Kaufberatung - Mikroskop mit Kamera bis 5000€

Begonnen von revnu, Juni 29, 2021, 01:04:02 VORMITTAG

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kmueho

Hallo Peter,

Zitatdoch etwas arg flapsig.

Wenn ich mir die Zeit- und auch Geldverschwendung vor Augen führe, die die (zumindest in meinem Anwendungsfall unhaltbaren) Niedrige-Auflösung-Theorien verursacht haben, dann ist das flapsige "nicht einlullen lassen" noch sehr höflich ausgedrückt. Ich habe wochenlang nach Adaptionsfehlern gesucht und mir auch von einem Kumpel einen Adapter für eine Kamera drehen lassen, die ich nun nicht mehr benutze. Glaub' mir, eigentlich geht mir da noch ganz anderes Vokabular durch den Kopf ;)

Viele Grüße,
Kai

Peter V.

#31
Hallo Kai,

aber Deine Anwedung ist ein Spezialfall, für den das gelten mag.

Jetzt wäre es aber doch interessant, einmal an einer Diatomee (die sind ja noch da  ;)) den Unterschied zu zeigen. Du hast ja offenbar eine höher und eine geringer auflösende Kamera.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Peter Reil

#32
Hallo Kai,

ich entleihe aus einem anderen Forum mal einen passenden Smiley:
Tut mir leid, wird leider nicht richtig angezeigt. Insofern nutzlos

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

revnu

Zitat von: Peter V. in Juli 01, 2021, 15:36:06 NACHMITTAGS
Ich denke dennoch, dass solche Diskussionen (in diesem Thread) den Fragesteller letztlich nur verwirren und hier nicht zielführend sind.

Keine Sorge, bin da resistent ;) Bzw les ich da trotzdem gerne mit, weil ich evtl zwischen den Zeilen noch paar wichtige infos aufschnappen kann. Zum Thema Kamera kann ich evtl auch was beisteuern:

Seit ca. 3 Monaten befasse ich mich mit der Astrofotografie und bin durch eine Verkettung von Zufällen zu diesem Teleskop gekommen (als Leihgabe):

https://www.wega-telescopes.de/shop/Skywatcher-Dobson-Teleskop-N-400-1800-Skyliner-FlexTube-BD-DOB-GoTo-p143049728

(im Prinzip mag ich gute Optik und was man damit machen kann, sowohl im mikroskopischen, als auch im makroskopischen Bereich - das stellt auch einen Teil meiner Motivation für die Mikroskopanschaffung dar)

Jedenfalls werde ich auf den guten Tipp eines sehr versierten Astrofotografen diese Planetenkamera kaufen (ist wohl ein sehr leistungsstarker Geheimtipp):

https://www.amateurastrophotography.com/what-makes-the-qhy5iii426-different

Ursprünglich wollte ich eine Vollformat/Systemkamera nehmen (die Nikon Z6 hatte ich übrigens auch im Auge, weil sie trotz Vollformat recht erschwinglich ist). Davon hat er mir dann abgeraten, weil es für Planeten wohl genau das falsche wäre - braucht man eher für panorama-deepsky.

Naja lange Rede kurzer Sinn: Habe dann auch schnell gemerkt, dass man die CAM schon recht anwendungsspezifisch auswählen sollte. Im idealfall hat man verschiedene CAMs für verschiedene Ziele. Würde mich natürlich freuen, wenn mir jemand bestätigen könnte, dass ich die CAM auch für das Mikroskop benutzen kann (und dabei anständige Resultate hätte) dann hätte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wage es aber zu bezweifeln, weil Planetenkameras bis ins hohe Infrarot empfindlich sind und mit Mikroskopie - welche IR aus nächster Nähe quasi direkt auf den Sensor strahlt - vermutlich schwer zu vereinbaren sind. Könnte natürlich einen IR-Filter aufsetzen. Aber worauf ich hinaus will: Könnte mir sehr gut vorstellen, dass die (vermutlich) auf Mikroskopie spezialisierten Kameras auf der Seite von Christian Linkenheld nicht ohne Grund dort aufgeführt sind und im Preis bis 1230€ rauf gehen.

