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Aufwuchs im Gartenteich

Begonnen von plaenerdd, Mai 25, 2021, 22:11:11 NACHMITTAGS

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plaenerdd

Hallo,
ich habe im zeitigen Frühjahr einen Gartenteich angelegt und mit Regenwasser gefüllt. Durch Bepflanzungen sind sicher reichlich "Starterkulturen" hinein gelangt. Vor ca. 4 Wochen habe ich Objektträger an Korken hineingehängt, um sie bewachsen zu lassen. Die Falle, die Objektträger in unterschiedlichen Wassertiefen plaziert, sieht so aus:

Dabei sind immer zwei Objektträger "Rücken an Rücken" eingeklemmt, damit sich nach der Entnahme eine Seite sich gut reinigen lässt, während man die äußere Seite mit dem Bewuchs mit einem Deckglas bedeckt.

Hier ein paar Impressionen von dem reichhaltigen Bewuchs (von nur einem Objektträgerpaar!), bei dem Hämatococcus farblich die Hauptrolle spielt, wie im Teich überhaupt. Dort ist alles von einem roten Belag überzogen. Aber auch andere Algen haben sich niedergelassen. Es gibt Bakterienrasen und an anderen Stellen dominieren Kragenflagellaten.


Zwei Arten von Schalenamöben, ein Sonnentier und ein Sauginfusor:


Aber auch Arten, die ich eher im Plankton vermutet hätte sind zu finden:


Verschieden Wimperntiere, von denen die großen Trompetentiere besonders häufig waren:


Zuletzt noch zwei schöne sessile Rädertiere, die zusammen mit Stentor das "Großwild" darstellen:


Ich hoffe diese Eindrücke machen Lust auf ähnliche Experimente.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

mlippert


Ole Riemann

Hallo Gerd,

das sieht toll aus - sowohl die Konstruktion zum Ausbringen der Objektträger als auch die Bilder der vielfältigen Gemeinschaft des Bewuchses. Gerne mehr davon!

Schöne Grüße

Ole

Alfons Renz

Hallo Gerd,

Als Schwabe frägt man (sich) natürlich: Müssen es wirklich Champagner-Korken sein, und welche Marke empfielst Du speziell? Tut es auch ein Cremant? Ich gehe schon mal in den Keller und starte die Versuchsplanung...

Auf jeden Fall ist es eine sehr pfiffige und überzeugende Anordnung, um zu interessanten Präparaten zu kommen!

Herzliche Grüße,

Alfons

plaenerdd

Hallo Alfons,
ehrlich gesagt, weiß ich nicht in welcher Art Flasche die steckten. Die Korken habe ich in der Schule mitgenommen, wo wir einen großen Bastelvorrat haben. Um so viel OT zu tragen, sollten die Korken aber schon etwas größer sein. Eine noch zu untersuchende Idee wäre es, die OT waagerecht anzubringen und den Unterschied zwischen Oberem und unterem OT mal zu betrachten.
Die Idee selber ist aber keineswegs von mir, sondern aus der "Kleingewässerkunde" von Drews/Ziemek. Was ich auch mal irgendwo gesehen hatte: 2 OT in einem Weinkorken, so dass die OT ins Wasser zeigen und der Korken schwimmt. Muss man nur irgendwie gegen die Verdriftung durch Wind zu schützen.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

liftboy

#5
Hallo Gerd,

gegen Champagnerkorken an sich ist nichts zu sagen :-) es sei, man hat ihn vorher getrunken und fällt dann in den Teich :-))
Deine Ideenquelle ist mir bekannt, ich häng mal ein Bild dran.
Ein Forumsmitglied (Wolfgang Bettigkofer) hat mal für alle die wollten schöne Geräte gebastelt; immer zwei OT aufeinander in einem Einschub, insgesamt also 12Stück. Auch davon Bilder im Anhang.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Michael K.

Hallo,

Leider habe ich keine Möglichkeit einen Teich anzulegen.  Ich denke mal das man so etwas auch für den Hausgebrauch machen kann.
Am Reitstall im Nachbarort habe ich die Möglichkeit an Bachwasser zu kommen, weiter oben auch direkt aus der Quelle.
Ich würde das Wasser von meiner Seite aus das Wasser aus dem Bach in Nähe des Stalles nehmen, da dort auch Algen etc drin ist, an der Quelle ist kaum was drin.
Wie gross sollte das Gefäss sein? Geht auch Licht am Nordfenster oder muss ich da mit Kunstlicht (Pflanzenlicht) nachhelfen?
Wie setze ich so etwas generell an? Muss da eine Kiesschicht rein, ähnlich wie ein Aquarium? Ich würde zu Anfang sehr wenige Algen und Wurzelzeug rein setzen. 
Wie verhindert man das es zu einer "müffelnden" Brühe wird? Oder muss ich alle paar Wochen das Wasser wechseln? Aquariumpumpe, Filter?

LG
Michael

liftboy

Hallo Michael,

was das Gefäß angeht, geht alles zwischen Marmeladenglas und Aquarium. Voraussetzung ist eine Abdeckung gegen Staub und Verdunstung; es muss aber Luftaustausch da sein, also nicht ganz dicht [aber wer ist das schon :-) ].
Für die Füllung nimmst Du Dein Bachwasser, je trüber desto besser; das klärt sich von selber.
Wenn man dann täglich beobachtet, sieht man, wie sich die "Bevölkerung" verändert. Echt spannend.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Niels Bohr

Bob

Hallo Michael,
ein gutes Verfahren für stabil laufende Tümpelaquarien habe ich hier beschrieben:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=39133.0

Da kann man eine erstaunliche Artenvielfalt drin haben und die Methode mit den versenkten Objektträgern funktioniert, ohne dass man einen Fuß vor die Tür setzen muss. Standort ist nicht so entscheidend, nicht zu viel pralle Sonne, sonst lieber einen Schutz davor stellen. In einem Südfenster kam es mal im Sommer in Richtung umkippen, dann habe ich mit einer Aquarienpumpe für ein paar Stunden pro Tag belüftet. Ansonsten läuft das fast wartungsfrei, mal ein bisschen zerstoßenen Reis oder ein paar Tropfen Milch dazu, un dimmer wieder Regenwasser nachfüllen.

Viele Grüße,

Bob

plaenerdd

Hallo Michael,
Nordfenster ist sogar sehr gut. Manche Arten mögen etwas mehr Licht, aber dann hat man eben andere. Wie Bob schon schrieb: Direkte Sonne ist problematischer. Ich würde alles, auch den Sand vom natürlichen Biotop nehmen, denn auch darin sind spezifische Arten. Die OT kannst Du dann paarweise mit Schnipsgummi zusammengehalten in den Sand stecken. Damit hkann man dann auch Versuche anstellen. Wir haben in der Schule jeweils 2 Gläser pro Schüler anlegen lassen: Eines mit Teichwasser und zum zweiten kam noch eine Verunreinigung dazu: 3 Tropfen Spüli oder etwas Waschpulver, Salz, Zucker, Cola... Dann ahben wir im 14 Tage-Tackt mikroskopiert. Hatte ich hier mal beschrieben.
Es ist aber so: Wenn Du so eine Probe aus einem Gewässer entnimmst, ändern sich von diesem Zeitpunkt an die cphysikalischen und chemischen Bedingungen. Manche Arten verschwinden, andere vermehren sich stärker, die vordem nicht in Erscheinung getreten sind. Aber andererseits kann da auch keine Art auftauchen, die nicht schon vorher drinn war, zumindest, wenn Du sauber arbeitest.

Eine weitere sehr schöne Methode für den Fang von sonst eher schwer zu erhaschenden Wesen ist das "Schwimmende Deckglas": Einfach ein, zwei DG vorsichtig auf der Probe schwimmen lassen und am nächsten Tag oder später mikroskopieren. Schon mit kurzzeitigem Auflegen kann man mit dieser Methode die an der Wasseroberfläche "schwimmenden" Mikroben absammeln.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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plaenerdd

#10
Hallo,
ich habe heute noch ein wenig durch den Aufwuchsdschungel geschlagen. Dabei ist mir das Blumenrädertier Floscularia cf. janus vor die Linse geraten, das seine Hülle mit Detritusperlen bedeckt. Leider hat es sich nicht hervor gewagt, dafür aber Besuch von einem weiteren Rädertier hat:


Auch die beiden anderen sessilen Rädertiere möcht ich Euch noch einmal etwas besser abgelichtet zeigen.
Floscularia melicerta ein weiteres Blumenrädertier:


Und ein Reusenrädertier der Gattung Collotheca:


Neben diesem "Größwild" habe ich auch noch sehr kleine Amöben in großen Fressgemeinschaften entdeckt. Davon gab es wirklich sehr viele:


Viel Freude beim Betrachten wünscht
Gerd
EDIT: Nach Auskunft von Steffen Clauss handelt es sich bei den "Amöben" um Goldalgen (Chrysophyceaedas) der Art Chrysamoeba radians. Eine sehr interessante Spezies, da diese Art sich auch animalisch ernähren könne. Sie bilden Schwärmer und besitzen eine sehr kurzes (lichtmikroskopisch nicht sichtbar) und ein gut erkennbares Flagellum.
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Inverses: Willovert mit Ph

güntherdorn

#11
ich hab mir vor jahren in darmstadt beim kornradetreffen von wolfgang bettighofer die graue vorrichtung erworben und bin sehr zufrieden.
hier oben foto "klein1" und von mir fotografiert unten nochmal (ohne umlaufenden OT-haltegummi).
es passen 12 OT´s (6 x 2 OT´s) rein. die innenseiten beim doppel-einstecken sind fast frei und sauber.
wenn ich´s senkrecht auf den grund stelle hab ich sogar unten und oben andere tiere.
echt empfehlenswert.
ciao,
güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Michael L.

Guten Abend Gerd,

sehr gelungener Versuch! Möchte ich auch unbedingt auch mal ausprobieren und sehr schöne Aufnahmen.

@Günther wofür sind die Löcher in der Konstruktion haben die eine spezielle Funktion?

Beste Grüße

Michael

plaenerdd

Hallo,
jetzt hab ich doch noch so ein Blumenrädertier erwischt, das sich aus seinem Detrituspillenköcher hervor gewagt hat:
Aber der Bewuchs auf den Objekträgern hat stark abgenommen. Ich habe zu viel Kaulkquappen im Teich, die alle Algen verputzen und auch an meiner Falle die Scheiben putzen.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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D.Mon

Hallo Gerd,

sehr interessant.
Ich konnte leider noch keine Bumenrädertiere beobachten.
Danke fürs Zeigen.

Viele Grüße
Martin
Bitte per "Du" - Martin alias D.Mon
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Glück kann man nicht kaufen.
Aber man kann ein Mikroskop kaufen und das ist eigentlich dasselbe!
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Mikroskope: Motic Panthera U, Lomo MBS-10
Kamera: Sony ILCE-6400