Eigenbau eines Schlittenmikrotoms

Begonnen von jcs, Juni 20, 2020, 10:34:58 VORMITTAG

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jcs

#15
Hallo Rolf, Jürgen, Jörg,

vielen Dank für das Lob von Euch! Wenn drei "gstandne Mikroskopiker" das Werk so positiv sehen, motiviert das natürlich sehr!

Wie erwähnt, der allergrößte Teil sind Komponenten von der Stange. Als Dokumentation kann ich auch gerne die CAD-Daten (als STEP-Datei) der "Spezialteile" zur Verfügung stellen, falls jemand aus dem Forum ähnliche Basteleien vorhat. Die "Serienteile" und die Lieferanten habe ich weiter oben bereits angeführt.

Messerhalter:
https://drive.google.com/file/d/1TUg6lndMffhfSiN7Ly-OKIpfMFZq24WU/view?usp=sharing

Winkel für Messerhalter:
https://drive.google.com/file/d/1SyX_BD0or36boyIarfs2Md6EpBNH68HY/view?usp=sharing

Probenhalter:
https://drive.google.com/file/d/1ghMfh1SaEGE-dOmcvpR9o_-GQZRXwo08/view?usp=sharing

LG

Jürgen

deBult

Well Jurgen, I was hoping you would start building a small series .. so we could buy one  ::)

Best, Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).

jcs

Zitat von: deBult in November 14, 2020, 20:03:11 NACHMITTAGS
Well Jurgen, I was hoping you would start building a small series .. so we could buy one  ::)
Hallo Maarten,

Kein Problem, allerdings muss ich Dich warnen: Mit der Termintreue schaut es bei mir ganz schlecht aus, und die Qualitätssicherung für Hobbyaktivitäten ist unterirdisch, von den Mondpreisen ganz zu schweigen.  ;D

Jürgen

jcs

Weihnachten ist Mistelzeit, und da bietet es sich natürlich an, das selbstgebaute Schlittenmikrotom an einem Mistelzweig auszuprobieren. Ich wollte sehen, wie die Haustorien (Saugorgane) der weißbeerigen Mistel (Viscum album) in das Wirtsholz einwachsen. Zu übersehen sind die Misteln aktuell schwerlich (Bild 1), leider wachsen sie meist in unerreichbarer Höhe. Ein paar Exemplare trauen sich erfreulicherweise in die Niederungen menschlicher Wuchshöhen herab (Bild 2), sodass man sich ein paar Exemplare schnappen kann. Aktuell tragen die Zweige Beeren, die im Winter als Vogelfutter dienen und so wird für die Verbreitung der klebrigen Samen gesorgt.

Das Schlittenmikrotom hat sich mittlerweile für diverse Schnitte durch Pflanzensprosse sehr bewährt. Mit den präparierten Misteln (siehe Bild 3) war es dann nicht ganz so einfach. Meine Messerhalterung ist für so harte Proben etwas zu wenig steif, in der nächsten Version werde ich den Messerhalter so umstricken, dass die Klinge etwas knapper gefasst wird.

Aber einige Längs- und Querschnitte mit 50mum sind dann doch gut gelungen.

jcs

#19
Hier einmal drei Schnitte mit 50mum Dicke, gefärbt in Etzold FCA. Die Probestücke habe ich aus dem Ast händisch herauspräpariert und dann frisch geschnitten. In den ersten beiden Aufnahmen (Schnitte entlang der Längsachse des Wirtholzes) sieht man gut, wie die Tracheen des Holzes (rot) zum Teil in die Haustorien der Mistel (blau) eingebaut werden, um so für die Wasser- und Nährstoffversorgung dieses Halbschmarotzers zu dienen.

Auch im Querschnitt (Bild 3) sieht man, wenn auch weniger deutlich als im Längsschnitt, die teilweise Integration der Tracheen in das bläulich gefärbte Gewebe der Mistel.

Nach dem Schneiden wurden die Schnitte ca. 1h in AFE gelagert und nach dem Auswaschen mit Etzold FCA gefärbt. Eingedeckt in Euparal und aufgenommen mit einem Leica DM 2000 LED und 10x bzw. 5x HC Plan Fluotar Objektiven.

jcs

Und weil wir schon dabei sind, hier noch ein Querschnitt durch einen Spross der Mistel. Schnittdicke war 50mum, Färbung ebenfalls Etzold FCA. Die frischen Sprosse lassen sich sehr gut schneiden, auch recht dünne Schnitte mit 25-30mum haben fast immer geklappt.

