Archäometallurgie: In der Schlacke sind alle Phasen grau...

Begonnen von Bastian, Mai 08, 2021, 16:17:58 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Bastian

Liebe Kollegen und Liebhaber der Auflichtmikroskopie,
hin und wieder haben wir aber auch ein paar schöne Farben zu bieten. Heute: Kupfer und Cuprit aus Zentralasien 13. Jh AD.
Zwei Bilder zeigen jeweils gen gleichen Ausschnitt in PPL und XPL. Bild 1 und 2: Kupfertropfen in aufgeschmolzener Ofenkeramik. Die Kupferschmelze entstand unter oxidierender Atmosphäre, deswegen die Cupritbildung in der Metallschmelze. Cuprit erscheint je nach Größe im Präparat tief rot, oder eben orange und sogar bis gelb, je kleiner es ist. Kupfer ist natürlich gut erkennbar.




Bild 3 und 4: Hier ist neben dem Kupfer und dem Cuprit auch noch Delafossit zu sehen. Delafossit ist ein Kupfer-Eisenoxid (CuFeO2), das ebenfalls gerne in mäßig oxidierender Atmosphäre entsteht. Delafossit sind die hellgrauen, leicht gebogenen Nadeln in dieser Probe. Diese Probe besteht ebenfalls aus zu Glas geschmolzenem Ofenlehm.





Viele Grüße,
Bastian


hugojun

Hallo Bastian ,
danke für die Bilder, endlich mal was für die  Anorganik-er.
Natürlich habe ich wegen der vielen Diskussion zum aktuellen Thema (Corona) , gleich was anders in deinem ersten Bild
geglaubt zu erkennen ,  als das was es wirklich ist.
Ist das nicht schlimm?
Würdest du die Komponenten / Minerale für das ungeübte Auge im Bild markieren?
Vielen Dank
Jürgen

Bastian

Jürgen,
ich habe die Beschreibung oben ein wenig erweitert, nun sollt man die Phasen finden. Apropos Phasen; diese und Minerale sind mineralogisch das Gleiche, aber in der Archäometallurgie unterscheidet man zwischen natürlich entstandenen Mineralen und vom Menschen verursachten Phasen.
Hier noch ein weiteres Bild aus der gleichen Probe.




Bastian

hugojun

Hallo Bastian ,

danke für die Erweiterung.
,,... Liebe Kollegen und Liebhaber der Auflichtmikroskopie,
hin und wieder haben wir aber auch ein paar schöne Farben zu bieten. Heute: Kupfer und Cuprit aus Zentralasien 13. Jh AD...."

wenn ich das irgendwann mal richtig gelesen habe, kann man ja diese Metalle/Schlacken nicht
auf dem direkten Wege Altersbestimmen, wie z.B. die geologischen Alter von Gesteinen.
Meist werden dazu Beifunde aus Brennholz und Fundsituation, sowie die ¹⁴C Methode herangezogen.
Die ¹⁴C Methode wird aber zudem Anhand von Wachstums-Jahresringen kalibriert. Welche Möglichkeiten hat man noch , wenn solche Beifunde   nicht gemacht werden.


LG
Jürgen

Bastian

Jürgen,
richtig, das kann man nicht. Es gibt keine Möglichkeit die Schlacke direkt zu datieren.
Das ist aber auch nicht tragisch, denn wenn der archäologische Kontext nicht bekannt ist, lohnt sich auch die Untersuchung nicht.
Immerhin geben uns die Schlacken ja eine Fülle von anderen Informationen, so dass dieser Abfall ja immer noch wertvoll genug ist.
Bastian

Rawfoto

Hallo Bastian

Für mich spannender Beitrag :)

Sehe ich das richtig, geschliffen und poliert aber nicht geätzt ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Bastian

Gerhard,
klar hast du das richtig verstanden. -
Die Metallographie nutzt zwar auch Auflicht, aber die beschreibt ja eben das Metallgefüge. Deshalb wird dort geätzt.
Die Arbeit die ich mache nutzt die Methoden der Erzmikroskopie, bzw. der Mineralogie und da wird nicht geätzt. Ich ätze nur dann wenn ich mich mit den Gefügen innerhalb meiner Proben beschäftige.

Bastian

Gerd Schmahl

Hallo Bastian,
abseits aller Wissenschaft gefällt mir das Bild Nr 3 ganz außerordentlich: ein fast schon florales Motiv.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.