Botanik: Marokkanische Minze Mentha spicata var. crispa 'Marokko'

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, April 20, 2021, 10:36:48 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Marokkanische Minze (Mentha spicata var. crispa 'Marokko') ist eine Varietät der Grünen oder Krausen Minze (Mentha spicata) aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie wird gelegentlich auch als Nana-Minze bezeichnet, obwohl es sich dabei eigentlich um eine andere Sorte der Krausen Minze handelt, nämlich 'Nane'. Die Marokkanische Minze stammt aus Nordafrika und ist gerade in Marokko eine sehr weit verbreitete Teepflanze.
Eine Varietät umfasst nach heutiger Auffassung mehrere Populationen, die in einzelnen oder sehr wenigen Merkmalen von der Typusform abweichen, im Gegensatz zur Unterart allerdings kein eigenes Areal besitzen.
Die Marokkanische Minze (Mentha spicata ist eine mehrjährige Pflanze.
Man unterscheidet entsprechend ihrem Lebensgang vier Typen von krautigen Pflanzen: ausdauernde, zweijährige, einjährige und kurzlebige Formen.

Bild 01 Habitus, im Topf kultiviert, Marokkanische Minze Mentha spicata

Foto: H.-J_Koch
Die Marokkanische Minze ist eine ausdauernde und krautige Pflanze. Sie verfügt über einen kompakten und dichten Wuchs und wird zwischen 30 und 60 Zentimeter hoch. Die gesamte Staude duftet süßlich nach Minze.
Ein intensiver Duft geht von den Blättern dieser Staude aus der stark an handelsübliche Minz-Kaugummis erinnert.
Der Begriff ,,krautige", im botanischen Sinn verwendet, bezeichnet Pflanzen, die keine holzigen Teile aufweisen. Gewöhnlich sterben die Blätter und Stängel dieser Pflanzen am Ende jeder Vegetationsperiode ab.

Bild 02 Marokkanische Minze Mentha spicata

Foto: H.-J_Koch
Wie andere Minzen auch, bildet Mentha spicata unterirdische Ausläufer.
Was überrascht: Die Marokkanische Minze 'Maroccan' verträgt extrem frostige Winter. Bis zu -40 °C überlebt die robuste Staude! Ein Winterschutz ist somit absolut überflüssig.
Fast den ganzen Sommer über zwischen Juli bis in den Spätsommer hinein bildet Mentha spicata 'Maroccan' weiß-lila Blütenähren. Sie sind über und über mit winzig kleinen Einzelblüten bestückt.
Zwar duften sie weniger intensiv als die Blätter, doch fliegen sie viele nützliche Insekten an. Sie erfreuen sich am Nahrungsangebot der Blüten. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge umschwirren sie in großer Zahl und bringen Leben in den Garten.

Bild 03 Marokkanische Minze Mentha spicata

Foto: H.-J_Koch
Die Blätter der Marokkanischen Minze sind frischgrün gefärbt, lanzettlich geformt und am Rand gezahnt. Die Blätter stehen sehr dicht, haben deutlich sichtbare Adern. Sie sind weniger stark behaart wie die Blätter der heimischen Minze-Art.

Bild 04 Blattoberseite, Marokkanische Minze Mentha spicata

Foto: H.-J_Koch
Die Blüten der Marokkanischen Minze sind zart fliederfarben. Sie stehen in etwa fünf Zentimeter langen ährenartigen Blütenständen.

