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Kurzvideos am Mikroskop?

Begonnen von Soki, Januar 08, 2021, 19:16:37 NACHMITTAGS

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Soki

Hallo Martin,

ich habe vor längerem mit dem Hersteller Kontakt aufgenommen. Die im Adapter verbaute Optik ist auf die iPhone Kamera maßgeschneidert und vermutlich auch deshalb so teuer. Für ein unendliches System ist es sicher ein einfacher und praktischer Lösungsansatz.
Mittlerweile gibt es auch unterschiedliche Versionen hinsichtlich Güte und Nachvergrößerung:

https://www.ilabcam.com/collections/all-products

Wäre interessant zu wissen, ob hier jemand mit diesem Produkt Erfahrungen hat.

Grüße,
Simon

D.Mon

Hallo Simon und alles anderen,

ich würde gerne die physikalischen Hintergründe besser verstehen, wie dieses System funktioniert bzw. was die Vorteile sind.
Unter anderem beschäftigt mich die Frage, warum bei diesem Adapter ein Okular integriert ist und welche besonderen Eigenschaften dieses im Unterschied zum Okular des Mikroskops hat. Meine diesbezüglichen Kenntnisse sind noch eher rudimentär und ich bitte um Korrektur, wenn ich was falsches sage.

Soweit ich verstanden habe, bildet ein "normales" Okular das vom Objektiv und der Tubusoptik an einer bestimmten Stelle entworfene reelle Zwischenbild auf der Netzhaut des Auges scharf ab. Will man das Bild mit der Kamera aufzeichnen, muss die Kamera in den Abstand vor dem Okular gebracht werden, bei dem die scharfe Abbildung genau in der Ebene des Sensorchips liegt. Das wäre jetzt erstmal unabhängig davon, ob es sich um Mikroskop mit Endlich- oder Unendlichoptik handelt, richtig?

Sagst Du, Simon, dass es deswegen ein Lösungsansatz für unendliche Systeme ist, weil bei endlichen Systemen das Okular u. U. noch Abbildungsfehler des Objektivs korrigieren und deswegen auf das Objektiv abgestimmt sein muss? Bei unendlich Systemen wird, wenn ich es richtig verstanden habe, das reelle Zwischenbild durch die Tubusoptik korrigiert und deswegen kann das (unkorrigierte) Okular des iPhone Adapters an allen entsprechenden Systemen eingesetzt werden, richtig?

Wenn das das soweit stimmt, vermute ich, dass das Okular des Adapters dahingehend optimiert wurde, dass die Abbildung des Zwischenbildes auf die Lage und Größe des Sensors des iPhones/iPads abgestimmt ist. Ich würde dann weiter vermuten, dass im iPhone - ohne optischen Zoom - ein rechteckiges Bild aufgenommen wird, das einen vernünftig großen Bereich des Sehfelds zeigt und nicht, wie bei den einfachen Handyadaptern (bzw. beim freihändigen Fotografieren durch das Okular), das (fast) gesamte runde Sehfeld in einem großen schwarzen Rechteck fotografiert wird. Es würde dann der gesamte Chip für die Aufnahme dessen genutzt werden, was man eigentlich sehen und will und nicht nur - wie im zweiten Fall - nur ein kleiner Teil des Sensors.

Habe ich das einigermaßen richtig verstanden oder bin ich da (wieder mal :P ) komplett auf dem Holzweg?

Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400

Peter V.

#32
Hallo Martin,

Du hast "im Prinzip" alles richtig verstanden. Es ist jedoch keineswegs so, dass bei Unendlichoptik Okulare beliebig ausgetauscht werden können, weil es oberhalb der Tubuslinse (theoretisch) immer ein voll auskorrigiertes Bild gibt. Das ist nicht so, wie man einfach feststellen kann, wenn man eben einen solchen Austausch vornimmt. Bei manchen Herstellern übernehmen auch die Okulare noch einen nicht unerheblichen Teil der Korrektion, insbesondere bezüglich bezgl. der Planheit des Bildes. Das kann man recht einfach feststellen, wenn man sie tatsächlich einmal austauscht. Nach meiner Erfahrung wird das Bild in Details oft ,,matschiger", schlechter aufgelöst und insbesondere am Rand oft deutlich unscharf,