Ich wäre tatsächlich bereit solch einen Preis für eine Kamera zu zahlen, wenn die Resultate zufriedenstellend sind. Dabei geht es mir in erster Linie darum, dass ich es angenehmer finde auf einem Bildschirm zu gucken (und dabei leichte Verluste gerne hinnehme), aber weiter geht es mir auch darum, dass ich gerne mal Filmchen von Mikroorganismen aufnehmen würde - also Tatsächlich keine Fotos, sondern bewegtes Bild  :D

Der Schwerpunkt soll natürlich nicht auf der Kamera liegen : - )

Nach allem was ich gelesen habe, tendiere ich nicht mehr zu einem inversen Mikroskop. Würde ich es so hinbekommen wie Rolf, keine Frage dann "sofort her damit bitte". Aber gefühlt stehen die Chancen schon hoch, dass es dann nicht so hinhaut wie erhofft. Invers ist vielleicht in Zukunft mal als Zweitmikroskop fein zu haben.

Mir wurde per PN ein Leitz Orthoplan mit DIC angeboten. Etwas altbacken im Design, aber macht schon was her <3 War früher wohl unerschwinglich für normalsterbliche und nun dafür preisleistungstechnisch gut unter den gebrauchten.

Auch ein Zeiss-Axioskopen-50 wurde mir angeboten. Könnte evtl jemand ein paar Worte zu den beiden Mikroskopen sagen?

LG Ünver

Peter V.

#34
Hallo Ünver,

ZitatEtwas altbacken im Design, aber macht schon was her
Das hab ich aber mal überlesen!!!  Altbacken im Design.. >:(  ;) Ein weißes Orthoplan macht aber doch nun wirklich "richtig was her". Für meine Begriffe ist es auch ästhetischer und wertiger als ein Axioskop 50, aber das ist zugegebenermaßen Geschmacksache.

Es gibt einen Mikroskopikerkollegen, der drei weiße Orthoplane in Top-Zustand besitzt und in einem stylishen Arbeitszimmer im "Schöner Wohnen" Ambiente stehen hat. Das ist schon ein prächtiger Anblick! Sie sind für meine Begriffe technische Ikonen und ich finde sie tatsächlich keineswegs "altbacken".
Natürlich ist es wie immer im Leben: Andere finden die alten "Rundrücken" schöner (also die endlichen Zeiss-Modelle wie Phomi etc.), aber so etwas käme für meine Begriffe bei Deinem Budget nicht in Frage.

Manche mögen eben mehr "Bauhaus-Archtiketur" (Orthoplan), andere lieber das verklinkerte Satteldachhaus.  ;)

Es ist für die meisten Foristen kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan des Orthoplan bin. Es ist mechanisch qualitativ über jeden Zweifel erhaben und vermutlich das "beste" Mikroskopstativ, das je gebaut wurde. In keinem Mikroskop findet sich ein derart ausgefeilter, komplexer und langlebiger Trieb wie in einem Orthoplan. Dagegen sind die Triebmechaniken aktueller Mikroskope, selbst der führenden Hersteller,  fast  "G'lump". Ein frisch überholter Orthoplan-Trieb läuft wie neu. Durch die komplexe Mechanik ist zum beispiel ein Übel vieler neuerer Modelle, nämlich ein langsames Absinken des Tisches, schlicht nicht möglich. So etwas habe ich schon mehrfach z.B. bei einem Leica DMLB etc. erlebt.

Optisch können Orthoplane bzw. ihre Optik mit aktuellen Mikroskopen absolut mithalten, da sie schon zu Ihrer Zeit ein Sehfeld von 30 boten, was man selbst bei modernen Zeiss und Leicas nicht immer findet.
Aufrüstbar ist es bis zum "geht nicht mehr" für wirklich alle erdenklichen Kontrastverfahren (Phako, DIK, Fluoreszenz, Auflich Hellfeld, Auflicht-Dunkelfeld und Auflicht-DIK). Was die Flexibilität betrifft, ist das Orthoplan wohl unübertroffen. Es ist quasi ein riesiger Baukasten, man kann das Stativ beliebig bestücken und der Gebrauchtmarkt hierfür ist ergiebig.

Mit einem Orthoplan macht man sicher nichts falsch (mit einem Axioskop 50 aber auch nicht wirklich). Bei einem Axioskop würde ich aber auf jeden Fall darauf achten, dass es (und das haben leider die wenigsten Axioskope) mit einem Revolver ausgestattet ist, der bereits über DIK-Schlitze verfügt; ansonsten ist eine vielleicht mal angestrebte Aufrüstung mit DIK nicht möglich!

