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Actinosphaerium eichhorni

Begonnen von Martin Kreutz, April 06, 2021, 21:58:39 NACHMITTAGS

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Martin Kreutz

Liebes Forum,

am Wochenende war ich am Mindelsee Proben sammeln und in einugen davon fand ich massenweise das große Sonnentierchen Actinophaerium eichhorni. Diese Heliozoe wurde zwar im Forum schon oft gezeigt, aber ich habe mich kurzfristig entschlossen ein paar Fotos zu machen, um vielleicht noch nicht gesehene Aspekte von diesem großen Einzeller zu zeigen.

Ich arbeite fast ausschließlich mit DIK aber bei Actinosphaerium habe ich mich entschlossen, auch HF zu nutzen, um die glasartige Transparenz von Actinosphaerium zu verdeutlichen. Hier zwei Totale mit dem 20 X Objektiv:




Im DIK kommen jedoch die Zellkerne besser zur Geltung, die im zentralen Bereich des Zellkörpers (dem Endoplasma) konzentriert sind:



Wenn man ein Exemplar quetscht, kann man die vielen Zellkerne, welche in dem blasigen Plasma verteilt liegen, besser beobachten. Sie haben bei meinem Exemplar einen "wattigen", zerfaserten Nucleolus enthalten:



Hier im Forum wurden schon oft Vergleiche zwischen DIK und HF gezeigt. Da ich schon die Totalen im HF aufgenommen hatte, habe ich auch die Kerne mit dem 100 X im HF aufgenommen. Die Blende war dabei fast komplett aufgezogen bei immergierten Kondensor (wie die DIK Aufnahme). Also maximale Auflösung aber dann natürlich mit geringem Kontrast im HF:



An der obigen Aufnahme erkennt man auch gut den Effekt des "optischen Schnittes" den DIK liefert. Wenn man sich die große Vakuole oben rechts betrachtet, so erscheint sie im DIK homogen, während in der HF Aufnahme die Schatten bzw. Beugungsmuster der darunter und darüber liegenden Objekte mit abgebildet werden.

Im Plasma verteilt findet man auch die Mikrotubuli-Bündel der Axopodien:



Actinosphaerium eichhorni zählt zu den Actinophrydia, bei denen die Mikrotubulibündel der Axopodien nicht in einem Centroplast münden (wie bei den Centroheliden) sondern frei im Plasma enden. Auf folgender Aufnahme markiert der Pfeil das Ende des Mikrotubulibündels:



Bei noch stärkerem Deckglasdruck kann man erkennen, dass die Mikrotubulibündel sich tatsächlich aus einzelnen Mikrotubulifasern zusammensetzen. Sie beginnen bei zunehmenden Deckglasdruck aufzuspleißen, was man an der Auflösungsgrenze erkennen kann:


AX = Axopodium
MT = Mikrotubuli

Viel Spass beim anschauen und schönen Abend!

Martin

Bob

Hallo Martin,
danke für die Beschreibung dieser interessanten Details!

Viele Grüße,

Bob

Erich T.

Hallo Martin,
ich bin fasziniert von der Qualität und der Auflösung deiner Bilder. Einfach toll und absolut beneidenswert.

LG
Erich

Michael

Hallo Martin,

wieder mal ein schöner und sehr informativer Bericht!
A. eichhorni ist einer der wenigen Einzeller, die mir immer die Gastrotrichen wegfressen, wenn ich sie im Mikroaquarium habe.  >:(

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du

D.Mon

#4
Hallo Martin,

ich kann mich den Vorrednern nur anschließen und mich für den Bereich Bericht mit den schönen Bildern bedanken.

Viele Grüße
Martin

Edit: Vier Fehler in einem Satz - peinlich  :-[!
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
--
Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
--
Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10, Orthoplan mit DIC
Kamera: Sony ILCE-6400

bewie

Hallo Martin,

phantastische Dokumentation!
Sind die Zellkerne eigentlich normalerweise solche exakten Kugeln, oder ist das ein Artefakt, der beim Quetschen entsteht? Ich sehe immer wieder, dass bei zunehmender Quetschung und dadurch beeinträchtigter Vitalität vermehrt Wasser in manche Kompartimente einströmt und die sich dann vakuolenartig abrunden.

LG
Bernhard

Martin Kreutz

Hallo Bernhard,

ja, die Zellkerne von Actionsphaerium sind perfekte Kugeln! Dies kann man auch schon im ungequetschten Zustand erkennen. Tatsächlich ist es aber so, dass viele Organellen bei abnehmender Schichtdicke sich natürlich verformen und auch größer werden (außer Extrusomen). Trotzdem ist das plätten von Objekten die einzige Möglichkeit Detailstudien bei hoher Vergrößerung durchzuführen. Z.B. kommen die Mikronuklei, welche einen Ma angelagert sind, erst dann zum Vorschein, wenn man die Schichtdicke stark verringert. Auch die Felderung der Pellikula kann man oft erst im gequetschten Zustand erkennen. Um eine vollständige Dokumentation eines Objektes zu haben, sollte man daher auch Aufnahmen im ungequetschten, frei schwimmenden Zustand machen. Letzteres ist oft nicht so einfach bei schnellen Viechern. Aber die Bilder müssen ja nicht schön sein, um die Form und Größe zu dokumentieren.

Schönen Abend

Martin