Zeiss CPL stellbares Okular öffen - wie kommt man da rein?

Begonnen von Bob, Februar 16, 2021, 13:55:48 NACHMITTAGS

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Bob

Hallo zusammen,
ich habe hier ein stellbares Zeiss CPL Okular mit störender randlicher Delamination. Ich würde ese gerne öffnen um zu sehen, ob ich die Delamination beheben kann, aber ich bekomme das Ding nicht auf. Was auffällt ist ein kleiner zylindrischer Schieber (Bild 2) dessen Funktion ich nicht erkennen kann.

Hat jemand so eins schon mal zerlegt und kann mir einen Tipp geben?

Viele Grüße,

Bob

reblaus

Hallo Bob -

in der Tat konnte ich Randdelamination bei einigen CPls relativ einfach beseitigen. Wenn man den Rand des Zweilinsers freibekommt kann man diesen einige Tage in eine verdünnte Lösung eines geeigneten Kitts legen. Leider ist das nur bei den Normalokularen möglich, da sitzt der Zweilinser locker in der Plastikhülse und ist von der einfachen Feldlinse nur durch einen Abstandsring aus Plastik getrennt. Das Ganze wird von einem Schraubring gehalten.
Bei meinen einstellbaren Cpls saß das Linsensystem zwar auch locker in der Hülse und konnte nach Abschrauben des Unterteils entnommen werden. Leider war es aber in einer Messinghülse fest eingekittet, sodass es nicht möglich war, den delaminierten Rand des Zweilinsers dem Bade zugänglich zu machen.
Warum Du dein Unterteil nicht aufschrauben kannst, weiß ich nicht - aber vermutlich wäre es eh vergeblich. Der zylindrische Schieber ist m.E ein Verdrehschutz, der nach Einsetzen des Okulars (z.B. in einen Poltubus) einrastet, aber auch inaktiviert werden kann.

Wie lange die Randdelaminiation bei meinen gesundgepflegten Fest-Cpls erhalten bleibt, kann ich nicht sagen. Aber seit einem Jahr ist bei den fraglichen Exemplaren nichts passiert. Es gibt auch ein Forumsmitglied, das vor einigen Jahren solche Reparauren gemacht hat. Er hatte mir damals ein CPl 12,5 x Br überholt, das heute noch o.k. ist.

Viele Grüße

Rolf

Herbert Dietrich

Hallo Bob,

der untere Stutzen sollt durch Drehung gegen den Uhrzeigersinn zu lösen sein, eventuell etwas Löser? und gelindes Erwärmen.
Wie Rolf schon schrieb, manchmal kann man die Augenlinse lösen, manchmal nicht. Die letzte die ich bearbeitet habe ist einzementiert!
Da habe ich aufgegeben. So ein Gruscht >:(,  da lobe ich mir die Kpl's.

Viel Glück, vielleicht klappt es doch.

Herzliche Grüße

Herbert

Bob

Hallo Ihr beiden,
vielen Dank für Eure Rückmeldungen!
Ich habe es dann noch mal versucht. Der Teil mit RMS-Steckdurchmesser ließ sich dann mit viiiel Kraft herausdrehen. Das restliche Zerlegen erforderte noch einmal viel Kraft, aber der Zugang war erkennabr. Das Gute: mein augenseitiges Doublet ist nicht in Messing gefasst, der Spalt ist zugänglich und das Doublet schwimmt gerade im warmen Xylol. Ich denke dass die Chancen gut stehen, es wieder hinzubekommen. Brillenträgerokulare mit Fokuseinstellung habe ich sonst nicht, da wäre schon schön, wenn das klappt. Sie gehören zu einem Zeiss Invertoskop D - ein Mikroskop mit Einblick auf Bauchnabelhöhe! ::)

Viele Grüße,

Bob

Herbert Dietrich

Hallo Bob,

Glückwunsch!
Was machst Du nach dem Xylolbad?

Herzliche Grüße

Herbert

reblaus

Hallo Bob -

also ich habe nicht versucht die Augenlinse mit Xylol o.ä abzutrennen zumal ich nicht wußte ob Zeiss überhaupt einen löslichen Kitt verwendet hat oder was mit UV gehärtetes.
Optik-Theoretiker mal weghören - bei mir hat ein längeres Bad in mit Isoprop verdünntem Euparal ausgereicht. Natürlich nur bei reinen Randdelaminationen, nicht bei meinen komplizierteren Fällen aus dem Delaminations-Zoo ...

Viele Grüße

Rolf

Bob

Mein Plan ist, das Doublet in einem Xylol-Canadabalsam-Gemisch einzulegen und das Xylol dann verdunsten zu lassen. Das hatte schon mal brauchbar geklappt. Ich werde berichten!  Reparaturbedürftige Zeiss-Optik gibt es ja genug....

jochen53

Hallo,
die Linsen der massenhaft infizierten Kpl-Okulare (ein bekannter Händler führt sie gar nicht mehr und hat jede Menge kaputter rumliegen) wurden mit UV-härtendem Linsenkitt verkittet. Lösen kann man den, wenn überhaupt, nur durch langes und hohes Erhitzen in einem hochsiedenden Lösemittel.