Der Nachteil des Axioskops gegenüber dem Orthoplan ist, dass es nicht so umfassend "flexibel" ist. Es gibt keine Wechselrevolver, Man kann es nicht mal eben auf Auflicht oder Fluoreszenz umbauen. Man muss das Axioskop so nehmen, wie man es bekommt und kann es kaum auf-/umrüsten. Die Optik für das Axioskop ist in der Regel noch deutlich teurer als für das Orthoplan.

Zweifelsohne ist aber das Axioskop auch ein gutes solides Gerät. Designtechnisch muss ich sagen, dass ich die ganzen Zeiss-"Pyramiden" nicht so gelungen finde, aber das ist ja alles Geschmacksache.

Herzliche Grüße
Peter



Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Marcus_S

Moin Ünver!

Die Überlegung, Astrokameras auch ans Mikroskop zu tackern, die hatten auch hier im Forum schon mindestens vier andere Menschen. Und sehr oft funktioniert das sehr schön: klein, leicht, kein Spiegelschlag, keine Vibrationen, extrem hohe Empfindlichkeit, Möglichkeit ultrakurzer Belichtungszeiten und Möglichkeit der Nutzung seltsamer Spektralbereiche und noch dazu keine Bildprozessoren, die sich ungefragt einmischen. Allerdings sind die Kamerachips eher klein oder die Kameras entsprechend teuer, so daß man als Normalverdiener um eine Anpassungsoptik kaum herumkommt. Es gibt hier im Forum ein paar sehr schöne mit Astrokameras gemachte Bilder, Du kannst hier ja mal nach der ASI 178MM, der ASI 185MC und der ASI 120MC suchen.

Was Deinen Link angeht: ich habe gerüchteweise gehört, daß die kompakte Bauform (zum Einstöpseln in den OAZ) eher nicht ganz so günstig sein soll, weil die Kamera dann ihre Wärme wegen der geringen Oberfläche nicht ordentlich wegbekommt und durch ihre eigene Wärmeentwicklung ein wenig mehr rauscht. Da sollen die "großen" Bauformen tendentiell günstiger sein. Wie gesagt: hab ich irgendwo aufgeschnappt und ich weiß nichts über den Wahrheitsgehalt.

Die IR-Empfindlichkeit der Astrokameras ist mit einem ordentlichen Filter eigentlich kein Thema, da gibt es hier auch ausreichend viele Untersuchungen zu, ein Beloptik UV-IR-cut und Ruhe ist. Und, ja, man kann mit Astrokameras auch Tümpeltierchen filmen ;-)


Viele Grüße von

Marcus

revnu

Zitat von: Marcus_S in Juli 01, 2021, 23:03:26 NACHMITTAGS
Was Deinen Link angeht: ich habe gerüchteweise gehört, daß die kompakte Bauform (zum Einstöpseln in den OAZ) eher nicht ganz so günstig sein soll, weil die Kamera dann ihre Wärme wegen der geringen Oberfläche nicht ordentlich wegbekommt und durch ihre eigene Wärmeentwicklung ein wenig mehr rauscht. Da sollen die "großen" Bauformen tendentiell günstiger sein. Wie gesagt: hab ich irgendwo aufgeschnappt und ich weiß nichts über den Wahrheitsgehalt.

Danke für den Hinweis. Da die von mir verlinkte Kamera (QHY5III462C) ja lediglich 400€ (inklusive aller Filter, die sich ein Astrofotografenherz nur wünschen kann) kostet, lasse ich es glaube einfach mal drauf ankommen. Man könnte jetzt natürlich komplett übertreiben und eine QHY268 mit Kühlung kaufen - nur die kostet alleine ja schon mal stolze 2500€. Dann lass ich lieber die 400€-Kamera laufen bis sie heiß wird und lass sie dann im Anschluss abkühlen  ;D

