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Ein unbekannter Ciliat

Begonnen von D.Mon, März 10, 2021, 03:54:50 VORMITTAG

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D.Mon

Hallo zusammen,

ich habe heute spontan einige Fotos von einem mir unbekannten Ciliaten gemacht, die ich gerne vorstellen möchte.
Den Kameraden habe ich in einer Wasserprobe gefunden, die ich am Wochenende von einem Waldspaziergang mitgebracht habe.
Darin waren sonst noch weitere Ciliaten, diverse Wasserflöhe und -krebse und sogar einige Mosotierchen.

Die Aufnahmen wurden mit dem 20x und mit dem 40x Objektiv gemacht, teilweise in schiefer Beleuchtung, aber hauptsächlich im Hellfeld.
Ich habe Aufnahmen in mehreren Schärfeebenen gepostet in der Hoffnung, dass jemand erkennen kann, um welchen Ciliaten es sich handeln könnte.
Ich freue mich aber auch über alle Kommentare, Erklärungen und Verbesserungsvorschläge.
Durch Anklicken des kleinen x über den Bildern sollte sich solche in höherer Auflösung öffnen.

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Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
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Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10, Orthoplan mit DIC
Kamera: Sony ILCE-6400

Carlos

#1
Hallo Martin,
Um welches ,,Tierchen" es sich handelt, dazu kann ich nichts Belastbares beitragen. Im ,,Das Leben im Wassertropfen"(von H. Streble und D. Krauter) gibt es zwei Tafeln mit ähnlich aussehenden Wimpertierchen. Da könnte das richtige bei sein. 
Begeistert bin ich von der Qualität der Bilder! Für mich stimmt da alles (Schärfe, Details, Kontrast und Hintergrund, ...)
(Der in allen Bildern enthaltene Maßstabbalken (100 µm) gilt vermutlich nur für ein Objektiv, entweder das 20x oder das 40x) Nein, die Wimpertierchen wurden auf gleiche Größe gebracht und dann der Maßstabbalken eingesetzt! 
Gruß Carlos

Michael Plewka

Hallo Martin,

Deine schönen Fotos zeigen folgende Merkmale bei einem  hypotrichen  Ciliaten:

1. kein Makronukleus (Ma)zu sehen
2. große Nahrungsvakuolen
3. gelbliche "Pünktchen-Reihen"
4. kontraktile Vakuole auf der rechten Körperseite (Ventralansicht)


Das alles spricht für Urostyla grandis mit zig kleinen Ma-Teilen (deshalb nicht sichtbar) und Reihen von gelben subpellikulären  Körnchen (Granula)

Bestimmt äußert sich Dein Namensvetter noch dazu....

Beste Grüße
Michael Plewka

MikroMicha

#3
Hallo Martin,

sehr schöne Bilder!

Ich würde hier eher auf Paraurostyla weissei tippen, typisch ist hier die gelbliche Färbung.

Weil das Viech unter dem Deckglas wohl schon eingeklemmt ist, zeigt es nicht mehr seine typische Gestalt.

Ich hatte dazu hier auch mal einen Artikel: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32275.msg238719#msg238719



Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

D.Mon

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Kommentare, die mich nicht nur sehr freuen, sondern auch weiterbringen.

Vielleicht einige Anmerkungen dazu.
Die Maßstabsbalken gehen ratzfatz, nachdem ich alle Objektive einmal eingemessen und in PS die Messskalen hinterlegt habe.
Dass die Tierchen auf den Bilder gleich groß sind ist nur ein Nebeneffekt der Tatsache, dass ich meist einheitlich große Ausschnitte mache.
Der Hintergrund wurde übrigens nicht "gestempelt", außer unter den Beschriftungen und zwei / drei störende Artefakte.
Ansonsten das Übliche (Weißabgleich, Belichtung/Kontrast, Schärfen, sanftes Entrauschen und noch sanftere Korrektur von Beugungsartefakten, Feinabstimmung der Kontrastierung und Belichtung).

Dass Michael keinen Ma erkennt, freut mich insofern, als ich verzweifelt nach einem solchen gesucht und auch keinen gefunden habe, was ich allerdings meinen bescheidenen Kenntnissen zugerechnet hatte  8).

Die Pünktchen-Reihen bzw. Körnchen sind mir auch aufgefallen und ich rätsle, worum es sich dabei handeln könnte bzw. wozu die dienen.
Mich würde außerdem interessieren, worum es sich bei der dunklen Struktur handelt.
Das scheint ein U-förmig eingerollte ovale "Schlauch" zu sein.
Weiß da vielleicht jemand noch was dazu?

Das Tier war tatsächlich beim Fotografieren eingeklemmt und zwar, wie es mir schien, konkret mit der Nahrungsvakuole.
Dass durch das Einklemmen oft die typische Gestalt der Wimperntierche deformiert wird, ist mir schon öfter aufgefallen und ich finde das sehr Schade.
Ohne einklemmen ist es aber auch schwierig gute Bilder hinzubekommen.
Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile.

Beim Fotografieren lag die Mundzone mit dem Membranellenband unten und konnte daher nicht so detailreich abgebildet werden, wie ich sie vorher gesehen hatte.
Bei diesem Tierchen konnte ich vorher eine V-förmige reusenartige Kerbe ausmachen, die an Ober- und Unterseite jeweils mit deutlich unterschiedlich feinen Membranellen eingefasst war.
Das Umdrehen mit der Kreutzschen Methode ist mir diesmal leider nicht gelungen.

Wenn ich mir die Bilder von Paraurostyla weissei und Urostyla grandis auf plingfactory ansehe, tendiere ich eher zu letzterem, weil ich das Cilienkleid und die Mundkerbe (die man auf den Fotos leider nicht so deutlich sieht) passender finde. Bei den beiden bin ich im Wassertopfen auch schon (vage) hängen geblieben. Für Urostyla grandis spricht m. E. auch der dort angeben Lebensraum, nämlich "saubere sauerstoffreiche Gewässer". Bei P. W. ist "stehende verschmutze Gewässer" angegeben.  Der Fundort war zwar kein erkennbar fließendes Gewässer, aber sehr klar und vermutlich einigermaßen sauerstoffreich.

Herzliche Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
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Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10, Orthoplan mit DIC
Kamera: Sony ILCE-6400

Lumi

Echt klasse Fotos Martin,

ich kann bei der Bestimmung leider nicht helfen.

Grüße
Franz

D.Mon

Danke, Franz.
Freut mich sehr, dass sie Dir gefallen.
Gruß
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
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Kamera: Sony ILCE-6400

Michael Plewka

hallo zusammen,

@ Michael:  Ist die gelbe Farbe Dein einziges Unterscheidungskriterium? U. grandis ist ebenfalls gelblich.
P. weissei hat zwei Makronuklei; kannst Du diese auf einem der Bilder hier erkennen?


@ Martin: zu den subpellicularen Granula ist m.W. einiges  im Forum geschrieben worden, meiner Erinnerung nach vor allem bei Stentor und Verwandten wie Spirostomum oder Blepharisma; vielleicht hilft das weiter...
Die dunkle Struktur könnte ein Koniferen-Pollen sein, deren Exine ist ziemlich stabil, so dass das Viech bei Reduzierung der Schichtdicke hängen bleibt.


Beste Grüße
Michael Plewka