Zum Umgang mit Nanolitern in der Ultramikrochemie

Begonnen von Reinhard, Februar 23, 2021, 18:32:46 NACHMITTAGS

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witweb

Hallo Reinhard,

was du da machst, ist ja wirklich faszinierend. Ich bin stolz, wenn ich mal 1mg halbwegs reproduzierbar abwiegen kann, aber was du da beschreibst und uns zeigst...
Eine andere Welt!

Herzliche Grüße

Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

Reinhard

Hallo Timm, Michael und Thomas,

vielen Dank für Euer Interesse!
Viele der Dinge, die ich anstelle, sind nicht interessant genug, um sie hier zu zeigen. So mache ich relativ häufig (iodometrische) Mikro-Titrationen von
Cu- und Co- (als Co3+) Salzen in den wunderschönen Mineralen von Bou Azzer und in Kolwezit, und versuche so, meine Genauigkeit immer weiter zu erhöhen.
Daneben versuche ich seit einiger Zeit Trennungen von zwei Metallen an einem (!) Kügelchen eines chelatbildenden Ionenaustauschers zu bewerkstelligen.

Die Tüpfelanalyse, die im Wesentlichen von Feigl ausgearbeitet wurde, ist ein großartiges Verfahren und was Trennungen angeht, leistungsfähiger, als man zunächst denkt.
Daneben gibt es noch das "Ringofenverfahren" nach Weisz, ebenfalls interessant.
Zur eigentlichen Mikrochemie gehören sie aber wie die Spurenanalysen nicht. Dies Mikrochemie ist, einfach gesagt, eine Miniaturisierung der "normalen" Chemie um den Faktor 1000 (Mikrochemie) bzw. 1 Million (Ultramikrochemie).

Viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

mlippert

Hallo,

tolle Sache!Sieht grandios aus! Ich hantieren beruflich viel mit Virenlösungen. Die müssen nanolitergenau ins Gehirn injiziert werden.
Dafür nehmen  wir das System von Drummond:
https://www.drummondsci.com/microinjection/nanoject-ii-auto-nanoliter-injector/

WPI hat das ursprünglich als Nanoliter 2000 verkauft und dann billig in China nachbauen lassen.
Das interessante an dem System: die Genauigkeit wird durch eine Rückfüllung mit Öl erreicht. Das ist nicht kompressibel. Dann kann man auch hauchfein ausgezogene Kapillaren nehmen, also einfach normale Patchpipetten auf 5 µm oder so ziehen. Die wird dann rückwärtig mit Öl gefüllt und die Virenlösung angesaugt. Der Druckmechanismus ist ein Stahlstäbchen, der eine definierte Dicke hat und durch eine Dichtung ins Öl gefahren wird (Mikrometerschraube mit Schrittmotor). Verdunstung an der Spitze lässt sich durch kurzes eintauchen in Öl unterdrücken, wenn man das wöllte. 10 nl lassen sich problemlos dosieren damit.

Reinhard

Hallo Michael,

danke für die sehr interessanten Anmerkungen.
Für professionelle neurobiologische Fragestellungen sind solche Geräte natürlich Stand der Wissenschaft und da spielt der wahrscheinlich
im mittleren 4-stelligen Bereich angesiedelte Preis keine entscheidende Rolle.
Statt des Öls reicht es für die Mikrochemie, (notfalls abgekochtes) Wasser als "Druckmittel" zu nehmen, oder die zu injizierende Flüssigkeit
direkt dafür zu verwenden. (durch Füllung von Pipette und Hamiltonspritze)
Bei der ganz oben im Beitrag verwendeten Technik der "Nanoliterpipetten" kann eh nur mit Luft gedrückt werden; die Begrenzung der
injizierten Menge wird hier ausschliesslich durch die Abmessung der gesamten Kapillarpipette gewährleistet.

Viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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mlippert

Hallo,

ja klar! So teuer sind die aber nicht. Ich glaube ca. 1000 Euro. Der größte Nachteil ist immer Ungenauigkeit durch winzige Erwärmung / Abkühlung. Das sieht man dann vorn in der Kapillare wie bei einem Thermometer. Auch elektrostatische Effekte sieht man.

Grüße,
Micha