Ich denke ich fokusiere mich bei der Recherche jetzt erst mal auf das Mikroskop ansich - denke dabei natürlich an den Tritubus - und kann später die Kamera aufrüsten, wenn ich möchte. Wenn ein "auf Mikroskopkameras spezialisierter super-nerd" noch ein Paar Gedanken dazu loswerden will: finde die Thematik auf jeden Fall trotzdem spannend und tausche mich da gerne aus. Highspeedkameras sind z.B. auch ne feine Sache und ich könnt mir vorstelen, dass es sehr spannend ist sich Pantoffeltierchen oder Dergleichen damit anzuschauen. Wenn man tümpelt, könnt man ja sogar mehr oder weniger mit den Wesen interagieren...ich philosophiere grad nur im Rahmen der Möglichkeiten - dafür wäre ja wieder invers nötig. Werde ich mir glaube irgendwann mal zusätzlich zulegen, ist tatsächlich ein nice2have. Auch ein gutes Stereo Auflichtmikroskop sollte eigentlich in der Sammlung nicht fehlen. Nun aber erst mal das Durchlicht, um wieder richtig in die Mikroskopie reinzukommen :-)


revnu

Zitat von: Peter V. in Juli 01, 2021, 22:59:48 NACHMITTAGS
Es ist für die meisten Foristen kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan des Orthoplan bin.

Ja, hab ich auch entdeckt, als ich mich grad etwas über das Modell hier im Forum eingelesen habe  :D

Ich nehme alles zurück: das Orthoplan ist ein heißes Gerät! "Altbacken" kam mir nur in den Sinn, weil ich als ich das erste mal danach gegoogelt hatte dieses Angebot entdeckt hab:

https://www.ebay.de/itm/392292496880?hash=item5b567475f0:g:YYYAAOSwVkxc0Xzo

Und wenn man sich da das Netzteil anschaut, sieht das aus wie aus den 70ern. Fühlt sich im high-tech-alter-2021 schon irgendwie merkwürdig an. Und intuitiv hat man mehr das Gefühl, dass heutige Mikroskope das lange überholt haben sollten.

Wohingegen dieses Angebot eines Orthoplans deutlich moderner aussieht.....auf jeden Fall, wenn man sich das Netzgerät anschaut:

https://www.mikroskop-online.de/mikroskope/verkauf/gebrauchte-mikroskope/durchlichtmikroskope/leitz-orthoplan-durchlichtmikroskop/

Es scheint das Mikroskop wohl - je nach alter - in verschiedenen Ausführungen zu geben. Gibt's hier irgendwas zu beachten beim Kauf?

kmueho

Hallo Ünver,

Axioskop 50 vs. Orthoplan:

Es gibt zwischen beiden Mikroskopen einen prinzipiellen Unterschied. Das Orthoplan ist ein (sogenanntes) endlich korrigiertes Gerät, während das Axioskop unendlich korrigiert ist.
Endlich korrigierte Mikroskope haben eine festgelegte Tubuslänge. Beim Orthoplan sind das 170mm. Bei unendlich korrigierten Mikroskopen ist die Tubuslänge beliebig, da innerhalb des Tubus der Strahlenverlauf parallel ist. Daher das "unendlich". Bei endlich korrigierten Mikroskopen übernehmen die Okulare die Korrektur der Abbildungsfehler der Objektive. Bei den Unendlichen macht das eine spezielle Linse im Tubus.

Vor- und Nachteile der (älteren) Endlich-Welt (Orthoplan):
a) Vorteile:
Da in der heutigen Forschung (praktisch) nur noch Unendlich-Geräte eingesetzt werden, bekommt man "angeblich ausgedientes" Material zu deutlich günstigeren Preisen. Das kann aber tiptop in Ordnung sein und führt zu einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis. Da sich weder Objektive noch Okulare in die Unendlich-Welt mitnehmen lassen, kriegt man auch gelegentlich eine (bezahlbare) Vollausstattung angeboten, die ihresgleichen sucht.
Zudem wurden vor (z.B.) 50 Jahren noch Geräte gebaut, die möglichst lange halten sollten. "Geplante Obsoleszenz" war damals noch ein Fremdwort. Insbesondere steht Leitz für kompromissloses, mechanisches Design. Ich kann voll verstehen, dass Peter vom Orthoplan begeistert ist. Denn sowas wird heute nicht nur nicht mehr gebaut, es könnte heute auch niemand mehr sowas bauen.
b) Nachteile:
Die Endlich-Technik wird seit ca. 20 Jahren nicht mehr weiterentwickelt. "Megasprünge" sind in der Optik in dieser Zeit keine gemacht worden, aber völlig stehengeblieben ist die Zeit auch nicht. D.h., mit einem Endlich-Mikroskop wird man immer mit Technik aus dem "letzten Jahrtausend" vorlieb nehmen müssen. Die Tatsache, dass die Okulare Korrekturen vornehmen, erschwert die Kameraadaption. Eine "Ofenrohr-Adaption" (vom Trino-Tubus direkt auf den Kamerasensor) ist wegen der fehlenden Korrektur mit Abbildungsfehlern behaftet. D.h., man braucht entweder ein spezielles Projektiv oder muss mit einem Kamera-Objektiv durch ein (in den Kameraausgang des Trinotubus eingesetztes) Okular fotografieren. Kamera-Objektive mit Kunststofflinsen kommen häufig nicht mit dem scharf gebündelten Strahl aus dem Okular zurecht.


