Auf der Suche nach einer Methode für Nadelquerschnitte

Begonnen von Jürgen P., Januar 10, 2021, 19:11:26 NACHMITTAGS

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Jürgen P.

Liebe Schnippelmeister,

seit Wochen versuche ich, Nadeln von Abies, Pices, Pinus usw. im Querschnitt zu betrachten. Aber das ist viel schwerer, als ich gedacht hatte.

Ich habe jetzt ein paar Erfahrungen und viele Fragen. Ich wäre dankbar, wenn sich die eine oder andere darauf einlassen würde.

1. Ich fixiere in 94% EthanoL. Formaldehyd brauche ich für Nadeln wohl nicht. Es sind schließlich weder Vogeleier noch Fischkiemen. Oder?

2. Ich dachte Handschnitte mit mit einem Handmikrotom (TypGarnrolle) und dem SHK Klingenhalter herzustellen. Den letzteren habe ich aber noch nicht.

3. Ich habe kein Hollundermark, ich weiß einfach nicht, wo in Göttingen welche stehen, So wird das im Winter wohl nichts werden.

4. Karotten als Umfassung gehen nur, wenn sie frisch und maximal turgeszent sind, Logistisch schwierig.

5.  Glycerinseife als Umfassung geht manchmal, Ist aber weicher als mache Nadeln. Pinus nigra geht besser als Picea abies, weil bei der letzteren die Nadeln kurz und glatt sind zieht sie mein Messer allzu leicht aus dem Medium heraus.

6. Paraffin. Dazu einige Verständnisfragen.
        a) Möchte man Paraffin im fertigen Präparat haben oder wird es nach dem Schneiden herausgelöst?
        b) Warum soll das Objekt absolut wasserfrei sein? Was, wen nicht?
        c) Wann wird gefärbt?
        d) Anscheinend ist Paraffin nicht gleich Paraffin "100% reines Paraffin" von Bayerwald-Brennstoffe ist m.E. nach dem Abkühlen zu hart zum Schneiden. Was soll ich nehmen?

Das Bild soll nur zeigen, wie schwer man sich als Anfänger tut.

Hier geht's zum Laden: http://cutters-goettingen.de

peterko

Hallo
ich habe dieses Jahr viel Birkenporling gefunden, sehr homogen ähnlich Hollundermark aber fester den kann man gut trocknen und wieder weichmachen (wasser) dann wieder trocknen z.B. mit Schnittgut.....ich verwende den als Pflaster....zum Schneiden mal so probiert an einer vertrockneten Christbaumnadel....ging....
grüsse peter

Gerd Schmahl

Hallo Peter,
Zitatich verwende den als Pflaster..
Als Blutstiller wurde der Birkenporling noch Anfang des 20.sten Jh. in Apotheken verkauft. Ötiz hatte vor ca. 5000 Jahen auch schon einen dabei. Nur wenn der Pfeil im Rücken steckt, kommt man da schlecht an die Wunde...
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Rawfoto

Hallo Jürgen

Bei mir auf der Homepage habe ich etliche Nadelbilder von unterschiedlichen Nadelbäumen. Die sind zum Teil frisch geschnitten um primäre Fluoreszenz der Zellen zu fotografieren und zum Teil für Dauerpräparate verwendet.

Der Schlüssel ist die Stabilisierung der Nadel für das Schneiden, ich verwende Kork, Karotte (geht auch 5 Tage alte), Holundermark setze ich zwar prinzipiell ein (aber bisher nicht für Nadeln - wird auch eher so bleiben). Ja, es gibt Nadeln mit sehr großen Hohlräumen, dort könnte Paraffin eingesetzt werden - PEG ist aber eine sehr gute Alternative, auch wenn man nur stabilisieren möchte ...

Viel Glück beim Schneiden ;) - liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Hugo Halfmann

Hallo Jürgen,

deine Alkoholkonzentration ist zu hoch, ich nehme zum Schneiden 70%igen Alkohol. Wenn Du mit Möhren nicht klar kommst, dann probier mal Styrodur aus (das sind diese blaß-lila oder blaß-grünen Isolierplatten aus dem Baumarkt. Da ist der Klingenverschleiß zwar höher, aber zum Üben sind die nicht schlecht.

Schneide die Nadeln in Stücke, dann kann der Alk besser eindringen.

So schlecht ist der Schnitt für den Anfang nicht, meine sahen auch so aus. Ist halt ungefärbt und nicht aufgehübscht.
Man muss es üben und sich nicht an den exzellenten Fotos im Mikro-Foto-Forum orientieren.

Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Jürgen P.

Hallo Gerhard,  Hallo Hugo,
der Hinweis auf Kork und Styrodur interessieren mich. Welche Schneidemethode benutzt ihr zusammen mit solcher Umfassung? Handmikrotom, Schlittenmikrotom oder Rotationsmikrotom?

