Botanik: Ein alter König (Osmunda regalis) *

Begonnen von Fahrenheit, Juni 24, 2021, 22:53:37 NACHMITTAGS

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Herbert Dietrich

Hallo Dünnschliffbohrer,

nicht nur Menschen werden mit zunehmendem Alter schöner, das gilt auch für Farne wenn ihnen der Standort zusagt.
In manchen Gartenpartien versucht  Wurm- und Frauenfarn das Regiment zu übernehmen, da hilft dann nur abschneiden,
die frischen Wedel sind dann wieder eine Zierde.
Auch der Fieberklee ziert schon viele Jahre meinen Teich.

Deine Osmunda-Kinderstube gefällt mir sehr gut. Auf Torf selbst gezogen?

Herzliche Grüße
Herbert

Dünnschliffbohrer

Hallo Jörg,
es freut mich, dass dir das Bild mit den kleinen Königsfarnen und deren Prothallien gefällt. Eine Vorstellung von mir gibt es übrigens irgendwo in dem entsprechenden Unterforum - es sei denn sie hätte irgendjemand gelöscht, was ich mir aber nicht vorstellen kann.

Hallo Herbert,
ja, ich hatte ja schon einmal in einem anderen Diskussionsfaden die Prothallien gezeigt, die ich in einem Schraubdeckelglas auf feuchtem Küchenpapier gezogen hatte. Die sind leider in der Wohnung im Winter (im geschlossenen Glas) irgendwann dann doch eingegangen. Die hier gezeigten waren der Rest der Sporen, die ich auf einem Topf von einer eingegangenen Pflanze ausgestreut hatte. Er stand immer auf dem Balkon, aber vor direkter Sonnen geschützt (Ganz wichtig! Auch den wechselnden Sonnenstand zu den verschiedenen Jahreszeiten beachten!). Das Ganze befindet sich in einem alten Aquarium mit Torfmoos und fleischfressenden Pflanzen u. dergl., und stand auch im Winter draussen. Dort hat es bislang überlebt und die Aussaat ist jetzt 2 Jahre alt. Wichtig ist noch, das die Sporen m.W. nur kurze Zeit keimfähig bleiben (3Tage?), man sollte sie demnach möglichst schnell aussähen. Vielleicht ermuntert es den einen oder anderen ja zu ähnlichen Experimenten.
Allen mitlesenden einen schönen Abend!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde, lieber Herbert,

es hat ein wenig gedauert, aber ich bin nun zumindest dazu gekommen, die Schnitte vom Blattstiel (Petiolus) eines Wedels des Königsfarns aus Herberts Proben aufzuarbeiten. Lieber Herbert, noch einmal vielen Dank für das schöne Material!

Der Anschnitt zeigt es schon: in der Anatomie zeigen Rhachis und Petiolus keine nennenswerten Unterschiede. Eingebettet im Markparenchym liegt auch im Blattstiel ein zwar deutlich größeres (die Probe hat gut 7 mm Durchmesser) aber auf die gleiche Art an den Enden eingerolltes Leitgewebe mit innen liegendem Xylem. Wegen der Größe des Schnittes hier nur ein Ausschnitt einer der "Schnecken":

Bild 12 a,b: Rechte Seite des eingerollten Leitgewebes, Bild 12b mit Beschriftung



Der Aufbau des Querschnitts entspricht dem der Rhachis, wie in den Bildern 11 im Eingangsposting gezeigt (Xylem Xl, Tracheiden Tr, Phloem Pl, Markparenchym MP und Rindenparenchym RP). Allerdings finden sich rund um das Leitgewebe viele Zellen, deren Lumen grünlich, rötlich oder gar dunkelbraun gefüllt ist. Sicherlich Artefakte (Art) aufgrund der vorhandenen sekundären Pflanzenstoffe.
Der Durchmesser der Tracheiden liegt dabei zwischen 55 und etwas über 70 µm. ist also ähnlich groß, wie bei den entsprechenden Zellen in der Rhachis.

Einen kleinen Unterschied gibt es denn doch: an den Seiten des Blattstiels bildet sich eine Gewebeverdickung oberhalb des Sklerenchymrings:

Bilder 13a,b: Ein Übergang ins Blattgewebe? Bild 13b mit Beschriftung



Die Zellen in diesem aufgelagerten Parenchym (Pa) sind kugelförmig mit großen Interzellularräumen, sodass sich ein schwammiges Gewebe ergibt. Der Streifen ist an der breitesten Stelle ca. 275 µm breit.

Zusätzlich habe ich mir auch einmal die Sporangien des Königsfarns im Auf- und Durchlicht angesehen. Hier die Bilder dazu:

Bilder 15a,c: Sporangien und Sporen des Königsfarns




Bild 15a zeigt die Spitze eines fertilen Fiederblattes mit bereits geöffneten und entleerten Sporangien im Auflicht. Die einzelnen Sporangien öffnen sich dann an einem seitlichen Schlitz, ein bei stammesgeschichtlich jüngeren Farnen üblicher Öffnungsmechanismus (Anulus) fehlt. Bild 15b zeigt die leeren Sporangien nun im Durchlicht und in Bild 15c findet Ihr eine der wenigen Sporen, die noch zu entdecken waren. Ihr Durchmesser beträgt 67 µm.

Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

reblaus


Herbert Dietrich

Hallo Jörg,

ein beeindruckendes Bild, das werde ich ausdrucken und stolz verkünden:  "mein Farn!" :)
Sehr gut gefällt mir das Bild der Sporangien in beiden Versionen.

Danke fürs Zeigen und

herzliche Grüße

Herbert

Jürgen H.

Wunderschöne Bilder, Klasse geschnitten und gefärbt, lieber Jörg! Danke!

LG

Jürgen

Peter V.

Lieber Jörg,

auch wenn ich mich theroretisch wenig mit den "Häkeldeckchen" auseinandersetze, muss ich bei Deinen Bildern immer wieder staunen. Ich würde nicht nur sagen, sie gehören mit zu besten botanischen Schnittbildern, sondern einfach mal behaupten: Es sind die besten botanischen Schnittbilder, die ich je gesehen habe. Klarheit, Schärfe, Farbenpracht - einfach nur beeindruckend.

Hezrliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Fahrenheit

Liebe Freunde,

vielen Dank für Euer großes Lob! Es freut mich sehr, dass Euch die Aufnahmen gefallen.
Wenn sogar Peter bei "Häckeldeckchen" in Lobenshymnen verfällt ... :)

Lieber Herbert,

wenn Du Bild 12 drucken möchtest, kann ich es Dir auch gerne in voller Auflösung zur Verfügung stellen.

Allen herzliche Grüße
Jörg
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Herbert Dietrich

Lieber Jörg,

gerne.
Meine e-mail-adresse habe ich Dir per PM geschickt.

Herzliche Grüße

Herbert

rhamvossen

Hallo Jörg,

Ein sehr interessanter Beitrag mit wunderschöne Bilder. Beste Grüsse,

Rolf

jcs

Hallo Jörg,

sehr gelungene Bilder zeigst Du da! Wie hast Du die Sporangien unter's Mikroskop bekommen, um sie im Durchlicht so detailliert abbilden zu können?

LG

Jürgen

Fahrenheit

Liebe Freunde,

auch Euch vielen Dank für Euer Lob!

Für die Durchlichtaufnahme habe ich einfach ein Stückchen eines fertilen Fiederblättchen abgezupft und mit etwas Ethanol 30% auf den Objektträger gegeben. Deckglas drauf und leicht angedrück - das wars.

Herzliche Grüße
Jörg
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