Vor- und Nachteile der (neueren) Unendlich-Welt (Axioskop):
a) Vorteile:
Es stehen modernste Objektive zur Verfügung. Aperturen von 1,4 und mehr sind erhältlich. Eine brauchbare Kameraadaption bekommt man zur Not mit der Pappröhre einer Küchenrolle hin. Wegen der beliebigen Tubuslänge können weitere Geräte/Analysatoren vor/unter den Trinotubus gesetzt werden. Wer es drauf anlegt, kann Details sichtbar machen, die einem Orthoplan "auf ewig" verborgen bleiben.
b) Nachteile:
Der Preis! Was nützt einem ein tolles Objektiv-Angebot, wenn man sich das nicht leisten kann/will? Gebrauchtgeräte sind meistens vollständig "geplündert" oder nur mit minderwertigen Objektiven bestückt, damit es nicht gar so nackt aussieht. D.h., man "darf" sich jegliches Zubehör noch extra kaufen.
Zudem ist das Axioskop im Vergleich zum Orthoplan ein "Plastikbomber". Das Stativ selbst ist zwar aus Alu-Guss, aber z.B. die Hauptwelle der Fokus-Einstellung ist tatsächlich (inkl. Zahnrad) aus Kunststoff. Wer Auflicht-Dunkelfeld haben möchte, benötigt Objektive mit M27-Gewinde - und natürlich den passenden Revolver. Da wird es (gegenüber Standard-RMS-Gewinde) nochmal einen Tacken teurer.


Ich besitze übrigens ein Axioskop, aber auch ein Leitz SM-Lux-HL

Viele Grüße,
Kai

othum

Hallo Ünver,

Zitat von: revnu in Juli 01, 2021, 22:23:51 NACHMITTAGS
Jedenfalls werde ich auf den guten Tipp eines sehr versierten Astrofotografen diese Planetenkamera kaufen (ist wohl ein sehr leistungsstarker Geheimtipp):

https://www.amateurastrophotography.com/what-makes-the-qhy5iii426-different

um es kurz zu machen: Planetenkameras sind keine gute Wahlfür die Mikrofotografie

Langversion:
Astro- und Mikrofotografie hat viele Gemeinsamkeiten. Unter anderem muss man sich mit den "wahren" Hintergründen von Optiken, Sensoren, Auflösungen, Auflösungsgrenzen, etc. befassen und muss über den Tellerand der "normalen" Fotografie herausschauen, wo einige der komplexen Zusammenhänge für Consumer vereinfacht dargestellt werden.
In der Astrofotografie bestimmen Durchmesser und Seeing im Wesentlichen die erreichbare Auflösung, danach wählt man Anhand der Brennweite die Pixelgröße und dann das Format, was man ausleuchten möchte in Abhängigkeit vom Motiv. Und hier ist die Planetenfotografie eine Besonderheit: Planeten sind meist selbst bei langen Brennweiten sehr klein und füllen den Bildkreis bei weitem nicht aus. Daher reicht es hier meist aus, einen sehr kleinen Sensor einzusetzen und nur einen Ausschnitt zu belichten. Die resultierenden kleinen Bilder haben den Vorteil, dass man schnell hunderte Bilder machen kann ("Lucky Imaging"), mit denen man dann am Rechner höher aufgelöste Bilder interpolieren kann.