Fahrenheit

Lieber Jürgen,

das schaut perfekt aus! Gratulation.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Bob

Hallo Jürgen,
schön, dass sich Dein toller Eigenbau so gut bewährt! Und die Schnitte vom Übergang Mistel - Baum sind nicht nur sehr gelungen sondern auch interessant. Ein tolles Objekt, vielleicht fällt mir sowas ja auch mal in die Hände. Wie dick waren Ast und Mistelzweig an der Andockstelle etwa?

Viele Grüße,

Bob

jcs

Hallo Jörg und Bob,

danke für Eure aufmunternden Worte, freut mich.

Die "Verbindungsstellen" zwischen Mistel und Ast sind meistens deutlich verdickt, so ca. 50-70mm im Durchmesser bei meinen Proben. Das Präparieren eines Würfels, der bequem ins Mikrotom passt, ist dann gar nicht so leicht. Ich habe da mit einem Stanley-Messer und einer Säge etwas Passendes rausgeschnitten. Vereinfachend ist die Tatsache, dass das frische Holz weißlich ist und das Gewebe der Mistel knallgrün. Das macht es etwas leichter, eine passende Stelle zu finden.

LG

Jürgen

jcs

Wie oben erwähnt, hat sich meine Erstversion des Klingenhalters etwas schwer getan, sehr harte Materialien reproduzierbar zu schneiden. Die Klinge stand zu weit vor, und zum Niederklemmen hatte ich nur ein einfaches Blechstück verwendet. Dankenswerterweise hat mir Detlef Kramer eine Zeichnung seines SHK-Halters zur Verfügung gestellt. Damit war es möglich, den unteren Teil der Messerhalterung SHK-kompatibel zu zeichnen und fräsen zu lassen.

Mit den Madenschrauben des SHK-Oberteils kann man die Vorrichtung so einstellen, dass das Messer an der vorderen Kante gezielt fixiert wird und so weniger leicht ausweichen kann. Untenstehend ein Bild der CAD-Konstruktion und des fertigen Halters.

LG

Jürgen

jcs

Hier zwei erste Beispiele von Schnitten, die mit dem SHK-Oberteil präpariert wurden. Speziell dünnere Schnitte mit etwas härteren Materialien funktionieren jetzt deutlich reproduzierbarer als vorher. Zwei Beispiele eines Querschnittes vom Spross der Eibe, einmal in Blaulichtfluoreszenz und einmal gefärbt (Acriflavin/Acridinrot und Astrablau). Schnittdicke war 35mum, Aufnahme mit Leica DM 2000 LED und 5x HC Plan Fluotar.

LG
Jürgen

jcs

Wieder einmal ein kleines Update.

Im Moment versuche ich gerade, die minimale Schichtdicke bei botanischen Schnitten auszutesten. Ohne Paraffineinbettung sind dem Ganzen natürlich Grenzen gesetzt. Aber bei "gutmütigen" Proben wie der unten gezeigten Kiefernadel kommt man in den Bereich von 20-25mum. Die Mechanik des Schlittenmikrotoms schafft das noch recht problemlos. (Kiefernadel 20-25mum dick, 10x Objektiv, Stack aus 5 Aufnahmen, Etzold-Färbung)

LG

Jürgen

Fraenzel

Hallo Jürgen,
ich bin geblendet von deinen phantastischen Schnitten und natürlich den Fotos. Ein wenig störend empfinde ich bei deinen Angaben über die Schnuittdicke: mum - das gibt es nicht. Da wäre die internationale Einheit µm die richtigere Wahl. Ich hoffe, dir nicht zu nahe getreten zu sein.
Mikrogrüße Peter
auch ich mag das "Du"

jcs

Hallo Peter,

das mit dem mum war nur eine Notlösung, weil ich bisher nicht wusste, wie das mit dem µm hier im Forum geht. Habe gerade eine Mitteilung bekommen, wie das geht:

AltGr+m

LG

Jürgen