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POL

Begonnen von kmueho, Juni 25, 2021, 12:56:10 NACHMITTAGS

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kmueho

Hallo zusammen,

ich stoße immer wieder auf Mikroskop-Komponenten, die den Zusatz "POL" haben.
In meiner presenilen Einfalt habe ich immer gedacht, dass das irgendwas mit Polarisation zu tun hätte, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Denn ich habe keinerlei Komponenten mit diesem Zusatz an meinen Mikroskopen, aber mit Polfiltern kann ich trotzdem problemlos arbeiten.

Kann mich bitte jemand "erhellen" :)

Danke und viele Grüße,
Kai

Thomas Böder

Zitat von der Leica Webseite:

,, Spannungsfreie Optik, damit Sie sicher sein können, dass die beobachtete Doppelbrechung aus der Probe und nicht aus der Optik resultiert."
Hauptmikroskope: Leitz Panphot, Ortholux, Technival 2
Kleinmikroskope: Leitz, Reichert, ROW, Lomo

Aljoscha

Hallo,

Spannungsfreiheit ist wirklich ein Thema. Bei meinem Hund V300 kann ich mit Polfiltern hantieren so viel ich will, ich kriege einfach keine Auslöschung hin. Polfilter sind bei diesem Mikroskop sinnlos. Bei meinen Leitz-Mikroskopen ist das dagegen keine Thema. Da habe ich immer gute Auslöschung.

Viele Grüße

Alexander

Peter V.

Hallo Kai,

in der Tat bedeutet "POL", dass die Optik spannungsfrei ist und damit für die Polarisationsmikroskopie geeignet. Ein echtes Polarisationsmikroskop besteht ausschließlich aus spannungsfreien Optikkomponentenn und hochwertigen Polfiltern, die eine extrem gute Auslöschung erzeugen. Durch besonders sorgfältges Abkühlen etc. erreicht man bei der Optikherstellung Spannungsfreieheit bzw. extreme Spannungsarmut. Ob es sicher bei allen Herstellern so ist oder noch so ist, weiß ich nicht, aber es heißt, dass es sich dabei um eine Selektion besonders spannungsarmer Objektive aus der normalen Produktionsreihe handelt. Letztlich unterscheidet sich ein Polobjektiv (außer der Spannungsfreiheit oder -armut) nicht von einem identsichen Nicht-Polobjektiv. Ausser im Preis  ;)
Nur mit Spannungsfreiheit können exakte Messungen an Kristallen/Gesteinsschliffen durchgeführt werden.
Ein Mikroskop, das mit normalen Optik ausgestattet ist und bei dem mit einfachen Polfolien ein halbwegs dunkles Bild erzeugt wird, ist somit noch lange keine "Polarisationsmikroskop" in dem Sinne, wie es die Mineralogen/Geologen/Materialwissenschaftler, die eben auch Messungen durchführen, benötigen. Für einefache "Polanwendungen" (z.B. unsere Farbspielereien hier im Forum) oder  wenn es einfach nur um die Frage geht, ob irgendwelche Strukturen doppelbrechend sind, reicht aber so eine einfache Polarisation ohne spezielle spannungsarme Optik aus. Leitz hat solche "einfachen" Polmikroskope zum Beispiel unter der Bezeichnung "Biopol" für biologische Anwendungen verkauft.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

kmueho

Hallo Thomas, Alexander und Peter,

danke für die (spannungsfreie) Erleuchtung  ;D

Bei meinen beiden (Leitz- und Zeiss-) Mikroskopen scheint die Spannungsfreiheit auch ohne Zertifikation derselben ziemlich gut zu sein, denn ich kriege mit allen Kombinationen von Objektiven und Kondensoren eine sehr gute Auslöschung bei gekreuzten Polfiltern hin. Dabei liegt natürlich einer vor dem Kondensor und der andere hinter dem Objektiv ;).
Die einzige Ausnahme ist ein Dunkelfeld-Kondensor. Bei dem klappt das nicht eher schlecht, als recht. Aber ich denke, dass das an der extremen Strahlenführung liegt und nicht an verspannter Optik.

Viele Grüße,
Kai



Rawfoto

Guten Tag

Es ist nicht bei allen Firmen / Serien so, es gibt Unterschiede in der Verklebung/Verkittung der Linsen und Unterschiede in der Tubus-Konstruktion wie die Linsen spannungsfrei montiert werden können.

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

plaenerdd

Hallo,
mir hat mal jemand erklärt, das die älteren Optive (30Jahre +) in der Regel spannungsarm sind, weil sich die Spannungen im Laufe der Zeit weitestgehend ausgegglichen hätten. Ob das stimmt kann ich nicht mit letzter Sicherheit sagen, aber mit den Zeiss-Jena-Opjejktiven der alten 33,65mm-Abgleichlänge (50a++) hatte ich in dieser Beziehung noch nie Probleme. Anders mein Pankrat am Nf, der ebenso alt ist. Da bekomme ich keine richtige Auslöschung mit hin.
Somit macht die Bezeichnung "POL" schon Sinn.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Wutsdorff Peter

Hierzu eine Bemerkung:
Vor vielen Jahren habe ich eine Diplomarbeit bei Leica zu diesem Thema betreut.
Linsen wollen sich bei Erwärmung radial ausdehnen, wie sich ja jeder Körper bei Erwärmung ausdehnt. Werden sie durch die Fassung behindert, entstehen in erster Linie radiale Spannungen (Scheibenspannungen), die je nach Linsentyp aber auch eine axiale Verformung bewirken, was die Abbildungsqualität beeinträchtigen kann.
Die Linse muß  so gefaßt werden, daß sie sich weitgehend frei gegen den  Kitt  ausdehnen kann.
Das ist die Kunst der Konstrukteure.
Gruß vom Inscheör Peter

Werner

Eine schlechte Auslöschung kann aber auch an schlechten Polfiltern liegen. Die Folienfilter fallen nicht immer gleich aus.
Die besten Polarisatoren sind immer noch die Prismen, die kann man zum Testen oder Aussortieren verwenden.
"Nie waren sie so wertvoll wie heute"
Schlechte Polfilter kann man immer noch für Antireflexbeleuchtung verwenden oder man stapelt einfach zwei übereinander. Pola-Sonnenbrillen haben oft auch einen guten Polarisationsgrad und sind billiger.

Gruß - Werner

Aljoscha

Zitat von: Werner in Juni 25, 2021, 21:53:45 NACHMITTAGS
Eine schlechte Auslöschung kann aber auch an schlechten Polfiltern liegen.

Wenn die Filter an einem Mikroskop funktionieren und am anderen nicht, wird es wohl nicht an den Filtern liegen.