Ich glaube auch, das Entscheidende is ein fester Halt der Nadeln beim Schneiden. Die Paraffinierung ist mir eigentlich zu aufwendig. Dauerpräperate brauche ich auch nicht, sodass die Nadeln die ganze Zeit in Ethanol/Wasser bleiben können. Zum Schluss scheint mir Glycerin nicht schlecht, weil es das Präperat  ein  wenig zusammenhält und nicht so schnell austrocknet wie Wasser.

Gruß
Jürgen
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Fahrenheit

#6
Lieber Jürgen,

zu Deinen "Nadelfragen" :)

- AFE ist für die Fixierung pflanzlichen Materials der Quasistandard.
  - Ethanol härtet und tötet Bakterien ab.
  - Essigsäure lässt das Gewebe etwas aufquellen und wirkt der durch den Wasserentzug (vom Ethanol) herrührenden Schrumpfung entgegen.
  - Formaldehyd denaturiert Eiweisse. Die gibt es nicht nur in Vogeleiern und Fischkiemen sondern in Form von z.B. Enzymen auch in Pflanzen.
    Die Enzyme und andere pflanzliche Eiweisse würden insbesondere die Zellen des Phloems angreifen. Formaldehyd ist also sinnvoll.

- Achte beim selbst gebauten Zylindermikrotom auf eine Glasplatte als Gleitfläche, damit du den SHK Halter oder jede andere Klinge sauber führen kannst.
  Auf mittlere Sicht würde ich für Pflanzenschnitte nach einem gebrauchten Zylindermikrotom mit Probenklemme (kein Stempel) Ausschau halten.

- Ich habe mit Möhren als Einbettungsmaterial für den Schnitt die besten Erfahrungen gemacht. Wenn sie etwas laberig geworden sind, hilft es, sie vor dem
  Schnitt einige Stunden in ein Glas mit Wasser zu stellen.
  Der Vorteil von Möhren gegenüber z.B. Kartoffeln oder Pastinaken ist der geringe Anteil an Stärkekörnern. Ich habe aus der Not heraus einmal mit Kartoffeln
  geschnitten: die Härte passt sehr gut, aber ich hatte nachher in allen Schnitten jede Menge Amyloplasten rum treiben. ;)
  Holundermark sammelt man am besten im späten Herbst oder Winter. Du musst nach im vergangenen Jahr schnell und gerade gewachsenen Geiltrieben
  mit viel Mark und nur dünnem Xylem / Phloem / Rindenparecnchaym Ausschau halten.
  Der Nachteil von Holundermark ist seine im Vergleich zu Coniferennandeln geringe Festigkeit, die bei Kontakt mit Flüssigkeit (Wasser, Ethanol ...) sofort verloren
  geht. Keine gute Lösung, die Suche lohnt nicht.

- Mit Glyzerinseife habe ich keine Erfahrung. Es gibt ja Möhren ...

- Paraffin ist etwas für sehr dünne Schnitte oder nicht zusammenhängende Proben wie z.B. Blüten oder Knospen.
  Das Verfahren ist für klassische Nadelquerschnitte zu aufwändig und bringt keine Vorteile. Es gibt ja Möhren ...

Wenn Du Dich ein wenig einlesen möchtest, empfehle ich den folgenden Link auf die Webseite des MKB:

http://www.mikroskopie-bonn.de/themenseiten/erstellung_pflanzlicher_dauerpraeparate/index.php

Zu Deinem Bild: genau so sahen meine ersten Schnitte auch aus. Freihand mit Holundermark und Rasierklinge geschnitten. Hier der Beleg: :)
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=538.0

Schneiden, Färben und Eindecken ist echtes Handwerk: wie bei allen anderen Handgewerken auch macht da die Übung den Meister. Bei schwierigen Materialien muss ich auch heute noch 8 von 10 Schnitten verwerfen. Bei leicht zu schneidenden Proben ist das Verhältnis etwa umgekehrt.

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

HorstAdam

Noch ein Wort zu Paraffin. Paraffin ist tatsächlich eine Stoffklasse. Es gibt Paraffine von gasförmig bis fest. Im Handel sind oft Gemische, die einn Schmelz- bzw. Siedebereich haben. Sicherlich sind nicht alle Mischungen gut geeignet.

Viel Spaß trotzdem,
Horst

Rawfoto

#8
Guten Abend

Jung HN-40 Schlittenmikrotom oder die diverse Handmikrotome in den Kursen, die ich halte ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

unkenheini

Moin,
Ich könnte auch noch Kohlrabi als Umschließmedium empfehlen.Keine farbigen Zellbestandteile wie bei Karotten und durch die Größe mehr Möglichkeiten zum zuschneiden.An den Blattstielresten der Knolle kann man super Handschnitte üben.Die haben eine schöne Festigkeit dafür,und Färbungen kann man auch gut daran ausprobieren.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg
Mit freundlichen Grüßen
Jörg G.

p.s. Mir ist es lieber mit Du angesprochen zu werden als mit Sie.Danke.