Ölimmersion des Kondensors bei Blutausstrichen

Begonnen von mlippert, Januar 24, 2021, 01:21:57 VORMITTAG

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mlippert

Hallo,

hat jemand die Möglichkeit mal ein Vergleichsbild eines Blutausstrichs mit und ohne Immersionsöl auf einem geeigneten Kondensor zu machen? Ist der Unterschied denn sichtbar?

Grüße,
Micha

rlu

#1
Hallo Micha,

ich habe keine Auflösungsverbesserung bei der Ölimmerision vom Kondensor erkennen können.
Deshalb verzichte ich darauf.
Danach sind Kondensor und die Unterseite vom Objektträger mit Öl verschmiert.
Oben brauchst du nur einen klitzekleinen Tropfen und unten schwimmt das Öl zwischen Kondensor und Objektträger.
Von der Theorie soll die volle Leistungsfähigkeit des Kondensor nur gegeben sein, wenn er immergiert ist?

Vielleicht gibt es ja andere Erkenntnisse.

Liebe Grüße
Rudolf

reblaus

Hallo -

man muss bedenken, dass durch die Verwendung eines nichtimmergierten Kondensors (Ap = 0,95), die Auflösung nicht auf die Kondensorapertur limitiert ist, sondern dass sich sozusagen ein Mittelwert zwischen Kondensor und immergiertem Objektiv einstellt.
Also z.B. bei Kondensor 0,95 und Objektiv 1,4 = 2,35/2 = 1,15.
Falls es sich nun nicht um ein (Forschungs)objekt handelt bei dem das letzte Quäntchen Auflösung einer Rolle spielt und auch alle anderen Parameter möglichst optimiert sind, kann man sich meist den Zusatzaufwand sparen, den das Ölen des Kondensors mit sich bringt.

Viele immergierte Grüße

Rolf

piu58

Bei den Blutausstrichen unserer Mibi wird der Kondensor nie immergiert.
Bleibt dran, am Okular.
--
Uwe

ImperatorRex

#4
Zu Rolfs Hinweisen möchte ich noch eine kleine Ergänzung hinzufügen: Je nach der Beschaffenheit des Beobachtungsobjektes wird ja oftmals sowieso nicht mit der maximalen Apertur des Objektives gearbeitet. Vielmehr wird zur Kontraststeigerung die beleuchtungsseitige Apertur des Kondensors mittels der Aperturblende mehr oder weniger reduziert. Geht man nach davon aus, dass man die Apertur des Objektives zur Kontraststeigerung um 1/3 reduzieren muss, würde man für das Objektiv mit einer numerischen Apertur von 1,40 sowieso nur eine Kondensor-Apertur von etwas über 0,9 benötigen. Insofern reicht dann auch die Apertur der nicht immergierten Frontlinse des Kondensor aus, um das Objektiv mit einer Apertur von ~ 0,95 zufriedenstellend auszuleuchten.
viele Grüße
Jochen

rlu

#5
Hallo,

das Thema ist ein Mysterium. Also ich habe es noch nicht verstanden.

Ich muß abblenden, damit ich einen Kontrast wahrnehmen kann.
Blende ich ab, dann verliere ich Auflösung. Jochen schreibt: Man muß ablenden und die Apertur zur Kontraststeigerung um 1/3 reduzieren. 1/3x1,4 ~0,95
Immergiere ich nicht, dann schreibt Rolf, kommt eine gemittelte Apertur von 1,15 raus

Gibt es eine Möglichkeit die Apertur von 1,4 aus dem Objektiv rauszuholen, wenn man
a. den Kontrast durch eine bildsteigernde Methode(Software) erhöht, die Blende bleibt offen? und gleichzeitig
b. wenn man den Kondensor in Öl badet, also immergiert?

Und dann frage ich mich, ob die Konstruktion vom Kondensor so sinnvoll ist, weil wie schon erwähnt beim Objektiv ein Tropfchen Öl genügt. Konstruktionsbedingt muß man den Kondensor in Öl baden. Da wäre als Kondensatorersatz auch so eine Art Objektiv mit minimaler Berührfläche denkbar.

Auszug aus Kremer, Das große Buch der Mikroskopie, Seite 253, Auflage von 2002
9.1 Grundlegende Arbeits- und Präparationstechniken


Im Gegensatz dazu schreibt Klaus Henkel in seiner Mikrofibel auf Seite 120


Ich konnte noch nie einen Unterschied feststellen, weder mit Öl, Glyzerin oder Wasser?!

Klaus Henkel schreibt dazu:
Zitat Klaus Henkel, Seite 125 von der Mikrofilbel.
"Bei einem Ölimmersionsobjektiv muß man Immersionsöl zwischen Objektivfrontlinse und Deckglas brin-gen, sonst erhält man kein scharfes Bild. Und auch zwischen Objektträger und Kondensorlinse gehört Immersionsöl, weil sonst die Apertur und damit das Auflösungsvermögen des Objektivs nicht ausgenutzt werden kann und weil der Strahlengang des Kondensors so berechnet ist! Ohne Immersionsmittel hat ein Immersionskondensor keine höhere Apertur als 0,90 bis 0,95. Wenigstens mit Wasser sollte man ihn immergieren, aber bitte mit destilliertem bzw. sauber entsalztem."

