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Bakterienlage

Begonnen von Ernst Hippe, November 13, 2008, 17:46:49 NACHMITTAGS

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Ernst Hippe

Hallo allerseits,

an der Oberfläche alter Proben bildet sich oft eine Lage von regelmäßig angeordneten Bakterien. Beim Herauspipettieren wird sie meistens aufgelöst. Deshalb habe ich sie hier einfach mal mit meinem Wasserimm.-Objektiv 40x, aber trocken über dem Wasserspiegel, aufgenommen. Daß unter dieser rüden Methode die Schärfe leidet, ist klar. Die ästhetisch interessante Anordnung kann man aber gut erkennen:



Grüße - Ernst Hippe
Gruß Ernst Hippe
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Detlef Kramer

Lieber Ernst,

tolles Foto! Das Phänomen an sich ist mir auch schon oft aufgefallen. Da liegt mit Sicherheit irgend eine Gesetzmäßigkeit vor (Abstandshaltung ->Musterbildung).

Herzlichen Gruß

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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NicLi

Hallo,
dieses Phänomen hatte ich auch mal... Es waren aber nicht Bakterien, sondern ein ziemlich unlebendiges Objekt.
Ich hatte im Auflicht den Objektivdeckel (Plastik-Spritzguss) mikroskopiert. -40x Vergrößerung- Da is nichts mit fein-mattem Plastik! Es waren auch solche Bögen zu sehen.
Das gleiche habe ich auch bei anderen, mit dem Auge in Normalgröße matt aussehenden Plastikteilen bemerkt. Da müssen richtige physikalische Zusammenhänge bestehen.
Da ist auch Mandelbrot nicht mehr weit...
"Verwirrte" Grüße-
Nicolas

Klaus Herrmann


ZitatDas gleiche habe ich auch bei anderen, mit dem Auge in Normalgröße matt aussehenden Plastikteilen bemerkt. Da müssen richtige physikalische Zusammenhänge bestehen.
Da ist auch Mandelbrot nicht mehr weit...

Langsam das ist weder Mandel- noch sonst ein Brot. Das ist eine Spritzgussform, die extra mattiert wurde, damit die Oberfläche des Teils matt wirkt.

Zeig mal ein Bild Jonathan, damit man das beurteilen kann!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Detlef Kramer

Lieber Klaus,

Jetzt kommst auch Du schon durcheinander mit unseren Nachwuchsforschern.

Du hättest Nicolas ansprechen sollen. Kann ja mal passieren!

Herzliche Grüße

Detlef

Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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Wolfgang Bettighofer

Zitat von: Detlef Kramer in November 13, 2008, 18:41:24 NACHMITTAGS

tolles Foto! Das Phänomen an sich ist mir auch schon oft aufgefallen. Da liegt mit Sicherheit irgend eine Gesetzmäßigkeit vor (Abstandshaltung ->Musterbildung).


Guten Abend allerseits,

ja, spannendes Muster. Möglich wäre (Kurz-)Kettenbildung mit gemeinsamer Gallertscheide. Wenn Herr Cypionka mal wieder reinguckt, gibt es bestimmt eine Erklärung.

Tschüß, Wolfgang Bettighofer
Hier gibt es was für Einzellerfreunde: www.protisten.de

Ernst Hippe

Ähnliche Anordnungen gibt es auch bei anderen kleinen Organismen, die sich ebenfalls durch Teilung vermehren, aber beieinander bleiben. Ich hatte vor Jahren mal sowas, auch in einer Haut an der Wasseroberfläche:



(Eine alte Karteikarte). Erinnerte mich damals an amerikanische Vorstädte aus der Luft...
Es wäre sicher interessant, etwas über die Bildungsprinzipien zu wissen.
E.H.
Gruß Ernst Hippe
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Heribert Cypionka

Hallo Herr Hippe,

endlich mal wieder Bakterien! Dünne Biofilme, wie der von Ihnen gezeigte lassen sich leicht von relativ frischen Blumenvase oder dem Wasser, in dem die Petersilie für's Sonntagsdinner steht, gewinnen. (Nach längerer Standzeit werden sie dicker und unordentlicher.)  Die Bakterien kriegen aus den angeschnittenen Pflanzen Zucker, aber nicht viel Stickstoff. Für die ersten gibt es dann ungehemmtes Wachstum. Die Bakterien verleiben sich den Zucker ein, bis sie mangels Stickstoffversorgung keine Aminosäuren und Proteine mehr bilden können. Dann machen sie den Zucker zu Schleim (aus Polysacchariden). Von einigen Neustonbewohnern (Nevskia ramosa) wissen wir, dass sie an der Wasseroberfläche auf Ammoniak aus der Luft warten, und abtauchen, wenn man Ammoniumchlorid ins Medium gibt.

Biofilmbildung aus Schleim hat den Vorteil, dass Grazer (Flagellaten, Ciliaten, Amöben) wenig Chancen haben, die Bakterien zu fressen. Zur Gewinnung eines Präparats nehme ich ganz einfach einen Abklatsch der Wasseroberfläche mit einem sauberen Deckgläschen. Die Filme sind sehr hydrophob und kleben sofort an. Hier ein Beispiel (Durchmesser des Sichtfeldes 250 µm)



Die Schleimhüllen (auch unglücklich als Bakterienkapseln bezeichnet) halten die Zellen auf Abstand. Warum sollten sie sich nach einer Teilung trennen, wenn man doch im Verbund viel sicherer lebt? Die schleimigen Fäden legen sich dann gern parallel, ohne dass es dazu einer ordnenden Kraft bedarf (die Gesamtentropie dürfte trotzdem zunehmen). Bei den unscharfen Gebilden auf ca. 11 und 12 Uhr handelte es sich um Flagellaten, die zu weiden versucht haben.

Ein weiteres Beispiel für Wachstum im Verbund sieht in dem kleinen Film auf der Startseite des Mikrobiologischen Gartens
http://www.mikrobiologischer-garten.de. Die dort gezeigten Bazillen schwammen munter weg, nachdem das Substrat im Medium verbraucht war.

Ein Kapitel über über die Biofilme an der Wasser-Luftgrenze gibt es hier: http://www.icbm.de/pmbio/mikrobiologischer-garten/de/denev01.htm

Herzliche Mikrogrüße

Heribert Cypionka


Heribert Cypionka

Lieber Herr Hippe,

auch bei den Algen dürfte die Aggregation auf Schleim beruhen. Wahrscheinlich haben sie aber an den spitzen Enden weniger davon als in der Mitte. Das gibt dann weniger Halt, und sie klappen einfach seitlich aneinander. Man kennt das auch von Bakterien und nennt es "Snapping". (Wer macht sich heute schon noch die Mühe, ein deutsches Fachwort etablieren zu wollen ...)

Beste Grüße

Heribert Cypionka

Ernst Hippe

Lieber Herr Cypionka,

herzlichen Dank - besser hätte ich es nicht erklärt bekommen können, einschließlich der schönen Links!

Grüße - Ernst Hippe
Gruß Ernst Hippe
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