Rädertier Ascomorphella volvocicola an und in Volvox/Eischlupf

Begonnen von Gerd Schmahl, Mai 16, 2021, 10:59:32 VORMITTAG

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Gerd Schmahl

Hallo,
es scheint Volvox-Zeit zu sein, denn auch mir sind die hübschen Kugeln von Volvox aureus in stattlicher Zahl ins Netz gegangen.


Dabei ist mir ein kleines Rädertier aufgefallen, welches sich sehr intensiv an einer Kugel zu schaffen machte.


Das Tier hat einen leuchtend roten Augenfleck


Ich habe das kleine Kerlchen eine ganze Weile beobachten und fotografieren können. Die Bilder sind auf Grund der Schichtdicke und ohne Blitzeinrichtung natürlich nicht optimal, aber ich habe trotzdem dokumentieren können, wie eine Volvox-Zelle in den Schlund wandert (gelber Pfeil).

Das Herauslösen der Einzelzellen aus der Gallerthülle muss Schwerstarbeit sein. Das sieht man am besten in dem Video, das ich auf Youtub gestellt habe.
Weiß jemand mehr über dieses offensichtlich hochspezialisierte Tier?
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Peter V.

Hallo Gerd,

eine tolle Sequenz!! Glückwunsch! Das ist ja unglaublich, wie sich das Rädertier an der Volvox abarbeitet. "Voll krass aggro, das Viech"  ;D
Das sieht ja tatsächlich nach einer Art "zielgerichtetem" Vorgehen aus (?). Gibt es solche räuberischen Rädertiere oder rädert es da nur zufällig an der Volvox herum, weil die Volvox ihm den Weg versperrt?

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Bernhard Lebeda

Hallo Freunde

Bernd wird sich sicher noch melden:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=6660.0

Im alten Forum hatte ich das auch mal gezeigt. Ist das Archiv eigentlich perdu?

LG Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Gerd Schmahl

Hallo Bernhard,
danke für den Link. Ascomorphella (Hertwigella) volvocicola dürfte passen. Ich hatte auf der Seite von Michael Plewka auch ein Rädertier gefunden, das sich an Volvox vergreift: Zangen-Rädertier (Cephalodella catellina volvocica), aber das sieht anders aus und hat auch 2 Augenflecken, "meines" aber ganz sicher nur einen.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

jcs

Hallo Gerd,

die Volvox sind ja immer sehenswert, umso mehr, wenn da noch ein Rädertier herumkaut! Gefällt mir.

Wie fängst Du diese Algen ein, mit einem Planktonnetz?

LG

Jürgen

Gerd Schmahl

Hallo Jürgen,
ja mit einem Planktonnetz am Tage nahe der Oberfläche. Habe letzte Nacht auch einen Versuch mit der Lichtreuse im Teich gemacht, aber die hat fast nur Krebschen und Planarien gefangen. Einmal im Glas kann man die Volvox aber mit Licht gut anreichern. Im runden Glas und auch in der Petrischale sammeln sie sich vorwiegend auf der Seite des Gefäßes, die gegenüber der Lichtquelle liegt. Hängt wahrscheinlich mit der Lichtbrechung im runden Gefäß zusammen, die dafür sorgt, dass es dort am hellsten ist. Scheint mit Tageslicht auch wesentlich besser zu gehen, als mit dem eingeengten Spektrum einer LED-Lampe.
Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Gerd Schmahl

#6
Hallo,
meine Volvox haben sich schön vermehrt und mit ihnen die gefräßigen Rädertiere. Heute habe ich mehrere von denen im Innern von Volvoxkugeln gefunden und auch deren Eier.


Hier die dazugehörigen Eier, die immer mit denen zusammen in der Kugel waren. Die Schale ist glatt:

Davon waren in einer Kugel bis zu 8 Stück. Wenn die alle schlüpfen sind meine schönen Volvox bald erledigt..

Ich habe aber auch noch eine zweite Sorte gefunden, die etwas größer und stachelig sind. Dazu habe ich aber keine Tiere gesehen. Ich denke die müssten zu einer anderen Art gehören, oder die Tiere produzieren verschiedene Eier, so wie die Wasserflöhe:


Und dann habe ich ein Rädertier beobachtet, wie es sich durch ein Loch in der Kugelhaut zwängte und abdampfte. Das ging aber sehr schnell, so dass ich bei der sich drehenden Volvoxkugel nicht wirklich hinterher kan mit Scharfstellen und Auslösen. Hier der Beginn der Aktion:


Und hier ist die enorme Verformbarkeit dokumentiert, mit der sich das Tier durch die eigentlich zu kleine Öffnung zwängt.


Dann schwamm das Tier sehr schnell taumelnd davon. Es drehte sich dabei schnell um die eigene Achse. Erste Minuten Später habe ich es wiedergesehen und gefimt hier zwei benachbarte (!!!) Frames (Ausschnitte, 100% Crops). Es hat also in 1/30s fast eine viertelste Drehung vollführt:


Überhaupt habe ich die Tiere nie (nie,nie!) ruhen sehen. Die waren immer voll dabei die schöne Energie, die sie sich reingefressen haben zu verbrennen, immer das Gaspedal voll durchgetreten.
Sehr spannende Viecher!
Hier gehts zum Video-

Beste Grüße
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

limno

Hallo Gerd,
auch bei den monogononten Rädertieren gibt es zwei "Eisorten", nämlich Sommer- bzw. Wintereier. Mit Fachausdruck Subitan- bzw. Latenzeier, wobei letztere keine echten Eier sind, sondern Dauerstadien, aus denen nach einer Reifezeit von mehreren Monaten unter günstigen Bedingungen (meist im Frühjahr) Jungtiere schlüpfen, anderenfalls aber im Embyonalstadium verharren.
Die Latenzeier haben eine derbere Hülle und sind meist stachelig bewehrt. Im KOSTE gibt es vom Latenzei von Ascomorphella volvocicola keine Abbildung, lediglich die Größe wird mit 66 µm angegeben! S. 408f. Umso schöner dass Du uns ein Bild davon zeigst :) 8)
Mit begeisterten Grüßen
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Gerd Schmahl

Hallo Heinrich,
die Größe kommt hin:
LG Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

Gerd Schmahl

Hallo,
gestern konnte ich den Eischlupf beobachten.
15:40 Uhr:

16:42 Uhr:

16:45 Uhr:


Der kleine Feinschmecker musste ganz schön kämpfen, um aus seiner Eihülle zu kommen.
Die Fotos sind aus einzelnen Videoframes geschnitten. Hier gehts zum Video.

Viel Freude beim Betrachten wünscht
Gerd
Man sagt der Teufel sei, im Detail versteckt,
doch hab' ich mit dem Mikroskop viel Göttliches entdeckt.

D.Mon

Hallo Gerd,

das sind interessante und ganz erstaunliche Bilder, die sicher nur mit viel Geduld und Interesse entstehen konnten.
Hut ab und Danke fürs zeigen.

Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
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Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10, Orthoplan mit DIC
Kamera: Sony ILCE-6400