Hilfe zur Justierung des Belechtungsstrahlenganges Zeiss WL

Begonnen von Peter G., April 30, 2021, 18:49:18 NACHMITTAGS

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Peter G.

Hallo an die Restaurierungsexperten,

ich habe vor einiger Zeit von einem (ehemaligen) Forumsmitglied dummerweise über Ebay ein Zeiss Standard WL gekauft. Nachdem der irreparabel defekte Triebkasten und der verhunzte Kondensorträger ersetzt werden konnte, habe ich festgestellt, dass (mindestens) der Beleuchtungsstrahlengang dejustiert ist. Ich kann die Leuchtfeldblende mitsamt dem Spiegelstuhl nicht korrekt justieren. Ich weiß auch nicht, ob die Befestigungsteile der Blendenfassung an den Fuß wirklich komplett sind. Ich denke, dass die ganze Mimik am Fuß dreidimensional gekippt werden kann, was mir aber nicht so gelingt, dass es auch stabil so bleibt. Auch da ist wahrscheinlich der Wurm drin.

Gibt es jemanden hier im Forum, der mir eine "Bauzeichnung" dieses Bereiches zur Verfügung stellen könnte?
Oder:
Gibt es jemanden hier im Forum, der sich mit der Justierung auskennt und darüber hinaus in der Gegend von Karlsruhe wohnt?

Bis jetzt steht das einstige Objekt meiner Begierde in der Ecke und ärgert mich jedesmal, wenn ich es sehe. Da die Gesamtinvestition jedoch nicht unerheblich war, will ich versuchen, es wenigstens nutzbar zu machen...

Viele Grüße
Peter G.

-JS-

#1
Hallo Peter,

ich gehe einmal davon aus, daß Dein Standard WL (von der Unterseite des Fußes aus betrachtet) um den Umlenkspiegel für die Leuchtfeldblende herum eine hufeisenförmige, mit drei Schrauben versehene Vorrichtung aufweist.
Wen dies zutrifft, möchte ich auf die Publikation von Paul James hinweisen:
"Aligning The Zeiss Photomic's Headrig"
http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artapr09/pj-tweakings3.html
Diese Veröffentlichung ist zwar für das Photomikroskop erstellt worden, aber im Abschnitt "Step2)" dürften für Dich genügend Tipps zu finden sein, Deine am WL vorhandenen Probleme mit der LFB in den Griff zu bekommen.

Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Peter G.

Hallo Joachim,

das Prozedere an Deinem Link entlang hab ich schon durch. Ich bekomme keine stabile Einstellung. Da gibt es drei Schrauben mit drei Druckfedern. Entweder sind es die falschen Federn (zu kurz) oder sie sind zu lahm oder es fehlt noch etwas pro Schraube. Stabil ist die hufeisenförmige Vorrichtung erst, wenn man das Hufeisen knirsch an den Fuß anschraubt. Alles was lockerer ist, wackelt von alleine  :-[.

Dennoch vielen Dank an Dich.

Peter G.

Werner

Hallo Peter!

Die Federlänge muß in relativ engen Grenzen eingehalten werden, sonst kommt der Spiegel aus dem Licht. Zu schlaffe Federn ersetzt man am besten durch einen Stapel Tellerfedern, die sind stramm und durch entsprechende Stapelung auch in der Stärke einstellbar. Gibts bei ebay-Händlern.
Als Einstellhilfe dient ein Laserpointer, der mit einem Laborstativ o.ä. mittig durch das Beleuchtungsrohr auf den Spiegel  justiert wird. Das reflektierte Licht sollte dann auch mittig durch die Bohrungen des oberen Stativs fallen, das würde der optischen Achse entsprechen. An den Spiegelschrauben drehen, bis das erfüllt ist.

Gruß - Werner

Peter G.


Hallo an alle Helfer!

Ich habe nun tatsächlich dank der Hilfe von Herbert Dietrich das Prinzip dieser 3D- Justierung kapiert. Die räumliche Orientierung des Hufeisens wird einzig und allein durch drei Gewindebuchsen festgelegt. Diese drei Gewindebuchsen waren so weit in die drei Befestigungspunkte im Hufeisen eingeschraubt, dass die winzigen Schraubenschlitze in der Tiefe verschwunden waren. Ich habe nicht bemerkt, dass diese Buchsen raus und reingeschraubt werden können. Dadurch wird das Hufeisen gekippt. Die Federn braucht man nur während der Justierung. Danach, wenn alles stimmt (wenn die Buchsen mit einer gaaanz feinen spitzen Pinzette auf die jeweils richtige Höhe gebracht wurden) werden die drei Schrauben angezogen und alles sitzt fest.

