Verwendung einer XBO75 Mikroskop-Lampe

Begonnen von Manfred Kretzschmar, März 05, 2021, 09:44:12 VORMITTAG

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Manfred Kretzschmar

Hallo ,
ich habe eine Zeiss-Mikroskoplampe XBO 75W/2 (467259-9901/Sockel NR.468031-9902) mit einem XBO-75 Leuchtmittel erworben.
Für welche Anwendung ist diese Beleuchtung am besten einsetzbar?
Mir fehlt leider noch das Vorschaltgerät dafür (VXHC 75/100 Lkf-1b ZeissNR.382943)
Wer hat sowas und kann es mir anbieten.

vielen Dank

Manfred

plaenerdd

#1
Hallo Manfred,
wegen des relativ hohen Blau-Anteils wurden diese Lampen wohl vor allem für die Floureszenzmikroskopie angewendet.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Silber_und_Licht

#2
Guten Tag Manfred,

diese Lampe hat verschiedene sehr schöne Eigenschaften, die sie für mehrere Verwendungen gut einsetzbar mach(t)en. Ich habe sie in der biomedizinischen Forschung zur Einzelzell-Calcium-Messung mittels FURA-II eingesetzt. Im hierfür benötigten Wellenlängenbereich von 340/360/380nm gibt sie eine hinreichende Lichtleistung. Dazu kann man auch die Variante OFR (Ozon frei) verwenden. Will man - aus welchen Gründen auch immer - mit der Wellenlänge noch weiter hinunter, ist man dann allerdings auf die Ozon produzierende Variante angewiesen. Wobei ich ganz klar weniger Bedenken wegen des etwas unangenehm riechenden Ozons habe, dem man durch effektive Belüftung gut beikommen kann (früher war das sogar mal gesund, Bäder und Touristeninformationen machten Reklame mit der ozonreichen Luft), als wegen des nicht sichtbaren Streulichts von UV, welches bei nicht sorgfältiger Abschirmung bzw. Filterung zu schmerzhaften Bindehautentzündungen oder noch unangenehmeren Dingen führen kann. Wobei wenige Sekunden Streulicht bei einer Lampenjustage nicht von Interesse sind, wohl aber die womöglich stundenlange Exposition im Mikroskopie-Labor bei der Arbeit.

Ferner besitzt die Lampe eine Farbtemperatur die dem Tageslicht sehr ähnlich ist und die sich daher als leistungsfähige Lichtquelle für Tageslichtfilme gut eignete. Das war auch der Grund warum ich sie auch beim Hobby gerne benutzt habe. Allerdings hier in der Variante XBO 150W. Dies sowohl in Verbindung mit einem Ultraphot als auch mit einem Panphot. In beiden Fällen vor allem zur Auflichtmikroskopie in Verbindung mit HD-Optik. Hier sind dann vor allem die niedrigen Vergrößerungen das Licht fressende Verfahren. Vor allem wenn man gerne Rollfilm 6x7 belichten wollte. Man kam dann auch bei Verwendung von 27/10°DIN bzw. 400ASA schnell mal auf Belichtungszeiten von einigen Sekunden - trotz der Leistung einer XBO 150W.

Die Lampe emittiert im Gegensatz zur HBO Quecksilberdampf-Lampe kein Linienspektrum sondern ein fast schon ideales Kontinuum vom UV bis ins tiefe Rot. Allerdings folgt dann noch eine erhebliche Spitze im infraroten Bereich, die man mit dicken BG38 Filtern zurückhalten muss. Vor allem wenn man visuell mikroskopieren will. Davon abgesehen werden auch empfindliche Präparate in Mitleidenschaft gezogen. Das Gleiche gilt natürlich unbedingt für die kurzwellige Seite, aber das schrieb ich schon oben. Das Kontinuum hat aber den Vorteil, dass man sich im Gegensatz zur HBO im Grunde jede gewünschte Wellenlänge mit entsprechenden Filtern herausgreifen kann. Dies kann u.U. bei speziellen Fluoreszenz - Untersuchungen ein Vorteil gegenüber der HBO sein.

Ein Sonderfall ist/war eine spezielle Variante der Konfokalmikroskopie. In den 1990er Jahren fertigte die Firma Perkin-Elmer ein Konfokalmikroskop, welches den Scanvorgang nicht mit Galvanometer-Spiegeln in X- und Y-Richtung ausführte, sondern mit einer Nipkow-Scheibe. Hier war der Lichtbedarf immens, weil das Verfahren zwar sehr schnelle Scans machen konnte, aber damals mit erheblichem Lichtverlust behaftet war. Aus diesem Grund wurde hier ebenfalls eine XBO - Lampe eingesetzt. Das Verfahren ist in den letzten Jahren erheblich verfeinert wieder aus der Asche auferstanden, die Geschwindigkeit wurde noch erheblich gesteigert, die Lichtausnutzung ebenso verbessert wie die Bildaufnahmetechnik. Das Resultat sind Bildraten von bis zu 25 Bilder mit je bis zu 10 Schichten pro Sekunde, also Echtzeitmovies in 3D beispielsweise von intrazellulären Transportvorgängen. Dies quantitativ mess- und auswertbar. Da man damit vorzugsweise Lebenduntersuchungen an Zellen macht, ist man gleichzeitig darauf angewiesen, die Lichtmenge zu minimieren - Stichwort Phototoxizität - und lässt die Finger tunlichst von den leistungstarken Lichtquellen, vom energiereichen UV-Licht sowieso.

Es ist unbedingt zu berücksichtigen dass der Lampenkörper der Xenon-Lampe XBO im Gegensatz zur Quecksilberdampf-Lampe HBO auch im kalten Zustand unter Druck steht und deshalb tunlichst nicht aus seinem Lampenhaus entnommen werden soll, wenn man nicht über eine entsprechende Schutzausrüstung - Handschuhe und Gesichts- bzw. Augenschutz - verfügt. Die Lampe kann unvermittelt platzen und dann fliegen die Quarzglassplitter immer genau dorthin, wo man sie denkbar schlecht gebrauchen kann: ins Auge. Aber auch sonst sind kleine Glassplitter im Körper nur schwer auffindbar und können lange - sehr(!) lange - Pein verursachen! Deshalb bitte unbedingte Vorsicht im Umgang mit XBO-Lampen! Das soll nicht heißen dass man damit nicht arbeiten kann oder soll - das habe ich selbst jahrelang gemacht - aber bitte mit Sachverstand und Umsicht.

Freundliche Grüße

Wolfgang
"Du" fänd' ich ganz in Ordnung.

das Schönste: ZEISS Lumipan
das Liebste: LEITZ Panphot II, Ortholux
das Beste: ZEISS Axiomat

eine etwas umständliche Vorstellung: www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28652.0

Manfred Kretzschmar

Hallo liebe Forum-Mitglieder,

vielen Dank für die unfangreichen Infos zu der Verwendung der XBO-Leuchte.
Wie ich bemerkt habe hat Wolfgang ein Axiomat in seinem Bestand.
Auch ich habe ein solches Mikroskop als inverse Variante mit DIC bei mir.Leider in einem schlechten  Zustand.
Vielleicht kann mir einer der Foristen/Wolfgang bei der Restaurierung helfen.
Ich muß mich aber auch noch in das System einarbeiten.
Über weitere Infos würde ich mich freuen.

mfG
Manfred