Botanik: Verdunstungsschutz bei Salbei *

Begonnen von M Beier, Januar 11, 2021, 17:54:34 NACHMITTAGS

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M Beier

Liebe Foristen,
in Coronazeiten braucht man ja Beschäftigung und so bin ich in meinem Garten beim Salbei fündig geworden. Neben dem "normalen" Salbei (Salvia officinalis) mit den graugrünen Blättern gibt es bei mir auch noch eine Pflanze mit panaschierten Blätter der Sorte Tricolor,  bei der die jungen Blätter grün und rosa gefärbt sind und ältere grün und weiß.

Junges und älteres Blatt von Salbei tricolor
Salbei (Salvia officinalis) ist eine weit verbreitete Heil- und Gewürzpflanze, die an trockene Standorte angepasst ist. Sie gehört in die Familie der Lippenblütler. Eine antivirale und antibakterielle Wirkung der ätherischen Öle und verschiedener Flavonoiden sind der Grund für den traditionellen Einsatz als Gurgellösung bei Erkältungskrankheiten.
Bei der filzigen Oberfläche hat mich interessiert, wie der Verdunstungsschutz bei Salbei funktioniert. Nach dem die verzweigten Trichome beim Lavendel und den schirmförmigen bei  Olive schon für Überraschungen bei mir gesorgt haben, sind es hier krause Haare und ein stark gefaltetes Blatt.

Blattoberflächen im Auflicht

Die Blattunterseite zeigt neben den feinen Trichomen auch die Drüsenhaare mit den ätherischen Ölen. Bei den Aufnahmen der Blattoberseite sind schon die starken Einbuchtungen erkennbar und bei älteren Blättern (Bild  4) finden sich schon Sandkörner in den Zwischenräumen.

Bild1: Blattunterseite mit Trichomen und Drüsenhaaren

Bild 2 und 3: Salbei Blattoberfläche



Bild 4: Blattoberseite eines älteren Blattes mit Sand in den Zwischenräumen

Blattquerschnitt im Auflicht

Da bei dünnen Querschnitten die Trichome ja meist abgeschnitten werden, habe ich mit der Rasierklinge schmale Streifen abgeschnitten und im Auflicht fotografiert. Die Schnitte trocknen dann zwar recht schnell ein, insofern ist beim Fotografieren Eile geboten. Auch hier sind die Trichome ein Blickfang.

Bild 5: Blattquerschnitt im Auflicht

Bild 6: "Versteckte Perle"

Ungefärbte frische Blattquerschnitte in Wasser

Die Schnitte sind zwischen 50 und 70 µm dick. Dünne Schnitte zerfallen sehr leicht und Trichome und Drüsenhaare fehlen dann meist. In den Drüsenköpfchen sind deutlich die Lipidtröpfchen erkennbar und bei Verletzung kann man auch beobachten, wie die Öle austreten. (s.Bild 11)

Bild 7: Salbei Blatt quer 4er Objektiv

Bild 8: Blatt quer mit Leitbündel 10er Objektiv


Bild 9: Blatt quer Ausschnitt zum Teil mit Chlorophyll und zum Teil ohne



Bild 10: Trichome und Drüsenhaar

In Bild 9 und 11 ist erkennbar, dass die rosa Farbstoffe in der Epidermis sitzen.

Bild 11: chlorphyllfreier Bereich mit drei verschiedenen Drüsenhaaren

Es tauchen drei verschiedene Drüsenhaare mit unterschiedlich langen Stielen auf.  (Bild 11) Dabei könnte es sich um verschiedene Entwicklungsstadien handeln oder es gibt unterschiedliche Sorten von Drüsenhaaren mit eventuell auch unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Kennt sich hier jemand aus?
Die Bilder sind alle gestackt  (40 -100 Bilder) aber ungefärbt.
Anregungen und Kritik sind erwünscht.
Bleibt gesund und nutzt die Zeit
Maria





plaenerdd

Hallo Maria,
ZitatEs tauchen drei verschiedene Drüsenhaare mit unterschiedlich langen Stielen auf.  (Bild 11)
Ich kann nur zwei Typen von Drüsenhaaren erkennen, denn die langen, filzigen würde ich als Deckhaare bezeichnen. Sie tragen ja keine "Drüsen".
Dass die beiden anderen Typen von Drüsenhaaren verschiedene Entwicklungsstadien darstellen glaube ich nicht, denn die großen runden sind 1- maximal 2-zellig, die kleinen schlanken aber mehrzellig (3,4?).
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Fahrenheit

