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Uronychia transfuga von Sylt

Begonnen von SNoK, Mai 14, 2021, 16:35:27 NACHMITTAGS

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SNoK

Ich zeige hier einen weiteren Ciliaten, den ich aus meinem Urlaub auf Sylt vor einer knappen Woche mitgebracht habe. Ebenfalls aus einer Brackwasserprobe im Watt bei Archsum. Es ist Uronychia transfuga. Das Tier ist ca. 80 µm lang. Ich habe drei ventrale Aufnahmen in leicht verschiedenen Schärfeebenen angehängt, damit man die unterschiedlichen Details erkennen kann, wie die 4 Transversalcirren, aber auch Cilien, Borsten und Zähne. Zwei weitere Aufnahmen sind von der dorsalen Seite. Auf ihnen kann man die mit kurzen Wimpern besetzten Furchen des Panzers gut erkennen, wie auch die drei mächtigen Marginalcirren. Auf der angehängten Zeichnung aus dem Yagiu and Shigenaka's Pictorial Atlas of Ciliates sind sowohl ventrale (links) als auch die dorsale Seite (rechts) zu sehen.

Ich bitte um Nachsicht, dass ich meine Bilder nicht mit Größenangaben und anderen Hinweisen versehe. Ich möchte, dass man sie ohne Pfeile, Striche und Buchstaben betrachten kann.

Stephan

Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
Stemis: Zeiss 508, Wild Heerbrugg M5
Kameras: Sony alpha 6500 und 6400
Webseite: https://kralls.de
Vorstellung: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41749.msg308026#msg308026

Jürgen Boschert

Hallo Stephan,

Deine Aufnahmen sind einfach spitze, danke für´s Zeigen !
Beste Grüße !

JB

Bernhard Lebeda

Hallo Stephan

das sind mal Cirren!!

Danke für die tollen Aufnahmen. Nie gesehen, das Teil!

LG Bernhard

Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

anne

Hallo Stephan,
einer der besonders fotogenen Ciliaten - ganz große Klasse!
lg
Anne

Ole Riemann

Hallo Stephan,

ein wirklich bemerkenswerter Ciliat - und sehr ansprechend fotografiert. Schönen Dank!

Ole

Martin Kreutz

Hallo Stephan,

ein wirklich uriges Vieh. Ich selbst habe es erst einmal live in einer mitgebrachten Salzwasserprobe auf irgendeinem Mikroskopikertreffen gesehen. Ist schon lange her. Im Salzwasser haben sich einige hypotriche mit so überdimesionierten Cirren entwickelt. Da fragt man sich, wofür die gut sind. Eventuell dienen sie für einen besseren halt auf dem Untergrund auch bei Wellenschlag. Bei den hypotrichen im Süßwasser kann man ja auch beobachten, dass sie mit den Cirren laufen und diese scheinbar eine adhesive Haftwirkung entwickeln können.

Martin


SNoK

Danke für die netten Rückmeldungen. Vorhin habe ich das Tier noch einmal entdeckt und glücklicherweise so, dass ich die Dorsalseite auch noch fotografieren konnte. Ich habe deshalb den Beitrag ergänzt und den Text leicht geändert. Schaut noch mal rein.

Stephan
Mikroskope: Leica DMRB, Leitz Dialux (beide mit DIK)
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Martin Kreutz

Hallo Stephan,

sehr schön, dass Du an einem weiteren Exemplar noch die Dorsalseite dokumentieren konntest. Aber das Bild ist seitenverkehrt! Schau Dir die Lage des apikalen Dorns und den Verlauf der dorsalen Rippen an! Hast Du durchfokussiert?

Martin

SNoK

#8
Lieber Martin,

ich glaube nicht, dass ich durchfokussiert habe, da habe ich extra drauf geachtet. Man kann das an den kleinen Borsten sehen, die auf den japanischen Bildern (oder sind das chinesische?) eingezeichnet sind. Bei meinen ersten drei Bildern sind sie unten auf der rechten Seite, wie man auf einem Bild sieht. Das war ein Exemplar. Bei den beiden weiteren Bildern sind sie auf der linken Seite. Das war ein anderes Exemplar. Das ist genau, wie auf den Bildern aus dem Ciliaten-Atlas. Was den Dorn angeht, habe ich den tatsächlich auf beiden Seiten gesehen, es ist nicht nur einer. Das ist bei Kahl anders, wo es scheinbar nur einer ist. Und auch die Biegung der 3 Marginalcirren passt doch, einmal nach recht, einmal nach links.

