Bewegungsstudien von Protozoen und Unbekanntes

Begonnen von Lorbass, Februar 20, 2021, 20:37:40 NACHMITTAGS

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Lorbass

Liebe Mikroskopiker-Hilfe-Gemeinde,



ich bin als Neumikroskopiker Heuaufguss Fetischist. Stundenlang kann ich die Veränderungen in der Population, aber auch die einzelnen Individuen beobachten. Mit Euer und Internetunterstützung arbeite ich mich unbelastet voran. Begeistert war ich von meinen Videofilmen, die in den Bewegungen meiner kleinen Tropfengemeinde mir feine Details offenbaren, die mit Einzelbildern beim Durchlichtmikroskop eigentlich nicht erkennbar sind. Ich will sie Euch nicht vorenthalten und erbitte gleichzeitig neben heftiger Kritik auch Hilfe, wenn meine Zuordnungen nicht korrekt sind. Canon 7D Chipprojektion des Primärfokus, HD-Video.

Hier sind die Youtube-Links(alles public):

https://youtu.be/CPjJtpqyZ-w
https://youtu.be/w7cbKD9PM0Uh
ttps://youtu.be/z86IDvYgL6s
https://youtu.be/GR_pdWm-b1I
https://youtu.be/oTrozUc1QFA
https://youtu.be/FgZWU3oQmAI
https://youtu.be/3VxM7S3R6FI

Wer weiß, was ich hier gefunden habe?
https://youtu.be/pCoG-lXmQSs

Dieses folgende Gebilde (Foto) habe ich Spiralnebel getauft. Zuerst dachte ich an eine zufällige Anordnung von Irgendetwas. Jetzt ist es mir in vier Wochen zum zweiten Mal untergekommen. Es ist unbeweglich.




Danke für die Mühe, auch des Filmeanschauens

Lorbass

D.Mon

#1
Hallo Lorbass,

ich kann Deine Begeisterung verstehen.
Ich habe zurzeit auch einen Hauaufguss und entdecke da immer wieder aufs Neue unbekannt Wesen.
Aber auch Proben aus Haus (z. B. Blumentöpfe und -vasen), Garten und Natur bringen immer wieder Überraschungen - wahrsten Sinne des Wortes - ans Licht .

In der Beschreibung einer Deiner Videos schreibst Du, dass Strudelwürmer zu den Ciliaten gehören.
Das ist nach meinem Kenntnisstand nicht richtig.
Sie gehören meiner Ansicht nach zum Stamm Plathelminthes und nicht zum Stamm Ciliophora (früher Ciliata).
Sie sind außerdem im Gegensatz zu Ciliaten Metazoa, also mehrzellige Tiere.

Mich würde noch interessieren, welches Mikroskop Du verwendest und wie Du die Kamera damit verbunden hast.
Außerdem finde ich Größenangaben (z. B. in Form eines kleinen Maßbalkens) in Fotos und Videos immer sehr nützlich.

Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400

Lorbass

Natürlich hast Du recht, es ist ein Mehrzeller, dazu noch ein häufiger. Ich konnte anfangs nicht erkennen, wie er schwimmt, aber mit mein slow-motion Filmen sieht man deutlich die Cilien, die ihn beschleunigen.
Mein Mikroskop ist das Swift 380T, dass einen driten Tubus zum Fotografieren hat. Kostete vor drei Wochen als Sonderangebot noch 250 Euro über Amazon. Bilder mittels Pankake durchs Okular können nie so gut sein und besser auflösen als die direkte Projektion des Objektivs auf der Kamerachip. Für Meine Canon 7D hab ich den Adapter bei Amazon geholt. Er passt direkt in den Kameratubus, wenn man den Extender abschraubt. Fotos kann ich Dir davon liefern. Größenangaben mit Meßlatte mach ich nicht. Meine Angaben: Okularvergrößerung mal Objektivvergrößerung, wie auf den Linsen aufgedruckt müsstest Du leicht umrechnen können.
Ich hatte noch Fragen zu zwei Individuen gestellt. Kannst Du die nicht beantworten?
Gruß
Lorbass

plaenerdd

Hallo Losbass,
Zitat von: LorbassBilder mittels Pankake durchs Okular können nie so gut sein und besser auflösen als die direkte Projektion des Objektivs auf der Kamerachip.
Das stimmt so nicht, zumindest nicht für Dein Mikroskop, das keine voll auskorrigierten Objektive hat. Das Okular ist Teil des optischen Systems und zwar nicht nur zur reinen Vergrößerung, sondern auch zur Korrektur der Abbildung.
Im letzten Link scheinen sich Bakterien, um etwas nahrhaftes zu balgen.
Ein Maßstab ist für Bestimmungen immer hilfreich und leicht zu erstellen: Ein Objekt bekannter Größe (optimal ist ein Objektmikrometer, aber es tun auch rote Blutkörperchen, die ja jeder dabei hat ;D d=7,5µm) mit allen Objektiven fotografieren und über die Pixelanzahl die Bildbreite ausrechnen. Das muss man ja nur ein Mal machen und kann dann immer sagen: Die Bildbreite beträgt....
Es weiß ja niemand welchen Ausschnitt Deines Mikroskopischen Bildes zu fotografiert hast und wie groß Deine Bildfelder sind. Etwas komplizierter wird es bei Bildausschnitten, die Du digital am Rechner machst. Aber auch da helfen die Pixelzahlen der Objekte bekannter Größe.
Den Spiralnebel habe ich auch schon mal gesehen, weiß aber jetzt nicht auf Anhieb wo und was. Wenn die Farbe stimmt (leicht grünlich) sollte das eine Alge sein.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Lorbass

Hallo Gerd, erst mal Danke, dass Du geantwortet hast. An mein Thema traute sich bisher keiner ran. Soll ich Dir verraten, wie ich die slow-motion Videos gemacht habe, oder weißt Du das aufgrund langjähriger Erfahrung?