Bild 05 weiß-lila Blütenähren, Marokkanische Minze Mentha spicata

Quelle: Daniel Rühlemann, 27367 Horstedt

Die Marokkanische Minze 'Maroccan' ist eine der beliebtesten Teeminzen.
Die Marokkanische Minze enthält wenig Menthol und zeichnet sich durch ein besonders feines Minzaroma aus. Die beliebte Teeminze lässt sich sowohl für kalte als auch heiße Getränke verwenden.
Die aromatischen Blätter der Marokkanischen Minze werden nicht nur wegen ihres angenehmen Geschmacks geschätzt. Sie wirken auch belebend sowie krampflösend und fördern die Verdauung. In Form von Tee wird sie daher bei Koliken, Blähungen oder anderen Beschwerden im Bauchraum gerne getrunken.
Inhaltsstoffe:
Ganzdroge mindestens 12 ml pro kg. 2 % ätherisches Öl, 50% Menthol, Menthon, Menthylacetat, Lamiaceen-Gerbstoffe, Flavonoide, Phellandren, Pinen und Cinole.
Menthon ist das Oxidationsprodukt von Menthol.
Geruchsträger ist das Acetat des Dihydrocuminalkohols und auch das Dihydrocarvelacetat.
Die Droge wird ausschließlich anbaumäßig gewonnen.
Die Marokkanische Minze ist sehr unempfindlich gegenüber Mehltau und Rostpilzen. Als tierische Schädlinge treten gelegentlich Blattläuse auf. Dann gilt es, befallene Triebe abzuschneiden. Erdflöhe können bei zu trockener Kultur vorkommen. Regelmäßiges Wässern und Lockern des Bodens können diese Schädlinge abhalten.

Systematik:
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Minzen (Mentha)
Art: Marokkanische Minze
Wissenschaftlicher Name: Mentha spicata var. crispa ,,Maroccan"
Trivialnamen: Nanaminze, Duftkräuter, Duftpflanzen, Marokanische Minze, Teekräuter, Teepflanzen
Englische Bezeichnung: Moroccan mint

Der Gattungsname Mentha ist eine Entlehnung vom griechischen  minthe. Nach einer von Oivid übermittelten Sage ist die Nymphe Minthe, die Tochter des Kokytes, von Proserpina, der Unterweltsgöttin, in diese Pflanze verwandelt worden. Pfefferminze und andere volkstümliche Namen beziehen sich oft auf den intensiven Geruch der Pflanze.
Obwohl im Mittelalter oft statt der Pfefferminze auch die Krausminze kultiviert und genutzt wurde, konnte aus Funden in altägyptischen Gräbern gesichert werden, dass unsere Pfefferminze bereits um 1200-600 v. Chr. Bekannt war.

Bild 06 Schnittstellen, Marokkanische Minze Mentha spicata

Foto: H.-J_Koch

Teil 1
Spross, Querschnitt
30 Mikrometer

Die nichtholzigen oder krautigen Pflanzen entwickeln keine ausdauernden oberirdischen Pflanzenteile.
Alle krautigen Pflanzen besitzen indessen etwas Stützgewebe, das sich den Leitbündeln anschließt, und bei den meisten Arten wird innerhalb der Bündel etwas sekundäres Gewebe angelegt.

Neun ungefärbte Schnitte.

Bild 07 Übersicht, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 08 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 09 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata

Gliederhaar vom Lamiaceen-Typ, kurzes zweizelliges Deckhaar
Lamiaceae (= Labiatae): eine Stielzelle mit typischerweise 8 Sekretzellen (nur in der Aufsicht zu erkennen).

Bild 10 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 11 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 12 Detailaufnahmet, Autofluoreszenz, Marokkanische Minze Mentha spicata

Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 13 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 14 Dunkelfeld, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 15 Dunkelfeld, Marokkanische Minze Mentha spicata


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Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

#1
Wacker 3 A - Färbung (Acridinrot – Acriflavin - Astrablau)
1. Schnitte liegen in 50 % Ethanol.
2. Vorfärbung Acridiorot 8 Min.
3. 1x auswaschen mit Aqua dest.
4. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) 30 Sekunden
5. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
6. Nachfärbung Astrablau 60 Sekunden
7. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste verbleiben.
8. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %
9. Einschluss in Euparal
Fotos: Sony Alpha 6000, Nikon D5000