Jetzt habe ich nur das Problem, dass die Spiegelhalterung auch noch mit Spiel mit zwei Schrauben am Hufeisen befestigt werden kann. Da ist mir noch nichts eingefallen, wie ich den Spiegel orientieren kann, bevor(?) ich das Hufeisen selbst justiere. Und dann natürlich: Wie pfrümle ich von unten die Pinzette in die Schraubenschlitze der Gewindebuchsen während ich ins Hilfsfernrohr schaue... Vielleich geht das in Seitenlage des Mikroskopes, wie im Link von Joachim beschrieben.

Vielleicht hat doch noch jemand einen Tip! Meine Anfrage wurde ja immerhin von mehr als 200 Lesern bemerkt...

Viele Grüße
Peter


-JS-

#5
Hallo Peter,

die Verwendung eines Hilfsfernrohres ist nicht unbedingt notwendig.
Zur Ausrichtung der Leuchtfeldblende reicht es aus, das Mikroskop wie folgt zu bestücken:
Kondensor 1,4 (Hilfslinse ausgeschwenkt)
Objektive Plan 2,5 und Plan 10
Tubus nach Wahl, aber nur mit einem 10x Okular bestückt, wenn vorhanden, den anderen Tubusausgang mittels Blindstopfen verschließen
Die Leuchtfeldblende soll bei der Justageaktion maximal geöffnet sein.
Nun das Mikroskop auf die Seite legen, ggfs. mit einem Buch unterstützen. Auf diese Weise kommt man relativ leicht an die beiden Befestigungsschrauben der LFB wie auch an die drei Verstellschrauben/Konterschrauben im Hufeisen heran.
Nach dem Einschalten der Beleuchtung wirst Du vermutlich ein dem Bild 0001 (1exz) ähnelden Zustand vorfinden. Es ist hier im Beispiel eine zu ca. 15% vignettierende Mattscheibe der Beleuchtungseinrichtung zu sehen:


Nun sind die beiden diametralen Befestigungsschrauben links und rechts vom Prisma der LFB zu lockern, und es kann dann der gesamte Spiegeleinsatz im Millimeterbereich radial und axial verschoben werden.
Nach einigem Pröbeln wirst Du einen dem Bild 0002 (2zentr) ähnelden Zustand erhalten:


Jetzt bitte VORSICHTIG und nacheinander im Wechsel die beiden Befestigungsschrauben leicht anziehen und dabei darauf achten, daß sich bei der Aktion die LFB nicht mehr aus dem zentrischen Bereich bewegt. Wenn das Ergebnis zufriedenstellend ist, können die beiden LFB-Befestigungsschrauben final angezogen werden.
Eventuell notwendige Feinkorrekturen sind im Abschluß mittels der drei Schrauben am Hufeisen noch jederzeit möglich.
Ich habe noch zwei Bilder angehängt (0003, 0004), eines mit halb geschlossener LFB, das andere mit geöffneter, beide mit Plan10 erstellt, um die (relativ) homogene Ausleuchtung zu belegen.



Das Präparat zeigt einen Stängelquerschnitt vom Blauen Lavendel und wurde von David Kubon gefertigt.

Es verbleibt, Dir viel Erfolg bei der Fummelei zu wünschen.

Viele Grüße
Joachim
... bevorzugt es, ge_Du_zt zu werden ...

Peter G.

Hallo Joachim,

vielen Dank für deine gute Beschreibung der Spiegeljustierung. Die kommt also zuerst und erst danach Feinkorrektutren am Hufeisen.
Ich werde also diese Justierungsbuchsen gleichmäßig zum Fuß herausstehen lassen um etwas Spielraum für diese Feinjustierung zu haben und zuerst den Spiegel nach Deiner Anleitung ausrichten.
Ich habe dankenswerterweise von Herbert Dietrich Bauteilezeichnungen bekommen, sodass ich jetzt auch kontrollieren kann, ob alles vollständig und auch richtigherum eingebaut ist (war).

Ich hoffe, es geht dann endlich vorwärts mit dieser "Krücke".

Ich wünsche Dir einen schönen Restsonntag!

Grüße
Peter G.