In der Mikroskopie ist die Ausgangssituation meist anders. Üblicherweise hat man nur eine Kamera und man orientiert sich an seinem leistungsstärksten Objektiv (also dem, mit dem höchsten Verhältnis von NA zu Vergrößerung) und nimmt für die anderen Objektive ein Oversampling in Kauf. Üblicherweise will man aber immer möglichst viel vom Bildfeld ablichten, daher wird meist mindestens µ-4/3, häufiger aber APS-C oder sogar FF als Sensorgröße verwendet.
Welche Auflösung braucht man? Wenn man "nur" dokumentieren will, reichen 5 MPx vollkommen aus; hier im Forum werden zB meist Fotos unter 1 MPx gezeigt. Alternative auch Handyfotos durchs Okular (vermutlich die preiswerteste aller Optionen, da Smartphone meist es vorhanden).
Will man aber das Maximale an Auflösung aus seinen Bildern rausholen, muss man analoge Rechnungen zur Astrofotografie anstellen. Aus NA und Vergrößerung ergibt sich die sensorseitige Auflösung, mit Nyquist Theorem daraus der benötigte Pixelabstand, aus dem Bildkreis dann die Sensorgröße, bzw. Auflösung. Wenn man das ausrechnet, stellt man fest, dass man für absolute Spitzenobjektive vielleicht sogar 36MPx oder mehr braucht (in meinem Fall zB bei einem Zeiss PlanApo 10x/0.45). Aber nochmal: Da geht es um allerhöchste Ansprüche und da ist es nicht mit einer hochauflösenden Kamera getan, dann braucht es penible Sauberkeit, geeignete Präparate, hochwertige Kameraadaptionen und einiges an Bildbearbeitungs Know-How, um das wirklich auszureizen. Meist reicht eine APS-C Sensor mit üblicher Auflösung (~16MPx) für die Bedürfnisse aus, höhere Auflösung schadet aber nie ;)

Welche Kamera Du jetzt kaufen solltest, hängt also zum ersten von Deinen Ansprüchen ab (siehe oben). Dann aber auch vom Mikroskop. Gerade bei älteren Gebrauchtmikroskopen (insbesondere aus der Endlich-Zeit) muss man schauen, welche Möglichkeiten man überhaupt hat, eine Kamera zu adaptieren (mit/ohne Relaisoptik, etc.). Das kann im Endeffekt die Auswahl der möglichen Kameras stark limitieren.

Zur Frage Axioskop vs. Orthoplan sage ich lieber nix, das ist wie Mercedes vs. BMW oder Nikon vs. Canon. Wie Du meiner Signatur entnehmen kannst, bin ich sehr zufriedener Axioskop 50 Benutzer (und Benutzer eines inversen Axiovert ;) ).

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

othum

Hallo Peter,

Zitat von: Peter V. in Juli 01, 2021, 14:15:42 NACHMITTAGS
Hallo,

1) Zum Thema Inversmikroskop: Ich habe noch nie erlebt, dass einem quasi "Neu-Mikroskopiker" ein Inversmikroskop empfohlen wurde.

.....

Das erste Problem ergibt sich schon bei einem deckglasbedeckten Objekt, dass bei einem einfachen Inversmikroskop an den Rändern der

ich wollte Dir in dieser Hinsicht (Empfehlung für Anfänger) auch nicht widersprechen. Lediglich Deiner weiter oben gemachten Aussage, inverse Mikroskope seien "denkbar ungeeignet". Wenn man zu einem inversen Mikroskop günstig käme, würde da prinzipiell nichts dagegen sprechen. So ging es auch mir seinerzeit ;)

Wenn ich mir die Deinen zweiten Teil ("..deckglasbedeckten Objekt..") so durchlese, kann es aber auch sein, dass mein Axiovert (sehr ähnlich im Aufbau zu dem von Rolf gezeigten und auch vergleichbar ausgestattet, nur ein Ticken neuer) vielleicht etwas näher an aufrechten Mikroskopen ist, als die drei, die Du in Deiner Sammlung zeigst. Zumindest habe ich da nicht nur so ein winziges Guckloch im Kreuztisch sondern eine große Öffnung, auf die ein normaler Halter für Objektträger drauf kommt, so dass die exakt gleiche Bedienung wie beim Axioskop erfolgt (außer, dass der OT auf dem Kopf steht). Außerdem der gleiche Kondensor, der gleiche Fluoreszenzschieber, die gleichen Objektive, etc...

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

Peter V.