Das mit der "Alge" für den "Spiralnebel" kann gut sein, obwohl durch die Bildbearbeitung Farbverschiebungen auftreten. Ein Bisschen grün wars. Die langen farblosen Schweife irritierten mich. Ich freue mich, dass man nicht denkt ich hätte mir das ausgedacht.

Bakterienhaufen hatte ich so noch nie gesehen. Vielleicht balgen die sich wirklich um einen Apfel. Die Kleinen haben tatsächlich Bakteriengröße. Als solche hatte ich sie auch eingestuft, dachte aber es wäre vielleicht eine höhere Organisationseinheit wie Volvox.

Zum Equipment: so ein tolles Mikroskop hab ich nicht, bei dem das Bild erst hinter dem Okular korrekt ist. Meine Chipprojektion entspricht sowohl in Größe auch in Abbildungsqualität bis zum Rand praktisch meinem Sehfeld. Blutkörperchen sind eine gute Idee, aber ich bin kleinwüchsig, sind da meine nicht auch kleiner? Wie wärs mit meinem Standardparamecium, dass bei mir in den Brühen immer gleich groß aussieht (paramecium tricium, glaub ich) und Basis dieses meines Beitrags "Bewegungsstudien" ist?

mfg
Lorbass

plaenerdd

#5
Hallo Losbass,
auch Deine Blutkörperchen sind ca. 7,5µm groß, wobei das natürlich ein Mittelwert ist, der aber nur inrelativ engen Grenzen schwankt und man hat ja nie nur ein einzelnes unter dem Mikroskop. Ich hoffe Du weißt, wie man einen Ausstrich macht? Ansonsten kann man sich auch ein Objektmikrometer borgen. Man braucht es ja nur einmal.
ZitatZum Equipment: so ein tolles Mikroskop hab ich nicht, bei dem das Bild erst hinter dem Okular korrekt ist.
Ähh, das ist wohl ehwer umgekehrt: nur bei den sehr guten sehr teuren Objektiven ist das Bild schon ohne Okular voll auskorrigiert. Das sind dann auch i.d.R. Unendlichobjektive. Deine sind aber für 160mm Tubuslänge korrigiert (siehe Aufdruck auf den Objektiven). Deshalb die violetten Säume um die Kontrastgrenzen z.B. bei dem Spiralnebel.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

D.Mon

Hallo Losbass,

Zitat von: Lorbass in Februar 22, 2021, 18:14:25 NACHMITTAGS
Ich hatte noch Fragen zu zwei Individuen gestellt. Kannst Du die nicht beantworten?

Nein, leider nicht, sonst hätte ich das schon gemacht.
Mich interessiert auch immer, was ich da sehe und ich musste schon lernen, das das manchmal gar nicht so einfach ist.
Je mehr Informationen man liefern kann - deswegen auch der Hinweis auf die Größenangabe - um so eher können die erfahrenen Mikroskopiker bei der Bestimmung helfen.
Wenn Du willst, kannst Du Dir dazu auch die "Tipps" durchlesen, die in diese Unterforum oben angeheftet sind.

Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400

D.Mon

Hallo zusammen,

zufälligerweise habe ich heute gelesen, dass sich auch getrocknete Bärlappsporen aus der Apotheke zum Größenvergleich eignen.
Im Wassertropfen steht, dass die relativ genau 33 µm Durchmesser haben. Bei Wikipedia wird allerdings 30 ± 2 µm angegeben.
Beides sollte aber hinreichend genau sein, um Mikrofotos zu vermessen.

Abgesehen davon gibt es Objektmikrometer schon für rund 8 Euro beim Chinamann in der Bucht (aktuell sogar für knapp über sechs Euro inkl. Versand).

Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400

Lorbass

#8
Danke Lieber Martin für Dein Engagement bezueglich MESSLATTE.

Ich war beruflich messtechnischer Analytiker und weiß über hinreichende und notwendige Genauigkeit aus eigener Praxis. Bärlappsporen sind sicher ein guter Maßstab. Den Unterschied zwischen 33 mü und 30 +/- 2 (3s?) muss mir mal jemand erklären, Papier ist geduldig.
Ich hab mir aus meiner Kindheit einen Spruch aus dem Jugenlexikon gemerkt:

Der Einstein sprach: "Ob grad, ob schief,
es ist doch Alles relativ!

Da Dir an dieser Problematik soviel liegt, werde ich meine Standardparamecien mal eichen hinsichtlich Varianz über eine Kohorte von mindestens 100 Individuen. Für eine vernünftige Kreuzkorrelation werde ich ein noch zu beschaffendes Chinamikrometer, und Pollen meiner wilden Nachkerze, wenn sie blüht, sowie ein eigenes Mikrometer, dass ich mir am PC herstelle, indem ich mein durchsichtiges Qualitätslineal von Mettler und Millimeterpapier mit 1000 dpmm ( dot-prr-mm), auf HP Transparentfolie drucke mit passender Projektion mittels Photoshop auf 10 mü Quadrate unterteile und unter dem Mikro mein Paramecium dort aufklebe.
Ich schaff das!!!

Ich hoffe, Du nimmst den Beitrag nicht zu ernst. Aber wir sollten die Präzisionsdiskussion beenden. Die Identifikation von Wassertropfen-Tierchen erfolgt über Merkmalsähnlichkeiten, auch nichtsichtbare.

Hrrzlichst auch an Alle, die uns gefolgt sind
Lorbass