Zumindest bei Auflösungstests oder Diatomeenbeobachtung sollte das ein Thema sein.

Liebe Grüße
Rudolf

reblaus

Hallo Rudolf -

Du hast doch die Sachlage klar dargestellt!

Vielleicht hilft der nochmalige Hinweis weiter, dass bei Ratschlägen zur (sehr subjektiven) Bildqualität oft nicht klar zwischen Konstrastverbesserung+Verbesserung der Tiefenschärfe und Auflösungsvermögen unterschieden wird. Auch bei der digitalen Fotografie wird durch die grenzenlosen Bearbeitungsmethoden ja deutlich, dass das subjektiv optimale, kantengeschärfte Bild nicht das beste Auflösungsvermögen besitzt.
Wenn höchstes Auflösungsvermögen mit kompletter Immersion nötig ist, spielt der Gesamteindruck des Bildes eine geringere Rolle, da geht es um Einzelstrukturen.

Viele Grüße

Rolf


Rawfoto

Hallo Rudolf

Wenn ich die volle Auflösung im Bild brauche darf weder die NA durch die Blende reduziert werden noch darf eine Luftschicht überbleiben. Das bedeutet zwei Mal Öl, Blutausstrich wird ja ohne Deckglas fotografiert ...

Die APO Objektive der letzten 40 Jahre verkraften das ohne Probleme.

Daher müssen viele Schichten fotografiert werden um einen Schärfeeindruck zeigen zu können.

Meine Ausstellungsbilder sind teilweise über einen Quadratmeter

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

jochen53

Hallo,
es geht auch mit Wasser auf der Kondensorfrontlinse statt Immersionsöl, ist immerhin besser als ohne, Glyzerin wäre besser als Wasser, das läßt sich leichter reinigen.
Dieter Gerlach schreibt, ein normaler Trockenkondensor mit n.A. 0,95 reicht für normale Arbeiten aus, weil man ja ohnehin abblendet.
Bei meinem Ölimmersionsobjektiv Carl Zeiss West Plan 100/1,25 Öl m.I. kann ich an der eingebauten Irisblende die n.A. von 0,8 bis 1,25 einstellen.
Jochen.

Bob

Hallo zusammen,
der Vorteil des immergierten Kondensors ist ja dann, dass ich mir aus dem gesamten möglichen Aperturbereich die optimale Aptertur auswählen kann. Stelle ich dann fest, dass ich bei einem bestimmten Objekt immer deutlich abblende, kann ich mir zukünftig das immergieren schenken bzw. mich mit Wasser begnügen.

Viele Grüße,

Bob

Jürgen Boschert

Hallo Jochen,

... Bei meinem Ölimmersionsobjektiv Carl Zeiss West Plan 100/1,25 Öl m.I. kann ich an der eingebauten Irisblende die n.A. von 0,8 bis 1,25 einstellen. ...

dir ist aber schon klar, dass diese Iris nur dazu dient, bei Dunkelfeld, und nur dort, die Apertur des Objektives um das optimale Maß zu reduzieren, dem Kondensor anzupassen ?
Beste Grüße !

JB

David 15

Hallo Rolf,

ist das mit dem Mittelwert aus Objektivapertur und Konfensorapertur wirklich so? Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass ein Objektiv mit N.A 1,4 und trockenem Kondensor 1,4 tatsächlich eine Gesamtapertur von 1,4 liefern soll?

Herzliche Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Jürgen Boschert

Hallo David,

einen Trockenkondensor mit NA 1,4 kann es nicht geben, die maximale Apertur eines Trockensystem liegt zwischen 0,9 und 0,95 (Stichwort Totalreflexion). Rolf hat ja vorgerechnet, dass die mit einem Objektiv mi NA 1,4 in Kombination mit einem Trockenkondensor erzielte Apertur des Gesamtsystems bei 1,15 liegt. Mi einem immergierten Kondensor 1,4 kann dagegen die volle Öffnung on 1,4 erreicht werden.
Beste Grüße !

JB

David 15

Hallo Jürgen,

danke, jetzt weiß ich wo mein Denkfehler war ! ::)

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

jcs

Zitat von: rlu in Januar 24, 2021, 16:02:07 NACHMITTAGS


Auszug aus Kremer, Das große Buch der Mikroskopie, Seite 253, Auflage von 2002
9.1 Grundlegende Arbeits- und Präparationstechniken

Im Gegensatz dazu schreibt Klaus Henkel in seiner Mikrofibel auf Seite 120

Hallo Rudolf,

da hat Herr Henkel sicher den besseren Ratschlag gegeben. Die Helligkeit über die Aperturblende zu regeln ist keine gute Idee in meinen Augen, da dann gleichzeitig das Bild verändert wird (Tiefenschärfe, Auflösung, Kontrast). Deshalb ist es sinnvoller, die Helligkeit über die Lampenregelung anzupassen, insbesonders bei den aktuellen LED-Beleuchtungen, da hier auch der Weißabgleich konstant bleibt.

Den Kremer finde ich ein sehr gutes Buch, das nach 20 Jahren halt einmal ein kleines Update gebrauchen könnte, aktuell wird bei jeder Auflage leider nur das Titelbild ausgetauscht.

Jürgen