#41
Hallo Ünver,
Zitat
Ich nehme alles zurück: das Orthoplan ist ein heißes Gerät! "Altbacken" kam mir nur in den Sinn, weil ich als ich das erste mal danach gegoogelt hatte dieses Angebot entdeckt hab:

https://www.ebay.de/itm/392292496880?hash=item5b567475f0:g:YYYAAOSwVkxc0Xzo

Und wenn man sich da das Netzteil anschaut, sieht das aus wie aus den 70ern. Fühlt sich im high-tech-alter-2021 schon irgendwie merkwürdig an. Und intuitiv hat man mehr das Gefühl, dass heutige Mikroskope das lange überholt haben sollten.

:D  :D  :D

Da hast Du Dir aber auch wirklich ein in jeder Beziehung abschreckendes Bild ausgesucht. Nein, "so" sieht ein schönes Orthoplan wirklich nicht aus!! Deshalb kauft das auch seit Jahren keiner und es steht in der Bucht wie Blei. Dieses "schrottig" wirkende Teil kenne ich nun auch schon seit Jahren in Ebay.

Unten ein Foto von Florian Stellmachers Orthoplan. So sieht ein schönes Orthoplan aus. Ich finde, es wirkt durchaus "modern" und keineswegs altbacken - ich finde es sogar wesentlich ästhetischer als die ganz neuen Leicas und Zeiss, die mich mitllerwweile fast an die Casemodding-PCs der Gamer erinnern  ;) (incl. LED-Lichtorgel beim Primostar).
Ein weißes Orthoplan hat für mich ein zeitloses Design, ähnlich wie eben "Bauhaus"-Stil oder die früheren Produkte von Braun der Deisgner Rams und Lubs. Aber das ist ja letztlich Gecshmacksache, man kann ja auch den "Skistiefel" von Zeiss (Axio Lab) schön finden.

Letztlich sind beim Orthoplan aber die inneren Werte ausschlaggebend (sprich: Extreme Ausbaubarkeit, Flexibilität, Wertigkeit/Haltbarkeit). Gegen ein passend ausgestattetes allerdings weniger flexibleres und ausbaubares) Axioskop spricht aber auch nichts.

Herzliche Grüße
Peter



Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

kmueho

#42
Hallo an beide Peter,

ZitatJetzt wäre es aber doch interessant, einmal an einer Diatomee (die sind ja noch da  ;)) den Unterschied zu zeigen. Du hast ja offenbar eine höher und eine geringer auflösende Kamera.

ZitatSmiley: "Ohne Pics - Glauben wir nix!!

So, habe extra die 12MP-Kamera an das Axioskop angepasst. Das Objekt ist eine Diatomee - nix Besonderes. Das Objektiv ist ein Plan Neofluar 20x/0,5 - auch nix Besonderes. Die Kombination aus Diatomee und Objektiv ist dahingehend "optimiert", dass feinste Details im Okular sichtbar werden. Also solche, die zwar noch erkennbar sind, aber eben sehr klein.

Anbei ein Foto mit entspr. Ausschnitten. Es wurden keinerlei Bildverbesserungen vorgenommen. Alle Übersichten und Ausschnitte sind so, wie sie aus der jeweiligen Kamera kamen.

Mit 24MP ist die Porenstuktur fotografierbar. Mit 12MP bleibt da nichts übrig.

Viele Grüße,
Kai

PS.: Beide Aufnahmen wurden mit ISO 100 gemacht.

Rene

mhmm, I'm not convinced, Kai.
What happens when you reduce your first images 50%? I bet it is better than the second image.

Best wishes, René

othum

Zitat von: kmueho in Juli 02, 2021, 12:32:58 NACHMITTAGS

Mit 24MP ist die Porenstuktur fotografierbar. Mit 12MP bleibt da nichts übrig.


Danke für das schöne Beispiel. Aber nochmal ums genau zu machen:
Die Anzahl der MPx ist irreführend, weil da das Sensorformat drin steckt. Was zählt ist der Pixelabstand; der muss zur Auflösung des Objektivs passen.
In Deinem Beispiel (Plan NF 20x/0.5) liegt das Abbe Limit bei einer Auflösung von 550 nm. Bei 20x Vergrößerung wird das also zu 11 µm auf der Bildebene, wenn man direkt ohne weitere Vergrößerung belichtet. Nach Nyquist braucht es mindestens eine 2-fache, besser 3-fache Überabtastung, also mindesten <5.5µm, besser <4 µm Pixelabstand auf dem Sensor, um die Auflösung des Objektivs maximal nutzen zu können.

Beste Grüße, Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1