Grüße
Stephan
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Martin Kreutz

Hallo Stephan,

OK, das kann ich nachvollziehen. Ich habe mich täuschen lassen von der mittleren und rechten Rippe, die am Hinterende nach links ziehen. Die Japaner zeichnen das eher noch rechts. Aber da gibt es sicher auch Variabilitäten. Aber noch eine Frage (ja, ziemlich pingelig) ist der helle Bereich auf Höhe der grossen Cirre bei der dorsalen Ansicht die KV?

Martin

SNoK

#10
Lieber Martin,

das mit der kontraktilven Vakuole hatte mir natürlich auch Gedanken gemacht. Bei meiner ersten Serie von ventral hatte ich überhaupt keine cV  ausmachen können. Bei der zweiten Serie lag sie dann mal hier mal dort, aber nicht genauso, wie bei der einen Abbildung von Kahl oder bei den Japanern. Wenn es denn die cV ist und nicht eine Nahrungsvakuole. Ich hänge dazu noch mal ein Bild an. Ich vermute, dass es hier eine Variabilität gibt. Kahl schreibt ja auch bei U. setigera, dass sie dort anders liegt.

Was das Durchfokkusieren angeht, noch der Hinweis, dass ich das bei der ersten Serie versucht hatte, aber ohne Erfolg. Von daher bin ich ziemlich sicher, dass ich bei der zweiten Serie das Tier auch von dorsal gesehen habe, was ja auch durch die Borsten etc. in meine Augen belegt ist.

Was die Zähne/Dornen angeht, hänge ich auch noch ein Bild an. Es gibt nicht nur den einen, wie man sieht. Bei U. uncinata gibt es auch verschiedene Zähne. Vielleicht ist in diesen Dingen doch viel Variabilität.

Es gibt im Netz auch so gut wie keine richtigen Abbildungen zu dem Tier. Ich habe mir jetzt mal von E. Hartwig (1973) ein Buch über Ciliaten auf Sylt bestellt.

Ansonsten noch was zum Verhalten. Da gibt es einen interessanten Artikel:

https://www.researchgate.net/publication/251619909_The_ethograms_of_Uronychia_transfuga_and_Uronychia_setigera_Ciliata_Hypotrichida_A_comparative_approach_for_new_insights_into_the_behaviour_of_protozoa

Grüße
Stephan
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Martin Kreutz

Hallo Stephan,

die "Pseudo-KV" auf der linken Seite kann auch eine Nahrungsvakuole sein. Schwer zu sagen. Eventuell konntest Du auch deshalb eine KV nicht eindeutig erkennen, weil sie im Salzwasser deutlich langsamer pulsiert. Ich habe mir den verlinkten Artikel angeschaut und auch die einleitende Beschreibung der Gattung Uronychia im Kahl. Offensichtlich dienen die starken Cirren nicht der besseren Haftung auf dem Untergrund (wie ich annahm), sondern der spungartigen, schnell Fortbewegung! Denn Kahl schreibt "Gewöhnlich sieht man sie (Uronychia) auf dem Objektträger gemächlich schwimmen .... oder plötzlich wegschnellen mittels der riesigen Cirren am Hinterkörper."

Schönen Abend

Martin

SNoK

#12
Lieber Martin,

ja, das stimmt, die Tiere können ganz plötzlich wegspringen, das habe ich auch gesehen...bis ich ihnen das Wasser etwas entzogen habe. Das sind ganz schöne Distanzen, die die springen, so in etwa bis zum Zehnfache der Körperlänge.

Heute habe ich mal in unsere vier Mineralquellen in Kronberg geschaut, weil ich dachte, Salz ist Salz. Aber da war fast überhaupt nichts drin, außer Algen im Becken, wo sie reinfließen. Ich lasse das mal über Nacht stehen, denn beim zweiten Schauen eine Stunde später war doch schon etwas Bewegung. Aber da ist natürlich auch Schwefelwasserstoff drin, das macht ggf. den Unterschied zu Brackwasser.

Dafür habe ich noch mal in die Sylt-Probe geschaut und noch ein interessantes Rädertier gefunden. Vielleicht eine Keratella-Art. Weiter bin ich noch nicht. U. U. was Triviales. Wenn sich's lohnt, zeige ich die auch noch.

Grüße
Stephan

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