BOTANIK: Blattstiel von Acer platanoides (Spitzahorn)

Begonnen von Jürgen P., Mai 15, 2021, 04:10:16 VORMITTAG

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Jürgen P.

15.5.21


Liebe Freunde,

ich brauche Eure Hilfe. Ich bin mir nicht sicher, was ich auf diesem Bild sehe:



Ich weiß, dass es sich um den Querschnitt eines Blattstieles von Acer platanoides (Spitzahorn) handelt. Stielabschnitte von 2-3cm  wurden 4 Tage in AFE fixiert, dann mit Karotte umfassst und mittels Handmirkotom, Klingenhalter (8°) und Roundfin-Klingen geschnitten. Die Schnitte wurden in Etzolds AFC gefärbt (3 Minuten erhitzt, über der Flamme) und in Isopropanol gewaschen, dann in Euparal eingebettet. Die Stiele sind ca. 2mm stark.

Das Ergebnis ist fern von Perfektion, lässt aber doch einige Strukturen erkennen. Ich vermute, wir haben hier mindestens 14 größere kollaterale Leitbündel (LB), jeweils mit dem Xylem nach innen. Die Xyleme bilden einen geschlossenen Ring. Die beiden im Foto oben liegenden Leitbündel scheinen verschmolzen. Nach außen gibt es zu jedem Leitbündel eine Sklerenchymkappe. Diese bilden einen zweiten, fast geschlossenen, Ring. Zwischen zwei großen Leitbündeln scheint es meist ein kleines zu geben.

Die Blattstiele lassen bei Verletzung Milchsaft austreten. Ich vermute, dass die großlumigen an der Außenseite des Phloembereichs, nahe der Sklerenchymkappe, sichtbaren Stellen, Milchsaftröhren sind.



Das zweite Bild ist lediglich eine Ausschnittvergößerung des ersten. Ich denke, es zeigt Xylem (Xy), Phloem (Ph), Milchsaftröhren (Mg) und Slerenchymkappe (Sk).

Gar nicht erklären kann ich mir den hellroten Fleck im Zentrum (MP). Was ist das? Lignifiziertes Markparenchym?

Kann jemand meine Vermutungen bestätigen oder korrigieren?

Beste Grüße
Jürgen
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Fahrenheit

#1
Lieber Jürgen,

A. platanoides habe ich selbst noch nicht geschnitten, daher mein Anlauf einfach anhand Deines Bildes:



Ep = Epidermis
Cu = Cuticula
RP = Rindenparenchym
Skl = Sklerenchym
Lk = Lakune (mir ist nicht ganz klar, worum es sich hier genau handelt, das gibt das Bild nicht her
Pl = Phloem
Ob ein Cambium (Ca) vorhanden ist, lässt sich nicht sagen
Xl = Xylem
T = Trachee
pXl = primäres Xylem
MP = Markparenchym

Nach dem Fixieren der Schnitte ( 20 min reichen, mehr schadet nicht), stufenweise in Aqua dest. überführen 8Ethanol 70%, 50%, 30%, Aqua dest.)
Noch 2 mal mit Aqua dest. spülen und absaugen
Ausreichend Etzold FCA auftropfen und ca. 7 bis 8 Minuten einwirken lassen (am Anfang einmal kurz bis vor den Siedepunkt erhitzen).
Gründlich mit Aqua dest. spülen. Bei dickeren Schnitten gerne auch über Nacht auf Aqua dest. stehen lassen (sanftes Differenzieren).
Gründliche mit Isopropanol 99,9 % entwässern (3 * im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
Jetzt kann in Euparal eingedeckt werden.

Herzliche Grüße
Jörg
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Jürgen P.

Vielen Dank, Jörg!
Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich Xylem und Phloem unterscheiden kann. Ich glaube ja, dass die Löcher (vornehm: Lakunen) im Phloem etwas mit dem Milchsaft zu tun haben.

Ich habe noch einmal dieselbe Pflanze an einem anderen Blattstiel untersucht und die Lakunen waren wieder da! Allerdings das zweite "Rätsel", der rote Fleck in der Mitte des Markparenchyms war wohl ein Artefakt. Ich habe das Verfahren geändert. Kurz: Fixierter Stiel-Abschnitt, Abspülen mit 70% Ethanol, Schneiden in Holundermark, Überführen in Wasser, Färben mit Etzolds FCA, Spülen mit Wasser, auf Objektträger, Einbettung in Gelatine, Deckglas. (Kein Dauerpräparat).  Ergebnisse:



und

.

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und
hier https://cutters-goettingen.de/pub/004003.png
.

Beste Grüße
Jürgen
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Fahrenheit

#3
Lieber Jürgen,

wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Deinen letzten Satz zu den Milchsaftröhren im Eingangsposting habe ich glatt überlesen.

Mir war auch nicht bekannt, dass Ahornarten Milchsaft bilden, aber siehe hier:

Blätter vom Spitzahorn


Milchsaft an der Bruchstelle eines Blattstiels


Lakunen sagt man gerne, wenn man nicht genau weiß, was es ist :). Ich war auf jeden Fall neugierig und habe heute in der Mittagspause den Blattstiel vom Spitzahorn aus der Siegaue präpariert.

Geschnitten habe ich freistehend mit der Schneidehilfe von Bob und Deinem 14° Klingenhalter auf dem Tempelchen - das ging sehr gut. Bei dem weichen Material habe ich aber auch nichts anderes erwartet.

Hier mal ungefärbt und unfixiert mit dem 20x:


Die Lakunen sind nun Sekretgänge (SG), es gibt ein Kollenchym (Kol) unter der Epidermis und Art ist eine Luftblase.
Ein Cambium scheint es nicht zu geben.

Gerade der Miclhsaft wird beim Fixieren mit AFE nicht sauber entfernt (besonders bei der Stückfixierung) und auch das Spülen mit Ethanol führt nicht zum gewünschten Erfolg.

Hier nutze ich Eau de Javel (0,5 l bei DM) oder Klorix (blaue Flasche, 1:4 mit Aqua dest. verdünnt). Vorsicht: zu lange auf den Schnitten gelassen, lösen sich die Zellverbände auf. Also maximal 90 Sekunden mit Lupenkontrolle.
Anschließend sehr gut mit Aqua dest. spülen. Nasenkontrolle: wenn es nicht mehr nach Chlor riecht, ists gut.

Der Schnitt könnte sich nun etwas bräunlich verfärbt haben: das geht mit Bleichen mit Chloralhydrat weg (160g auf 100ml Aqua dest. sic!). Hier können die Schnitte ruhig über Nacht liegen, das schadet nicht.
Anschließend wieder sehr gut spülen (keine Nasenkontrolle, macht schläfrig ;) ) und weiter mit dem Färben wie gewohnt.

Das mach' ich nun mal mit meinen Schnitten und zeige dann die Ergebnisse.

Herzliche Grüße
Jörg
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