Colpoda sp. - Blepharisma steini - Phacodinium metchnicoffi aus dem Moos

Begonnen von SNoK, April 09, 2021, 19:30:15 NACHMITTAGS

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SNoK

Ich hatte vor über einer Woche Moosproben gesammelt und in Petrischalen getan (einmal hatte ich schon Bilder gezeigt). Jetzt habe ich drei weitere, vielleicht wenig spektakuläre Ciliaten gefunden, aber ich zeige sie trotzdem.

Wie ich gelesen habe, sollte man bei Colpoda vorsichtig mit der Art sein, auch wenn es einen juckt, C. cucullus zu schreiben. Deshalb nur sp. Bei Blepharismus habe ich Kahl (1932) bemüht und bin zu B. steini gekommen, von dem es auch eine farblose Variante gibt. Diese hier passt auch von der Größe dazu (120 µm). Und dann noch Phacodinium metchnicoffi, wo die Bestimmung offensichtlich relativ eindeutig ist. Aber ich lasse mich bei allen drei auch gerne korrigieren. Colpoda war knapp 90 µm lang, P. metchnicoffi 110 µm.

Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

Ole Riemann

Hallo Stephan,

dann sind wir wohl alle zur Zeit schwer mit Moos beschäftigt! Hübsche Ciliaten zeigst Du da. Dein Colpoda spec. zeigt im optischen Schnitt eine interessante Pelliukula, die sehr deutlich von dem tiefer liegenden Zellplasma abgesetzt ist. Weißt Du hier Nähreres, ist dies ein besonders ausgeprägtes Alveolensystem?

Danke und viele Grüße

Ole

SNoK

Moin Ole,

es gibt ja das 800 Seite starke Colpodea Werk von Foissner (1993). Da habe ich gerade noch nach drin nachgeschaut. Aber so richtig fündig bin ich leider (noch) nicht geworden. Vielleicht hat das was mit den Extrusomen zu tun. Ggf. weiß Martin mehr.

Grüße
Stephan
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Martin Kreutz

Hallo Stephan,

Du vertiefst Dich ja zunehmend in Moosproben und zeigst interessante Funde. Bei Blepharisma steini sieht mir das Hinterende etwas zu zugespitzt für diese Art aus. Kahl zeichnet es gerundet, nicht vakualisiert. Auf Deinen Fund würde eventuell besser Blepharisma hyalinum passen. Diese Art wird genauso groß wie B. steini.

Die zweite Art ist besonders interessant. Ich halte das für Colpoda lucida und sehe praktisch keine Alternative. Der Mund ist fast rechtwinkelig nach unten abgewinkelt, was bei Deinem Fund besonders ausgeprägt ist und nicht ganz zu den Zeichnungen von Foissner passt, der diesen Winkel weniger prominent zeichnet. Jedoch ist der auffällige Extrusomensaum eigentlich bei keiner Colpoda Art so deutlich vorhanden. Foissner schreibt: "Extrusomes....produce broad, bright cortical layer....". Dazu gibt er eine eindeutige Zeichung (Colpodea, S. 161), welches diesen Extrusomensaum zeigt und der dem von Deinen Exemplar sehr ähnelt. Die von Dir angegebene Länge von 90 µm passt auch sehr gut (nach Foissner 70 - 110 µm).

Ich habe Colpoda lucida ebenfalls gefunden. Bei mir entspricht zwar der Mund eher der Zeichnung von Foissner (s. Fotos unten), aber meine Exemplare hatten den Extrusomensaum nicht so deutlich abgesetzt wie Dein Exemplar. Da Foissner aber keine andere Colpoda Art mit einem solch promineten Extrusomensaum beschreibt, halte ich dies für die korrekte Zuordnung.

Schönen Abend

Martin

Frei schwimmend:



Fokus auf den "Mundwinkel":



Mundöffnung und Extrusomen im Detail:


SNoK

Lieber Martin,

danke für die Rückmeldung. Der breite, klar abgesetzte Extrusomensaum bei Colpoda war mir auch aufgefallen, aber als ich die Bestimmung mit Kahl (1931) versucht habe, kam ich da nicht weiter. Und Foissner genau zu durchforsten hatte ich noch nicht die Zeit. Aber jetzt habe ich mir das angeschaut. Bei mir sind die Abbildungen auf Seite 166, und Du hast vollkommen Recht, das kommt hin.

Was Blepharisma angeht, hatte ich mich nach Kahl (1932) anders entschieden. Auf S. 443 ist der Schlüssel. Kern elipsoid, dann Moosform, dann Hinterende gerundet oder schwach zugespitzt. Ich halte das für schwach zugespitzt. Dann kommt man in den nächsten zwei Schritten zu B. steini, wenn man erstmal über die rote Farbe hinwegsieht. Aber dann sieht man, dass es auch eine farblose Variante gibt. Ich fand, dass passt besser als B. hyalinum. Bei Kahl steht aber auch nichts zu den Vakuolen, und Foissner hatte ich noch nicht konsultiert. Also schaue ich mir das noch mal an und bin bereit B. hyalinum zu folgen.

Grüße
Stephan
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