Hauptmenü

Amöbe

Begonnen von Peter V., September 12, 2021, 12:58:05 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Peter V.

Hallo,

bei der Suche nach Bärtierchen im Dachmoos präsentierte sich u.a. diese vollgefressene Amöbe (zu der ich sonst leider nicht viel sagen kann).

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Martin Kreutz

#1
Hallo Peter,

ich war ein paar Tage im Urlaub und habe Deinen Beitrag mit Deinem Amöbenfund erst jetzt gesehen. Es handelt sich eindeutig um Amphizonella violacea, obwohl Du die Farbe aus Deiner Aufnahme ziemlich gut rausgeklopft hast. Diese Amöbe ist nämlich strahlend violett gefärbt! Sie kommt in extremen Standorten vor wie Dachmoosen aber auch in Torfmossen, die immer wieder austrocknen. Ich habe Amphizonella violacea ebenfalls (massenweise) in Dachmoos gefunden. Die Amöbe ist ca. 200 µm groß:


SH = Schleimhülle

Sehr typisch für diese Amöbe ist neben der violetten Pigmentierung (eventuell ein UV Schutz) eine deutliche und dicke Schleimhülle:



Diese Schleimhülle ist eher wie eine Lederhaut. Sehr zäh. Deshalb zählt Amphizonella violacea auch zu den Schalenamöben (Testaceen), da diese "Lederhülle" eine unregelmäßige Mundöffnung bildet:


MO = Mundöffnung

Die Pigmentierung wird durch 0,1 - 1,5 µm große, violett gefärbte Vesikel im Plasma hervorgerufen:



Neben diesen violett gefärbten Vesikeln gibt es auch farblose. Platzt die Amöbe, schlägt die Farbe der violetten Vesikel in Braun bis Braungelb um. Ich vermute eine Reaktion mit Sauerstoff oder eine enzymatische Reaktion (Autolyse).

Der Zellkern ist groß und liegt zentral. Er enthält zahlreiche, randständige Nucleoli, ähnlich wie Amoeba proteus:


ZK = Zellkern

Hier die Beschreibung von Amphizonella violacea von Ferry:

https://www.arcella.nl/amphizonella/

Außerdem möchte ich noch auf meinen Beitrag über Zonomyxa violacea im Tümpler Forum hinweisen, welche fast identische Merkmale wie Amphizonella violacea aufweist (eventuell synonym):

https://www.mikro-tuemplerforum.at/viewtopic.php?f=22&t=625

Schönen Abend

Martin

Peter V.

Lieber Martin,

Danke für die Antwort und den schönen Beitrag, den Du daraus gemacht hast. Ich gebe zu - gewisse Ähnlichkeiten zwischen Deinen Bildern und meinem Bild bestehen... 8) Aber das liegt natürlich nuuur an Deinem Super-Highend-XXL-Resolution-DIK, damit kanns ja jeder  ;)

So richtig wurde da aber farblich nichts rausgeklopft. Tatsächlich waren meine Exemplare bei Weitem nicht so stark violett. Wenn es ein Sonnenschutz sein sollte - vermutlich brauchte es dieses Jahr (zumindest hier im Ruhrgebiet) auch kaum etwas davon. Anbei eines der unbearbeiteten Originalbilder, wobei ich zugebe, dass ich (weil es alles schnell gehen sollte - ich wollte live per Zoom bei den Tübingern Bärtierchen zeigen) keinen gescheiten Weißabgleich an der Kamera durchgeführt habe. Aber ich versichere Dir, dass es mir aufgefallen wäre, wenn meine meine Exemplare so schön "lila" gewesen wären.

Dein Beitrag ist aber Ansporn für mich, mir dieses Objekt noch einmal vorzunehmen. Das sollte bei meiner speziell dafür angelegten Bärtierchen-Zuchtanlage kein Problem sein, sie noch einmal zu finden.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Fraenzel

Hallo Peter,
du erwähnst hier deine Bärtierchen-Zuchtanlage. Die würde nicht nur mich hier sehr interessieren. Ich lebe bisher bei meiner Bärtierchensuche von runtergefallenen Moosstückchen auf der Terrasse.
Dafür zeigst du hier zusammen mit Martin eine interessante, schön fotografierte, Amöbe.
Mikrogrüße
Peter
auch ich mag das "Du"

plaenerdd

Hallo Peter (Fraenzel),
Peter (V.) meint mit der Bärtierchenzuchtanlage ganz sicher sein abgebildetes moosreiches Dach.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Fraenzel

Moin Gerd,
diesen Verdacht hatte ich auch schon. Aber sicher ist sicher.
Mikrogrüße
Peter
auch ich mag das "Du"

Peter V.

#6
Hallo Peter,

auf dem ersten Foto - d a s ist die "Bärtierchen-Zuchtanlage"!  ;) Auf den seltsamen Dachbetonsteinen (?) wächst das Moos wie nix und diesen Sommer (oder wie auch immer man die lange Regenzeit hier nennen will) ganz besonders. Ich habe dank mehrerer Dachflächenfenster problemlosen Zugang und muss nicht warten, bis mir ein Moostückchen auf die Terrasse fällt.

Günther Dorn berichtete übrigens am Sonntag bei den Tübinger tatsächlich über eine Vorrichtung zur "Haltung" von Bärtierchen.  Ggf. schreib ihn mal an, er kann Dir sicher die Quelle nennen. Ansonsten gibt es ja umfassende Informationen im Bärtierchen-Journal.  Auf derSeite der TMG ist auch ein GIF von Günther eingebunden, das das vollständige Eintrocknen einer Bärtierchens und seine Wiedererweckung nach Zugabe von Wasser zeigt.

Herzliche Grüße
Peter


Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Fraenzel

#7
Vielen Dank für dir erschöpfende Antwort. Leider habe ich kein Flachdach hier.
Gruß Peter
auch ich mag das "Du"

Peter V.

#8
Hallo,

das ist kein Flachdach, es sieht nur durch die Haltung der Kamera so aus. Das ist ein ganz normales Satteldach.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

plaenerdd

Hallo Peter (V.)
jetzt sehe ich auch, dass die Bäume im Hintergrund in erhebliche Schieflage geraten sind oder war es der Kameramann?
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph