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Spezieller Kondensor

Begonnen von Paul H., Mai 31, 2021, 09:09:21 VORMITTAG

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Paul H.

Ein kürzlich erworbenes Mikroskop "Henry Sutter, Basel" verfügt über einen Kondensor, den ich in dieser Form noch nie gesehen habe.
Beschreibung:
Der eigentliche Kondensor besteht aus zwei Linsen in einer konischen Fassung, welche auf einem Ring aufgeschraubt ist, der sich nach unten wegklappen lässt. An diesem Ring befindet sich ebenfalls eine Blende, welche jedoch nur geschlossen werden kann, wenn der Kondensor weggeklappt wird und welche somit nur verwendet werden kann, wenn sich zwischen Beleuchtung und Objektiv kein Kondensor mehr befindet.
Auf dem Ring befindet sich eine Abdeckung, welche in die Halterung am Mikroskop geschoben werden kann.
Unterhalb des Kondensors befinde sich eine ausklappbare Vorrichtung mit einer Blende und einer Schraube zur Einstellung einer schiefen Beleuchtung.
Weiss jemand Näheres über ein solches Modell und seine genaue Verwendung, der vermutlich von Leitz Wetzlar stammt? Dann wäre ich sehr dankbar für einen entsprechenden Kommentar.

Hugo Halfmann

#1
Guten Tag der Herr oder die Dame,

mit "hutaetae" kann ich so gar nix anfangen, ein richtiger Name wär schön, muss ja nicht der wirkliche sein, das nur vorab.

Die Kondensorbauart ist alt, Carl Reichert in Wien hat solche Kondensoren um 1900 gebaut. Was merkwürdig ist, ist die Blockade der Lamellenblende, das ergibt so keinen Sinn. Ich könnte mir vorstellen, daß da ein Reparaturversuch misslungen ist. Wie gut lässt sich denn die Blende verstellen, wenn der Stellhebel links von der Sperre ist?

Mach doch bitte Fotos vom ganzen Mikroskop (von allen Seiten) und zeig die hier, dann wissen wir alle besser, worüber wir hier reden. Es scheint mir jedenfalls kein Allerweltsgerät zu sein.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Urs 123

Hallo,
eine Fehlfunktion scheint mir hier nicht vorzuliegen. Ich habe einen sehr ähnlichen Kondensor von Zeiss Jena, bei dem das Linsensystem auch ausgeklappt werden kann und dann eine Irisblende freigibt, die im eingeklappten Zustand blockiert ist. Ich habe mir das so erklärt, dass das Teil aus jener Zeit stammt, als Zylinderblenden noch nicht ganz ausser Mode gekommen waren, parallel dazu aber schon die leistungsfähigeren Kondensoren mit Linsensystemen angeboten wurden. Eine Zeit lang wurden Mikroskope jedenfalls oft mit beiden Systemen ausgestattet. Das Teil würde es erlauben, ohne grosse Fummelei zwischen den beiden Kondensortypen zu wechseln.
Genau vermag ich es allerdings nicht zu sagen. Sicher gibt es hier im Forum Leute, die Genaueres beitragen können und nicht nur wie ich Vermutungen zum besten geben.
Herzlich
Urs

Paul H.

Hallo zusammen

Als Erstes möchte ich mich für die Antworten bedanken. Die Firma Henry Sutter wurde 1925 gegründet und verkaufte bis 1955 optische Geräte aller Art, darunter auch Mikroskope. Der Aufbau des Stativs ist ähnlich mit demjenigen eines Mikroskops der Firma A. Schröder Kassel (ich besitze 2 davon) und beide dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit von Leitz stammen, wobei letztere jedoch älter sind und über andere Kondensoren verfügen. Klappt man den mit Linsen versehenen Teil weg, dann befindet sich eine Irisblende direkt im Strahlengang der Beleuchtung. So hat man keinen Kondensor mehr, sondern lediglich eine Blende.
Ich hatte gehofft, dass der Kondensor auch einen Hinweis auf den Hersteller liefern könnte (Sutter dürfte seine Geräte lediglich unter seinem Namen verkauft haben, denn eine Produktionsstätte war an seinem Standort mitten in Basel vermutlich nicht vorhanden.
Leider habe ich bis heute keine baugleichen Objektive gefunden, die ebenfalls eine Zuordnung erlauben dürften.

Urs 123

Hallo,
schau mal hier:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9244.msg65352#msg65352
Der ausschwenkbare Kondensor sieht den Bildern nach zu schliessen ziemlich baugleich aus (die untere Blende für die schiefe Beleuchtung allerdings nicht so ganz).
Gruss Urs

Kurt

Hallo zusammen,

da möchte ich doch auch einen Beitrag zu diesen speziellen Kondensoren schreiben, denn in meinem Besitz befinden sich gleich 2 Stück dieser Kondensoren im Neuzustand. Die verchromte Außenhülse des Kondensors hat einen Durchmesser von 39,5 mm, passt also in die 39,5 mm Kondensoraufnahme von Zeiss und anderen Herstellern. Die Blende lässt sich nur schließen, wenn der Kondensor aus der verchromten Außenhülse ausgeklappt ist. Dann ist die Außenhülse jedoch leer und die Irisblende kann wie eine Iris-Kuppel geschlossen werden - den Sinn habe ich noch nicht erkannt....???!
Der linke Kondensor hat eine Beschriftung n.A. 1,40 auf dem Rechten steht nix, ich schätze, er hat n.A. 0,6 bis 0,8. Die Frontlinsen lassen sich abschrauben, alles sieht sehr solide verarbeitet aus. Wozu die Kondensoren gehören und was die seltsame Iris für einen Zweck erfüllt weiß ich leider auch nicht - aber im Forum gibt es bestimmt jemanden, der es weiß.
So, nun will ich die Kisten mal aufmachen, ein Hersteller ist schon erkennbar!

Viele Grüße
Kurt










Lupus

#6
Hallo,

diese Kondensoren kombiniert mit zusätzlicher Irisblende waren nicht ungewöhnlich, aber in der Praxis wurde diese Kombination vermutlich von wenig Kunden gewählt, und daher findet man sie selten. So etwas gab es von Zeiss ab 1894, aber seitlich ausschwenkbar. Von Leitz wurde die wechselbare Kombination Kondensor-Irisblende etwa zur gleichen Zeit angeboten, bis in die 1920er Jahre als Variante des sog. großen und mittleren Beleuchtungsapparates, etwa in der hier vorgestellten Bauweise von Seibert. Das Konzept war die schnelle Auswechselbarkeit zwischen Kondensorbeleuchtung und kondensorloser Beleuchtung, die Irisblende wirkte als objektnahe Leuchtfeldblende wie auch die üblicheren Versionen mit wechselbaren Zylinderblenden im Objekttisch oder dem früheren Rad mit Lochblenden unter dem Objekttisch. Solche Irisblenden am oberen Ende eines kurzen Konus gab es z.B. von Leitz auch allein, ohne Kombination mit dem Kondensor, als Alternative zu den auswechselbaren Zylinderblenden.

Hubert