Bild 16 Übersicht, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 17 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 18 Detailaufnahme mit Beschriftung, Marokkanische Minze Mentha spicata

H = Hohlraum, MP = Markparenchym, K = Kambium, XY = Xylem, T = Trachee, RP = Rindenparenchym, KO = Kantenkolenchym, PH = Phloem

Bild 19 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 20 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 21 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 22 Dunkelfeld, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 23 Phasenkontrast, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 24 Phasenkontrast, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 25 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Marokkanische Minze Mentha spicata

Auflicht Beleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 26 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 27 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Marokkanische Minze Mentha spicata


Teil 2
Blattstiel, Querschnitt
30 Mikrometer


Bild 28 Übersicht, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 29 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 30 Detailaufnahme, Marokkanische Minze Mentha spicata


Bild 31 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Marokkanische Minze Mentha spicata

Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 32 Übersicht, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Marokkanische Minze Mentha spicata


Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7
,,Das neue Handbuch der Heilpflanzen", ISBN: 978-3-440-12932-6
,,Heilpflanzen", 1987
,,Welche Heilpflanze ist das?", ISBN: 978-3-440-10798-0
,,Die Pflanzen", Buch-Nr. 056283
E. Löbenberg ,,Drogenkunde", 3-7741-0125-6
Bettina Rahfekd ,,Mikroskopischer Farbatlas der pflanzlichen Drogen", ISBN: 978-3-8274-1951-4

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Sollte ich ein Copyright © verletzt haben, so geschieht dies nicht mit Absicht. Bitte schicke mir ein E-Mail, wenn es der Fall sein soll.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Gruß
Hans-Jürgen


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Gerne per "Du"

kmueho

Hallo Hans-Jürgen,

das sind wirklich schöne Bilder. Den wissenschaftlichen Gehalt kann ich leider kaum beurteilen (arbeite im Bereich Machinenbau und Informatik), aber man sieht, dass das reichlich Arbeit war.
Obwohl ich mir Mühe gebe, mein Mikroskop sauber zu halten (was schwierig ist, da ich derzeit noch viel dran rumschraube), finde ich es erstaunlich, wie sauber deine Bilder sind. Da ist nicht ein Körnchen Staub zu sehen. Gib's zu: Alles mit Photoshop wegretuschiert ;)

Machst du das beruflich, oder ist das ein Hobby mit professionellem Anstrich?

Anerkennende Grüße,
Kai

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wie immer vielen Dank für den schönen Artikel, den ich gerne gelistet habe!

Ich gestehe, bei den Makroaufnahmen der Minze habe ich zuerst an einen schönen frischen Minztee gedacht ....  ;D

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Hallo Kai,

danke für dein Interesse und das Lob.
Ich habe mir für mein Zeiss Axio Lab.A1 einen neuen Fotoadapter gekauft und die Sony Camera Alpha 6000 ausprobiert. Die Bilder 1 bis 24 sind mit der Alpha 6000 aufgenommen, eine Nachfokussierung für die Sony Camera war nicht nötig.
Was ich durch die Okulare sehe, bildet die Camera exakt scharf ab.
So sauber sind meine Bilder sicher nicht, betrachte mal Bild Nr. 7 und 17, links oben in der Ecke.
Photoshop ist ein riesiges Programm, ich verändere manchmal die Werte im Histogramm etwas.
Mikroskope immer mit einer Schutzhülle abdecken, Staub ist der Feind bei unserem gemeinsamen Hobby.

Gruß
Hans-Jürgen
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Hans-Jürgen Koch

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othum

Zitat von: Fahrenheit in April 20, 2021, 13:36:02 NACHMITTAGS

Ich gestehe, bei den Makroaufnahmen der Minze habe ich zuerst an einen schönen frischen Minztee gedacht ....  ;D


Und ich an einen Mojito  8)

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

othum

Lieber Hans-Jürgen,

wie immer eine sehr schöne Vorstellung. Vielen Dank!

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

Hans-Jürgen Koch

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