Viele Grüße, Jochen

Jürgen Boschert

Hallo Bob,

meine Empfehlung: Lass es. KPL-Okulare kann man problemlos zerlegen und meist auch "relaminieren". CPL-Okulare sind eine absolute Sparversion bzgl. der mechanischen Zusammensetzung. Die Feldlinse kann man zwar nach Entfernen einer Schlitzringmutter -die ist tatsächlich aus Metall- herausnehmen, aber dahinter wird´s biestig. Die Augenlinse ist ein verkittetes Duplett und oft bis meistens delaminiert. Sie ist eingeklebt und mit einer ebenfalls aus Plaste gefertigten und eingeklebten Abstandshülse gesichert. Der verwendete Kunststoff ist zu allem Überfluss lösungsmittelempfindlich und wird durch Xylol, Aceton und weiteren aufgelöst. Meine Versuche haben alle damit geendet, dass ich letztlich zwar das Duplett herausbekommen habe, aber hinterher keine Fassung mehr gehabt und meine eigene ob der Konstruktion verloren habe. Die KPL sind optisch dtl. besser und in der älteren, schweren Metallausführung leicht zu zerlegen; zudem sind bei den älteren die verwendeten Tripletts mit Xylol-löslichem Kitt zusammengebracht. Der obskure UV-Kleber kam erst in den spät(er)en Versionen zum Einsatz; ich erinnere mich an einen hier im Forum geposteten Beitrag von unserem Klaus (Herrmann); darin hatte er beschrieben, dass ihm eine Trennung der Glieder erst nach fast eintägigem Kochen in Toluol gelang !
Beste Grüße !

JB

Herbert Dietrich

Hallo Bob,

ich träufle imt einem Zahnstocher eine kleine Menge Caedax ringsum in den Linsenspalt.
Lasse bei 40 -45° trocknen, wische dann mit einem Xylolgetränkten Toilettenpapier den überschüssigen Caedax ab,
säubere die Linsen, wenn nötig mit etwas Xylol und baue wieder zusammen.
Caedax soll angeblich früher, vor der UV-Kleber-Zeit, als Kitt von Zeiss verwendet worden sein.

Herzliche Grüße

Herbert

Bob

Hallo zusammen,

ich möchte nochmal berichten, was ich gemacht habe, und was dabei rausgekommen ist:
Eine Bestandsaufnahme ergab, dass ich 5 CPL 10x 18 Brille Okulare habe, eins stellbar, drei delaminiert.
Jetzt habe ich ein undelaminiertes Doublet freigelegt durch abdrehen der Fassung und in die stellbare Fassung eingesetzt. Damit hatte ich wieder ein gutes Paar für das Invertoskop.
Ein Doublet habe ich inn Xylol und Xylol/Canadabalsam-Mix gebadet. Die Delamination ging fast vollständig weg bis auf einen kleinen etwa quadratischen Bereich am Rand, der sich nicht verfüllen lässt. Das andere Doublet habe ich in Isopropanol gebadet und nach längerem Mühen (Auch mit US-Bad) die Spalte gefüllt bekommen. Dann Euparal-Iso-Mix dran und darin warm eingetrocknet. Es blieben leichte sichtbare Mängel, da weit am Rand aber hinnehmbar. Das Paar ist damit mit leichten Einschränkungen einsetzbar. Doublet drei badet gerade, es ist stark delaminiert, ich habe da wenig Hoffnungen. Mal sehen, wie die beiden anderen sich auf Dauer entwickeln.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich lohnt, es zu probieren, mal klappts, mal nicht. Bei einem Neofluar 6,3 war mit doch tatsächlich eine Linse zersplittert, ich hatte sie zur Orientierung seitlich angeritzt, dann die Wärmespannungen und knack.

Viele Grüße,

Bob

reblaus

Hallo Bob -

manchmal lohnt sich etwas Geduld. Anfangs hatte ich mich bemüht, die Randdelamination nur an einem Sektor einzutauchen, auf das die Luft von dem kapillar aufsteigenden Isoprop-Euparal-Gemisch verdrängt werden sollte und keine Luftbläschen eingeschlossen würden. Das hat aber oft nicht geklappt, sodass letzteres doch vorkam. Darauf habe ich das Linsendublett vierzehn Tage in der Soße liegen lassen und schließlich war das Luftbläschen verschwunden.

Bin gespannt ob und wann diese Delaminationen wieder auftauchen - Du wohl auch.

Viele Grüße

Rolf

Bob

Hallo Rolf,
ich habe ein delaminiertes Doublet deutlichen thermischen Schwankungen ausgesetzt, und die Delamination ist nicht weitergewandert. Es kann also sein, dass der Rest der alten Kittschicht stabil ist, und das hinzugegebene Harz nur den Spalt gefüllt halten muss.
Generell finde ich es nicht ideal, Sachen ohne Reparaturversuch wegzuwerfen, und bei Zeiss würde es auch nach und nach knapp werden mit manchen Komponenten. Was ja auch schon angewendet wurde ist Immerionsöl - auch einen Versuch wert.

Viele Grüße,

Bob