Ich glaube auch nicht, dass das Okular des hier vorgestellten iPhone-Adapters prinzipiell besser ist als ein originäres Okular des Mikroskops. Mag sein, dass es optisch bzgl. Austrittspupille besser an das Objektiv des iPhones angepasst ist.  Mag auch sein (das müsste man mal einen ggf. Besitzer fragen), dass dieser Adapter direkt ohne Zoomen einen rechteckigen Ausschnitt des Sehfeldes liefert. Das kann man als Vorteil sehen (ich empfände es evtl. aber sogar als Nachteil, weil ich durchaus auch die Möglichkeit schätze, einmal das ganze kreisrunde Bild aufzunehmen; hineinzoomen kann man immer noch). Der wichtigste Grund ist wohl einfach eine gescheite "Passform". Alle Abstände und Zentrierungen sind korrekt. Das ist meines Erachtens das größte Problem bei der Adaption eines Handys.  Jedes Okular hat eine andere Form, einen anderen Außendurchmesser, eine andere Austrittspupille etc. Da ist es oft schwierig und ein Gefrickel, mit den klobigen Universaladaptern (universell für diverse Handys und universell für verschiedene Okulare) eine mechanisch stabile und optisch korrekte Lage der Handykamera zu erreichen. Hier geht es ja um Millimeter, evtl. Bruchteile von Millimetern, sowohl was den Abstand Okular-Handy betrifft als auch bezüglich der Zentrierung und speziell auch der exakten Orientierung der Ebene. Es gibt immerhin 4 Freiheitsgrade, die stimmen müssen.
Bei statischen Objekten bekomme ich das sehr gut und sehr schnell freihändig hin (vermutlich, weil es ähnliche Auge-Hand-Koordinationen und ähnliche Bewegungsabläufe wie bei Ultraschalluntersuchungen erfordert), ich weiß aber, dass das für viele Mikroskopiker ein erhebliches Problem ist. I c h  hingegen fände einen solchen Adapter eher lästig. Videos kann natürlich auch ich nicht "freihändig" erstellen   :D.
Dass die Videos von Kristian so gut sind, wundert mich jetzt nicht mehr, nachdem ich den Adapter gesehen habe. Ich habe auch den Eindruck, dass die Bilder, die ich freihändig mit dem Handy aufnehme, auf Anhieb "besser" (bezüglich zum Beispiel Farbdarstellung, Belichtung etc.) sind als die, die ich mit einer ordentlich adaptierten DSLR oder gar c-mount-Kamera aufnehme. Warum das so ist, hat sich mir bisher allerdings auch noch nicht wirklich erschlossen. Jedenfalls ist die Leistung von Smartphonekameras immer wieder erstaunlich!
Grundsätzlich ist aber die hier vorgestellte iPhone-Adaption schon toll, wenn man Videos aufnehmen will und das passende iPhone hat. Allein: 240 EUR ist nicht ganz preiswert und bei der relativ kurzen Lebenszeit eines Handys hat man ja nur ein paar Jahre etwas davon.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Soki

#33
Hallo Martin,

ich kann Peter nur beipflichten. Um auf eine Frage von Peter zurückzukommen:

Es wurde für den Pseudo DIC folgender Kondensor verwendet:

https://www.tequipment.net/Motic/1101001901581/Condensers/


Ich ergänze noch Folgendes:

Man sieht auch mit diesem Adapter nur einen Kreis. Erst durch das Zoomen erhält man einen rechteckigen Ausschnitt. Aber das sehe ich auch als Vorteil, zumal die neueren iPhones einen optischen Zoom haben.

Laut Hersteller ist ein Okular stets auf das Auge des Betrachters ,,optimiert". Bei dem Adapter wurde anscheinend die Optik dahingehend korrigiert, dass auf der Kamera möglichst wenig Abbildungsfehler zu sehen sind.

Der Preis ist sicherlich nicht ganz günstig, aber die Kamera eines iPhone X wird auch noch in 5+ Jahren eine gute Figur machen. Falls man es aus anderen Gründen ersetzen will bzw. muss, kann man es ja nach wie vor als Kamera verwenden. Es käme allerdings ein Akkuwechsel auf einen zu.


Grüße,
Simon

Lumi

Also ich bin auch am googlen und suchen was man alles mit Linsen rausholen könnte.
z.B. mit einem Weitwinkelokular usw.

Bei Versuchen bin ich aber auf etwas anders gestoßen, und meine Frage
"wie machen ich gute Nahaufnahmen" hat sich jetzt endgültig erledigt.

LÖSUNG: Einfach mal das 10er Okular an die Handylinse halten  ;D

Grüße
Franz


D.Mon

Hallo nochmal,

Danke für Eure Kommentare.

In dem Film sieht man, dass das Handy auf 1,3x gezoomt ist.
Es ist sicher  von Vorteil, wenn das ein optischer und kein digitaler Zoom ist.

Der verlinkte Kondensor scheint der Standardkondensor des BA310 zu sein.
Peter weiß es bestimmt genau.

Mich würde mal interessieren, was die Vorteile eines achromatischen Klapp- bzw. swing-out Kondensors sind.
So einen gibt es von Motic nämlich auch und der ist auch um einiges teurer als der Abbe Kondensor mit gleicher N.A.

Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
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Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400