nur vernünftig ausgeleuchtet, wenn ich den Kondensor komplett herausnehme und nur die Hilfslinse belasse. Alleine die Frontlinse wegzuklappen reicht leider nicht.

Hatte schon mal überlegt die CZJ-Übersichtslinse einzusetzen. Mit der war die Ausleuchtung von 2.5x Objektiven kein Problem. Leider hat es vom Durchmesser nicht ganz gepasst.

Viele Grüße,

Erik

Stefan Schiff

Hallo zusammen,

beim 2,5er Objektiv müssen die Kondensor-Frontlinse und die Hilfslinse ausgeklappt werden, dann funktioniert die Ausleuchtung.
Sind beide Linsen im Strahlengang, funktioniert es erst ab dem Objektiv 6,3.

Grüße
Stefan
Mikroskope:
ZEISS Standard WL
ZEISS Standard RA
ZEISS Stereo-Mikroskop
ZEISS Stemi III

derda

Hallo Stefan,

das funktioniert bei mir leider nicht, was vielleicht am Poltubus liegt?

Viele Grüße,

Erik

mlippert

Kommt es nicht auch etwas darauf an, was er mikroskopieren möchte? Mäuse-Wirbelsäulen sehen sicher anders aus als humane Leber...

Herbert Dietrich

Hallo Ulf,

Du schreibst:  " Es soll sogar Leute geben, die bauen sich freiwillig Optovare mit solchen Nachvergrößerungen in den Strahlengang !?!?! - aus meiner Sicht brauchen die alle mal einen Termin beim Augenarzt."

das kann ich so nicht stehen lassen. Es gibt Leute die haben an ihrem Optovar ein Großfeldsystem 0,8x und verwenden Kpl-Okulare 12,5x/20mm Brille.
Das war die Antwort von Dr. Kurt Michel/Zeiss West auf die großen Sehfelder von Leitz/Orthoplan. Zum Augenarzt gehen die sicher auch.

Ich wünsche Euch allen alles Gute für das neue Jahr.

Herzliche Grüße

Herbert

Ulf Titze

Hallo Herbert!

Zitat von: Herbert Dietrich in Dezember 31, 2020, 09:08:37 VORMITTAG

... Es gibt Leute die haben an ihrem Optovar ein Großfeldsystem 0,8x und verwenden Kpl-Okulare 12,5x/20mm Brille.
Das war die Antwort von Dr. Kurt Michel/Zeiss West auf die großen Sehfelder von Leitz/Orthoplan.


... volle Zustimmung. Die Tubusfaktoren 1,0x und 0,8x hatte ich im Satz vorher auch explizit ausgenommen. Aber die Faktoren 1,25x, 1,6x und 2,0x bleiben mir dennoch ein Rätsel, weil sie m.E. nicht nur Übersicht klauen, sondern auch noch den Seheindruck verschlechtern. Bei der Anschaffung meines Arbeitsgerätes im Institut wollte mir der Vertreter einer großen japanischen Herstellerfirma einen solchen Vergrößerungswechsler andrehen. Er ist nur wegen seiner Kampfpreise nicht aus meinem Zimmer rausgeflogen.....

Herzliche Grüße und die allerbesten Wünsche fürs neue Jahr!

Ulf
"Do not worry about your problems with mathematics, I assure you mine are far greater." (A. Einstein)

"Komm wir essen Opi!" - Satzzeichen können Leben retten!!!

reblaus

Hallo Ulf -

auch ich kann das nicht so stehen lassen! Da mein Adlerblick selbst mit Brille in letzter Zeit doch etwas nachgelassen hat, bin ich als Nichtpathologe dankbar über die Möglichkeit nachvergrößern zu können. Zwar musste ich den 4 kg schweren Optovar auf meinem Axioskop abgegeben um die Gymnastik an meinem Arbeitstischchen etwas zu erleichtern,  habe dann aber - horribile dictu - Pl 16x/16-Okulare reingesteckt.

Viele Neujahrsgrüße

Rolf

Ole Riemann

Lieber Ulf,

vielen Dank für Deine pointierten Bemerkungen aus der Sicht des Pathologen und den Einblick in Eure Arbeitsweise. Als Tümpler arbeite ich ja naturgemäß anders, und auch ich möchte mein Optovar am Zeiss Axiophot (bis Faktor 2,0x!) nicht missen. Obwohl ich gute Augen habe, könnte ich ohne diese Nachvergrößerung z.B. das Plan Neofluar 40/1,3 Öl mit 10x-Okularen nicht vollständig ausnutzen.

Wenn ich mehr histologische Präparate bearbeiten müsste, käme bei mir folgende Ausrüstung zum Einsatz: Olympus BH-2/BHS mit 100W-Leuchte und 0,9 UCD-Kondensor mit Klapplinse, Weitfeldtubus mit 10x-Okularen (Steckdurchmesser 30 mm, Sehfeldzahl 26,5 - das schafft bei 10x-Okularen kein Orthoplan!) und SPlan 2/0,08. Habe ich eben probiert; damit komme ich auf recht homogen ausgeleuchtete 1,4 cm, das sollte für viele Anwendungen ausreichen. Die Bilddiagonale bei der Fotografie mit NFK 1,67x und APSC-Sensor beträgt knapp 1 cm (der abgebildete Querschnitt eines Palmfarnblattes hat eine maximale Ausdehnung von 0,8 cm).

Herzliche Grüße

Ole


Jackiii

Danke für eure Antworten.

Ich möchte mich nur etwas mit der Histologie beschäftigen.
Und mir dafür einige fertig Präparate kaufen.
Was macht mehr Sinn 2,5x oder 4x?

Gruß
Jakob

Bob

Hallo zusammen,

ich habe eine Frage in diesem konkreten Zusammenhang: Mein Eindruck ist, dass ich bei gefärbten botanischen Schnitten mit sehr schwachen Objektiven ein Bild mit eher stumpfen Farben bekomme. Muss ich da weiter mit der Beleuchtung experimentieren, oder ist das einfach so, begründbar und zu akzeptieren? Versuch war mit einem 2,5x Objektiv und herausgenommenem Kondensor, Hilfslinse eingeschwenkt, Phomi 1.
Vielleicht kann da jemand etwas zu sagen. Gerade bei großflächigeren Schnitten wäre ein sehr schwaches Objektiv ja praktisch, ich hätte sogar ein Zeiss 1:1.

Viele Grüße,

Bob

Peter V.

Hallo Bob,

Du brauchst nicht weiter zu exprimentieren. Es wird nicht besser  ;). Frag mich nicht nach den optischen / pyhysikalischen Hintergrunden, das können Dir unsere Physiker sicher kompetenter erklären. Ich weiß es nur aus Erfahrung, dass es so ist - mit jedem Mikroskop, mit jeder Optik. Für die Anfertigung hochwertiger und farbenprächtiger Übersichten von Schnitten bleibt da nur die Aufnahme mit höher vergrößernden Objektiven und Stitching. Isso - machse nix dran  ;)

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.