Liebe Maria,

vielen Dank für den schönen und lehrreichen Beitrag, den ich gerne unter Salbai (Salvia spec.) gelistet habe.

bnezüglich der Drüsenhaare stimme ich Gerhard zu: es sind zwei unterschiedliche Typen, wie Christian im folgenden Thread auch anhand von REM Aufnahmen belegt:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=25922.0

Die Drüsenhaare stehen zwischen den langen Trichomen, die tatsächlich dem Verdunstungs- und Lichtschutz dienen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

M Beier

Hallo Gerd, hallo Jörg,
ja die dicken haben offensichtlich keinen Stiel. Bei Bild 11 auf der rechten Seite sind zwei Drüsenhaare mit langem Stiel und ganz in der Mitte ist noch ein Drüsenhaar mit kurzem Stiel, bei dem ich nicht weiß, ob es eine juvenile Form der der dicken Form ist. Über die Art der Inhaltsstoffe könnte man nur spekulieren.
Der mehlige Salbei sieht etwas anders aus, aber von der Größe der der Drüsenzellen sind es auch zwei Formen. Wenn das öfters auftaucht, dann könnte man ja doch vermuten, dass sie auch unterschiedliche Inhaltsstoffe haben.
Gruß Maria

Bob

Hallo Maria,
gute Idee, dem Salbei mal genauer auf die Blätter zu gucken. Die grobe Struktur und Pelzigkeit sind ja mit bloßem Auge zu erkennen, aber erst im Detail kann man die feinen Strukturen bewundern.
Was für ein Aufwand im Vergleich zu den meisten anderen Blättern.

Kochrezept dazu: Kartoffeln in Scheiben schneiden mit Öl bestreichen und im Ofen garen. Wenn fertig in Schüssel kippen, gleiche Menge frische in Scheiben geschnittene Tomaten dazu. Salbeiblätter mit Öl anbraten und drüber damit. Das machen wir öfter im Sommer.

Viele Grüße,

Bob

M Beier

Hallo Bob,
ja ich finde Salbei als Gewürz auch sehr lecker. Bei uns gibt es öfters Tortelini mit Salbbeibuttter und Pinienkernen. :D
Der Verdunstungsschutz ist offensichtlich für viele Pflanzen wichtig und sehr unterschiedlich gelöst. Ich werde mal ein paar Bilder von Lavendel, Rosmarin und Olivenblättern zusammen stellen. Mich überrascht der Blick durchs Mikroskop doch immer wieder.
Gruß Maria

reblaus

Hallo Maria -

wirklich tolle Bilder! Gerade weil ungefärbt, sind sie umso eindrucksvoller.

Auf weitere gute Schnitte

Rolf

Rawfoto

Hallo Maria,

habe vor kurzem ein spannendes Buch gebraucht erworben, Mikroskopischer Farbatlas planzlicher Drogen. Dort habe ich einige Bilder zu den unterschiedlichen Drüsenhaaren gelesen und auch wirklich gute Bilder gesehen (deine sind natürlich auch gut - aber die hast du ja erst später gezeigt).

Dort steht in der Zusammenfassung bei Drüsenhaar (Seite 293):

Drüsenhaar  Trichom, bei dem ätherisches Öl in den subcuticulären Raum sezerniert wird, einfach ("Köpfchenhaar") oder komplex ("Drüsenschuppen") strukturiert; Drüsenhaar vom Astraceen-Typ (Wermutkraut, ...); Drüsenhaar vom  Lamiaceen-Typ (Pfefferminzblätter, ...)

Wenn du also nach vertiefender Literatur suchst welche eine Unzahl an Ideen für weitere Projekte liefert, dann bist Du bei dem Buch richtig. Das wird in der Ausbildung für Pharmazeuten benötigt - und wenn die vorbei ist wird das Buch von vielen in super Zustand verkauft ...

Danke für das Zeigen - spannender Beitrag

Gerhard

Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

M Beier

Hallo Gerhard,
ja danke, von dem Buch habe ich schon mal gehört und bin neugierig darauf mal rein zu schauen. Es ist auch in der hiesigen Uni-Bibliothek, nur leider ist die ja zur Zeit zu :(.
Ist also bei mir vorgemerkt.
Gruß Maria